»Auf der Kleidung?«
Isaac nickte. »Vor ein paar Jahren gab es ein paar Gelegenheiten, bei denen ich, na ja, Hannah geärgert habe, und das hat sie mir heimgezahlt.«
»Wie heimgezahlt?«
»Na ja, offensichtlich habe ich in der Schule Sachen mit Sesamstraßen- und Disney-Motiven getragen.«
Ich starrte ihn an. »Wirklich? Das hat sie Ihnen angetan?«
Isaac nickte. »Offensichtlich. Natürlich wusste ich nichts davon, bevor ich in der Schule ankam und jemand mir sagte, dass mein Bibo-T-Shirt so gelb sei, dass selbst er es sehen konnte, und er hatte nur noch zehn Prozent Sehkraft.« Dann fügte er hinzu: »Aber so was hat sie seit Jahren nicht mehr gemacht. Jedenfalls nicht, dass ich wüsste.«
Ich lachte, weil ich es nicht glauben konnte. Und dann erst recht, weil es lustig war.
Isaac warf mir einen finsteren Blick zu. »So lustig ist das gar nicht.«
»Oh doch, ist es«, erwiderte ich. »Was hat sie sonst noch angestellt, um Ihnen eins auszuwischen?«
Isaac seufzte. »Sie legt mir Brokkoli auf den Teller und sagt es mir nicht.«
»Und das ist schlimm?«
Er rümpfte die Nase. »Alles, was nach Brokkoli schmeckt, ist schlimm.«
Ich lachte erneut, doch er schüttelte nur lächelnd den Kopf. »Sie sind wirklich nicht gut in diesem Spiel, Carter. Sie haben neunzehn von zwanzig Fragen aufgebraucht und mich doch eigentlich nichts gefragt.«
»Oh, kommen Sie schon! Wir unterhalten uns. Das ist nicht fair.«
Er lächelte siegessicher. »Sie haben noch eine Frage, Carter. Es sollte besser eine gute sein.«
Ich wollte ihn eine Menge fragen. Ich wollte mich nach Rosie erkundigen, seinem Assistenzhund vor Brady. Ich wollte wissen, was er in seiner Freizeit machte, ob er eine Freundin hatte oder vorzugsweise einen Freund. Ich hatte keine Ahnung, ob er schwul war und begriff, dass ich selbst dann eine Menge über ihn wissen wollte, wenn er es nicht war. Also fragte ich stattdessen etwas ganz anders.
»Was machen Sie Samstag?«
Als ich einen Nachmittag im Park vorgeschlagen hatte, hatte Isaac abgelehnt. Als ich den Park zwei Blöcke von seinem Haus entfernt ins Spiel brachte, hatte er abgelehnt. Als ich hinzugefügt hatte, dass ich Missy mitbringen könnte, damit Brady und sie spielen konnten, hatte Isaac ebenfalls abgelehnt.
Ich hätte beinahe aufgegeben und mich gefragt, wie lange es wohl noch dauern würde, bevor ich mich geschlagen gab, als Hannah reingekommen war und Isaac gesagt hatte, dass er den Mund halten und mitgehen sollte. Isaac hatte ihr das Gesicht zugewandt und protestierend die Lippen geschürzt, aber sie wollte nichts hören. Sie hatte ihm entgegengeschleudert, dass er aus dem Haus gehen und ein bisschen Sonne tanken solle, dass das sowohl ihm als auch Brady mehr als guttun würde. Isaac hatte ihr daraufhin gesagt, dass sie sich um ihr eigenes Bier kümmern sollte, woraufhin Hannah mich angegrinst und mir gesagt hatte, dass ich um zwei Uhr nachmittags herkommen soll.
Isaac hatte geknurrt und geschimpft, aber dank Hannahs Beharrlichkeit hatte er endlich nachgegeben, sodass ich am Samstag eine Tasche mit Leckerchen einpackte, Missy auf ihrem Platz in meinem Jeep festband und zu Isaac fuhr.
Unterwegs fragte ich mich, ob wir – Hannah und ich – zu viel Druck auf Isaac ausgeübt und ihn damit zu etwas gebracht hatten, was er gar nicht wollte. Aber als ich ankam, trug Brady bereits sein Geschirr und Isaac war angezogen und bereit zum Aufbruch. Er sah so großartig aus, als wäre er der Sommerausgabe eines Ralph-Lauren-Katalogs entsprungen. Wenn Hannah seine Kleidung kaufte, bewies sie einen unvergleichlichen Geschmack. Sein Outfit bestehend aus Cargohosen und Poloshirt, Slippern sowie seiner üblichen Sonnenbrille ließ mich in meinen No-Name-Klamotten blass aussehen.
Isaac begrüßte mich mit einem eher reservierten Hallo. Beinahe, als würde er nur den Nachmittag mit mir verbringen, um mich zu unterhalten, oder als würde er mir einen Gefallen tun. Hannah war dort, stellte eine Einkaufsliste zusammen. Während sie Isaac fragte, ob er noch irgendetwas aus dem Supermarkt brauchte, steckte sie mir einen Zettel zu. Darauf befanden sich ihre Kontaktdaten für den Notfall, darunter eine Notiz.
Er freut sich auf heute. Er hat seit zwei Tagen von nichts anderem gesprochen. Lassen Sie sich nichts anderes einreden.
Isaac hielt für einen winzigen Moment inne, dann erwiderte er: »Nein, Hannah, sonst nichts.« Anschließend wandte er sich mir zu. »Ich dachte, Sie wollten Ihren Hund mitbringen.«
»Habe ich«, antwortete ich. »Sie wartet in meinem Wagen. Ich dachte, wir stellen Brady und sie vor dem Spaziergang einander vor.«
So hielten wir es. Wir gingen nach draußen zum Auto, wo Missy brav im kühlen Inneren des Jeeps wartete. Nachdem Border Collie und Labrador sich kurz beschnüffelt und mit dem Schwanz gewedelt hatten, stand alles zwischen ihnen zum Besten.
Hannah verschloss mit der Einkaufsliste in der Hand die Tür hinter sich und nachdem sie sich versichert hatte, dass Isaac seine Schlüssel und sein Smartphone bei sich hatte, verabschiedete sie sich von uns.
Danach gab es nur noch uns.
Wir gingen schweigend die Einfahrt entlang. Während Missy an der Leine neben mir lief, vergaß ich beinahe, dass Brady arbeitete. Erst als wir das Ende des Wohnblocks erreichten und Brady anhielt, ging mir wieder auf, dass er einen Job zu erledigen hatte.
»Kein Verkehr«, sagte ich. »Wir können rübergehen.« Sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, fragte ich mich, ob das richtig gewesen war. Ich war nicht wirklich im Bilde, was das Protokoll in dieser Hinsicht sagte. Wir überquerten die Straße und sobald wir den Bürgersteig erreicht hatten, fragte ich: »Ähm, sollte ich Ihnen sagen, ob es sicher ist, die Straße zu überqueren? Oder ist das Bradys Aufgabe?«
Er grinste. »Schon gut. Sie können das sagen, ja.«
Ich atmete erleichtert auf. »Sagen Sie mir einfach, dass ich die Klappe halten soll, wenn ich etwas Unpassendes von mir gebe.«
Isaac feixte. »Keine Sorge. Das werde ich.«
Und ich hatte tatsächlich keinerlei Zweifel, dass er nicht zögern würde. Bevor ich einen Kommentar abgeben konnte, fragte er: »Was hat Hannah Ihnen gegeben?«
»Mir gegeben?«
»Ja. Als sie mich gefragt hat, ob sie noch etwas mitbringen soll, hat Sie ihnen etwas gegeben, oder nicht?«
Gott. Ihm entging wirklich nichts. »Eh…«
Er nickte. »Dachte ich mir.« Er hob verärgert das Kinn, blieb jedoch nicht stehen. »War es ein Zettel, eine Notiz?«
Ich konnte ihn nicht belügen. »Ja.«
Wir erreichten das Ende des nächsten Wohnblocks und erneut bleib Brady stehen. »Von rechts kommt ein Wagen«, sagte ich leise. Wir warteten, bis das Auto uns passiert hatte, und als wir die Straße hinter uns gelassen hatten und uns dem Park näherten, fuhr ich fort: »Der Zettel, den Hannah mir gegeben hat… Es war ihre Handynummer. Das ist alles.« Okay, es war keine komplette Lüge.
Er nickte. »Ich wusste es. Sie muss mich für dämlich halten.«
Ich schnaubte beinahe. »Alles andere als das«, sagte ich, während wir auf dem Bürgersteig entlanggingen, der an den Park angrenzte. »Okay, links von uns, vielleicht dreißig Meter weiter, steht eine Bank im Schatten. Wir können uns dort hinsetzen, wenn Sie möchten.«
»Klar«, erwiderte er.
Dann dachte ich über meine Beschreibung nach oder vielmehr über den Mangel daran. »War das in Ordnung oder nicht deutlich genug? Sagen Sie es mir einfach, wenn ich etwas nicht richtig erkläre.«
Isaac schüttelte den Kopf und entgegnete höflich: »Alles bestens.« Dann fügte er nach einem Augenblick hinzu: »Die meisten verwenden die Uhr, um mir die Richtung zu weisen. Also wo steht die Bank, wenn man sich nach der Uhr richtet?«
Oh. »Oh, hm, ich denke bei zehn Uhr.«
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