Deutsche Erstausgabe (ePub) Oktober 2020
Für die Originalausgabe:
Copyright © 2013 by N.R. Walker
Titel der Originalausgabe:
»Blind Faith«
Published by Arrangement with N.R. Walker
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2020 by Cursed Verlag
Inh. Julia Schwenk
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,
des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung
durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
Genehmigung des Verlages.
Bildrechte Umschlagillustration
vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock
Satz & Layout: Cursed Verlag
Covergestaltung: Hannelore Nistor
Druckerei: CPI Deutschland
ISBN-13: 978-3-95823-846-6
Besuchen Sie uns im Internet:
www.cursed-verlag.de
Aus dem Englischen von Susanne Ahrens
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vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die Autorin des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.
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Euer Cursed-Team
Klappentext:
Als Carter seine neue Stelle als Tierarzt in einer fremden Stadt antritt, ahnt er noch nicht, wie der Hausbesuch bei Isaac und dessen Hund Brady sein Leben verändern wird. Isaac ist arrogant, launisch, gut aussehend – und blind. Und kann sich außerdem mit seinem neuen Blindenhund nicht wirklich anfreunden. Während Carter sich Mühe gibt, die Verbindung zwischen Brady und seinem Besitzer herzustellen, ertappt er sich bald selbst dabei, von dem distanzierten Isaac fasziniert zu sein. Ob er es schaffen wird, mit Geduld und Verständnis zu Isaacs unnahbarem Herzen durchzudringen?
Für Jules…
Ich fand schon immer, dass der Wagen eines Menschen das Spiegelbild seines Besitzers ist, und als ich die Beifahrertür des Ford Taurus aus den späten Achtzigern öffnete und einstieg, lächelte ich in mich hinein. Genau wie sein Eigentümer Dr. Fields war der Wagen grau und in tadellosem Zustand. Kein Kratzer, keine Beule, nichts, das nicht an seinem Platz war. Poliert, ordentlich und sauber. Familienorientiert. Sicherheit kam zuerst. Genau wie beim Eigentümer.
Und auch wenn er noch fuhr und noch immer zuverlässig war, kam er in die Jahre. Genau wie sein Eigentümer.
Ob mein Auto mich repräsentierte? Sosehr ich wünschte, dass es anders wäre: Ja, tat es. Ein wuchtiger Jeep 4x4 mit ein paar Beulen und Kratzern. Nicht allzu alt und ganz sicher kein Vorzeigemodell. Eher robust, abgetragen, manchmal spaßig, immer praktisch. Das bin ich. Praktisch für meine Arbeit als Tierarzt. Praktisch für meine freien Tage, wenn ich meinen Hund auf dem Rücksitz anschirrte und aus der Stadt fuhr. Nichts an meinem Wagen schrie schwuler Mann, aber für mich galt schließlich dasselbe.
Es sei denn, man zählte den kleinen Sternenaufkleber auf der hinteren Stoßstange dazu.
Mein bester Freund Mark hatte ihn dort angebracht, bevor ich Hartford in Connecticut verlassen hatte, um meine neue Stelle in Boston anzutreten.
Er hatte gewusst, dass ich mich wie üblich in der Arbeit vergraben und damit meine Chancen begrenzen würde, jemand Neuen kennenzulernen. Er hatte behauptet, dass ein Stern auf der Stoßstange die Chancen erhöhen würde, dass irgendein Mann das tätowierte Gegenstück auf meiner Hüfte zu sehen bekam. Er hatte gemeint, der Stern wäre diskreter als der Ich bin schwul. Willst du ficken?-Aufkleber, den er zuerst an meinem Wagen anbringen wollte. Er fand die Vorstellung zum Schreien komisch. Mark hielt sich immer für schreiend komisch.
»Warum lächeln Sie?«, fragte Dr. Fields.
Ich sah zu dem älteren Mann hinter dem Lenkrad hinüber. »Oh, nichts«, sagte ich abwehrend, lächelte ihm aber zu.
Er erwiderte die Geste und fragte dann: »Wie gewöhnen Sie sich ein? Gefällt es Ihnen hier?«
»Ja«, antwortete ich ehrlich. »Sehr. Ich meine, es ist erst eine Woche vergangen, aber was ich bisher gesehen habe, finde ich großartig.« Und das tat ich. Meine neue Stelle in der East Weymouth-Tierklinik war ein ziemlicher Aufstieg für mich.
Er lächelte erneut, offensichtlich zufrieden mit seiner Entscheidung, mich einzustellen.
Eine Weile konzentrierte er sich aufs Fahren, dann fragte er: »Haben Sie in Hartford Hausbesuche gemacht?«
Ich lachte. »Oh, nein. Ich dachte, Hausbesuche wären nur etwas für Landtierärzte in Kleinstädten auf dem Land.« Oder für Fernsehsendungen, dachte ich abgelenkt, aber das behielt ich für mich.
Dieses Mal war es Dr. Fields, der lachte. »Na ja, es stehen in diesen Tagen nicht mehr viele Hausbesuche in meinem Terminkalender. Nur die Familien, die schon seit Jahren zu mir kommen.«
Und genau dorthin waren wir nun unterwegs. Die Tierklinik lag in einem hübschen Teil der Stadt und alle Hausbesuche waren in der Nähe. Unseren ersten statteten wir einer Mrs. Yeo und ihrem siebzehn Jahre alten Kater Mr. Whiskers ab. Als wir ankamen, war ich nicht überrascht, dass Mrs. Yeo Hausbesuche vorzog. Sie musste an die hundert Jahre alt sein, war vielleicht einen Meter zwanzig groß, hatte graues, drahtiges Haar und eine Haut wie zerknittertes Papier.
»Lassen Sie sich von ihrer Erscheinung nichts vormachen«, hatte Dr. Fields mich im Auto gewarnt. »Sie ist blitzgescheit.«
Das war sie, aber dem armen, alten Mr. Whiskers ging es nicht so gut. Er war träge und reagierte nur wenig, als Dr. Fields ihn behutsam untersuchte. Er verabreichte Mr. Whiskers weitere Medikamente gegen seine Arthritis. Doch selbst Mrs. Yeo nickte traurig und signalisierte damit, dass ihr klar war, dass die Tage des alten, getigerten Katers gezählt waren.
Obwohl wir ablehnten, begleitete Mrs. Yeo uns nach draußen. Dr. Fields klopfte ihr aufmunternd auf den Arm und sagte ihr, dass sie ihn anrufen sollte, falls sie etwas brauchte.
Als wir wieder im Auto saßen, seufzte er. »Ich glaube nicht, dass Mr. Whiskers den Sommer überstehen wird«, sagte er traurig. »Bin mir nicht sicher, wie Mrs. Yeo ohne ihn zurechtkommen wird. Sie hat sich die Katze als Gesellschaft angeschafft, nachdem ihr Mann gestorben ist…« Der ältere Mann verstummte, mehr musste er nicht sagen. Ich verstand.
Es war ihm leicht anzumerken, dass er seine Arbeit liebte. Ich war erst seit einer Woche bei ihm, aber er kannte jeden Patienten und Besitzer mit Namen sowie ihre persönlichen Geschichten und nahm sich für jeden von ihnen Zeit. Er legte eine altmodische Arbeitsmoral an den Tag und ich fragte mich, wie ihm sein nahender Ruhestand bekommen würde.
Ich vermutete, dass er die Arbeit genauso sehr vermissen würde wie die Klinik andersherum ihn. Schon nach einer Woche auf meinem neuen Posten war eines absolut klar: Ich trat in große Fußstapfen.
Eine Zeit lang fuhren wir schweigend dahin und ich sah durch das Beifahrerfenster langsam die Häuser vorbeiziehen. Die Tierklinik lag in Weymouth im südlichen Boston, was schon eine nette Wohngegend war, aber die Häuser, die wir nun passierten, wurden immer hübscher, die Gärten und Rasenflächen waren gut gepflegt.
Um die Unterhaltung zwischen uns am Laufen zu halten, lieferte ich Dr. Fields ein Stichwort: »Der nächste Halt ist bei Brannigans.«
Er nickte. »Isaac Brannigan…«, sagte er leise und schüttelte den Kopf. »Traurige Geschichte, aber nicht meine Angelegenheit, darüber zu sprechen. Hannah wird da sein. Sie ist seine zugewiesene Pflegekraft«, fuhr er kryptisch fort.
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