Oh Mann...
Lust schießt mir in den Unterleib. Sekundenlang vergesse ich alles um mich herum. Das hier fühlt sich gerade so unglaublich gut an, dass ich nicht den geringsten Schimmer habe, warum mein letzter Sex so verdammt lang her ist.
Als meine Beine gegen eins der Sofas stoßen, reiße ich die Augen auf, die ich zwischendurch geschlossen haben muss. Im Augenwinkel erkenne ich den dunklen Co-Working-Space. Mannshohe Regale stehen wie einsame Wächter im Raum und Topfpflanzen säumen verlassene Schreibtische, an denen sich in ein paar Stunden wieder kreative Arbeitswütige einfinden werden.
Und wir haben mittendrin Sex.
»Warte.« Als ich das Wort herausbringe, merke ich erst, wie atemlos ich bereits bin.
»Hm?« Er zieht sich ein Stück zurück, um mich anzusehen. »Alles okay? Hab ich was falsch gemacht?«
»Nein. Es ist nur...« Nervös fahre ich mir durch die Haare und versuche es mit einem Lächeln, das jedoch auf halber Strecke verloren geht. »Irgendwie stehen wir hier wie auf dem Präsentierteller.«
Stirnrunzelnd sieht er sich um. »Hast du nicht gesagt, dass wir allein sind?«
»Ähm, ja, schon, aber...« Oh Gott, ich bin so bescheuert. Ich weiß nicht mal, wie ich es begründen soll. Mein Kopf hat gerade angefangen abzuschalten, aber jetzt ist es irgendwie unmöglich weiterzumachen.
»Weißt du was? Kein Problem.«
So wie er das sagt, glaube ich ihm fast. Unkompliziert greift er wieder nach meiner Hand und zieht mich durch den großen Raum. Die Pizza lassen wir zurück. Als mir jedoch bewusst wird, dass er zur einzigen Lichtquelle – meinem Schreibtisch – unterwegs ist, kehrt die Anspannung zurück.
Verdammt. Zuvor habe ich mich gefragt, wie ich je wieder am Loungebereich vorbeigehen soll, ohne rot zu werden. Jetzt muss ich mich fragen, ob ich je wieder an diesem Schreibtisch arbeiten kann, ohne an ein süßes Lächeln und dunkle Espressoaugen zu denken.
Er muss mein Zögern bemerkt haben, denn er sieht mich über die Schulter an. »Auch nicht gut?«
Wenn das so weitergeht, hat er gleich die Nase voll und verschwindet.
»Ähm, nee, toll.«
Dann sitze ich ab morgen eben an einem anderen Schreibtisch. In einer anderen Ecke. In einem anderen Co-Working-Space.
»Ich dachte nur, dass das Sofa vielleicht bequemer ist. Bist du eigentlich aktiv oder passiv?«
Mein Herzschlag gerät kurz aus dem Takt. Nicht nur, weil er die Frage so beiläufig stellt, als ginge es um Kaffee oder Tee, sondern auch, weil ich darüber bei ihm noch gar nicht nachgedacht habe.
Offenbar schweige ich zu lange, denn kurz vor meinem Schreibtisch fügt er hinzu: »Im Prinzip ist es egal. Ich wollt's nur wissen. Wir können auch was anderes als anal machen.«
Ich schließe kurz die Augen, als eine heiße Stichflamme meinen Unterleib durchzuckt. Die Bilder, die seine dunkle Stimme in meinen Kopf zaubert, sind sehr eindeutig.
»Ich, äh... kann beides.«
Unvermittelt wirbelt er mich herum und schiebt mich mit seinem Körper rücklings gegen meinen Schreibtisch. Verlangen züngelt durch meine Adern, als er sich gegen mich lehnt, mich seinen warmen, festen Körper spüren lässt. Seine Zunge leckt über meine Unterlippe, ehe er sie für einen kurzen, intensiven Kuss in meinen Mund eintauchen lässt.
»Und was möchtest du jetzt sein?« Seine Lippen berühren beim Sprechen meine.
Ich erschauere. »Passiv.«
Mehr gestöhnt, als geantwortet, was mir erneut Hitze in die Wangen treibt. Mir bleibt jedoch keine Zeit, peinlich berührt zu sein, denn da küsst er mich erneut. Gleichzeitig reibt er sich an mir, sodass ich zwischen dem Schreibtisch in meinem Rücken und seiner deutlich spürbaren Erektion gefangen bin.
»Okay. Willst du irgendwas in Sicherheit bringen?«
»Was?«
Er lacht leise und fährt mit einer Hand unter meinen Pullover, um meinen nackten Bauch zu streicheln. Scharf ziehe ich Luft und automatisch auch den Bauch ein.
»Willst du irgendwas von deinem Zeug in Sicherheit bringen? Auf deinem Schreibtisch? Beim letzten Mal sollte ich nicht mal die Pizza drauf abstellen.«
Das ist ihm aufgefallen? Wie unangenehm.
»Ähm...«
Ich sehe über die Schulter auf den Schreibtisch, auf dem tatsächlich noch mein aufgeklappter Mac neben meinen Notizen und dem Handy steht. Wow. Meine ganze Arbeit. In den letzten zehn Minuten völlig in Vergessenheit geraten.
»Du hast recht. Sekunde.«
Ich schlängle mich an ihm vorbei, umrunde den Schreibtisch und klappe, nachdem ich mich noch mal davon überzeugt habe, dass alles gespeichert ist, als Erstes den Mac zu. Dann staple ich meine Notizen, lege das Handy darauf und alles zusammen ins Regal hinter meinem Schreibtisch. Jetzt steht nur noch der Monitor mit dazugehöriger Tastatur sowie das Telefon da, die allesamt dem Co-Working-Space gehören. Ach ja. Und der neongelbe Pizzaflyer strahlt mir entgegen.
Ich sehe auf. »Okay.«
Der Pizzabote beobachtet mich grinsend, aber auch diesmal wirkt es nicht abwertend. »Dann können wir loslegen?« Langsam kommt er um den Tisch herum. Noch bevor er mich an den Hüften packt und wieder an sich heranzieht, kribbelt mein ganzer Körper wie unter elektrischer Ladung. »Oder fehlt noch was?«
Was hat er nur an sich, dass sich mein Gehirn ständig aufzuhängen scheint und in den Leerlauf schaltet?
»Nein? – Oh. Doch.« Ich räuspere mich, als er eine Augenbraue hochzieht. »Kondome?«
Er greift in seine Hosentasche und zieht allen Ernstes ein Kondom heraus. Ich schlucke, während sich Erregung in Wellen über meinen ganzen Körper ausbreitet. Entweder ist er wirklich sehr gut vorbereitet zu dieser Auslieferung gefahren – oder er hat gelogen und macht so was hier doch öfter.
Letzteres sollte ernüchternd wirken, aber dass auch die Möglichkeit auf Option A besteht, lässt meine Lust heiß aufglühen. Er will wirklich mit mir schlafen.
Mein Puls rast. »Und... Gleitgel? Ich, hm... es ist schon länger her und ich bin... etwas aus der Übung.«
Es zuckt um seine Mundwinkel. »Merkt man fast gar nicht.« Er streicht mit einem Finger an meinem Kiefer entlang. »Auch wenn ich das bei so einem hübschen Mann nicht nachvollziehen kann.«
Ich lache überfordert und reibe mir den Nacken. »Tja. Na ja.«
Er küsst den nervösen Laut sanft von meinen Lippen. »Aber ja, Gleitgel hab ich auch dabei.« Mit der anderen Hand zieht er ein weiteres kleines Päckchen aus seiner Hosentasche.
»Oh. Wow. Du hast wirklich an alles gedacht.«
»Ich weiß, was ich will.«
Er wirft Kondom und Gleitgel auf den Schreibtisch und greift wieder nach mir, um sich der Länge nach an mich zu pressen. Meine Erektion, die inzwischen etwas nachgelassen hat, ist schlagartig zurück. Seine auch – sofern sie sich überhaupt je gelegt hat.
»Noch was?«
Mit trockenem Mund schüttle ich den Kopf. Ist das jetzt der Startschuss?
»Gut.« Er dreht uns herum und schiebt mich wieder gegen den Schreibtisch. »Ich weiß nämlich nicht, ob ich mich noch mal bremsen kann.«
Er lehnt sich vor und erobert meinen Mund mit einem Kuss, der einen Kurzschluss in meinem Gehirn verursacht. Der einzige Gedanke, der es aus der Dunkelheit herausschafft: Ich will eigentlich gar nicht, dass er sich noch mal bremst.
Während unser Kuss intensiver wird, fahren seine Hände abermals unter meinen Pullover. Diesmal verweilen sie jedoch nicht an meinem Bauch, sondern gleiten erst nach hinten, dann über meinen Rücken nach oben und schließlich nach vorne zu meiner Brust. Ich halte den Atem an, während er ein Bein zwischen meine schiebt und seinen Oberschenkel gegen meinen Schritt drückt.
Dann streifen seine Finger den Ring in meiner linken Brustwarze und ich keuche auf, als ein kleiner Stromstoß direkt in meinen Schwanz fährt. Er stutzt und zieht sich ein paar Zentimeter zurück, um mich anzusehen.
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