Anne Preckel
Fragen und Antworten
1. Auflage 2020
© 2020 Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart
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Verlag: Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH,
Silberburgstraße 121, 70176 Stuttgart
www.bibelwerk.de
ISBN 978-3-460-25606-4
eISBN 978-3-460-51085-2
Die Vorgeschichte – Die katholische Kirche im Umbruch
Wie kam es zum Synodalen Weg? Wie kam es zum Synodalen Weg? Es kriselt und brodelt in der katholischen Kirche in Deutschland. Mit dem Priestermangel, dem Glaubensschwund sowie Skandalen rund ums Geld und sexuellen Missbrauch hatte sie ja schon länger zu tun. Im Herbst 2018 war dann ein neuer Tiefpunkt erreicht. Laut einer von den Bischöfen in Auftrag gegebenen Studie zu sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche, der ersten bundesweiten Auswertung, lagen bei 1.670 Klerikern Beschuldigungen vor. (1) Die Rede war von 3.677 durch Missbrauch Betroffenen im Zeitraum von 1946 bis 2014, die Dunkelziffer wurde noch höher geschätzt. Die Studie bescheinigte der katholischen Kirche zudem verheerende Fehler im Umgang mit dem Problem des sexuellen Missbrauchs. Statt es an der Wurzel zu packen, wurde versetzt, vertuscht und vergeben, wie die kirchlichen Akten zeigten, die ausgewertet wurden. Auch für die jüngere Zeit waren zahlreiche Fälle vermerkt. Die Bischofskonferenz sprach mit Blick auf diese Ergebnisse von „Erschütterungen“ und einer „Zäsur“ für die katholische Kirche. (2) Die Emotionen schlugen hoch, die Debatte wurde hitziger. Mit der Frauengruppe Maria 2.0 gingen Teile des katholischen Kernmilieus auf die Barrikaden, andere Menschen wandten sich ganz von der Kirche ab. Kritik kam jetzt zunehmend auch aus der Kirche selbst, und der Ruf nach grundsätzlichen Reformen wurde lauter. Diskussionen über klerikale Macht und „Risikofaktoren“ für Missbrauch in der Kirche, über mehr Mitsprache für Laien und Frauen gewannen an neuer Fahrt. Vor dem Hintergrund immer neuer Enthüllungen auch in anderen Ländern der Welt und in höchsten kirchlichen Kreisen geriet das System Kirche zunehmend ins Visier. Angesichts der offenbar gewordenen Vertuschungen war der „Verdacht entstanden, die Kirche diene nur ihrem eigenen Vorteil und der Sicherung ihrer Macht“, brachte der päpstliche Missbrauchsbeauftragte Pater Hans Zollner dies auf den Punkt. Die Kirche müsse jetzt „über ihre jahrzehnte- und jahrhundertelang eingeübten Denkmuster streiten. Keine Beschäftigung mit dem Einzelfall und kein päpstliches Machtwort kann das ersetzen“, so der Jesuit, der im Februar 2019 eine internationale Kinderschutzkonferenz im Vatikan ausrichtete. (3)
Wer verantwortet den Synodalen Weg? Wer verantwortet den Synodalen Weg? Der Synodale Weg wird von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gemeinsam verantwortet und partnerschaftlich gestaltet.
Wer hat die Debatten vorbereitet? Wer hat die Debatten vorbereitet? Für die Vorbereitung und Durchführung der Debatten greift ein Prozess, der in der Satzung des Synodalen Weges genau festgelegt ist. (1) Grundsätzlich werden Themen und Debatten von der Bischofskonferenz (DBK) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gemeinsam aufbereitet und gestaltet. Für die inhaltliche Vorbereitung der Debatten sind die sogenannten „Synodalforen“ zuständig, die jeweils unter der Leitung eines Mitgliedes der Deutschen Bischofskonferenz und eines Mitgliedes des Zentralkomitees der deutschen Katholiken arbeiten sollen. Über die Zusammensetzung dieser Foren wird auf der konstituierenden Sitzung der ersten Synodalversammlung Ende Januar 2020 entschieden. (2) Wie die Ausrichter des Synodalen Weges im Vorfeld bekanntgaben, sollen die jeweils 30 Mitglieder umfassenden Synodalforen ein breites Spektrum an Hintergründen, Fähigkeiten und Perspektiven abbilden. Verschiedene Altersgruppen sollen repräsentiert sein, ebenso Bischöfe, Ordens- und Gemeindepriester sowie Gemeindereferenten, Professoren, Vertreter des ZdK sowie anderer Organisationen. (3)
Die Themen
Worum geht es im Macht-Forum? Worum geht es im Macht-Forum? „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche: Gemeinsame Teilhabe und Teilnahme am Sendungsauftrag“ lautet der volle Titel dieses Forums. (1) Ein Schwerpunkt dabei: der klerikale Machtmissbrauch, der vor allem im Zuge des Missbrauchsskandals offenbar geworden war. Auf dem Synodalen Weg soll geklärt werden, „was getan werden muss, um den nötigen Machtabbau zu erreichen und eine gerechtere und verbindliche Ordnung aufzubauen.“
Worum geht es im Forum Sexualmoral? Worum geht es im Forum Sexualmoral? Unter dem Titel „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualmoral und Partnerschaft“ sollen in diesem Forum Fragen der kirchlichen Sexualmoral behandelt werden. (1) Hintergrund ist der Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche in Fragen der Sexualmoral in Zusammenhang mit den Missbrauchsfällen und zweitens die schon länger beklagte Kluft zwischen der kirchlichen Lehre und dem Leben der Gläubigen. „Der Vorwurf lastet schwer, die Kirche genüge ihren eigenen hohen moralischen Ansprüchen nicht“, heißt es im Arbeitspapier der vorbereitenden Gruppe mit Blick auf die Fälle sexuellen Missbrauchs in der Kirche. Immer weniger Menschen trauten der Kirche nach den Missbrauchsskandalen überhaupt noch ein Urteilsvermögen in Fragen der menschlichen Sexualität zu.
Worum geht es im Priester-Forum? Worum geht es im Priester-Forum? Sendung aller Gläubigen Die Aufgaben, das Amt und die Lebensform der Priester in der heutigen Zeit sind ein Schwerpunkt des Forums „Priesterliche Existenz heute“. Allerdings legte das vorbereitende Forum Wert darauf, die priesterliche Existenz „nicht als Stand, sondern nach den Kriterien der Evangelisierung“ zu behandeln und grundsätzlich über die Sendung aller Gläubigen in einer säkularer werdenden Gesellschaft zu sprechen. (1) Der Ansatz ist hier, dass Priester ebenso wie nicht geweihte Gläubige Wege finden müssen, um auf den Glaubensschwund und die Krise der Kirche zu reagieren.
Worum geht es im Frauen-Forum? Worum geht es im Frauen-Forum? Rolle der Frau in der Kirche Das Forum „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ stellt die Frage nach der Rolle der Frau in der Kirche. (1) Dazu sollen auf dem Synodalen Weg konkrete Vorschläge erarbeitet werden, wie Frauen stärker an der Kirchenleitung beteiligt werden können. Bereits existierende Gestaltungsmöglichkeiten im Rahmen des Kirchenrechtes müssten sichtbarer gemacht und verbindliche Verabredungen dazu getroffen werden, heißt es im Arbeitspapier der vorbereitenden Arbeitsgruppe. In diese Richtung zielt etwa das Mentoring-Programm für Frauen, dass die Deutsche Bischofskonferenz seit 2015 in Zusammenarbeit mit dem Hildegardis-Verein für die Erzbistümer durchführt. (2) Bei dem Förderprogramm geht es um alle Ämter, die nicht an ein Weiheamt geknüpft sind. Ein hohes Amt, in das in den letzten Jahren immer mehr Frauen aufsteigen, ist zum Beispiel das der Seelsorgeamtsleiterin.
Ein- und Abgrenzungen
Ist der Synodale Weg eine Synode oder ein Konzil? Ist der Synodale Weg eine Synode oder ein Konzil? Offiziell nicht.
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