In Salz- und Süßwasser
Wassersport
Die Düne der Côte d’Argent, der Silberküste, die nur vom Arcachon-Becken unterbrochen wird, reicht von der Médoc-Spitze im Norden bis zur Adour-Mündung im Süden. Das sind rund 230 Kilometer Sandstrand, an dem sich ausgiebig baden und surfen lässt. Auch die Fortsetzung, die baskische Küste, verfügt über ideale Strände.
Im Landesinneren kommen Kanuten und Kajakfahrer auf ihre Kosten, vor allem auf der Dordogne und ihren Zuflüssen, aber auch am Fuß der Pyrenäen.
Die Côte d’Argent
Immer wieder führen Stichstraßen von der Hauptstraße zur Küstendüne. Sie enden stets an einem Parkplatz, oft findet sich im Pinienwald dahinter ein Campingplatz, manchmal sogar eine Strandsiedlung mit Restaurants und Snackbuden, die im Winter zum Geisterort wird. Jahraus, jahrein belebt sind die Orte Soulac im Norden, Hossegor und Capbreton im Süden und dazwischen Arcachon.
Nicht selten macht hoher Wellengang das Baden gefährlich. An ortsnahen Stränden zeigt in der Regel eine Beflaggung die Gefahrenstufe an.
Surfer haben die Nase meist gut im Wind. Lacanau-Océan (→ Link) und Hossegor (→ Link) sind regelmäßig Austragungsort für Weltmeisterschaften.
Das Arcachon-Becken
Hier ist der Gegensatz von Ebbe und Flut augenscheinlich: Zweimal am Tag leert sich das riesige Becken, zweimal am Tag füllt es sich. Bei Flut kann gebadet werden, Surfer finden ein Anfängern freundlich gesinntes Gewässer vor. Bei Ebbe sind Fußfischer unterwegs, die den Meeresboden nach Muscheln und Krebsen absuchen.
Den Gezeitenunterschied wusste man in Audenge (→ Link) zu nutzen. Dort wurde ein Wasserreservoir zum Meerwasserschwimmbad umgebaut. Bei Flut werden die Schleusen geöffnet, zweimal täglich strömt frisches Badewasser ins 100 Meter lange Becken.
Die baskische Küste
Die ersten Surfbretter kamen 1959 in Biarritz (→ Link) auf den Markt. Der Ort ist noch heute ein Eldorado der Wellenakrobaten, zumal die Felsen vor der Stadt eine grandiose Kulisse abgeben. In Richtung Süden reihen sich die Strände bis zum schmucken Baskenstädtchen Saint-Jean-de-Luz (→ Link) und von dort weiter bis Hendaye (→ Link) an der spanischen Grenze. Die baskische Küste ist stark besiedelt, hier findet man keine einsamen Strandabschnitte wie an der Côte d’Argent.
Die Seen
Im Hinterland der nördlichen Côte d’Argent liegen zwei größere Seen. Mit einem Bad im Atlantik können sie natürlich nicht konkurrieren, interessant sind sie in erster Linie für Familien mit Kleinkindern. Blutige Anfänger des Windsurfens können hier bei wenig Wind versuchen, übers Wasser zu gleiten, ohne abzustürzen. Am See von Hourtin-Carcans besucht man dazu am besten am südlichen Ende Maubuisson (→ Link), am See von Lacanau ist der Strand bei Le Moutchic (→ Link) am nördlichen Ufer ein geeigneter Ort.
Die Flüsse des Périgord
Für Kanus und Kajaks „schiffbar“ ist die Dordogne von Souillac (→ Link) bis Trémolat (→ Link), weiter abwärts folgen ein Kraftwerk und der wenig interessante Kanal von Lalinde. Verleiher finden sich an allen Orten, die am Fluss liegen. Schwimmweste, wasserdichter Kanister, Rücktransport sind meist im Preis inbegriffen.
Schmaler ist die Vézère, die von Montignac (→ Link) bis zur Mündung in die Dordogne bei Limeuil (→ Link) befahren wird. Aufregend schön ist die Strecke von Saint-Lèon-sur-Vézère (→ Link), vorbei an der spektakulären Felswand der Roque Saint-Christophe und dem Höhlendorf La Madeleine nach Les Eyzies (→ Link).
An der Dronne liegt das Abteistädtchen Brantôme (→ Link), das komplett vom Wasser umspült ist. Hier werden kommentierte Bootsfahrten angeboten, schöner aber ist es, mit dem Kajak auf der Dronne das Städtchen zu umrunden.
Die Flüsse am Fuß der Pyrenäen
Schneller als auf den Gewässern des Périgord fahren Kanuten auf den „Gaves“, wie die Flüsse im Béarn genannt werden. Besonders beliebt ist die Strecke auf dem Gave d’Oloron zwischen Navarrenx (→ Link) und Sauveterre-de-Béarn (→ Link). Zudem sind beide sehenswerte Städtchen: Navarrenx ist komplett ummauert, Sauveterre überrascht mit einer fotogenen Brücke, die mitten im Fluss endet.
Im Baskenland lädt die Nive zu rasanten Kajak- und Raftingfahrten ein. Vorschlag: bei der „Höllenbrücke“ von Bidarray (→ Link) starten und an den Felsen des Pas de Roland vorbei bis Ixtassou (→ Link) fahren. Beide Orte haben eine Kajak- und Raftingbasis.
Unterwegs in Südwestfrankreich
Das Périgord
Das Périgord schrieb Menschengeschichte. Vor rund 100.000 Jahren ließ sich der Neandertaler in den Höhlen des Vézère-Tals nieder, ihm folgte der Cro-Magnon-Mensch. Herden von Mammuts und Wisents streiften durchs Land, und unsere Vorfahren stritten sich mit Höhlenlöwen ums Rentierfleisch. Rund um Les Eyzies sind bemalte Grotten aus der Frühzeit des Homo sapiens zu besichtigen. Etwas abseits davon liegt Lascaux, die steinzeitliche Wohnstätte, deren Ausgestaltung der Kulturphilosoph Georges Bataille als Geburt der Kunst feierte.
Ein weiterer Tourismusmagnet des Périgord sind die zahlreichen Schlösser und Burgen, von denen insbesondere die über der Dordogne gelegenen Festungen von Beynac und Castelnaud auffallen. Aber auch das Lustschlösschen von Puyguilhem lohnt einen Besuch.
Neben dem französischen Wochenend-Tourismus sind es meist Holländer und Engländer, die das Périgord entdecken. Die Deutschen, die oft darauf aus sind, möglichst schnell an die Küste zu kommen, lassen eine der schönsten Gegenden Frankreichs oft links liegen. Das ist schade, denn es gibt viel zu sehen, und Wassersport lässt sich im Landesinnern auch als romantische Kanufahrt auf der Dordogne gestalten. Nicht zuletzt: Das Périgord hat rund um Gans und Ente eine exquisite Küche entwickelt. Wenn Gott in Frankreich zu Tische sitzt, dann hier.
Aus dem Mittelalter, als der Adel sich wie das Wetterfähnchen mal auf die englische, mal auf die französische Seite schlug, sind viele Wehrdörfer und Burgen erhalten. Im ruhigeren 16. Jahrhundert wurden die Festungen hie und da zu verspielten Renaissance-Schlösschen umgebaut.
Landschaftlich zeigt sich das Périgord unterschiedlich. Der reizvollste Teil ist das sogenannte Schwarze Périgord mit Sarlat, dem Hauptstädtchen, in dessen mittelalterlichem Gemäuer sich eine lebendige Gastroszene eingerichtet hat. Rundum Hügel und Wälder, durch die sich die Dordogne und ihr Zufluss, die Vézère, schlängeln. An letzterer liegt das Dörfchen Les Eyzies, das sich wegen seiner steinzeitlichen Höhlen „Capitale Mondiale de la Préhistoire“, Welthauptstadt der Urgeschichte nennt.
Landwirtschaftlich fruchtbarer ist das westliche Périgord mit der Departementshauptstadt Périgueux, deren historisches Zentrum zum Shopping einlädt. Etwas weiter nördlich liegt Brantôme, das wasserumspülte Städtchen mit einer gewaltigen Abtei.
Im unteren Lauf fließt die ruhiger gewordene Dordogne weitgehend geradlinig in Richtung Bergerac, in dessen Umland Wein angebaut wird. Ob Bergeracs berühmtester Sohn, Cyrano de Bergerac, je hier war, ist umstritten. Nichtsdestotrotz hat er gleich zwei Statuen bekommen.
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