Achim Landwehr - Diesseits der Geschichte

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Sind wir alle gleichzeitig jetzt? Geschichtsschreibung unter den Bedingungen der Vielzeitigkeit.
Die Geschichte – sie ist überall präsent. Seit mehr als zwei Jahrhunderten sind nicht nur westliche Gesellschaften gewohnt, in diesem Kollektivsingular zu denken und mit ihm zu leben. Dieser übermächtigen Gesamtheit alles Geschehen(d)en wird nicht nur eine umfassende Wirkmacht, sondern eine ebenso grundlegende Erklärungsfunktion zugeschrieben. Das paradoxe Ergebnis: Alles hat eine Geschichte, außer die Geschichte selbst. Spätestens jedoch seit sich die europäisch-westlich geprägte Geschichtswissenschaft mit ihrem sehr speziellen Begriff von Geschichte im Rahmen postkolonialer Diskussionen auch mit anderen Verständnissen von Zeitlichkeit und Veränderung konfrontiert sieht, wird deutlich, wie problematisch dieses Geschichtsverständnis ist. Allein, es mangelte an Alternativen. Mit dem zentralen Begriff der Chronoferenz wird in diesem Buch ein theoretischer wie auch in Einzelstudien erprobter Vorschlag für eine andere Art der Historiographie gemacht – ein Vorschlag, der die Fähigkeit des Menschen ernst nimmt, gleichzeitig in und mit unterschiedlichen Zeiten zu leben. Denn keine Gegenwart ist gleichzeitig mit sich selbst.
"Jede Gegenwart hat die Eigenschaft, ungleichzeitig mit sich selbst zu sein, weil in ihr immer schon so viele andere Zeiten vorkommen." Achim Landwehr

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Insofern ist Zeit auf die eine oder andere Art und Weise immer bedenkenswert. Die (auch historisch) interessante Frage lautet, wie Zeit zu einer bestimmten Zeit behandelt wird. Wenn der Eindruck nicht gänzlich täuscht, werden wir im Moment Zeugen recht heftiger Turbulenzen im Zeitgefüge, die auf unser aller Leben, Denken und Handeln nicht unerhebliche Auswirkungen haben dürften. Denn auch wir sind im frühen 21. Jahrhundert dabei, unsere zeitlichen Modalisierungen erheblich umzugestalten – auch wenn das nicht wirklich als ein intendierter Vorgang angesehen werden kann. Es handelt sich nicht nur um die Wahrnehmung einer beständigen Beschleunigung,[3] der sämtliche Lebensbereiche unterworfen zu sein scheinen und der man teils durch gezielte Versuche einer Entschleunigung entgegenzuwirken versucht, sondern auch um das sehr komplexe Phänomen der Ausbreitung westlicher Zeitmodelle im Zuge dessen, was gemeinhin als Globalisierung[4] bezeichnet wird, und nicht zuletzt um unser eigenes Rearrangement des Zusammenhangs von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Im letzteren Fall trifft der beständige Drang, wenn nicht gar Zwang zur Zukunftsgestaltung auf eine nicht zu übersehende und auch gar nicht als lächerlich zu qualifizierende Grundstimmung, die man schon als apokalyptisch bezeichnen darf. Zuweilen macht sich der Eindruck breit, die jüngere Vergangenheit habe die nähere Zukunft bereits aufgebraucht.

Die Aktualität des Themas lässt also nicht nach: Zeit ist immer an der Zeit. Bereits seit den 1970er Jahren, symbolisiert durch die Veröffentlichung »Die Grenzen des Wachstums« des Club of Rome ,[5] allerspätestens aber mit den Epochenjahren 1989/90 dürfte einsichtig geworden sein, dass unsere Welt nicht mehr die ist, die man sich lange vorgestellt hat. Gerade in dem Moment, in dem der westliche, auf Fortschritt, Demokratie und Moderne getrimmte Kapitalismus seinen vermeintlich größten Triumph erlebte, wurden ihm in aller Deutlichkeit seine Grenzen aufgezeigt. Wenn es schon nicht die Rückkehr von Nationalismen und religiösen Fundamentalismen (und zwar nicht nur in ihrer islamischen Variante) deutlich gemacht haben sollte, dann lässt spätestens der Klimawandel kaum noch eine Diskussion darüber zu, dass wir uns von lange gepflegten Selbstverständlichkeiten verabschieden müssen – die Frage ist nur, wie ein solcher Abschied aussehen wird.

Fragen nach Zeitlichkeit stehen dabei im Mittelpunkt der Diskussion. Lassen wir einmal die komplexe Frage beiseite, ob Zukunftsszenarien wie Klimawandel, Staatsverschuldungen und demographische Verschiebungen in Richtung einer alternden Gesellschaft tatsächlich in der Form und mit den Auswirkungen eintreffen werden, wie dies momentan diskutiert wird. Eine ganz konkrete Auswirkung haben diese Projektionen auf jeden Fall jetzt schon: Sie konfrontieren uns hier und heute, in unserer eigenen nur noch »erstreckten Gegenwart«[6] mit einem temporalen Entwurf, der wohl seit der Frühen Neuzeit in Europa nicht mehr in dieser Form so dominant war: der Endlichkeit der Welt. Das Mittelalter und die Frühe Neuzeit fassten das Weltende in einem heilsgeschichtlichen Sinn auf, wir betrachten es inzwischen in klimatischer, finanzpolitischer und demographischer Hinsicht.

Wir folgen heute noch einem Zeitmodell, das sich im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts allmählich ausgebildet hat. Wir sind gewohnt, mit Blick auf eine offene Zukunft zu denken, linear und progressiv. Fortschritt und Wachstum sind immer noch Normen, die nicht verhandelbar zu sein scheinen, denn immer noch ist die Meldung eines Unternehmens oder eines Staates, in diesem Jahr kein Wachstum erwirtschaftet zu haben, das Eingeständnis einer Niederlage. Abstieg oder auch nur Stabilität sind in Misskredit geraten, etwas kann nur gut sein, wenn es immer besser wird. Der Zwang zum Höher-Schneller-Weiter ist in unseren Köpfen fest implantiert: »Die mit dem Begriff ›Wachstum‹ verbundene Vorstellungswelt durchzieht jede Faser unserer gesellschaftlichen und privaten Existenz. […] Der Begriff ›Wachstum‹ hat magische und parareligiöse Qualität, weshalb man sogar im Fall einer Rezession vom ›negativen Wachstum‹ spricht, als sei das Schrumpfen der Wirtschaftsleistung […] der Leibhaftige, den ein guter Christ nicht beim Namen nennen darf.«[7]

Endlichkeit war daher für lange Zeit undenkbar geworden – doch inzwischen sind wir dabei, uns mit einem solchen Zeitmodell wieder vertraut zu machen. Ob diese Diagnose tatsächlich zutreffend ist, wird – jawohl! – erst die Zukunft zeigen; wer weiß, vielleicht liegen die Apokalyptiker ja ebenso falsch wie die unverbesserlichen Wachstumsoptimierer. Aber dass diese Form der Selbstbeschreibung sich inzwischen zu einem recht einhelligen Chorgesang verdichtet hat, zu einem basso continuo , der allen politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Diskussionen unterliegt, sagt nicht nur viel über das Bild der Gegenwart des frühen 21. Jahrhunderts aus, sondern wird, wie jedes Selbstbild, ob zutreffend oder nicht, seine eigene diskursive Wirkmächtigkeit entfalten.

Hier kann die historische Betrachtung anschließen. Denn inzwischen kann man auf eine langfristig dominante, moderne Zeitkonzeption zurückblicken, die geschichtlich abgeschlossen zu sein scheint und sich in dieser Form nicht mehr fortführen lässt. Doch darin kann und will sich die historische Beschäftigung nicht erschöpfen. Es geht nicht einfach um die Musealisierung von – in diesem Fall – obsoleten Zeitmodellen, sondern es geht um das Erzählen von exemplarischen Geschichten, die uns zwar kein Patentrezept für gegenwärtige Probleme an die Hand geben können, die aber in der Lage sind, uns in der Beschäftigung mit dem historisch Anderen die Augen für die eigene Situation zu öffnen.

Damit wäre ich in meiner Argumentation dem Punkt recht nahe gekommen, der bei Erörterungen zur Zeit niemals fern zu sein scheint und an dem Zeit zu einem Grenzfall zwischen Theorie und Trivialität wird: Einerseits finden sich auf allen Abstraktionsniveaus Überlegungen zur Zeit an und für sich, andererseits ist eben diese Zeit im Alltagsleben mit so viel Plausibilität belegt, dass jegliches Weiterfragen nahezu von selbst blockiert wird.[8] Der Blick auf die historischen Dimensionen von Zeit, also auf eine Zeiten-Geschichte,[9] kann möglicherweise helfen, diesem Dilemma zu entgehen.

Zeiten-Geschichte

Überkommen einen üblicherweise Schwindelgefühle, wenn man die Forschungsliteratur zur Zeit zu erfassen versucht, so fallen die Gleichgewichtsstörungen erheblich geringer aus, sobald man sich in der Subkategorie der geschichtswissenschaftlichen Forschungen zu diesem Thema umtut. Denn die Behandlung von Zeit in den Geschichtswissenschaften ist einigermaßen paradox. Nüchtern betrachtet könnte man sagen, dass die Geschichtswissenschaft sich ohnehin und beständig mit der Zeit auseinandersetzt, weshalb es keiner gesonderten Auseinandersetzung mehr bedarf. Da Geschichte es nun einmal mit Veränderungen in der Zeit zu tun hat, besteht auf den ersten Blick kaum die Notwendigkeit, sich mit der Zeit nochmals gesondert zu beschäftigen – weil dies vermeintlich ohnehin schon immer geschieht. Bei näherem Hinsehen fällt jedoch auf, dass Zeit vielfach nur vorausgesetzt, aber selten problematisiert wird.[10] Zeit ist der Rahmen, in dem sich Geschichte abspielt, der aber in all seiner Konstruiertheit sowie sozialen und kulturellen Bedingtheit kaum einmal in den Fokus gerät. »Zeit scheint gemeinhin eine Bedingung zu sein, unter welcher Geschichte stattfindet, sie kann aber selbst durch die Geschichte nicht bedingt sein. Zeit lässt sich nicht erzählen: Sie ist die Bedingung dafür, dass man erzählen kann.«[11] Es ist daher angebracht, Zeit im Kontext der Geschichtswissenschaft in ähnlicher Weise einer kulturwissenschaftlichen Revision zu unterwerfen, wie dies in den vergangenen Jahren mit der ebenso fundamentalen Kategorie des Raumes geschehen ist[12] – denn eine Geschichte der Zeit kann die Zeit nicht in naiver Weise voraussetzen. Ähnlich wie es im Rahmen des sogenannten spatial turn um die Auflösung eines letztlich euklidischen Konzepts von Räumlichkeit ging, sollte sich die Geschichtswissenschaft – neben einigen anderen Disziplinen – darum bemühen, die Vorstellung von einer absoluten Zeit hinter sich zu lassen. (Und damit soll ausdrücklich nicht die Ausrufung eines weiteren, wie auch immer gearteten turns indiziert sein: Wir haben bereits genug davon.)

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