Achim Landwehr - Diesseits der Geschichte

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Sind wir alle gleichzeitig jetzt? Geschichtsschreibung unter den Bedingungen der Vielzeitigkeit.
Die Geschichte – sie ist überall präsent. Seit mehr als zwei Jahrhunderten sind nicht nur westliche Gesellschaften gewohnt, in diesem Kollektivsingular zu denken und mit ihm zu leben. Dieser übermächtigen Gesamtheit alles Geschehen(d)en wird nicht nur eine umfassende Wirkmacht, sondern eine ebenso grundlegende Erklärungsfunktion zugeschrieben. Das paradoxe Ergebnis: Alles hat eine Geschichte, außer die Geschichte selbst. Spätestens jedoch seit sich die europäisch-westlich geprägte Geschichtswissenschaft mit ihrem sehr speziellen Begriff von Geschichte im Rahmen postkolonialer Diskussionen auch mit anderen Verständnissen von Zeitlichkeit und Veränderung konfrontiert sieht, wird deutlich, wie problematisch dieses Geschichtsverständnis ist. Allein, es mangelte an Alternativen. Mit dem zentralen Begriff der Chronoferenz wird in diesem Buch ein theoretischer wie auch in Einzelstudien erprobter Vorschlag für eine andere Art der Historiographie gemacht – ein Vorschlag, der die Fähigkeit des Menschen ernst nimmt, gleichzeitig in und mit unterschiedlichen Zeiten zu leben. Denn keine Gegenwart ist gleichzeitig mit sich selbst.
"Jede Gegenwart hat die Eigenschaft, ungleichzeitig mit sich selbst zu sein, weil in ihr immer schon so viele andere Zeiten vorkommen." Achim Landwehr

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Drei Versuche sollen andeuten, wie eine Geschichtsschreibung auf der Basis von Chronoferenzen aussehen könnte.

Der amerikanischen Kleinstadt Carlsbad ist keine größere Rolle zugedacht worden in dem großen Welttheater, das wir üblicherweise als ›die Geschichte‹ zu bezeichnen pflegen. Aber vielleicht lohnt es sich gerade deswegen, den durchaus bemerkenswerten zeitlichen Relationierungen nachzugehen, die sich mit diesem Ort verbinden ( Das Bad, die Höhle, der Müll ). Nicht nur hat sich Carlsbad nach dem böhmischen Kurort benannt, in der trügerischen Hoffnung, von dieser Chronoferenz touristisch zu profitieren, sondern die Stadt verfügt auch noch über (touristisch tatsächlich erfolgreiche) Tropfsteinhöhlen, welche die Besucher in die Tiefenzeit der Erdgeschichte zurückführen, war Jahrhunderte Siedlungsgebiet von first nations , die nochmals mit ganz anderen Zeitmodellen operierten, und ist seit Ende des 20. Jahrhunderts auch Heimat eines Atommülllagers, in dem heute bereits die Kommunikation mit einer projektierten Zukunft praktiziert wird. Sehr viele und sehr weit auseinander liegende Zeiten also, die sich in diesem Ort verknoten – und die doch keineswegs außergewöhnlich sind, weil sie sich in variierter Form für jeden Fleck der Erde nachzeichnen ließen.

Aber Chronoferenzen lassen sich selbstredend nicht nur mit Räumen in Verbindung bringen, sondern schmiegen sich unweigerlich allem an, dem wir in unserer Wirklichkeit begegnen. Die Zeit und die Zeiten verschonen nichts und niemanden. Das wird nicht zuletzt in sogenannten Krisenzeiten deutlich, bei denen sich die Frage stellt, wie man in ihnen nicht verloren geht ( Heiner Hamlet Hans ). Der Schriftsteller Heiner Müller hat 1989/90 gemeinsam mit dem Ensemble des Deutschen Theaters die Strategie gewählt, die Zeit aufzubrechen und mit der Hilfe von »Hamlet« zu zeigen, wie gegenwärtig ein Stück sein kann, das fast 400 Jahre alt ist. Der Schuhmacher und Bauer Hans Heberle wählte – als Zeitgenosse von Hamlet – während des Dreißigjährigen Krieges demgegenüber die Strategie der Registrierung von Zeit und der strengen Chronologie, um im Chaos seiner Wirklichkeit nicht verloren zu gehen. Und auch wenn die Protagonisten so gar nichts miteinander zu verbinden scheint, so müssen sie doch auf jeweils unterschiedliche Weise mit den Gespenstern der Vergangenheit umgehen, die sie nicht loslassen wollen.

Auch vom französischen Schriftsteller Claude Simon lässt sich mit Fug und Recht behaupten, er werde von Gespenstern verfolgt – nicht nur von denjenigen, die ihm als Soldat der französischen Kavallerie im Zweiten Weltkrieg begegnet sind ( Geschichte schreiben mit Claude Simon ). In seiner literarischen Auseinandersetzung mit den Geschehnissen nicht nur des 20. Jahrhunderts, sondern auch weiter zurückreichender Zeiträume, stellt Simon auch immer die Frage nach unserem Umgang mit diesen Zeiten – und nach den Geschichten, mit denen wir davon erzählen können. Bei ihm werden all diese Zeiten gegenwärtig, und zwar nicht im Sinn einer abstrahierten Theorie oder einer diffusen Esoterik, sondern aufgrund der schütteren Fäden, die übrig gebliebenes Material durch die Zeiten spinnt, aufgrund von Postkarten, Erinnerungen, Kalenderblättern, Gemälden, Briefen, Fotos.

Zuweilen genügt es auch für Claude Simon, aus dem Fenster zu sehen oder besser vielleicht noch vor die Tür zu treten und einen kleinen Spaziergang zu unternehmen. Die Dinge, die er dort sieht, die Menschen, denen er begegnet, die Schicksale, von denen sie erzählen – das alles gibt noch keine Gewähr für ein jeweils gegenwärtiges Wissen über vergangenes Geschehen. Aber es sind Haltepunkte inmitten des chaotischen Unsinns temporaler Bezugnahmen, der sich nicht mehr hinreichend als ›Geschichte‹ begreifen und bezeichnen lässt.

Zeitfragen

Alte Zeiten, Neue Zeiten

Aussichten auf eine Zeiten-Geschichte

Zeit-Probleme

Zeit kann beunruhigen. Man verabschiede sich gedanklich nur für einen kurzen Moment von der Orientierungsfunktion, die Formen der Zeitmessung in unserem Alltag übernehmen, schon gerät das Denken ins Trudeln und die Turbulenzen der Zeit sorgen für eine erhebliche Desorientierung. Viele literarische und filmische Geschichten zu Zeitreisen und anderen temporalen Abenteuern machen sich diesen Umstand zunutze, stellen unsere gewohnten Auffassungen von Zeit infrage, wenn nicht gar auf den Kopf. Dabei verschwimmen nicht nur die Unterschiede zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sondern kommen auch Aspekte des Verhältnisses von gemessener und gelebter Zeit ins Spiel, drängt sich das Problem unserer existenziellen Abhängigkeit von Zeit bei ihrer gleichzeitigen Unfassbarkeit in den Vordergrund und werden die temporalen Kulturen deutlich, denen sich Gesellschaften in unterschiedlichen Formen verpflichtet haben.

Ohne das Phänomen der Zeit in ungebührlicher Weise verniedlichen zu wollen, kann man es in gewisser Weise als ein Spiel verstehen, sich auf die Verunsicherungen einzulassen, die das Nachdenken über die Zeit hervorruft – und man wird feststellen, dass aus dem Spiel sehr schnell Ernst wird. Es gilt, sich der Verunsicherung durch die Zeit zu stellen, sie zum Gegenstand zu machen und damit der Zeit auch eine Geschichte, eine historische Dimension zu geben, die nicht immer recht wahrgenommen wird (zumindest, wenn man von den standardisierten Überblicksdarstellungen zur Geschichte der Zeitmessung absieht, bei denen es sich nicht selten um klassische Fortschrittsnarrative handelt). Lässt man sich auf die Verunsicherung ein, dann wird es möglich, die Zeit auf andere Art und Weise zu befragen, sie als selbstverständliches und gleichzeitig rätselhaftes Phänomen in den Mittelpunkt zu rücken.

Aber muss das Schweinwerferlicht denn noch einmal auf die Zeit als Problem gerichtet werden? Ist denn zur Zeit nicht bereits alles gesagt, und zwar vielfach? In der Tat scheint zu diesem Thema jeder Stein bereits mehrfach umgedreht worden zu sein, jedes Phänomen ist bedacht, jeder Aspekt beleuchtet worden. Jede philosophische Schule hat sich mehr oder minder intensiv mit der Zeit beschäftigt, jede theoretische Ausrichtung hat sich diesem Phänomen gewidmet. Wenn man die Bibliotheken nach Publikationen zum Thema ›Zeit‹ durchforstet, kann einem schwindelig werden. Dieser Umstand bringt mich in ein Dilemma, da es ja üblicherweise zu den Begründungsschemata wissenschaftlicher Veröffentlichungen gehört, ihr Zustandekommen durch die nicht ausreichende Beachtung, wenn nicht sogar gänzliche Vernachlässigung einer bestimmten Thematik zu rechtfertigen. Im Falle der Zeit ist das kaum möglich. Zu diesem Gegenstand sind nicht nur die sprichwörtlichen, sondern auch die tatsächlichen Bibliotheken bereits gefüllt worden. Die Literatur ist schon lange nicht mehr zu überschauen, es gibt zahllose Buchreihen, diverse Zeitschriften[1] und ganze Forscherleben, die diesem Gegenstand gewidmet wurden. Wer will da noch mitkommen? Insbesondere im Kontext von Soziologie, Philosophie und Ethnologie – um die weit ausgreifenden naturwissenschaftlichen Diskussionen hier einmal beiseitezulassen – hat die Zeit vielfache Aufmerksamkeit erfahren.[2]

Angesichts dieses Befundes stellt sich die Frage: Warum noch weitere Ausführungen zur Zeit? Könnte man mit seiner Zeit (sic!) nicht Besseres anfangen? Der einzige Rettungsanker scheint ironischer Art zu sein, so dass man mit Karl Valentin zur Rechtfertigung sagen könnte, es sei zwar schon alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem.

Aber selbst bei einem solchen augenzwinkernden Blick auf das Thema lässt sich nicht übersehen, dass Zeit als Problem ein dauerhaftes Interesse hervorzurufen vermag. Man kann entsprechende Aufmerksamkeiten an ganz trivialen und oberflächlichen Daten wie der genannten Buchproduktion ablesen, an der Ubiquität von Zeitmessgeräten oder an dem Umstand, dass beständig und andauernd über die Zeit geredet wird (alle Zeit der Welt haben; sich eine Auszeit nehmen; auf Zeit spielen; Zeit totschlagen; Zeit verschwenden; Zeit absitzen; Zeit gewinnen; der Zahn der Zeit; der Zeit hinterherhinken; seiner Zeit voraus sein; die Zeit ist knapp; die Zeit nutzen; die Zeit zurückdrehen; der Wettlauf mit der Zeit etc.).

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