Selim Özdogan - Der die Träume hört

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Nizar Benali hat es geschafft. Er hat Westmarkt verlassen, wo er unter «Schwarzköpfen» aufgewachsen ist und wo Drogenhandel und Schutzgelderpressung florieren. Er arbeitet als Privatermittler für Cyberverbrechen und wird beauftragt, den Darknet-Dealer Toni_meow ausfindig zu machen, an dessen Stoff ein Teenager gestorben ist. Das scheint zunächst ein gut bezahlter, wenn auch aussichtsloser Job. Doch dann präsentiert ihm eine alte Liebschaft ihren siebzehnjährigen Sohn Lesane – ihren gemeinsamen Sohn. Lesane treibt sich in Westmarkt herum, er dealt und hat Schulden. Nizar ahnt, dass Toni_meow zu finden die einzige Möglichkeit sein könnte, Lesane vor dem endgültigen Absturz zu retten.
Ein Roman über sozialen Aufstieg und was man dabei verliert. Über den tristen Glamour der Straße. Über Drogenhandel 2.0, der auch auf den vermeintlich cleanen Plattformen des Darknets ein schmutziges Geschäft bleibt – und über verlorene Söhne, die es einmal besser haben sollten.

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Neun Jahre war es her, dass ich sie überredet hatte, aus Westmarkt wegzuziehen, Tha Carter III war damals erschienen: I got her out the hood and put her in the hills .

Was hatte ich geredet, von schmerzhaften Erinnerungen, die sie dort nie loslassen würden, davon, dass niemand auf Dauer besser als seine Umgebung sein konnte, dass es ihr guttun würde, dass auch in anderen Vierteln Türken wohnten, dass sie sich wohlfühlen würde, dass es hier sauberer sei, geordneter, dass wir näher beieinander wären, dass wir uns zu Fuß besuchen könnten.

Vielleicht hätte ich es besser wissen müssen. Aber damals war sie weniger verbittert gewesen. Damals hatte ich nicht geahnt, wie lang ihre Monologe werden würden, damals hatte sie mal gute und mal schlechte Laune gehabt. Jetzt schien sie nur noch eine Stimmungslage zu kennen.

Ich fragte mich, ob ich mir etwas vormachte, was meine Gründe anging. Hatte ich sie nur überredet, weil ich einfach nicht mehr jede Woche nach Westmarkt fahren wollte, um dort auf der Straße alten Bekannten über den Weg zu laufen? Hatte ich gedacht, diese Sonntage würden für mich leichter werden, wenn sie woanders wohnte? Sie waren leichter geworden, am Anfang, doch dann hatte sich irgendetwas geändert. Ich wusste nicht was genau. Vielleicht war ich nicht aufmerksam genug gewesen.

Jeden Tag, jeden Tag bis auf Sonntag fuhr sie noch nach Westmarkt, jeden Tag ging sie durch diese Straßen, jeden Tag saß sie in Nilgüns Backshop, jeden Tag klönte sie in Defnes Blumenladen, jeden Tag verbrachte sie mit Geschichten und Gerüchten von Liebe, Verrat, Knast, Drogen und Gewalt.

– Möchtest du noch ein wenig von den Sıkma?, fragte sie.

– Ja, gerne, sagte ich. Die sind lecker geworden. Deinen Händen sei’s gedankt.

– Du bist ein guter Junge, sagte sie. Womit hat deine Mutter so einen wie dich verdient?

Die Einleitungen unterschieden sich, doch ich ahnte natürlich, wohin das Gespräch schwenkte. Ich versuchte mich auf ihre Trauer einzustimmen, ihren Gram. Natürlich würden sie davon nicht verschwinden. Ich wollte nur bei ihr sein, mich verbunden fühlen. Ich wollte nicht genervt sein von ihrer Tirade. Ich wollte ihr etwas zurückgeben.

Nie hatte ich gehungert in ihrem Haus, nie hatte es mir an Kleidung gefehlt, an Berührungen, an Koseworten. Sevgi hatte mir beigebracht, aufrichtig zu sein, sie hatte mich in Schutz genommen, auch wenn ich im Unrecht war, sie hatte mir gezeigt, dass man ruhig Fehler machen durfte. Selbst die großen Fehler, die Dummheiten, die Dealerei, den Jugendarrest hatte sie verziehen. Sie hatte an mich geglaubt, daran, dass ich den rechten Weg gehen würde. Sie hatte versucht mir beizubringen, ohne Groll, ohne Wut, ohne Rachegelüste zu leben. Sie hatte daran geglaubt, dass man Worte nicht gebrauchen durfte, um andere zu verletzen, dass man nicht stehlen und betrügen durfte, dass man seinen Lebensunterhalt auf ehrliche Weise verdienen musste, sie hatte daran geglaubt, dass man achtsam sein musste mit sich und den anderen.

Sie hatte an mich geglaubt. Ohne sie … Wer weiß, wo ich heute wäre? Ganz sicher nicht in diesem Viertel, in dieser Wohnung, in diesem Job. Ganz sicher wäre mein Leben anders verlaufen. Ich steckte so tief in ihrer Schuld, nicht nur bis zum Hals, ich war mit dem ganzen Schädel drin.

Vielleicht hatte ich einfach nicht genug gelernt. Ich wusste nicht, wann ihre Bitterkeit angefangen hatte. Vielleicht hatte ich mich zu lange ferngehalten, vielleicht hätte es zumindest diese Sonntage immer geben müssen.

– Undank, sagte sie, wohin man auch sieht, es ist alles nur Undank.

Spätestens wenn der Tisch abgeräumt war, wenn sie mit ihrer Zigarette dasaß, vertieften sich die Falten zwischen ihren Augenbrauen und sie begann zu schimpfen, dass alles den Bach runterging, dass man niemandem mehr trauen konnte, dass Verwandtschaft, Freundschaft, Ehre nicht mehr zählten, dass alles nur noch ums Geld ging, jeder seinen Vorteil suchte, Kinder gegen Eltern aufstanden, Bruder gegen Bruder, Schwester gegen Schwester, der Mensch gegen Gott. Dummheit und Lüge regierten die Welt, jeder trug eine Maske, niemand zeigte sein wahres Gesicht, an jeder Umarmung hing ein Preisschild.

Ich wusste nicht mal, was ich schlimmer fand: dass sie jedes Mal diese Wutrede hielt oder dass ich ihr meist zustimmen konnte. Und gleichzeitig genervt war von diesen Klagen.

– Ich bin eine alte Frau, sagte sie, mit einem Bein stehe ich im Grab, wer kommt mich noch besuchen, wer ruft noch an und fragt mich, wie es mir geht, wer will die Zeit nutzen, die mir noch bleibt? Jeder rennt seinem Konto hinterher, vierundzwanzig sieben, wer denkt sich schon: Wir sind dieser Frau noch Dank schuldig? Wer sagt schon: Sie hat selber nicht gegessen, sondern alles verteilt, wer sagt schon: Sie hat nicht geschlafen und dafür Wiegenlieder gesungen und den Schlaf der anderen behütet, wer sagt schon: Sie ist selber nicht rausgegangen, aber hat uns alle Türen geöffnet, gegen die sie sich stemmen konnte? Wer weiß um den Wert einer alten Frau, die nicht mehr lange zu leben hat? Was habe ich getan, dass ich immer nur Rücken sehe? Was habe ich getan, dass diese Augen immer nur allen hinterherblicken?

Manchmal packte sie die Trauer, manchmal packte sie die Wut. Ich saß hilflos da. Dass ich da war um zuzuhören, machte keinen Unterschied. Und ich konnte es sogar verstehen.

Ich erinnerte mich an die Geschichte, die sie früher häufig erzählt hatte. An der Schwarzmeerküste der Türkei hatte sie als junge Frau gesehen, wie ihrer Schwester bei der Haselnussernte die Seile des Korbes auf ihrem Rücken in die Schultern schnitten. Abends hatte sie gesehen, wie wund diese Schultern waren. Es war das erste Jahr, dass ihre Schwester helfen musste. Sie versuchte jeden Tag Vorwände zu finden, um auch den Korb ihrer kleinen Schwester zu tragen. Sie hatte mir so oft von diesen wundgescheuerten Schultern erzählt, dass ich immer zuerst daran dachte, wenn es um eine Last ging, die jemand trug. Ich habe sie damals gefragt, was mit ihren eigenen Schultern gewesen war, doch sie sagte, sie sei es gewohnt gewesen. Ich wusste nicht, wann ihr Wunsch, die Last eines anderen zu tragen, in Bitterkeit umgeschlagen war. Vielleicht wusste ich es doch. Aber es half nicht. Nichts half je.

Manchmal Wut, manchmal Trauer, manchmal Tränen in den Augen, manchmal Spuckenebel vor ihrem Mund. Ich hingegen wurde manchmal ungeduldig, manchmal war ich genervt, manchmal wütend, ohne dass ich hätte sagen können warum. Manchmal wurde auch ich traurig.

Aber egal was war, lange Zeit hatte ich versucht, ihr trotzdem nahe zu bleiben. Irgendwann hatte ich damit aufgehört. Ich versuchte nicht mehr, sie in den Arm zu nehmen, ich machte nicht den Mund auf, um ihr zu sagen, dass sie mich hatte, dass ich ihr nie den Rücken kehren würde, dass mein Dank nicht enden würde, so lange ich lebte. Das hatte ich alles schon getan, doch es schien alles noch schlimmer zu machen. Der Fehler der anderen schien größer, weil ich ihn nicht hatte, sie fühlte sich stärker im Recht, weil sie mich als Kontrast hatte.

Ich saß da und wollte weg. So wie ich aus dem Kiosk weggewollt hatte, weil ich das Gelaber der Kunden einfach nicht mehr ertrug. Und ich fühlte mich schlecht, weil ich keinen Unterschied machen konnte zwischen ihr und diesen Kunden.

Ich erinnerte mich daran, wie ich früher sonntags manchmal verkatert gewesen war, wie ich geglaubt hatte, den Tag nicht überstehen zu können, wie ich mir vorgenommen hatte, keinen Alkohol mehr zu trinken, zumindest nicht am Samstag. Wie dieser Schädel zu explodieren schien, wenn ich mich bückte, um die Schuhe zuzubinden und wie der Schmerz kaum nachließ, wenn ich mich wieder aufrichtete.

Der Kater war die Strafe für das Feiern gewesen. Ich wusste nicht, ob diese Besuche auch eine Strafe waren. Was hatte ich getan? Außer die Liebe zu nehmen, die sie mir freiwillig gegeben hatte?

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