Friedrich Griese - Das Korn rauscht

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Friedrich Griese (1890–1975) gilt als der bedeutendste mecklenburgische Erzähler. In der literarischen Tradition von Hamsun und Lagerlöf stehend, schildert er vornehmlich die agrarisch-vorindustrielle Gesellschaft in Norddeutschland. In diesen Erzählungen aus Mecklenburg tritt uns ein wortkarger Menschenschlag von langsamem Wesen entgegen, der doch erstaunlich tolerant ist gegen Fremdes und Unangepaßtes und auch aus der Bahn Geworfenen eine Wiedereingliederung ermöglicht. Arbeitsam und einfach ist das Leben in den Dörfern, tief in Natur und Herkommen verwurzelt, erfüllt von Glauben und Aberglauben, und doch reifen hier eigenständige Charaktere und Menschen besonderer Individualität, von denen uns der Autor berichtet.

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Friedrich Griese

Das Korn rauscht

Bildnachweis Das Titelbild und die Bilder auf den Seiten 7 10 55 72 81 - фото 1

Bildnachweis: Das Titelbild und die Bilder auf den Seiten 7, 10, 55, 72, 81, 86, 100, 129, 149, 169 stammen von Karl Eschenburg und sind dem Band Friedrich Griese, Das Ebene Land. Mecklenburg , entnommen. Die Bilder auf den Seiten 35, 88, 116 stammen von Erna Lendvai-Dircksen aus dem Band Das deutsche Volksgesicht. Mecklenburg und Pommern . Die restlichen Abbildungen entstammen dem Verlagsarchiv.

Das Glossar wurde von Meike Bohn erstellt.

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.deabrufbar.

Hinweis:

Dieses Buch wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die zum Schutz vor Verschmutzung verwendete Einschweißfolie ist aus Polyethylen chlor- und schwefelfrei hergestellt. Diese umweltfreundliche Folie verhält sich grundwasserneutral, ist voll recyclingfähig und verbrennt in Müllverbrennungsanlagen völlig ungiftig.

ISBN 3-85365-195-X

eISBN 9783-85365-308-1

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind vorbehalten.

© Copyright by V. F. SAMMLER, Graz 2003

Printed in Austria

Layout: Klaudia Aschbacher, A-8101 Gratkorn

Gesamtherstellung: Druckerei Theiss GmbH, A-9431 St. Stefan

INHALT

Vorwort

Zwang

Besuch am Abend

Die Hofgängerin

Kreuzbergstationen

Das Haus der Herren

Herring

Im Beektal singt es

Ees

Drei Jahre Lachen

Der Irrgang

Der Ruf des Schicksals

Trina Langs Junge

Johannisnacht

Das Korn rauscht

Glossar

VORWORT

Siehe, der Winter ist vergangen, und abermals wächst Gras und wird Kraut auf den Bergen gesammelt .

Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort, daß sie wieder daselbst aufgehe .

Der Wind geht gen Mittag und kommt herum zur Mitternacht und wieder herum an den Ort, da er anfing .

Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt, die Erde aber bleibt ewiglich .

(Sprüche Salomos)

Dieser Leitspruch zu Friedrich Grieses Roman „Das letzte Gesicht“ ist kennzeichnend für seinen Blick auf Mensch und Erdenlauf. Es ist ein tröstliches Bild, und es gefiel dem Dichter so gut, daß er den Spruch, in jeweils abgewandelter Form, in allen Epochen seines Schaffens – 1923, 1934 und 1960 – verwendet hat. Zum ersten Mal gebraucht er ihn in der Erzählung „Das Haus der Herren“ in seinem Band „Das Korn rauscht“, von dem hier erstmals seit über fünfzig Jahren eine Neuausgabe vorliegt.

Heute sind seine Bücher beinahe in Vergessenheit geraten. Dabei war Friedrich Griese in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts der bedeutendste Schriftsteller Mecklenburgs. Weit über fünfzig Titel umfaßt sein Werk: allein 14 Romane, 10 Bände mit Erzählungen und 7 separat erschienene, 6 Dramen, 4 autobiographische Schriften, 4 Bücher über Mecklenburg sowie 2 Biographien – neben Reden, Aufsätzen, Hörspielen, Märchen und einigen Gedichten. Seine Bücher erreichten eine Gesamtauflage von vielen Hunderttausend; sie wurden ins Englische, Holländische, Norwegische, Schwedische, Finnische, Tschechische und Rumänische übersetzt, weitere Übersetzungen sollten folgen – doch der Beginn des Zweiten Weltkriegs setzte diesen Plänen ein Ende.

Die heutige Sekundärliteratur wertet Griese zumeist recht undifferenziert als wichtigen Vertreter der „Blut-und-Boden-Literatur“; nur allzugern wird sein Werk auf die zwölf Jahre im Nationalsozialismus reduziert. Griese selbst wehrte sich gegen eine solche Etikettierung. In seinen Lebenserinnerungen von 1970 schreibt er über den nationalsozialistischen Propagandabegriff: „Die Formulierung, die jetzt aufgekommen war, bedeutete nicht mehr als eine Phrase; sie verfälschte die beiden Begriffe und wurde gerade von denen nicht verstanden, die sie für sich in Anspruch nahmen. Für meine eigene Arbeit hatte ich die Verfälschung mit dem Satz abgelehnt: ‚Ich habe mich in meinen Büchern immer nur darum bemüht, von der Zusammengehörigkeit zwischen dem Boden und all seinem Lebendigen zu handeln.’“ Was im Nationalsozialismus bei vielen nur sentimentale Sehnsucht oder konjunkturbedingte Mode war, entspringt bei ihm dem ursprünglichen Erleben von Land, Mensch und Tier seiner mecklenburgischen Heimat, und er fand zu seinem Stil, so Marcel Reich-Ranicki, „als man vom Nationalsozialismus in Deutschland noch kaum etwas wußte“.

Die von ihm von der Zeit der Weimarer Republik an bis zur Nachkriegszeit favorisierten Motive und Stoffe lassen sich bereits an vielen seiner Buchtitel ablesen: „Die letzte Garbe“ (1927), „Der ewige Acker“ (1930), „Der Saatgang“ (1932), „Der Ruf der Erde“ (1933), „Das Kind des Torfmachers“ (1937), „Der Zug der großen Vögel“ (1951). Einflußreiche Vorbilder waren für ihn Selma Lagerlöf und Jens Peter Jacobsen – vor allem aber: der Autor von „Segen der Erde“ (1917) und spätere Nobelpreisträger Knut Hamsun.

Und damit ist zugleich angedeutet daß diese Bücher was immer gegen sie - фото 2

Und damit ist zugleich angedeutet daß diese Bücher was immer gegen sie - фото 3

„Und damit ist zugleich angedeutet, daß diese Bücher, was immer gegen sie einzuwenden ist, sich durch Vorzüge auszeichnen, die man nicht ganz vergessen sollte – durch atmosphärische Dichte, durch intensive Stimmungen und eine einfache und sehr anschauliche Sprache“, urteilt Reich-Ranicki am 1. Juni 1975 in seinem Nachruf auf Friedrich Griese über dessen Werk.

Als Sohn eines Kleinbauern, der infolge der Übernahme einer Bürgschaft verarmt und später als Tagelöhner arbeiten muß, wird Friedrich Griese am 2. Oktober 1890 in einem Dorf bei Waren, im östlichen Mecklenburg, geboren. Hier, in Lehsten, zwischen den beiden Straßen im Westen und Osten, dem „Hohen Ende“ und dem „Brink“, verbringt er die ersten fünfzehn Lebensjahre. „Ich habe sehr früh schwer arbeiten müssen“, bemerkt Griese im Rückblick, „aber ich habe doch auch erfahren dürfen, welcher Segen auf körperlicher Arbeit ruht.“

1906 geht er für fünf Jahre an das Lehrerseminar nach Lübtheen. Er beginnt zu schreiben. Die Vorbilder, an die er sich scheu wendet, verweisen ihn nur an Bücher. Doch „einer“, erinnert sich Griese 1931, „Peter Rosegger, gab mehr; ein paar herrliche Briefe von ihm, die er mir als damals achtzehnjährigem Menschen schrieb, waren lange Zeit der einzige Hinweis auf das, was es einmal für mich zu tun geben würde.“ Als er das erste Mal mit etwas Selbstgeschriebenem an die Öffentlichkeit tritt, ist sein Schreibimpuls ein sozialkritischer: In der „Rostocker Zeitung“ erscheint 1914 eine Artikelserie, in der Griese die Mißstände der „ritterschaftlichen Schulen“ angreift – der Titel: „Wir klagen an“. Weil er sich für seine Schüler engagiert hatte, die während der Erntezeit nach Gutdünken vom Gutsbesitzer aus dem Unterricht genommen werden konnten, war er aus seiner ersten Stelle entlassen worden.

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