KASPAR LUNT
DAS
KARMA
VERZEIHT
NICHTS
THRILLER
Verlagsgruppe HaWI
Orte und die Namen der handelnden Personen sind
zufällig ausgewählt.
1. Auflage
Copyright © der Originalausgabe 2016 by Kaspar Lunt
Copyright © der eBook-Ausgabe 2016
Copyright © der Taschenbuch-Ausgabe 2016
Umschlaggestaltung: HaWI
Layout/Bild: Pixabay
Lektorat: HaWI
ISBN e-Book: 978-3-7427-9269-3
ISBN Taschenbuch: 978-1520226675
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Kontakt & Info
kasparlunt@mail.de
www.kasparlunt.com
Für meine drei Mädels –
ich liebe euch.
INHALT
Prolog
Teil I: JANUS
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Teil II: FOLIE à DEUX
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Teil III: DAS ERSTE OPFER
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Epilog
Danksagungen
Social Media
An euch verachtenswerte Menschen,
Ihr, die das Leben in all seiner Vielfältigkeit und Individualität missachtet, Unwahrheiten und Illusionen predigt, für die eure Mitmenschen mit ihrem Leben bezahlen. Ihr zahlt meinen Preis für eure Unwissenheit, Einfältigkeit und Blindheit – ich werde euch finden und richten, mit dem Leben bezahlen lassen, das Ihr bei anderen so schändlich verleugnet, einfach nicht respektiert, als sei es nichts oder nur weniger wert.
Euer Ende wird der Anfang für eine bessere Welt sein…
Der Karma-Killer
29. März 2015
Deine Augen sehen die Welt anders.
Du fühlst es in dir, dieses Gefühl, das sich aufwärts frisst. Erst ist es nur eine Ahnung in deinen Eingeweiden, die sich langsam vom Magen aus in Richtung Mitgefühl vorkämpft. Auf dem Weg zu deinem Gewissen verwandelt sich diese Ahnung in einen Brechreiz, in puren Hass, der deinen Körper verlassen muss, weil du die Welt und die Gesellschaft, so wie du sie siehst, am liebsten wieder auskotzen möchtest.
Eine Welt mit lauter abstoßenden Menschen, die sich in ihrer unreflektierten Selbstgefälligkeit suhlen, dabei sind sie nichts weiter als die Nahrung des bulimiekranken Lebens, das sie wieder erbricht, sobald ihre erbärmliche Existenz zu Ende ist. Es wird sich nie etwas ändern, wenn du nichts unternimmst. Deinen Blick für die Abgründe der Menschheit trägst du schon dein ganzes Leben mit dir herum, leidest an einer besonders schlimmen Form von Gesellschafts-Brechsucht, siehst dich als gegenregulatorische Maßnahme, damit eine ungünstige Gesellschaftszunahme verhindert wird.
Du bist die letzte Bastion gegen diesen Abschaum, der dir tagtäglich als Verschwendung von Genmaterial auf der Straße begegnet. Heute wolltest du eigentlich nur einkaufen gehen, aber vor dir an der Kasse steht ein besonderes Exemplar von Genabfall, das dir keine Ruhe lässt.
Du siehst dem Mann tief in die Augen, merkst, wie deine Finger anfangen zu kribbeln, weil du das Geheimnis, das hinter seinen Pupillen lauert, sofort durchschaut hast.
Du lächelst diese Missgeburt freundlich an. Dieses überflüssige Exemplar der Gattung Mensch, ohne das die Welt ein Stück besser wäre. Am liebsten würdest du ihn gleich hier und jetzt umbringen, aber vor den Augen seiner Kinder tut man so etwas Schreckliches nicht, das weißt du besser als jeder andere.
Der Mann lächelt zurück, weil er nicht weiß, wie er deinen sezierenden Blick deuten soll. Seine sadistischen Augen lassen dir keine Ruhe – und da weißt du, dass du dein nächstes Opfer gefunden hast.
Du willst auf Nummer sicher gehen, aber die Gesichter seiner beiden Kinder nehmen dir deine letzten Zweifel. Du vergleichst die Familie dieser Missgeburt mit der Vorzeigefamilie, die vor ihnen in der Schlange steht und gerade bezahlt.
Von dem Glück, das du in dieser Familie beobachtest, ist in seiner Familie nichts zu sehen. Sein Sohn trägt ein Tuch um den Hals, die Würgemale sind nicht mehr gut zu erkennen, aber so oft wie du Menschen erwürgt hast, lässt du dich von der wahren Bedeutung dieser Flecken nicht täuschen.
Du bemerkst zu spät, dass du den Mann zu lange angesehen hast. Er wird misstrauisch und lässt dich nicht mehr aus den Augen. Es ist die Art von Chance, auf die sein Sohn gewartet hat. Ein paar Sekunden Freiheit von der Ungerechtigkeit des Lebens, das in einer Genlotterie die Schicksale ausknobelt. Sein Sohn nutzt das winzige Zeitfenster, das sich ihm bietet. Er ist wie gefesselt von der Vorzeigefamilie, weil er das Leben dieser normalen Menschen nicht versteht. Er beobachtet den blonden, gut gekleideten Jungen, der er hätte sein können, wenn er nicht das verschissene Pech hätte, er selbst zu sein.
Der Junge sieht dich kurz an, überprüft aber nur, ob sein Vater ihm ein paar weitere Sekunden Freiheit schenkt. Die Narben unter den Augenbrauen des Jungen erwecken dein Interesse. Diese Missgeburt ist nicht so dumm, wie sie aussieht, schlägt nur auf die Stellen am Körper seiner Kinder, die in der Schule die Aufmerksamkeit der Lehrer nicht erregen und zu unangenehmen Fragen führen würden.
Der Blick seines Vaters umgarnt dich wie ein Raubtier, wartet in Lauerstellung ab, bis der richtige Moment kommt, in dem die Beute einen dummen Fehler macht. Du weißt, dass du in Wahrheit das Raubtier bist, aber dir gefällt die Vorstellung, dass die Beute dieses Mal direkt in deinen Mund springt.
Du hältst seinem Blick stand, willst diesem armen Jungen seinen Moment nicht kaputt machen. Interessiert verschlingt der Junge jede Nuance der Bilderbuchfamilie, verfolgt, wie sein Ebenbild eines alternativen Lebens im letzten Moment einen Schokoriegel auf das Band wirft, obwohl sein Vater der Kassiererin schon das Geld gereicht hat.
Der Vorzeigevater lächelt seinen Sohn kurz an, tätschelt ihm die blonde Mähne und in seinem Blick ist so viel Liebe und Zuneigung, die der Sohn der Missgeburt nicht richtig einordnen kann. Er will auch dieses Gefühl spüren, das siehst du in seinen Augen, als er erneut überprüft, ob sein Vater dich noch anstarrt.
Es ist der Versuch eines Jungen, seine Sterne und sein Schicksal neu zu ordnen. Dieses Gefühl ist dir nicht fremd. Der Junge will sich eine neue Zukunft geben, fern ab der Niete, die er in der Schicksalslotterie gezogen hat und die ihm diese Missgeburt von Vater eingebrockt hat.
Du weißt, was jetzt kommt. Du siehst es an dem Blitzen in den Augen des Jungen. Sein Griff geht in Richtung Schokoriegel. Er legt einen der Riegel aufs Band, will dieses ihm fremde Gefühl spüren und ein bisschen davon festhalten, während die Vorzeigefamilie glücklich und zufrieden den Supermarkt verlässt und sich die Glastüren wie der Vorhang zu einer Utopie verschließen, von der noch ein Hauch in dem Jungen zurückbleibt.
Im Gegensatz zu seiner älteren Schwester – die ihren Bruder mit entsetzten Augen maßregelt und ihm signalisiert, er solle den Schokoriegel gefälligst wieder zurückpacken – hat der Junge seinen Traum von einem besseren Leben und einer besseren Familie noch nicht aufgegeben. Als seine Schwester den Schokoriegel vom Band nehmen will, hält der Junge demonstrativ seine Hände darüber. Nein, dieser Junge hat sich mit seinem Schicksal noch nicht abgefunden.
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