Bernhard Moshammer - Der mitteleuropäische Reinigungskult

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"Wir sind das souveräne Volk, wir sind Gottes auserwähltes Volk, ein gastfreundliches und weltoffenes. Wir empfangen die Welt mit offenen Armen, zeigen ihr unser Land, zeigen ihr, wie wir aussehen, uns kleiden, sprechen und leben."
Julius Aschmann fühlt sich nach einer mystischen Erscheinung berufen und gründet eine Bewegung, den Mitteleuropäischen Reinigungskult. Die Kultur soll gerettet werden, das bunte Fest der Vielfalt endlich ein Ende haben. Doch Aschmanns Rettungszug scheint über gut besuchte Esoterikmessen und Gasthaushinterzimmer nicht hinauszuführen – bis er auf die charismatische Julia Mantz trifft.
Anton Wagenbach, eben noch preisgekrönter Musikkritiker, trennt sich von seiner langjährigen Freundin und nimmt sich eine Auszeit in Brighton. Er ist von Aschmann fasziniert und will endlich ein Buch über ihn schreiben. Er nützt die Zeit der Recherche für eine Reise zu sich selbst.
Ein kluger und leidenschaftlicher Roman über Politik und die Freiheit der Kunst.
Sehr lesenwert!

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Gefangen in diesem dunklen Renaissancehöllengemälde verbrachte er die nächste halbe Stunde, glaubte aus dem Becher der Wahrheit zu schlürfen, die Essenz seines Zeitalters zu erkennen, ins Mark des Menschen zu tauchen, dann klappte er den Computer zu, sachte und beinahe elegant, wenn auch innerlich aufgebracht, und öffnete das Fenster.

Da draußen lag das Meer. War das eigentlich der Atlantik oder die Nordsee? Ruhig, ganz langsam zog die Nacht sich zurück und eröffnete den Blick auf das von der Ebbe im Zaum gehaltene Wasser. Noch vor einer Stunde hatte der Himmel sich aus dem Staub machen wollen, der beinah volle Mond hatte die raschen, fluchtartigen Bewegungen der Wolken in periodisch aufblitzendem Scheinwerferlicht preisgegeben und Anton zu dem Gedanken verführt, dass selbst die Natur paranoid geworden, die Macht des Menschen über die Natur endgültig bewiesen war.

Drei Tage lang verließ er das Hotel nicht, fand nur sporadischen Schlaf, eine Art trügerischen Halbschlaf. Am Morgen des vierten Tages badete er heiß, duschte kalt und badete wieder heiß, öffnete seinen Computer gefühlte tausend Mal und schloss ihn wieder, fuhr ihn herunter und wieder hoch, löschte Dateien, löschte den gesamten Datenverlauf – es half alles nichts: Der Porno war nicht zu stoppen, die Fickerei nahm kein Ende, das Plagen und Stöhnen, Ächzen und Winden ertönte und erschien, sobald er das Display hochklappte.

Es war unerklärlich und befremdlich, entbehrte jeglicher Logik, setzte den viel beschworenen, sogenannten gesunden Menschenverstand außer Kraft. Anton meinte zu wissen, was das zu bedeuten hatte, nämlich dass sein jähes Ende bevorstand, seine Umnachtung nicht mehr aufzuhalten war und er bald schon, hoffentlich bald, in ein paar Stunden vielleicht, in ein paar Tagen oder Wochen, bitte nicht länger, würde aussteigen können aus diesem Zug ins Ungewisse, in den finalen Abgrund.

Es war ein wenig lächerlich, das mittlerweile abgelutschte Klischee einer spätmodernen literarischen Mannsfigur vielleicht, aber er wollte, nein, musste sich noch weiter im Elend suhlen. Manchmal braucht es das, manchmal muss einer sich hinlegen, eine Zeit lang liegen bleiben, den harten Boden spüren, den Dreck, den sein Weg, den seine eigene Spucke verursacht hat, im Mund schmecken, bevor er wieder aufstehen, weitergehen und weitermachen kann. Anton wusste, dass er sich gehen ließ.

Die Zugmetapher war natürlich falsch, die Vorstellung einer Erlösung war naiv und hausgemacht, zu schön, um wahr zu sein; natürlich würde er niemals aussteigen können, er würde selbstverständlich, eingeschlossen in den rasenden Höllenzug, mit Höchstgeschwindigkeit in den Abgrund stürzen – das war das Unvermeidliche, so und nicht anders würde es geschehen, dies war zweifellos sein Schicksal. Und so weiter.

Aber auch so stehe es nicht wirklich um ihn, er fühle sich nur so, umschrieb er in unsicheren, krakeligen Buchstaben (er schrieb nur noch mit der Hand, den Computer konnte und wollte er nicht mehr bedienen) den erbärmlichen Zustand seiner Existenz. Er war ganz schön tief gefallen. Er war der einzige Fahrgast in diesem Höllenzug, wusste aber gleichzeitig, dass es nur ein Hotel war, ein Zimmer im zweiten Stock, Tür Nummer 17. Und selbstverständlich stand es ihm frei, sein Zimmer jederzeit zu verlassen, er konnte – immerhin befand er sich mitten in England, genau genommen am äußersten Rande Englands – kommen und gehen, wie es ihm gefiel. Diese Freiheit aber war fürchterlich.

Die Freiheit ist fürchterlich , schrieb er.

Die Freiheit hielt ihm seine Schwäche, sein Versagen vor wie einen unerträglichen Spiegel. Er musste sie jedoch nutzen, das war er sich selbst schuldig, die totale Resignation erschien ihm albern und pathetisch, also warf er einen letzten Blick auf den Computer, widerstand dem Bedürfnis, ihn noch einmal zu öffnen und machte sich schnurstracks auf den Weg nach unten in die Hotelbar.

Im Grunde ging es ihm natürlich gut, von außen betrachtet sogar blendend. Er war wohlhabend genug, um auf Reisen zu gehen, ungebunden und frei an einem Ort seiner Wahl: Brighton, England. In Rottingdean, einem entzückenden Vorörtchen direkt am Meer mit uralten Cottages, ein paar einwandfreien Pubs und dem für ihn fantastischen, nordkühlen Klima. Sein Hotel, das White Horse, ein unaufgeregter, bodenständiger Bau aus den Dreißigerjahren, lag direkt an der Strandpromenade, die Menschen hier schienen ebenso unaufgeregt und bodenständig zu sein. Das schrillschwul eingerichtete Café gegenüber war immer gut besucht, auch von den Alten, das konnte er sich in Österreich nur schwer vorstellen. Alle waren freundlich, selbst der Kaffee war gut – es war perfekt. Gut, die Trennung von Barbara vor drei Monaten hatte Spuren hinterlassen, tiefere und schmerzvollere, als er vermutet hatte, aber so war das nun mal, es war nur ein weiteres Ende einer weiteren Liebe, er durfte sich nicht beschweren, immerhin hatte er sich von ihr getrennt, auch wenn sie das anders sah. Aus irgendeinem Grund war es ihm wichtig, sich selbst als Initiator des Endes zu wissen – wie den meisten Männern, die um ihre Männlichkeit bangen, was auch immer das heißen mag, denn in seiner Männlichkeit gestärkt fühlte er sich dadurch ganz und gar nicht. Was war das überhaupt, Männlichkeit? Acht Jahre waren sie zusammen gewesen, acht lange Jahre, und wofür? Nur um sich am Ende zu hassen? Um sich nie wieder sehen zu wollen? Was für ein jämmerlicher und armseliger Kreislauf! Er hatte genug davon, genug von der romantischen Liebe, verfluchte die Tatsache, dass ihr Ende ihn in diesen haltlosen Zustand manövriert hatte. Er verfluchte ihre Macht und seine eigene Schwäche.

Er verfluchte Barbara.

Er verfluchte sie nicht.

Die Bar war leer, eine in Putzmittel getränkte Brise streifte seine Nase, lediglich der angrenzende Frühstücksraum des White Horse war von ein paar müden Gestalten bevölkert. Anton setzte sich an einen freien Tisch für zwei. Die Szenerie erweckte ein gigantisches Hungergefühl in ihm – tagelang hatte er nichts zu sich genommen, er sah mitgenommen und krank aus. Er bestellte also Kaffee und ein Big English Breakfast.

Der Kellner stellte instinktiv einen Krug Wasser dazu, Anton leerte ihn in einem Zug und bestellte Nachschub. Er machte sich über das Essen her wie ein irrer Häftling nach zwei Wochen Hungerstreik. Schön anzusehen war das nicht, aber das kümmerte ihn nicht, das Futter beruhigte ihn. Die Würstchen, Eier und Bohnen krochen in ihn hinein wie in ein Nest, wie in ein wiedergefundenes Zuhause, ein regelrechtes Heimatgefühl durchfuhr seinen Körper, es schien ihn für die durchlittenen Qualen zu belohnen und für kurze Zeit vergaß er, was da oben in seinem Zimmer vor sich ging.

Als er sich wieder daran erinnerte, fragte er sich, was es eigentlich war, das da vor sich ging. Im Grunde gar nichts, sagte er sich. Gar nichts passierte hier, nichts war geschehen. Und was für Qualen überhaupt? Er hatte eine halbe Woche in einem Hotelzimmer gelegen, geschrieben, sich über einen nicht enden wollenden Sexstreifen gewundert, sich von ihm einschüchtern und womöglich an den Rand eines Nervenzusammenbruchs drängen lassen, dabei waren die Gründe für die pornografische Dauerschleife sicher rein technischer Natur, ihrer eigenen undurchschaubaren digitalen Logik folgende Banalitäten. Wer weiß, vielleicht hatte er sich das alles auch nur eingebildet, vielleicht war es eine Wahnvorstellung, die Nachgeburt seiner wiedergewonnenen Freiheit, der Rattenschwanz der Liebe, vielleicht kämpfte er nur mit seinem Roman, mit dem Schreiben selbst, vielleicht war er im Purgatorium des Künstlers angelangt.

Jetzt erst mal essen und trinken, dann duschen und runter zum Meer, das würde ihm das Gehirn schön durchblasen. Und vor allem musste er seinen Fokus wieder auf das Wesentliche lenken, auf den eigentlichen Grund seines Hierseins, auf Julius Aschmann.

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