Die Welt wandelt sich, und das ist auch in einer Region wie dem Odenwald zu spüren: Altes geht, Neues kommt. Eigentlich nichts Ungewöhnliches. Daran erinnern die vielen sehenswerten Burgruinen in der Region, die oft an einem stillen Platz im Wald über einem munteren Ort thronen. Heute zeigt sich die Veränderung unter anderem am Leerstand, der sich mancherorts ins Bild drängt. Demgegenüber stehen kreative Konzepte und frischer Wagemut, die für Lebendigkeit sorgen. Auch die Natur im Odenwald - vor allem nahe der Bergstraße - bleibt von der Veränderung nicht unberührt. Der Klimawandel rückt den Schutz des Waldes in den Fokus. Ebenso wagen immer mehr regionale Bauern den Schritt in den nachhaltigen Biolandbau. Zunehmend kommt im Bewusstsein an, wie wichtig ein intaktes Ökosystem ist. Die Region ist liebenswert schön: Aus Quellen in den Wäldern sprudelt Wasser. Auf grünen Wiesen weiden Schafe und Rinder, gelegentlich auch Wasserbüffel. Auf Streuobstwiesen reift das Obst - die Basis des guten Äbbelwoi‘. Hoffentlich bleibt diese Idylle noch lange so herrlich. Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche viel Spaß bei Entdeckungstouren.
In eigener Sache
Wegen der andauernden Corona-Pandemie unterliegen touristische Einrichtungen und Veranstaltungen auf noch nicht absehbare Zeit einer Reihe von Einschränkungen, die bei der Recherche für diesen Reiseführer noch nicht galten. Und so kann es sein, dass das ein oder andere im Buch beschriebene Museum verkürzte Öffnungszeiten hat, dass Restaurants Zugangsbeschränkungen haben, dass Festivals abgesagt sind usw. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis, dass nicht alle Informationen in diesem Buch auf dem jeweils aktuellen Stand sein können, und bitten Sie, gelegentlich einen Blick auf unsere Internetseiten zu werfen: Dort werden wir Sie möglichst engmaschig über die neuesten Entwicklungen in Ihrem Reisegebiet auf dem Laufenden halten.
Schreiben Sie an: Stephanie Aurelia Staab, Stichwort „Odenwald“ c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19, D - 91054 Erlangen info@michael-mueller-verlag.de
Orientiert im Odenwald
Die Region im Profil
Der Odenwald ist ...
Was für eine Vielseitigkeit! Der Odenwald ist ein landschaftliches Gesamtkunstwerk aus malerischen Streuobstwiesen, tief zerfurchten und mit Tannen bewachsenen Tälern, reizvollen Flusslandschaften und sonnenverwöhnten Weinhängen. Fachwerk-Orte, Burgen und Schlösser machen die Romantik perfekt - doch statt auf ein Freiluftmuseum treffen Odenwald-Gäste auf Lebendigkeit und eine Fülle von Freizeitmöglichkeiten.
Anteil am Odenwald haben - der Flächengröße nach - die Bundesländer Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.
... historisch spannend
Früheste Zeugnisse menschlicher Besiedlungen haben die Bandkeramiker hinterlassen: Bauern, die aus der Türkei, Ungarn und Rumänien eingewandert waren. Auch von den Kelten und vor allem von den Römern gibt es heute noch sichtbare Spuren. Später haben Adelsfamilien die architektonische Landschaft und die Entwicklung der Region geprägt. Dabei haben auch das englische und das französische Königshaus mitgemischt.
Nördliches und südliches Eingangstor bilden Darmstadtund Heidelberg. Für beide Städte lohnt es sich, mehr als einen Tag für die Highlights einzuplanen, um das jeweilige stadteigene Flair und die kulturelle Vielfalt zu entdecken.
... voller Fachwerk und Burgen
Durch den Odenwald verläuft eine Etappe der Deutschen Fachwerkstraße: Dieburg, Groß-Umstadt und Walldürn sind u. a. Ziele dieses Abschnitts. Ebenso sind Orte wie Michelstadt, Heppenheim oder Eberbach am Neckar üppig mit sehenswertem Fachwerk bestückt. Insbesondere an der Bergstraße und im Neckartal-Odenwald reihen sich Burgen, Ruinen und Schlösser aneinander. Die wohl berühmtesten Ruinen sind das Heidelberger Schloss, gefolgt von der Burg Frankenstein in Mühltal.
... Welterbe-reich
Weltweit einzigartig ist die Königshalle aus karolingischer Zeit auf dem Klosterareal in Lorsch. Gemeinsam mit dem Kloster zählt der malerische Bau zum UNESCO-Welterbe.
Weitere Titel tragen der Obergermanisch-Raetische Limes, der durch den Odenwald verläuft, und die Grube Messel. Sie ist eine von drei Weltnaturerbestätten in Deutschland.
Außerdem wartet Darmstadt auf den Beschluss der UNESCO, ob die Mathildenhöhemit ihrem einzigartigen Jugendstilensemble ebenfalls Welterbe wird.
... sagenhaft
Eine Zeit lang warb der Odenwald mit dem Prädikat „sagenhaft“. Basis dafür ist vor allem das Nibelungenlied, dessen Schauplätze am nahen Rhein und eben auch im Odenwald verortet sind. An einer Quelle im Gebirge soll sich das dramatische Ende des Helden Siegfried zugetragen haben. (Gleich mehrere Orte nehmen dies für sich in Anspruch.) Es gibt eine Nibelungenstraße und eine Siegfriedstraße sowie den Nibelungensteig, die quer durch den Odenwald verlaufen.
Die Wildweibchen sind Vorlage für den gleichnamigen Kinder- und Jugendliteraturpreis, der jährlich bei den Märchen- und Sagentagen in Reichelsheim vergeben wird. Preisträger sind u. a. Otfried Preußler und Cornelia Funke.
... süffig
Ebbelwoi ist das Odenwälder Nationalgetränk. Klassisch wird er aus mehreren Apfelsorten gekeltert. Einen Überblick über die Keltereien gibt der Förderverein Odenwälder Apfel e.V. ( www.odenwaelder-apfel.de). Edler sind sortenreine Jahrgangsweine oder der Apfelsecco. In den Brennereien werden außerdem vollreife Äpfel und andere Früchte der Streuobstwiesen zu Hochprozentigem verarbeitet.
Trauben brauchen Sonne und Wärme. Und die finden sie in der Region vor allem an der Bergstraße - im hessischen und im badischen Teil. In beiden Abschnitten werden vorwiegend Weißweine wie Riesling, Muskateller oder auch Chardonnay angebaut. Die zunehmend langen, heißen Sommer geben auch den roten Trauben feine Aromen. In beiden Regionen vermarkten viele Winzer ihre Weine über die örtlichen Winzergenossenschaften in Heppenheim ( www.bergstraesserwinzer.de), Groß-Umstadt ( www.vinum-autmundis.de) und in Schriesheim ( www.wg-schriesheim.de).
Bei so viel Ebbelwoi- und Wein-Seligkeit hat es Bier schwer. Die eine oder andere Brauerei gibt es aber doch. Vor allem in Heidelberg finden sich gemütliche Gasthausbrauereien mit klassischen Stammtischen, ebenso in Darmstadt, in Michelstadt und Mossautal. Mit dem Craftbeer-Kult entstanden auch junge Mikrobrauereien wie in Höchst-Erlenbach.
Für die Grundlage sorgen deftige Brotzeiten wie der heißgeliebte Kochkäse - meist aus Handkäse, Butter, (saurer) Sahne - mit ein paar Scheiben Bauernbrot, Butter und „Musik“.
Sightseeing und mehr
Erlebnis Kultur
Jazz, Rock, Singer-Songwriter, Theater, Kabarett oder Varieté: Insbesondere in den Städten Darmstadt und Heidelberg, aber auch in den ländlichen Regionen bieten zahlreiche Bühnen und Festival-Macher das ganze Jahr über ein vielseitiges Kulturangebot. Dazu kommen reihenweise Museen, die besondere Erlebniswelten schaffen. Durch und durch „endemisch“ sind römische Sehenswürdigkeiten und Darmstadts Jugendstil.
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