»Begreifst du nicht, daß ich die reichste Frau der Welt sein werde, wenn ich dich zum Mann habe?« sagte Elisabeth.
Er umschloß ihre Hände mit den seinen und hob sie an die Lippen.
Isabel erhob sich.
»Ich werde zum Waldrand gehen und aufpassen, daß niemand kommt«, erklärte sie. »Wenn du einen Ruf von mir hörst, ist keine Zeit mehr zu verlieren. Hast du verstanden, Elisabeth?«
Es war zweifelhaft, ob Elisabeth überhaupt zugehört hatte. Sie blickte Adrian verliebt in die Augen und schien die Welt um sich her vergessen zu haben.
Isabel ging zum Waldrand, aber es war weit und breit kein Mensch zu sehen.
Sie setzte sich auf einen Holzzaun und ließ die Beine baumeln, obgleich ihre Tante das als wenig ladyhaft bezeichnet hätte. Isabel fühlte sich erleichtert. Ein beruhigender Gedanke, daß Adrian ein so aufrechter Mann war, der Elisabeth glücklich machen würde.
Aber würde er das wirklich, fragte sie sich voller Zynismus. Wie lange dauerte es, bis ein Mann seiner Frau überdrüssig war und nach einer anderen Ausschau hielt. Männer waren alle gleich. Wenn eine Frau sie langweilte, war sie uninteressant. Und Elisabeth war nicht besonders clever, amüsant oder begabt. Sie war nur ein süßes, sanftes Wesen, das man ein Leben lang herumkommandiert hatte und das wenig Initiative und noch weniger Courage besaß. Würde das einen Mann auf die Dauer fesseln können? Würde Adrian sich nicht nach einer gewissen Zeit eine Frau mit mehr Einfallsreichtum und Pikanterie wünschen?
Aber warum sollte eine Frau nur das Spielzeug des Mannes sein? War das die einzige Existenzberechtigung, die man besaß, wenn man als weibliches Wesen auf die Welt gekommen war?
Isabel ertappte sich dabei, daß ihre Gedanken sich wieder den eigenen Problemen zuwandten. Elisabeths Leben durchlief im Augenblick eine Phase der Beunruhigung, doch auf lange Sicht war es gesichert.
Anders ihr, Isabels, Leben.
Sie war entschlossen, niemals zu heiraten. Sie würde sich keinem Mann unterordnen.
Natürlich war das einfacher gedacht als durchgeführt. Denn da war der Onkel, dem sie im Augenblick hilflos ausgeliefert war.
Isabel seufzte laut, um in der nächsten Sekunde einen leisen Schreckensschrei auszustoßen.
Jemand kam durch den Wald.
Sie hörte Hufschlag hinter sich, der schnell näher kam.
Entsetzt sagte sich Isabel, daß es zu spät war, Elisabeth zu warnen. Der Reiter würde den Waldrand früher erreichen als die Kusine.
Dennoch rief sie laut: »Elisabeth, Elisabeth!«
Hastig schwang Isabel den weiten Reifrock über die Stange, auf der sie saß, und sprang auf der dem Wald zugekehrten Seite zu Boden.
Sie war kaum unten, als zwischen den Bäumen auf dem moosbedeckten Waldpfad ein Pferd sichtbar wurde. Eine kastanienbraune Stute, deren Kopf Isabel sehr bekannt vorkam. Sie zuckte zusammen, denn im nächsten Augenblick erkannte sie auch schon den Reiter.
Ihr stockte der Herzschlag vor Schreck. Der Reiter war ihr Onkel. Er näherte sich ihr aus einer Richtung, aus der sie ihn nie erwartet hätte.
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