Über den Autor
Gordon MacDonald ist seit fünfzig Jahren Pastor und Autor. Er schreibt für das Leadership Journal und spricht weltweit auf Konferenzen. Ordne dein Leben ist sein bekanntestes Buch und ein zeitloser Klassiker.
„Wenn ein Mensch in sich keine Ordnung hat,
kann er auch keine Ordnung verbreiten.“
Ezra Pound
Anmerkung des Autors
Vorwort: Der Tag, an dem ich an meine Grenzen stieß
Kapitel 1: Das Aushöhlungssyndrom
Kapitel 2: Ein Blick von der Kommandobrücke
Kapitel 3: Im goldenen Käfig gefangen
Kapitel 4: Die tragische Geschichte eines erfolgreichen Verlierers
Kapitel 5: Als berufener Mensch leben
Kapitel 6: Hat jemand meine Zeit gesehen? Ich habe sie wohl verlegt!
Kapitel 7: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Kapitel 8: Der Bessere verliert
Kapitel 9: Der traurige Anblick eines ungelesenen Buches
Kapitel 10: Ordnung im Garten
Kapitel 11: Das, was wirklich trägt
Kapitel 12: Alles muss eingegeben werden
Kapitel 13: Mit den Augen des Himmels sehen
Kapitel 14: Freunde
Kapitel 15: Ruhe ist mehr als Freizeit (Sabbat)
Nachwort: Mut, Wertschätzung, Tiefe
Studienteil von Leslie H. Stobble
Anmerkungen
Vor vielen Jahren schrieb ich ein Buch über das Innenleben von Christen und gab ihm den Titel Ordering Your Private World – Ordne dein Leben. Es wurde von vielen Menschen gelesen, die es für seine Offenheit und seine praktische Anwendbarkeit schätzten.
Der Aufhänger des Buches war die Erkenntnis, dass viele Christen dem Zustand ihrer Seele kaum Beachtung schenken. Das ist einer der Gründe, warum sie auf ihrem Glaubensweg Enttäuschungen erleben. In einer späteren Auflage des Buches erzählte ich von einem für mich unvergesslichen Tag, an dem ich mir eingestehen musste, wie seicht mein eigener Glaube war. Auf den ersten Seiten dieses Buchs werde ich die Geschichte noch einmal erzählen.
Johannes der Täufer hat mich dabei mit seinen Worten stark inspiriert. Und er wurde wiederum durch das Denken des alttestamentlichen Propheten Jesaja beeinflusst.
So erfüllte sich, was im Propheten Jesaja steht: „Er ist eine Stimme, die in der Wüste ruft: ,Schafft Raum für das Kommen des Herrn! Ebnet ihm den Weg! Die Täler sollen aufgeschüttet, die Berge und Hügel eingeebnet werden! Das Krumme soll gerade und das Raue glatt werden! Dann werden alle Menschen Gottes Heil sehen‘“ (Lukas 3,4–6).
Ich hörte Johannes (und Jesaja) zu mir sagen: „Wenn du Gottes Ordnung in deinem Leben erfahren willst, musst du auf der Herzens- oder Seelenebene beginnen – in diesem innersten Bereich des Menschen, den ich gern als verborgene Welt bezeichne.“
Ich wünschte, ich hätte beim Schreiben der ersten Fassung meines Buches deutlicher gemacht, dass es mir nicht um eine neue Art von geistlichem Leben ging. Stattdessen wollte ich, dass meine Leser sich fragen: „Wie ist es Generationen von Christen gelungen, ihren Glauben lebendig zu halten und unablässig auf die Stimme Gottes zu lauschen?“
Vor hundert Jahren brachte Oswald Chambers es so auf den Punkt:
Unsere Entscheidungen für oder gegen Gott fallen zuerst vor Gott in unserem Willen, nie da, wo andere es sehen. […] Wenn jemand etwas vor Gott geklärt und sich da zum Gehorsam entschieden hat, dann kann ihn nichts mehr beeinflussen. […] Zuerst muss ich die Sache in meinem Innersten, wo sich niemand einmischen kann, ganz allein mit Gott regeln. Dann kann ich weitergehen und weiß sicher, dass die Entscheidung für Gott gefallen ist. 1
Hier bin ich also wieder, inzwischen ein älterer Mann, fünffacher Großvater, 78 Jahre alt. Noch heute ist es – jeden einzelnen Tag! – eine Herausforderung für mich, mein Leben zu ordnen. So möchte ich Ihnen hier ein überarbeitetes, persönlicheres, sogar ein Stück weit autobiografisches Buch vorlegen, das Ihnen einen Einblick in das geben wird, was ich in den vergangenen Jahren gelernt habe.
Gordon MacDonald
Concord, New Hampshire
Vorwort
Der Tag, an dem ich an meine Grenzen stieß
Ich habe den Mutterleib nicht von Natur aus ordentlich verlassen.
In meiner Kindheit räumte ich meine Spielsachen und Bücher nur selten auf. Und als ich älter wurde, ließ ich mein Fahrrad oft da liegen, wo mein Vater mit tödlicher Sicherheit mit dem Auto drüberfahren würde, wenn er zum Abendessen nach Hause kam.
Als ich dann ein Teenager war, standen die Leute, die mir einen Schülerjob gaben, meiner Arbeitsethik kritisch gegenüber. „Er ist nicht sehr gewissenhaft“, sagten sie über mich.
Ich enttäuschte Freundinnen, indem ich vergaß, einen Valentinsgruß, ein Geburtstagsgeschenk oder ein Anstecksträußchen zum Abschlussball zu kaufen.
Als ich dann in den Zwanzigern war, räumte ich selten meine Kleidung weg, verlegte ständig meine Autoschlüssel und den Geldbeutel und verließ das Badezimmer normalerweise nicht in dem Zustand, in dem ich es vorgefunden hatte.
Während meiner gesamten Schulzeit hindurch beklagten sich die Lehrer darüber, dass ich mit den Gedanken immer woanders war; ich sei ein Tagträumer und zerstreut. Einer schrieb in mein Zeugnis: „Gordon ist zwar körperlich im Klassenzimmer anwesend, aber seine Gedanken sind normalerweise irgendwo anders – das ist schade, denn er könnte mehr lernen, wenn sie ebenfalls hier wären.“
Irgendwann in meinen Teenagerjahren drängte mich ein frustrierter Jugendleiter in die Ecke und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: „Wann wirst du endlich erwachsen?“ Er fügte noch ein paar Kommentare über mein vergeudetes Potenzial, meinen Mangel an Zuverlässigkeit und mein kindisches Verhalten hinzu und ließ mich dann stehen. Ich hatte es satt, dass die Leute ständig von meinem sogenannten Potenzial sprachen.
Ich glaube auch nicht, dass ich in geistlichen Dingen Ordnung gehalten habe. Mein gesamtes Leben drehte sich um die Kirche (Mein Vater war Pastor!), ich kannte alle biblischen Geschichten und hatte haufenweise Bibelverse auswendig gelernt. Regelmäßig gewann ich in der Sonntagsschule irgendwelche Auszeichnungen und Anstecker für hundertprozentige Anwesenheit. Aber nichts davon veränderte mein Verhalten oder führte dazu, dass sich mein Charakter weiterentwickelte, etwas, das man von einem ernsthaften Jesus-Nachfolger erwarten würde (ich ziehe diesen Begriff dem Wort „Christ“ vor). Nun war ich in diesen frühen Tagen meines Lebens auch kein schlechter Mensch. Um es mit den Worten des Verfassers der Offenbarung zusagen: Ich war weder heiß noch kalt … nur irgendwie lauwarm. Durchschnittlich. Mittelmäßig. Wenig überzeugend.
In den ersten 20 Jahren meines Lebens und noch länger lebte ich also sowohl im persönlichen als auch im öffentlichen Raum in einem allgemeinen Zustand der Unordnung.
Doch als ich langsam älter wurde, hatte mein verantwortungsloses Verhalten immer schwerwiegendere Folgen. Ich erkannte, dass meine Zukunftsaussichten nicht gerade vielversprechend wären, wenn ich mein Leben nicht besser in Ordnung hielte.
Eines Samstagmorgens – ich war damals 30 Jahre – geschah etwas, das mein Leben grundlegend veränderte. Ich habe oft darüber gesprochen und geschrieben, was an jenem Morgen geschah, weil ich damals aufgerüttelt – im wahrsten Sinne aufgerüttelt! – wurde. Ich entdeckte einen großen und verborgenen Teil von mir selbst, dem ich nie genügend Aufmerksamkeit geschenkt hatte: meine Seele … oder das, was ich gern meine Innenwelt nenne.
Gail und ich hatten sieben Jahre zuvor geheiratet. Das Graduiertenkolleg lag hinter mir, und wir waren die Eltern von zwei Kindern. Ich war der noch ziemlich junge Pastor einer wunderbaren mittelgroßen Gemeinde, die im Wachstum begriffen war. Es kam mir so vor, als seien Gail und ich auf dem besten Weg, all unsere Träume zu erfüllen. Worüber wir in den ersten Jahren unseres gemeinsamen Lebens so begeistert gesprochen hatten, schien Wirklichkeit zu werden.
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