Dzigar Kongtrül
Dein Leben liegt in deiner Hand
Dzigar Kongtrül
Dein Leben liegt
in deiner Hand
Die Praxis der Selbst-Erkenntnis
auf dem buddhistischen Weg
Vorwort von Pema Chödrön
Geleitwort von Matthieu Ricard
Übersetzt von Michaela Haas
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Arbor VerlagFreiamt im Schwarzwald |
Copyright © 2006 by Dzigar Kongtrül
Copyright © 2006 der deutschen Ausgabe: Arbor Verlag, Freiamt by arrangement with Shambhala Publications, Inc.,
P.O. Box 308, Boston, MA. 02117 Titel der amerikanischen Originalausgabe:
It’s Up to You, The Practice of Self-Reflection on the Buddhist Path
Alle Rechte Vorbehalten
E-Book 2018
Titelfoto: © 2006, photocase.com
Korrektorat: Doris Wolter
E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
www.arbor-verlag.de
ISBN E-Book: 978-3-86781-240-5
Dieses Buch ist der Erleuchtung aller fühlenden Wesen gewidmet, unseren Müttern*.
Es ist dem langen Leben der Linienhalter aller Weisheits-Traditionen gewidmet.
Möge der Frieden, der aus Klugheit und Mitgefühl entsteht, sich in der ganzen Welt durchsetzen.
* Gemäß der buddhistischen Auffassung von Wiedergeburt waren alle Wesen einmal zu irgendeiner Zeit unsere Mütter. Wenn wir darüber kontemplieren, wie sehr sie sich um uns gekümmert und uns beschützt haben, kommt große Liebe für alle fühlenden Wesen in uns auf.
Inhalt
Vorwort von Pema Chödrön
Geleitwort von Matthieu Ricard
Vorrede des Autors
Danksagung
Gebet an die Longchen Nyingtik Linie
Einleitung
Erster Teil Die Praxis der Selbst-Erkenntnis
1 Der Blick in den Spiegel
2 Die Magie der Spiegelungen
3 Das Vermächtnis der Höhlenmenschen und der Weisen
4 Unser natürliches Erbe
5 Der Lehrer als Spiegel
Zweiter Teil Furchtlose Selbst-Erkenntnis
6 Mut üben
7 Zuflucht finden
8 Mit Gewohnheiten und Ängsten tanzen
9 Die Eigendynamik der Verblendung
10 Entschleunigen
11 Die Welt nicht ködern
12 Präsent sein
13 Selbstsucht überwinden
14 Freund von Feind unterscheiden
15 Das Herz noch mehr weiten
16 Sinn für Humor
Dritter Teil Unseren Platz in der Welt fìnden
17 Aktion und Intention
18 Wach am Tage, im Schlaf und im Traum
19 Würde und Eleganz
20 Kreativ sein
21 Grossartige Möglichkeiten
Anmerkungen
Weiterführende Literatur
Mangala Shri Bhuti
Vorwort von Pema Chödrön
Ich habe Dzigar Kongtrül Rinpoche zum ersten Mal im Frühjahr 2000 lehren gehört. Ich erinnere mich an diese Belehrung sehr eindringlich, denn es hat in mir etwas wachgerufen, was ich mit der gleichen Wucht nicht mehr erlebt hatte, seit mein ersten Lehrer, Chögyam Trungpa Rinpoche, 1987 verstorben ist.
Ich fühlte mich wieder verbunden mit einem weit offenen und klaren Blick auf die Wirklichkeit – gerade so, als hätte ich mich in einem kleinen, schummrigen Raum durchgewurstelt, und als verschwänden plötzlich nicht nur die Wände, sondern auch die Decke und der Boden – und da war schlichte, direkte Freiheit. Ich erinnere mich, wie ich dachte: „Genau! So ist es immer!“ Ich wusste auch, dass jeder diese Erfahrung machen kann und dass Rinpoche klare Anweisungen gab, wie man das erreichen konnte. Ich hörte mit freudiger Begeisterung zu, während ich fühlte, dass Kongtrül Rinpoche meine persönliche Verbindung mit dieser Freiheit war und dass ich ihm näher kommen und mehr lernen sollte.
Später, nachdem ich Rinpoche sehr, sehr oft gehört hatte, begann ich das in Worte zu fassen, was in seiner Art des Lehrens die Worte so stark nachhallen ließ. Zum Teil ist es die lange und intensive buddhistische Ausbildung, die er von überragenden weisen und erfahrenen Meistern erhalten hat. Auf bestimmte Weise übertragen sich sowohl die Tiefe seiner Studien als auch der Segen der Linie seiner Lehrer, wenn er spricht. Zum Teil ist es seine eigene Lebenserfahrung, die sich dadurch auszeichnet, dass er sich nie zurückhält, sondern sich selbst immer herausfordert, noch einen Schritt weiter aus dem Sicheren und Vorhersehbaren herauszutreten. Ich finde seinen Mut und seine Furchtlosigkeit ansteckend. Zum Teil ist es sein gutes Herz, seine Güte, und seine Bescheidenheit. Zum Teil liegt es daran, dass er sich mit Leib und Seele in die westliche Kultur hineinbegeben hat.
Er weiß so genau, was in seinen Schülern vorgeht, weil er weiß, wie es sich anfühlt, in ihrer Haut zu stecken. Zum Teil ist es sein Wissen um das, was in seinen Schülern vorgeht. Zum Teil ist es seine fast brutale Direktheit. Zum Teil ist es sein Humor. Zum Teil ist es, weil man sich durch ihn verstanden und geschätzt fühlt, und zum Teil liegt es daran, dass man spürt: Er lässt einem nichts durchgehen; er wird es ansprechen, wenn man sich versteckt oder zurückzieht.
Was auch immer das magische Etwas ist, ich bin sicher nicht die Einzige, die von Kongtrül Rinpoches Lehren unterstützt und ermutigt wird. Er hat viele großartige Schüler, deren Leben sich von Grund auf geändert hat, weil sie sich seine Worte zu Herzen genommen haben und sie im Alltag in die Tat umsetzen.
Etwa vor einem Jahr haben einige von uns Rinpoche gebeten, doch bitte darüber nachzudenken, die Belehrungen, die er über mehrere Jahre stets Sonntag morgens gegeben hat, als Buch zu veröffentlichen. Wir wussten, dass diese Belehrungen leicht verloren gehen könnten, wenn sie niemand niederschreibt. Und wenn man sie nicht veröffentlicht, dann würden nur die wenigen Glücklichen, die diese Lehren gehört haben, von ihnen profitieren. Wir wollten eine größere Zuhörerschaft das erfahren lassen, was wir erfahren hatten.
Zuerst schien Rinpoche daran nicht interessiert. Er sagte, er wolle seine Zuhörerschaft lieber klein halten, und hoffe, einen echten Herzenswandel in jenen Schülern zu sehen, die sich ernsthaft darauf einlassen, seine Anweisungen auszuprobieren. Aber als sich die Lage in der Welt verschlimmerte, drängten wir ihn erneut, seine Lehren auch öffentlicher zu präsentieren, und zu unserer Freude sagte er eines Tages urplötzlich: „Das machen wir!“
Mögen Sie von Rinpoches Weisheit und Klarheit so sehr profitieren wie ich, und möge dieses Buch eine persönliche Verbindung mit einem lebenden Lehrer und dem lebendigen Dharma hersteilen.
Geleitwort von Matthieu Ricard
Dzigar Kongtrül Rinpoche ist nicht nur ein enger Herzens-Sohn meines Ursprungs-Lehrers * * Der tibetische Begriff rtsa ba‘i bla mawìtà von vielen deutschen Übersetzern mit „Wurzel-Lehrer“ übersetzt. (Anm. d. Ü.)
Dilgo Khyentse Rinpoche, sondern auch einer meiner eigenen Lehrer. Dieses Geleitwort zu schreiben scheint mir deshalb so unnötig und unangebracht, als wollte ich am helllichten Tag mit einem Streichholz mehr Licht machen. Aber ich kann mich seiner freundlichen und geschätzten Bitte nicht widersetzen, und deshalb bringe ich gerne in einigen Worten zum Ausdruck, welche Wirkung seine Lehren auf so viele von uns haben.
Kongtrül Rinpoches Lehren sind außerordentlich lebendig und zugänglich für die Menschen im Westen. Gleichzeitig sind sie aber alles andere als ein abgeschwächter westlicher Aufguss von Buddhas Lehren. Vielmehr hat er eine authentische Ausdrucksform für diese Lehren gefunden, mit Worten und Wegen, die seine lange Erfahrung in der westlichen Welt widerspiegeln. Anpassungen sind oft Kompromisse, die damit beginnen, dass die stärksten, unverzichtbaren Elemente buddhistischer Praxis unter den Tisch fallen. Sie bringen uns dazu, einige wenige Punkte aus dem Dharma herauszupicken, von denen wir uns angesprochen fühlen und all das wegzulassen, was uns zu schaffen macht – gerade so als würden wir ein starkes, wirksames Medikament weglassen und nur eine beruhigende Salbe auftragen. Die Aspekte, die uns beunruhigen, sind oft genau die, mit denen wir uns auseinandersetzen sollten, weil sie die am tiefsten liegenden Ursachen für unsere Probleme ansprechen.
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