Wie das Denken unsere Gefühle beeinflusst
»Die Gedanken sind frei«, lautet die Anfangszeile eines bekannten deutschen Volksliedes aus dem 18. Jahrhundert. Vielleicht kennen Sie die Melodie? »Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliegen vorbei, wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen. Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei!« Dieses Zitat ist nicht nur eine simple Feststellung, es wird heute oft verwendet, um auszudrücken, dass wir zwar äußeren Zwängen unterworfen sind, es aber dennoch in der Hand jedes Einzelnen liegt, stets seine geistige Unabhängigkeit zu wahren.
Eben diese Freiheit im Denken macht sich der Optimist zunutze, um in jeder Lebenssituation sein Gefühlsleben positiv zu beeinflussen. Tatsächlich ist es doch so, dass etwas dann Wirklichkeit wird, wenn wir es uns lange genug einreden. Für den Pessimisten stellt dies eine Falle dar, er stolpert über seine negativen Gedanken, die ihn seiner Lebensfreude berauben. Der Optimist hingegen vermag sich die Kraft seiner Gedanken zunutze zu machen und seine positiven Vorurteile zu pflegen. Er beherrscht die Kunst, die Kontrolle über seine inneren Gefühlsmonster zu erlangen und dadurch eine freudvolle Lebenseinstellung zu gewinnen.
Körper und Geist – eine Einheit
Aber nicht nur unser Denken, sondern auch unser Körper beeinflusst unsere Stimmung enorm.Haben Sie einmal schlechte Laune, dann lächeln Sie doch einfach! Probieren Sie es aus, Sie werden sehen, es funktioniert.Warum ist das so? Die Aktivierung der Lachmuskeln gibt dem Gehirn die Information »Ich habe gute Laune«. Das Gehirn gibt diese Information an das Unterbewusstsein weiter, und schon fühlen wir uns besser. Der Gute-Laune-Effekt verstärkt sich noch, wenn Sie Ihre Augen mitlächeln lassen.
Ein kleiner Versuch
Stecken Sie sich während der PC- oder Schreibtischarbeit einmal einen Stift in den Mund. Halten Sie den Stift mit den Lippen fest, so beeinflussen Sie Ihre Laune negativ.Wenn Sie auf diese Weise, mit dem Stift zwischen den Lippen, Briefe lesen, E-Mails abrufen und Sachverhalte beurteilen, werden diese von Ihnen – ob Sie es wollen oder nicht – eher negativ beurteilt.
Halten Sie den Stift jedoch mit Ihren Zähnen fest, werden die Lachmuskeln aktiviert, und Ihre Laune hebt sich zusehends. Sachverhalte, die Sie mit dieser Grundstimmung betrachten, erhalten nun ein eher positives Urteil.
Hierzu hat der Sozialpsychologe Fritz Strack, seit 1995 Inhaber eines Lehrstuhls an der Universität Würzburg und seit 2005 Präsident der »European Association of Experimental Social Psychology (EAESP)« vor ein paar Jahren Versuche durchgeführt. Dabei wurden den Probanden Stifte in den Mund gegeben und Cartoons vorgelegt. Wie witzig die Cartoons empfunden wurden, stand in engem Zusammenhang mit der Position der Stifte zwischen den Lippen oder den Zähnen.
Mimik lässt Gefühle entstehen
Auch dieses Beispiel zeigt, wie stark der Körper unsere Stimmung beeinflussen kann: Runzeln Sie einmal die Stirn, während Ihnen jemand einen Witz erzählt. Sie werden das Gesagte nicht so amüsant finden wie sonst, wenn Sie lachen und die Stirn nicht in Falten legen. Bei depressiven Menschen sind die Stirnmuskeln sogar immerfort angespannt, und wenn sich ihr Stimmungstief wieder bessert, wird auch ihr Gesicht oberhalb der Augen wieder glatter. Den Grund dafür erklärt Dr. Andreas Hennenlotter, Neuropsychologe am Münchner Klinikum Rechts der Isar: »Es gibt im Gehirn zwei starke Verbindungen zwischen Bereichen, die Empfindungen aus der Gesichtsmuskulatur abbilden und Bereichen, die für Gefühle zuständig sind.« Daher also kann eine gefühlte Mimik eine entsprechende Emotion entstehen lassen.
Auf dieser Tatsache basiert wohl auch die Fähigkeit des Menschen, sich in die Gefühlswelt einer anderen Person hineinzuversetzen, beispielsweise wenn man zusieht, wie sie lacht. »Man bekommt sozusagen ein Gespür dafür, wie sich der Gesichtsausdruck anfühlen würde«, so der Wissenschaftler. Allein wenn Sie sich mit fröhlichen Menschen umgeben, hebt das Ihre Laune, falls Sie einmal nicht »gut drauf« sind. Wahrscheinlich haben Sie das selbst schon des Öfteren erlebt.
Bilder für das Unterbewusstsein
Solange wir leben, ist unser Unterbewusstsein aktiv, immer und jederzeit, egal ob tagsüber oder nachts. Sie können mit Ihrem Unterbewusstsein in Kontakt treten, ihm Botschaften eingeben oder Informationen abholen. Haben Sie es schon einmal versucht? Es gibt ein paar einfache Hilfestellungen dafür:
Am leichtesten können Sie den Kontakt in der Entspannung herstellen. Hier helfen leise Musik, eine angenehme Atmosphäre und Ruhe. Nehmen Sie sich ganz bewusst eine Auszeit. In solchen Entspannungsphasen schöpfen Sie Kraft und tanken neue Energie.
Wichtig ist zu wissen, dass das Unterbewusstsein mit abstrakten Begriffen nichts anfangen kann. Es arbeitet mit Bildern. Sie können Ihre Botschaften als wörtliche Gedanken oder Gefühle eingeben, Ihr Unterbewusstsein sucht sich dann das dazu passende Bild. Oder Sie arbeiten direkt mit Bildern, indem Sie Fotos, Bilder oder die Realität anschauen und diese auf sich wirken und in sich arbeiten lassen.
So hat es zum Beispiel einen wohltuenden, harmonisierenden Effekt, wenn Sie sich auf eine Wiese setzen und über Ihre Augen dem Unterbewusstsein das Bild des grünen Grases zukommen lassen.
Das Unterbewusstsein ist zeitlos. Formulierungen mit »Ich werde …« sind deshalb nicht empfehlenswert. Es bleibt nämlich die Frage »Wann?« offen. Gehen Sie immer vom Ist-Zustand aus und formulieren Sie so, als hätten Sie das Gewünschte bereits erreicht. Ihr Unterbewusstsein wird seine Arbeit bei dieser Formulierung sofort aufnehmen und alles dafür tun, dass Sie zum Ziel gelangen.
Wenn Sie die Arbeitsweise Ihres Unterbewusstseins kennen, dann wird Ihnen schnell klar, wieso es immer wieder heißt: Das Unterbewusstsein kennt keine Verneinung. Diese Aussage trifft fast immer zu, mit einigen wenigen Ausnahmen. Betrachten wir das an folgendem Beispiel:
Eine Person möchte abnehmen und sagt sich selbst immer wieder: »Ich esse keine Schokolade.« Das Unterbewusstsein macht aus diesem Satz Bilder. Es kommt zu einer Vorstellung, nämlich der, dass die Person zur Schokolade greift und sie wieder zurücklegt. Das Unterbewusstsein erhält somit kein positives Bild zu dieser Suggestion. Die Schokolade bleibt unbewusst das Dauerthema, die Autosuggestion funktioniert nicht.
Viel Erfolg versprechender ist daher eine positive Formulierung, wie etwa »Ich esse viel Obst.« Dieses Bild prägt sich ein, das Unterbewusstsein erledigt seine Arbeit. Der erste Schritt zur Gewichtsreduktion ist gemacht. Natürlich kommen noch weitere Maßnahmen wie beispielsweise regelmäßige Bewegung hinzu. Aber das ist in Ordnung. Nähern Sie sich Ihrem Ziel Schritt für Schritt und vor allem mit Freude.
Andere Regel bei Raucherentwöhnung
Eine der wenigen Ausnahmen in puncto Verneinungsregel stellt das Abgewöhnen des Rauchens dar. Hierbei entwickelt das Unterbewusstsein positive Bilder. Der zukünftige Nichtraucher sieht sich selbst in rauchfreien Situationen, etwa spazieren gehen, am Strand stehen, frische Luft atmen, was auch immer. Die entstehenden Bilder sind natürlich persönlichkeitsbezogen. Der Satz »Ich bin Nichtraucher« funktioniert als Autosuggestion zur Rauchentwöhnung daher sehr gut.
So finden Sie die richtige Affirmation
Wenn Sie nicht ganz sicher sind, ob eine Formulierung geeignet ist, dann testen Sie deren Wirkung: Schließen Sie die Augen, sagen Sie sich Ihren Satz, Ihre Autosuggestion vor und fühlen Sie in sich hinein.Welches Bild entsteht?
Auf diese Weise können Sie für sich selbst die richtige Wahl treffen und lernen, auf Ihre Intuition zu hören. Das macht Freude und stärkt das Selbstbewusstsein.
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