Video 3-4Horizontale Matratzen-Naht (aus: Rasperini 5 ).
Abb. 3-5Horizontale Matratzen-Naht: 4 Einstiche (aus: Rasperini 5 ).
Heute wird zwischen konventioneller und modifizierter horizontaler Matratzen-Naht unterschieden. Die konventionelle horizontale Matratzen-Naht spielt in der modernen Oralchirurgie keine Rolle mehr, weil sie durch ihre Geometrie unnötig breite und bindegewebige Narben hinterlässt. Beim Zuziehen der Naht beim Legen der Knoten werden die Wundränder nicht nur adaptiert, sondern auch etwas aufgeworfen, was zu diesen nicht gewünschten Ergebnissen führt ( Abb. 3-6).
Abb. 3-6Horizontale Matratzen-Naht: häufig unnötig breite Narbe (aus: Rasperini 5 ).
Bei der modernen Modifikation dieser Naht (auch Laurell-Gottlow-Naht genannt) ( Video 3-5und 3-6) wird nach dem vierten Einstich und vor dem ersten Knoten die Nadel durch die Schlaufe zwischen dem zweiten und dritten Einstich hindurchgeführt ( Abb. 3-7). Dabei spielt es keine Rolle, von welcher Richtung die Nadel durch die Schlaufe geführt wird. Erst danach werden die Knoten gelegt. Das Ergebnis stimmt dann, wenn die Schlaufe wie die Spitze eines „V“ genau am Knoten zu liegen kommt ( Abb. 3-8). Dies erreicht man nur, wenn die Knoten jeweils von bukkal zugezogen werden und nicht von krestal. Das Ganze darf weder wie ein „U“ (die Naht wurde nicht genügend zugezogen) noch wie ein „X“ aussehen (die Knoten wurde nicht von bukkal, sondern von krestal zugezogen). Die beiden Schenkel des „V“ liegen nun über dem Schnitt und drücken die beiden Wundränder nach unten ( Abb. 3-8). Dies garantiert eine wirklich schmale und strichförmige Narbe.

Video 3-5Modifizierte horizontale Matratzen-Naht (aus: Rasperini 5 ).

Video 3-6Modifizierte horizontale Matratzen-Naht.
Abb. 3-7Modifizierte horizontale Matratzen-Naht: Die Nadel wird vor dem Knoten durch die Schlaufe geführt (aus: Rasperini 5 ).
Abb. 3-8Modifizierte horizontale Matratzen-Naht: Die Wundränder werden durch die V-förmige Fadenführung perfekt adaptiert (aus: Rasperini 5 ).
Vertikale Matratzen-Naht
Auch die vertikale Matratzen-Naht ( Video 3-7und 3-8) besteht aus vier Einstichen und beginnt ebenfalls immer bukkal. Sie heißt deswegen so, weil die vier Einstiche in vertikaler Ebene angeordnet sind (übereinander) ( Abb. 3-9). Sie ist vor allem dann gegenüber einer Einzelknopf-Naht vorzuziehen, wenn im Zuge von Schnittführungen und Aufklappungen Interdentalpapillen im sichtbaren Bereich mobilisiert wurden und sichergestellt werden muss, dass diese am Ende der Wundheilung genau an der gleichen Stelle wieder anwachsen ( Abb. 3-10). Eine Einzelknopf-Naht kann dies nicht garantieren, da ein Teil des Fadens über die Papillenspitze läuft und beim Zuziehen der Naht die Papillenspitze etwas nach unten drückt 4 .

Video 3-7Vertikale Matratzen-Naht (aus: Rasperini 5 ).

Video 3-8Vertikale Matratzen-Naht.
Abb. 3-9Vertikale Matratzen-Naht: 4 Einstiche (aus: Rasperini 5 ).
Abb. 3-10Situation nach vertikaler Matratzen-Naht nach WSR Regio 36.
Double-Loop-Naht
Auch die Double-Loop-Naht ( Video 3-9und 3-10) besteht aus vier Einstichen und beginnt – aus den gleichen Gründen – ebenfalls bukkal ( Abb. 3-11). Sie ist immer dann einer Einzelknopf-Naht vorzuziehen, wenn ein dentogingivaler Verschluss nach marginaler Schnittführung oder eine periimplantäre Weichgewebsadaptation bei Implantation mit transgingivaler Heilung perfekt funktionieren muss. Hervorragend ist sie auch nach operativer Weisheitszahnentfernung 1 : Die Naht unmittelbar distal des zweiten Molaren muss einen wirklich dichten dentogingivalen Verschluss garantieren, um lebenslang erhöhte Sondierungstiefen in diesem Bereich zu verhindern, die so weit dorsal kaum plaquekontrollierbar sind. Die Double-Loop-Naht adaptiert die mobilisierten Weichgewebe in drei übereinander liegenden Ebenen und garantiert deutlich bessere Ergebnisse als eine Einzelknopf-Naht ( Abb. 3-12).

Video 3-9Double-Loop-Naht (aus: Rasperini 5 ).

Video 3-10Double-Loop-Naht.
Abb. 3-11Double-Loop-Naht: 4 Einstiche (aus: Rasperini 5 ).
Abb. 3-12Fertige Double-Loop-Naht (aus: Rasperini 5 ).
Kreuz-Naht
Auch die Kreuz-Naht ( Video 3-11) besteht aus vier Einstichen und beginnt ebenfalls bukkal ( Abb. 3-13). Ihre Indikation liegt in der Naht-versorgung von Alveolen nach konventioneller Zahnentfernung (ohne Aufklappung). Die Kreuz-Naht hat zwei Funktionen: Verkleinerung der Wundfläche sowie Stabilisation eines eingebrachten Fremdmaterials, um es vor spontanem Verlust zu schützen (je nach Indikation, Anamnese und Fall: Kollagen, oxygenierte Zellulose [Tabotamp, Ethicon, Norderstedt], nicht resorbierbare Tamponade oder Knochenersatzmaterial) 2 , 3 . Im Gegensatz zu einer horizontalen Matratzen-Naht wird die Naht nach dem ersten Einstich von bukkal schräg durch die Alveole nach palatinal und nach einem weiteren Einstich von bukkal erneut schräg durch die Alveole nach palatinal geführt. Der Faden läuft nun wie ein Kreuz suprakrestal über die Alveole. Eine Kreuz-Naht kann man auch erzielen, indem man zunächst von bukkal schräg durch die Alveole nach palatinal und dann horizontal versetzt von palatinal erneut schräg durch die Alveole wieder nach bukkal zurückkommt. Die Geometrie und somit der Effekt der Naht sind am Ende praktisch identisch.
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