Christopher End
Anando Würzburger
Der kleine Samurai
findet seine Mitte
Die Hara-Meditation macht Mut
und begleitet Kinder von der Bewegung
in die Stille
1. Auflage 2020
© 2020 Windpferd Verlagsgesellschaft mbH, Aitrang
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Jennifer Jünemann – bitdifferent
unter Verwendung einer Illustration von 123rf.com
Covermotiv: Fryderyk Pohl
Illustrationen: Meike Haug – www.majakuh.de
© der Originalmusik: Innenwelt Verlag GmbH
Lektorat: Sylvia Luetjohann
Layout und Satzarbeiten: Marx Grafik & ArtWork
ISBN 978-3-86410-255-4
eISBN 978-3-86410-312-4
www.windpferd.de
Einleitung Einleitung Mit Kindern die Welt der Wahrnehmung und Achtsamkeit zu entdecken macht mir große Freude, die ich in diesem Buch gerne teilen möchte. Wenn Kinder sich über ihre Innenwelt austauschen können, was sie fühlen und denken, dann können sie eine große Begeisterung zeigen. In der Wahrnehmung von Stille und körperlichem Spüren von Energie sind sie uns Erwachsenen oft weit überlegen. Wir empfinden es vielleicht als störend, wenn sie zum Beispiel verträumt zum Fenster hinausschauen, anstatt dem Unterricht zu folgen. Wenn sie jedoch lernen, den Zustand des „Default Modus“, was wir als „Tagträumen“ umschreiben können, bewusst zu nutzen, kann er eine Ressource für Kreativität sein. Somit ist dieses Buch auch eine Einladung an die Erwachsenen, Kinder mit unvoreingenommenem Blick zu sehen und sich mit ihnen auszutauschen. Dieser Austausch auf Augenhöhe steigert die Neugier und Begeisterung der Kinder. Genauso aber braucht es kluge Erklärungen für unseren Verstand, damit auch er damit einverstanden ist, zu meditieren und die Stille als etwas Wertvolles zu betrachten. Daher ist es mir ein Anliegen, nicht nur das traditionelle Verständnis von Achtsamkeit und Meditation zu vermitteln, sondern auch einen Einblick in die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse zur Wirkungsweise von Achtsamkeit und der Selbstregulation des Nervensystems zu geben. Falls du noch tiefer in die Materie eindringen möchtest, findest du am Ende des Buches zu den jeweiligen Kapiteln Empfehlungen für weiterführende Literatur.
Worum geht es uns beim Meditieren mit Kindern? Worum geht es uns beim Meditieren mit Kindern? Disziplin und Struktur in der Meditation, die vielleicht zu Erwachsenen passen, wie das absolut stille Sitzen, führen bei Kindern eher zum Gegenteil: Sie werden unruhiger! Strenge und einengende Vorgaben können schnell zu Frustration und dem Gefühl zu versagen führen. Dagegen lässt ein spielerischer Umgang mit der Stille Kinder einen leichten Zugang finden. In meinen Kursen, in denen ich mit Kindern und Eltern gleichzeitig meditiere, war es manchmal mehr meine Aufgabe, die Eltern in ihrer Bemühung zu bremsen, das Kind zum Stillsitzen zu bringen. Die Erwachsenen waren erstaunt darüber, dass ich in ihren Augen die Kinder „zappeln“ ließ. Doch das Stillsitzen ist nicht das Ziel von Meditation. Ruhe entsteht ohne Zwang, wenn wir die Aufmerksamkeit und die Achtsamkeit lenken. So war eine Mutter überrascht, als ihr achtjähriger Sohn Ken am Ende der Stunde in der Ruhephase einschlief – am helllichten Tag. Das hatte sie seit sechs Jahren nicht mehr erlebt. Für sie war es wie ein Wunder. Für solche kleinen Wunder braucht es eine klare, geduldige und zugleich spielerische Führung, in der alles, was sich im Inneren zeigt, einen Platz hat. Entspannung entsteht, wenn wir angenommen sind und in unserer eigenen Art und Weise da sein können. In diesem Angenommensein fühlen wir uns sicher. Wir können in uns landen – da, wo wir gerade sind. Die Stille entsteht in diesem Bei-sich-Ankommen.
Von der Bewegung in die Stille finden Von der Bewegung in die Stille finden Das Konzept in diesem Buch ist so gestaltet, dass es Kindern einen fließenden Übergang von der Bewegung in die Stille bietet. In vorbereitenden Übungen lernst du, deinen Stresspegel zu regulieren und den Entspannungsreflex einzuladen. So ist es leichter, in die Stille zu finden. Wie alle Dinge, die wir uns aneignen wollen, lernen wir auch Meditation besonders gut, wenn zwei Voraussetzungen gegeben sind: wenn wir es regelmäßig und mit Begeisterung tun. Deswegen ist es so lohnenswert, gemeinsam mit Kindern zu meditieren. Beide Seiten bringen ihre Stärken mit ein: Kinder bringen Begeisterung sowie spielerisches Lernen mit und Erwachsene die Fähigkeit, Dinge planvoll anzugehen und regelmäßig zu üben.
Was verstehen wir unter Meditation? Was verstehen wir unter Meditation? Wenn wir den Begriff der Meditation verwenden, beziehen wir uns auf eine Meditationspraxis, die auf die Stille in unserer Mitte verweist. Dazu gehört die Erfahrung von allem, was mich in diesem Augenblick ausmacht, mit dem Fokus auf das Hier und Jetzt. Es ist die Erfahrung von mir selbst und der Verbundenheit zu mir. In dieser Verbundenheit können wir uns selbst besser kennenlernen. Auf diese Weise können wir auch lernen, mit Gefühlen und Stressreaktionen besser umzugehen. Es geht mir hier also nicht um Fantasiereisen in höhere Sphären, die auch oft unter dem Begriff „Meditation“ angeboten werden. Die hier beschriebenen Meditationsmethoden und Körperübungen basieren auf Zentrierungstechniken, die in den traditionellen asiatischen Kampfkünsten oder japanischen Heiltechniken wie dem Shiatsu und dem Noguchi Seitai verwendet werden. Sie alle sind verwandt mit der Meditationspraxis.
Achtsamkeit ist das bewusste Wahrnehmen des Augenblicks Achtsamkeit ist das bewusste Wahrnehmen des Augenblicks Achtsamkeit ist die Grundschwingung, die alles durchdringt. Wie ein Vergrößerungsglas lässt sie uns innere Vorgänge wahrnehmen, die sonst unbewusst und automatisiert ablaufen. Was sich in uns gerade bewegt an Gedanken, Gefühlen und körperlichem Befinden, lernen wir ohne Urteil wahrzunehmen. Achtsamkeit ermöglicht es uns, Muster zu erkennen. Aus dieser neutralen Position können wir Wahlmöglichkeiten entwickeln. Achtsamkeit stärkt Gehirnstrukturen, die uns einen ausgewogenen Umgang mit Emotionen ermöglichen.
Der Samurai sagt: Mut findest du in deiner Mitte Der Samurai sagt: Mut findest du in deiner Mitte Das Hara ist nach traditioneller japanischer Auffassung der Sitz der Lebensenergie. Der Begriff Hara wird aus dem Japanischen übersetzt mit „Quelle des Lebens“. Das Hara gilt dort als eines der drei Hauptzentren unseres Körpers. Diese sind: der Kopf, das Herz und das Hara, der Bauch. Jedes Zentrum hat seine eigene Aufgabe. Der Kopf steht für das Denken, das Herz für das Fühlen und das Hara, der Bauch, für das Sein und die Lebenskraft aus der Mitte. Das sind auch die verschiedenen Ebenen, auf denen wir uns als Menschen erfahren können. Interessanterweise spiegelt sich diese traditionelle Auffassung in manchen Ergebnissen der modernen Hirnforschung wider. Ob nun traditionelle Überlieferung oder moderne Wissenschaft, die wichtige Erkenntnis lautet: Wir können unser Bewusstsein lenken und es steuern! Ist zum Beispiel das Herz, unser emotionales Zentrum, aufgeregt, können wir lernen, es zu beruhigen. Die Fähigkeit dazu schulen wir mit Achtsamkeit in der Meditation. Über den präfrontalen Cortex können wir unser Nervensystem in einen ausgeglichenen Zustand bringen, in dem wir unsere Aufmerksamkeit steuern. Hier haben wir über Meditation und Achtsamkeit die Möglichkeit, auf den Atem, die Verbindung zur Erde oder die Stille in unserer Mitte zu achten, so dass wir uns nicht mehr so sehr von belastenden Gedanken oder Gefühlen dominieren lassen.
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