Weißt du noch, als deine Jungs gegen den KV Mechelen spielten? Gegen diese Belgier, die man in Orten mit belgischen Kasernen, wie auch Düren lange einer war, nur „Waggesse“ nannte? Zehnjährige „Waggesse“ mit gegelten Haaren und ersten Starallüren, aber ohne Wimpel beim Anpfiff? Erinnerst du dich, wie sich der Ball im Zeitlupentempo auf das Tor zubewegte, dabei frech die Sekunden von der Spieluhr herunterzuzählen schien und bei 15 Minuten und 59 Sekunden über die Linie rollte? Dass du direkt nach diesem Nackenschlag hören musstest, wie der Schiedsrichter pünktlich nach 16 Minuten Spielzeit bei diesem Turnier abpfiff? Als du in die Gesichter von Zehnjährigen schautest, denen Tränen die Wangen hinabliefen, weil sie es nicht verstanden?
Weißt du noch, als „Uwe“ Díaz kurz vor Ende der Relegation den Ball mit der Innenseite über die Mauer streichelte und dir klar wurde, dass du mindestens ein weiteres Jahr zweite Liga würdest spielen müssen?
Natürlich weißt du das alles noch! Und ging es nicht tiefer als jeder Sieg? Ist es nicht die Niederlage, die dich immer wieder antreibt, wieder und wieder hinzugehen, sie wettzumachen? Und wenn sie dann durch einen Sieg ausgelöscht, zu den Akten gelegt, assimiliert ist, ist dann die Freude darüber nicht doch bedeutend kürzer als die Melancholie nach dem Schmerz?
Die Niederlage – sie ist tragisch, sie ist oft vorhersehbar, sie ist vernichtend. Egal, ob sie knapp ist. Egal, ob sie moralisch ist. Egal, ob sie schwer ist. Egal, ob sie verdient oder gar unverdient ist.
Aber niemand nimmt sie dir je wieder weg! Sie gehört dir! Sie wird zu einem Teil von dir, mehr als jeder Sieg! Gegentor, Fehlpass, Innenpfosten, Abstieg, ihr gehört mir! Was wäre ich ohne euch? Cristiano Ronaldo? Matthias Sammer? Serena Williams?
Niederlagen – zeigt Demut, wenn sie kommen. Begrüßt sie! Heißt sie willkommen! Denn: Nicht jede Niederlage ist ein Desaster. Und dann ist da ja auch noch Dosenbier. Das dir hilft, wenn du es trinkst oder es in Wasserpfeifen füllst, um die wegzurauchen, die gerade deinen Weg kreuzen, die Kolonnen der Niederlage. Und wenn du sie dann tief und langsam einatmest, vergiss nie: Manchmal kann selbst der Tod ein Trost sein, wenn das Leben Karl-Heinz Feldkamp heißt.
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