Sascha Theisen - Ballbesitz
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Ob Stefan Linden sie wohl gehalten hätte? Vielleicht. Stefan Linden war Erster Torwart in Stockheims Zweiter, was jetzt allerdings nichts war, womit man angeben konnte. Und Stefan Linden hielt immer die Unhaltbaren. Die eigentlich Haltbaren hielt er nie, was auch der Grund war, warum wir bei Serien immer hoch in die Mitte schossen, wo er die größten Schwierigkeiten hatte. Wenn Stefan also eine schwache Ecke hatte, dann lag sie bei ihm zentral unter der Latte – eine Steilvorlage, wenn es zur Serie kam. Eine „Serie“ ist das, was Kreisligavereine als Training verkaufen, wenn sie keinen Bock auf Laufen haben. Dann legen sie die Bälle einen neben den anderen auf die Linie des Sechzehners, und einer, meist der Kapitän, ruft lautstark in eines dieser Gewerbegebiete, die meist einen Kreisligaplatz umgeben: „Wie viele kriegst du?“ Und wenn der Torwart gut drauf ist, dann antwortet er nicht weniger leise: „Keinen!“
Bekommt der Torwart wirklich keinen, gewinnt er eine Runde von der kompletten Mannschaft. Das nennt man dann „eine Runde kredenzen“. Das ist übrigens auch wieder eines dieser Wörter, die es nur im Fußball gibt: „kredenzen“ spielt in einer Liga mit „unhaltbar“, „kompakt stehen“ oder „anvisieren“. Wenn der Torwart eine Runde kredenzt bekommt, lässt er normalerweise sein Auto am Trainingsplatz stehen. Bekommt er bei einer Serie allerdings mehr als angekündigt, gibt er selbst eine Runde aus. Danach lassen dann alle zusammen das Auto stehen (und melden sich am nächsten Tag krank). Stefan Linden sagte nie: „Keiner!“, Stefan Linden sagte immer: „Drei!“ Also schaufelten alle Schützen ihre Versuche umständlich zentral aufs Tor und ließen anschließend ihr Auto am Sportplatz stehen. Stefan Linden hielt eben selten die Haltbaren, seine Spezialität waren die Unhaltbaren – die aber gibt es in der Kreisliga nun mal nur sporadisch.
Unhaltbare schossen Björn Boßhammer und ich so gut wie nie. Jedenfalls nicht in der D-Jugend der SG Düren 99. Dort waren wir gleicher als gleich, wenn es das gibt: Wir waren gleich schlecht. Das sollte sich später in der C-Jugend bemerkbar machen, als unser Trainer Jörg eine Liste vorlas, auf der die Namen aller Spieler standen, die ab sofort allerhöchstens noch zum Training, aber nicht mehr zum Spiel kommen durften. Björn Boßhammer und ich standen ziemlich weit oben auf dieser Liste, was bedeutete, dass die Spiele zukünftig ohne uns angepfiffen wurden. Eigentlich habe ich uns nie so schlecht gesehen, vielleicht hatte Jörg aber auch einfach nur recht. Dass er den tiefen Teller nicht gerade erfunden hatte, jedenfalls ganz bestimmt nicht in Sachen Sportpsychologie, hatte mit der Liste nichts zu tun, und das sollte man ihm auch nicht mehr vorwerfen. Schon gar nicht nach all den Jahren. Außerdem geben all die verstrahlten Irren, die sich heute Jugendtrainer nennen und als solche schreiend und wild gestikulierend vor Siebenjährigen stehen und diese beschimpfen, ihm im Nachhinein einiges an Kompetenz zurück.
An einem Donnerstag in der D-Jugend aber war alles anders, und für einen kurzen Moment hatten Björn und ich die Chance, doch noch etwas aus unserer verkorksten Fußballerkarriere zu machen. Unser Torwart war ausgefallen, und einen Ersatztorwart gab es nicht. Klar, dass sich unser Trainer vor allem bei den Leuten umschaute, die sonst nicht über den Status von Begrenzungspylonen hinauskamen: „Björn und Sascha, einer von euch beiden steht am Samstag im Tor!“ Kurze, knappe Sätze, für die Jugendtrainer in den achtziger Jahren ja bekannt waren. Lange Ansagen waren aber ohnehin nie Jörgs Ding, und irgendwie hätte es auch nicht gepasst, wenn er uns ausgerechnet jetzt väterlich in den Arm genommen hätte, um uns auf das nun folgende Torwarttraining vorzubereiten.
Wir stellten uns also nacheinander auf die Torauslinie, und Jörg zimmerte unmotiviert jeweils drei bis vier Bälle in unsere Richtung. Der Sinn der Übung lag auf der Hand: Wer in diesem einen Moment die bessere Figur abgab, würde am Samstag im Tor stehen und die Chance haben, eine bis hierhin trostlose Spielerkarriere hinter sich zu lassen und eine märchenhafte Torwartkarriere zu starten – eine von der Sorte, bei der man quer in der Luft liegend Bälle mit der übergreifenden rechten Hand über die Latte lenkt, um anschließend aufzustehen und den Abwehrchef nach allen Regeln der Kunst zusammenzufalten. Torwart sein! Mehr Sex-Appeal hätte selbst Thomas Magnum nicht geschafft, oder Colt Seavers oder Howie Munson. Und es lief gut für mich: Björn Boßhammer versagten komplett die Nerven. Die Situation war zu groß für ihn. Er war kein Torwart, so wie ich es war. Er zerbrach an dem Druck und ließ jeden Ball passieren, während sich bei mir das Sofa-Sprungtraining, das ich mir als Schlüsselkind zu der Zeit täglich selbst verordnete und für das ich sogar die sechste Klasse opferte, nun voll zum Tragen kam. Von vier Bällen hielt ich drei: einen unhaltbaren wie Stefan Linden und zwei haltbare, die eigentlich auch Björn Boßhammer hätte halten müssen, woraufhin Jörg kurz und knapp resümierte: „Sascha, Samstag, Tor!“
Ohne Torwarttrikot, aber mit Sepp-Maier-Handschuhen ausgestattet, startete ich die zweite Karriere und hielt mich lange gut. Zwei souverän gefangene Bälle und eine Glanzparade ließen nicht nur Jörg, sondern auch meine Mannschaftskollegen staunen. Sollte dieser Theisen doch zu etwas gut sein? Unfassbares Staunen! Lange hielt ich das 0:0 – bis kurz vor Schluss, bis der Ball auf mein Standbein zurollte. Er war nicht weit von mir weg. Ich konnte ihn förmlich spüren. Wie in Trance hörte ich von Weitem Jörgs Stimme: „Sascha! Sascha!“ Sie wirkte Kilometer entfernt. In diesem Moment war ich vollständig auf diesen Ball fokussiert. Er schien erreichbar. Ich wollte hin, aber ich konnte nicht. Wenn du dein Gewicht auf dem Bein hast, mit dem du eigentlich abspringen müsstest, dann geht das einfach nicht. Kein Richtungswechsel möglich. Du stehst da wie ein Idiot, und dir bleibt nur, dem Ball hinterherzuschauen. Alle denken: „Den kann er doch halten! Verdammt! Den kann er doch halten!“ Doch du weißt, dass du es nicht kannst. Er ist unerreichbar. Er ist unhaltbar. Es war meine Chance – Titan und Fußballgott. Stattdessen rollte dieser eine Ball an mir vorbei. Er rollte nur, er flog nicht einmal.
Hätte ich Steffi gehalten, wenn ich diesen einen Ball gehalten hätte? Hätte Stefan Linden sie gehalten? (Nie im Leben, wenn sie zentral und hoch auf ihn zugekommen wäre.) Hatte sie ein Standbein? Was war mit Björn Boßhammer? Wo war er, als sie keinen Sinn mehr „darin“ sah? Wo war Jörg, dieses Ohrfeigengesicht, mit seinen einsilbigen Ansagen? Sie alle waren weg. Sie hatten mich verlassen, elf Jahre bevor sie anrief und mein Vater diesen „Stefan Edberg“-Witz machte. Denn sie alle wussten: Stürmer gewinnen Spiele, Torhüter gewinnen Meisterschaften!
Der Charme der Niederlage
Wir waren zu fünft, und drei von uns hatten gerade verloren – kein Spiel, nur Frauen! Nicht schlimm, wie das Leben zeigen sollte. Damals vor allem ein Grund zum Trinken. Eher das. Immerhin das. Nicht jede Niederlage ist ein Desaster. Es war seltsam, dieses Pfingsten zu Beginn der Neunziger: Freddie Mercury war gestorben und Karl-Heinz Feldkamp wie zu seinem Gespött mit dem 1. FC Kaiserslautern Deutscher Meister geworden. Dagegen war es ein Fliegenschiss, was drei von uns verloren hatten. Manchmal kann selbst der Tod ein Trost sein, wenn das Leben Karl-Heinz Feldkamp heißt.
Wahrscheinlich war es nicht Karl-Heinz Feldkamp, der am Freitagabend des betreffenden Wochenendes Eddie Vedder von „Pearl Jam“ eine volle Dose Bier an den Kopf geworfen hatte. Freddy Mercury wäre es zuzutrauen gewesen, Wolfram Wuttke und Harry Koch auch, aber Feldkamp eher nicht. Doch wer weiß schon, wie Dosenbier schmeckt, wenn man tot ist. Was unbestritten ist: Dosenbier schmeckt vor allem dann, wenn du verloren hast – so wie damals, als drei von uns verloren hatten. Damals oder dann, wenn bei minus zwölf Grad ein Spiel in Rostock verloren geht. Dann ist es Dosenbier, das hilft. Der metallene Geschmack der Niederlage, der dich wie eine wärmende Decke des Desasters mit der kratzenden Wolle des Elends umwickelt, denn nichts anderes ist eine Niederlage im November in Rostock. Würde man Niederlagen auf orientalischen Basaren verkaufen, gäbe es für eine kalte Novemberniederlage im Ostseestadion drei Kamele. Für die Niederlage, mit Mitte zwanzig eine Frau zu verlieren, einen rostigen Dolch, höchstens.
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