Boris Meyn - Der Kuss

Здесь есть возможность читать онлайн «Boris Meyn - Der Kuss» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Der Kuss: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Der Kuss»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Der Bildhauer Peter Baumann verfügt über eine geheimnisvolle Gabe. Er kann seine Mitmenschen bezaubern. Doch seine Fähigkeit wird ihm mehr und mehr zur Last. Wer ihn liebt, will ihn nach kurzer Zeit für sich ganz allein. Das gilt für Julia wie für Theo, für Swantje, Irmengard und Anelis gleichermaßen. Und es werden immer mehr, die Baumanns Gefühlswelt schließlich ins Chaos stürzen. Ein abgeschiedener Ort an der bretonischen Atlantikküste dient ihm jahrzehntelang als Zufluchtsort vor zu viel Liebe. Dann erreicht ihn ein Verrechnungsscheck in Millionenhöhe. Er macht sich auf den Weg zurück nach Hamburg, wo er in den 70er Jahren studierte und alles seinen Anfang nahm. Doch im Jahr 2010 scheint nichts mehr wie früher zu sein – weder die Orte noch die Menschen, denen er begegnet. Bis auf Anelis, die ihn bei sich aufnimmt. Es sind sentimentale Rückschauen, die Baumann einer brachialen Gegenwart gegenüberstellt. Je mehr er in die Vergangenheit abtaucht, umso deutlicher zeigt ihm Anelis, dass es ein verhängnisvoller Fehler war, aus der Stadt zu fliehen. Nach und nach offenbaren sich Baumann unerwartete Zusammenhänge, die bis ins Jetzt nachwirken. Und dann droht sich plötzlich alles zu wiederholen.-

Der Kuss — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Der Kuss», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Beim Einchecken nur der Anflug fragender Verständnislosigkeit mit Blick auf meine kleine Reisetasche, der binnen Sekundenbruchteilen in der angelernten Maske transatlantischer Toleranz verschwand: Der Gast war König – egal welcher Insignien er sich bediente. Kein Stirnrunzeln, wenn man mit ausgewaschenen Jeans die Suite betrat, keine tadelnd rollenden Augen, wenn normales Besteck zum Fisch verlangt wurde, Pommes Frites zur Seezunge geordert oder Kartoffeln zum Spargel mit der Gabel zermust wurden. Diese Freiheiten hatte Europa dem Amerikanismus in der Reisebranche zu verdanken, wie er irgendwann in den achtziger Jahren seinen Siegeszug gegen die zwanghaften Zeremonien traditioneller Benimmregeln angetreten hatte. Who cares? Dort war das Geld, das den Umsatz brachte. Nun waren die Russen und Chinesen in die Rolle der kapitalkräftigen Eroberer geschlüpft. In Frankreich zumindest. Ob es auch hier so war, würde sich zeigen.

Das Zimmer hatte beachtliche Ausmaße und auf dem King-Size Bett hätte man eine Orgie veranstalten können. Ich verstaute meine Kleidung im riesigen Schrank, wobei ich mir aus Unwissenheit die Finger in einem Automatikbügel klemmte, dessen Technik sich mir auf den ersten Blick nicht erschloss, und das nur, um zwei Hemden und eine Hose faltenfrei zu bekommen. Meine Wertsachen, darunter ein Verrechnungsscheck in Höhe von sechs Millionen Euro, schloss ich im zimmereigenen kleinen Wandtresor ein. Dann scheiterte ich daran, die Tür des Zimmers mittels einer elektronischen Karte abzuschließen, sodass ich den Zimmerservice rufen musste. Man erklärte mir wie einem Außerirdischen, in welcher Reihenfolge das Schließen, Einstecken, Warten und Rausziehen zum Erfolg führte.

Ich dankte dem Zimmermädchen und verabschiedete mich mit dem erleichterten Blick eines Hilflosen, an den sie – ich war mir sicher – noch eine Weile zurückdenken würde, weil sie mich die ganze Zeit so angeschaut hatte, dass es mir nicht sonderlich schwerfiel, ihre Gedanken zu erraten. Dann war ich zurück im Strudel der Straße, der mich aufsog wie einen Heimkehrer aus dem Gulag, wie einen geläuterten Eremiten.

Wie sehr ich diese Stadt vermisst hatte, merkte ich erst, als ich nach mir bekannten Dingen Ausschau hielt und mir bewusst wurde, dass selbst zwei Jahrzehnte mit all ihren Zyklen und Legislaturperioden ihren Grundcharakter nicht hatten verändern können. Tatsächlich erkannte ich kaum etwas, das ich mir eingeprägt hatte – die Erinnerung haftete ja meist an Kleinigkeiten, nicht am Ganzen, und diese Kleinigkeiten existierten nicht mehr. Aber das allumfassende Konstrukt, das Schachbrett, auf dem diese Stadt gegründet lag, hatte sich genauso wenig verändert wie die Dimensionen der strukturellen Topografie.

Ich vermisste die Telefonzellen, die früher geballt an markanten Punkten gestanden hatten. Gezwungenermaßen kehrte ich bei einem der mit grellen Farben beworbenen Telefonshops ein und erstand mein erstes Handy. Es verging bestimmt eine halbe Stunde, in der mich die junge und adrette Verkäuferin von den Vorzügen der unterschiedlichen Produkte zu überzeugen versuchte. Ich nickte zustimmend und ließ mir das Premiummodell aufschwatzen. Der Vertrag wäre fast noch daran gescheitert, dass ich keinen ständigen Wohnsitz in Deutschland vorweisen konnte. Deshalb gab ich Anelis’ Adresse an. Nachdem auch dieses Problem aus dem Weg geräumt war, verließ ich nach mehr als einer Stunde Aufklärungsarbeit den wenige Quadratmeter großen Laden, bewaffnet mit einer Grundeinstellung, die selbst einen so technologiefeindlichen Menschen wie mich dazu in die Lage versetzen sollte, an jedem Ort meiner Wahl nicht nur telefonieren zu können, sondern dazu noch Hunderte von Dingen zu erledigen, die mir freiwillig nie in den Sinn gekommen wären.

Die Galerie Finissage , die Anelis seit nunmehr zehn Jahren betrieb, lag hinter dem Domplatz. Ich hatte Schwierigkeiten mit der Zuordnung der Straßennamen, weil die Sanierung ganzer Stadtteile zu neuen Freiflächen, Parks und Sehenswürdigkeiten geführt hatte und zu einem neuen innerstädtischen Wegesystem. Ich musste nur den Strömen von Passanten folgen, um zur nächsten Sehenswürdigkeit, zum nächsten Knotenpunkt oder Denkmal zu gelangen. Aber das wurde mir erst später bewusst. Noch hielt mich die Erinnerung gefangen und ich versuchte den alten Eckpunkten auf einem neuen Stadtplan zu folgen, sie wiederzuerkennen, die Spuren unserer damaligen Zeit aufzuspüren. Ich war glücklich bei jedem noch so marginalen Indiz.

Wie ein kleiner Junge schlich ich um die mit Backsteinornamenten ziselierten Ecken gewaltiger Kontorhäuser, bis ich einen Blick erhaschen konnte auf die Vorgänge in dieser Kathedrale der Künste. Die Fenster der Galerie hatten grün getönte Scheiben, dahinter lockten Kaskaden weißer und grauer Stoffbahnen, die, transparenten Jalousien gleich, den direkten visuellen Zugriff auf die Geschehnisse und Kunstobjekte im Inneren verwehrten. Gleichzeitig mussten sie ein Lockmittel für das kapitalkräftige Publikum sein, das gewillt war, Monats-, ja Jahresgehälter für Kunst zu berappen, die so spärlich in den Räumen arrangiert wurde, dass kein nachbarliches Objekt den Wert beeinflusste. Kunstpräsentation in der Leere des Raums, der auf mich nicht einmal besonders einladend wirkte. Ich brauchte nur wenige Minuten, um zu sehen, dass die Jahrzehnte auch an Anelis nicht spurlos vorbeigegangen waren.

Sie hatte immer noch die knabenhafte Statur androgyner Burschikosität und trug ihre Haare kurz wie eh und je. Inzwischen leuchteten sie so weiß, dass ich kaum glauben konnte, sie färbe sie nicht nach. Mein eigenes Haar begann gerade zu einem lichten Grau zu changieren. Anelis trug Schwarz, wie sie es immer getan hatte. Wahrscheinlich war sie sogar der Kollektion dieser legeren Hosenfrau mit dem schiefen Lächeln treu geblieben, die inzwischen zu Weltruhm gelangt war, das Fräulein Chanel von Hamburg. Zumindest hatte Anelis damals immer von ihren Entwürfen geschwärmt. Nur hatte sie sich die Kostüme und Hosenanzüge nicht leisten können und sich entsprechend sartrös Existenzialistisches selbst nähen müssen. Bestimmt waren diese stets charmanten Notlösungen inzwischen Originalen gewichen.

Ich war überrascht, auch ihre Bewegungen sofort zu erkennen. Das zarte Herumgewedel mit ihren schlaksigen Armen, wenn sie sprach, als gälte es, Instruktionen für einen Maskenbildner in Gebärdensprache zu übersetzen. Ich war zu weit entfernt, um zu erkennen, ob sie immer noch so mit Sommersprossen übersät war. Wahrscheinlich waren sie inzwischen zu Altersflecken mutiert. Im Sommer waren Gesicht, Schultern und Dekolleté stets gebräunt gewesen von unzähligen dunklen Farbpigmenten. Ihr helles Haar formte ich in Gedanken zu diesem zerwuschelten Pagenkopf, den sie bei unserem letzten Beisammensein gehabt hatte. Dazu lächelte der breite Mund, und ihre Augen blinzelten fast schlupflidrig mit einer Andeutung flacher Brauen. Anstelle der Jochbeine hatte sie pausbäckig spitze Wangen, als wäre sie einem Bullerbü-Film entstiegen. So hatte ich sie gesehen, und so sah ich sie immer noch im Spiegel der Zeit. Intimeren Details der Erinnerung verweigerte ich mich in diesem Augenblick.

Sie war im Gespräch mit einer hochgewachsenen jungen Frau mit strohblonder Mähne. Ihnen gegenüber stand ein vermeintlicher Investor, Typ zu kurz geratener Ägypter in gestreiftem Zweireiher mit pomadiger Kurzhaarfrisur, wahrscheinlich Schuhgröße sechsunddreißig mit hohem Spann. Die Höhe des an mich ausgestellten Schecks hatte mir eine ungefähre Vorstellung davon gegeben, welche Umsätze an einem Ort wie diesem erzielt wurden.

Soweit ich erkennen konnte, waren kaum Skulpturen und Plastiken ausgestellt, dafür Altmeisterliches in kleinen Nischen, dezent beleuchtet von unsichtbaren Strahlern, eine Abteilung weiter, strikt durch Mauern getrennt, großformatige Porträts in Schlemmer’scher Manier. Die Künstler waren mir nicht bekannt, auch nicht der Schöpfer der wilden Farbphantasien, die an der Wand im linken Teil der Galerie um die Vormachtstellung der Quadratmeter kämpften. Einzig einen Richter konnte ich auf die Entfernung zuordnen. Für den interessierte sich anscheinend auch der Besucher.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Der Kuss»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Der Kuss» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Der Kuss»

Обсуждение, отзывы о книге «Der Kuss» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x