Es roch orientalisch. Räucherstäbchen. Sandelholz, wie sie erklärte. Die Küche war ein schmaler Schlauch, am Ende stand noch ein alter Narag-Ofen, wie er früher auch bei uns zu Hause gestanden hatte, zur Seite gab es eine Anrichte, einen Spülstein und einen Kühlschrank mit massiver Hebeltür. Das Bad war dafür umso geräumiger, was daran lag, dass die Toilette in einem eigenen kleinen Kabuff am Ende des Flurs untergebracht war, der hingegen so eng war, dass man sich bei geschlossener Tür kaum darin bewegen konnte. Ein Wendemanöver mit heruntergelassener Hose schien unmöglich. Wenn man sich aufs Klo setzen wollte, betrat man den Raum am besten im Rückwärtsgang.
Mitten im Bad, das wohl zehn Quadratmeter groß sein musste, stand eine alte Badewanne, emailliert mit klassischen Löwenfüßen und ebenso alten Armaturen. Ein wirkliches Schmuckstück, vor allem, weil es darüber noch einen Duschkopf aus glänzendem Messing gab. Der Duschvorhang hing wie ein Baldachin aus gerafftem Chintz von der Decke und konnte mit einer Kette abgesenkt werden. Ich war überwältigt, und weil ich mich das letzte Mal vor zwei Tagen in einem öffentlichen Freibad gewaschen hatte, lag mir die Frage nach einer Dusche förmlich auf den Lippen.
Alles Weitere geschah wie in Trance. Es war ein Überfall, den ich so direkt nicht hatte erwarten können. Kaum stand ich unter der Dusche und hatte mich eingeseift, wurde der Duschvorhang angehoben. Bevor ich überhaupt registrieren konnte, was geschah, stieg Julia nackt zu mir in die Wanne, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte mir blitzschnell ihre Lippen auf den Mund, bevor ich Einspruch hätte einlegen können – was mir allerdings nie in den Sinn gekommen wäre. Sie saugte sich förmlich an meinen Lippen fest und presste ihren Körper voller Inbrunst gegen den meinen.
Ich hatte nicht einmal Gelegenheit, sie zu betrachten. Peinlich berührt, versuchte ich, meine Erektion zu verbergen, aber es war aussichtslos. Je mehr sie sich an mich presste, desto deutlicher wurde mein Erregungszustand, was sie zu amüsieren schien. Ihre Hand tastete erst nach meinem Glied, dann zog sie mich, nass wie wir waren in das kleine Zimmer, in dem sie schlief, schubste mich lachend auf die flache Matratze und deckte mich sogleich mit ihrem Körper zu.
Ich zitterte vor Erregung, bekam kaum Luft. Und sie? Sie gab mir Anweisungen, sagte, was ich tun sollte, redete wie ein Buch. Und ich? Ich folgte ihr. So verlor ich schnell die Scheu und alle Hemmungen, die in mir genistet hatten. Ich vergaß meine Furcht und ich vergaß auch, dass ich mir Sex als etwas Heimliches und Stilles vorgestellt hatte, was ich alles gelesen hatte darüber, welcher selbstkasteienden Ausdauer es bedurfte, das Vorspiel ohne frühzeitigen Erguss zu überstehen, eine Frau bis zum Koitus, bis zur Hemmungslosigkeit erregen zu können.
Papperlapapp. Alles Firlefanz. Zumindest bei Julia. Gewöhnungsbedürftig war ihr herzhaftes und bellendes Lachen, das mich zuerst verunsicherte, als sie zum Höhepunkt kam, an das ich mich aber schnell gewöhnen sollte. Ich hatte dem kaum etwas Adäquates entgegenzusetzen, aber ich begriff, dass es niemandes alleiniger Triumph war, der uns verschmelzen ließ, sondern ausschließlich eine Verzückung des Gemeinsamen. Ihr schien es nicht anders zu ergehen, und diese Erkenntnis stimulierte uns gegenseitig immer wieder aufs Neue bis zur Erschöpfung.
Nun waren es nicht mehr nur ihre Augen, sondern auch der Duft ihrer Haare und das Gefühl ihres geschmeidigen Körpers, die mich in eine Gefühlswelt eintauchen ließen, die ich mir nicht wollüstiger hätte ausmalen können. Überwältigt von der Macht der Ekstase begann ich im Stillen, während sie nackt an meiner Seite schlief, während wir uns liebten, einölten, massierten und badeten, aus Partien ihres Körpers Formen und Strukturen zu entwickeln, die ich in Gedanken auf andere Materialien, zuerst Gips, dann Stein, zu übertragen versuchte.
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