»Nein«, erwiderte ich.
»Du erfüllst meinen Körper mit vollkommen fremden Gefühlen, Jason«, gestand sie mir nun.
»Ja?« erwiderte ich erstaunt.
»Ich bin daran gewöhnt, dass Männer das tun, was ich von ihnen verlange«, fuhr sie fort.
»Ich schlage vor, Lady Tendite, dass du anfängst, dich daran zu gewöhnen, das zu tun, was Männer von dir wünschen.«
»Was tust du da?«, fragte sie erschrocken.
Ich hatte Männer in der Nähe gehört und auch das Geräusch von Waffen, deshalb zerrte ich sie zur Tür der Taverne. Ich schob den Sehschlitz nach hinten und spähte vorsichtig hinaus. Die Straße war, soweit ich es sehen konnte, frei. Ich schloss den Sehschlitz wieder und öffnete die schweren Riegel der Tür. Dann schob ich diese langsam auf und sah hinaus. Die Straße war tatsächlich leer. Ich hielt Lady Tendite an ihrem linken Oberarm fest. Sie war barfuß und trug nur ihre zerrissene Ta-Teera und den Halsreif. Ich warf sie die wenigen Stufen hinab und sie landete ungefähr fünfzehn Fuß weiter unten auf der Straße. Sie fiel auf ihre Hände und Knie und rappelte sich hastig wieder auf, dann blickte sie sich gehetzt um. Sofort schloss ich die Tür und legte die schweren Riegel wieder an ihren Platz. Sie rannte zurück und fing an, wie wild dagegen zu klopfen.
»Lass mich wieder rein!«, schrie sie panisch. »Lass mich wieder rein!«
Ich verließ nun den Hauptraum der Taverne und ging in den zweiten Stock hinauf, von wo aus ich aus einem der Fenster einen besseren Blick auf die Straßen werfen konnte. Ich konnte sie noch immer gegen die Tür trommeln hören.
»Lass mich rein, Jason!«, schluchzte sie laut. »Lass mich rein!« Wieder und wieder schlug sie mit ihrer kleinen Faust gegen die Tür. »Ich werde deine Sklavin sein, Herr!«, schrie sie. »Hab Erbarmen, Herr! Bitte hab Erbarmen mit mir, Herr!«
Vom Fenster aus sah ich sie jetzt auf die Straße rennen. Völlig verunsichert sah sie nach links und rechts und schluchzte.
»Halt, Sklavin!«, hörte ich plötzlich Stimmen und sah Männer auf die Straße treten. Wie ich vermutet hatte, trugen sie die Uniform von Ar.
Gehetzt drehte sich das Mädchen um und fing an, vor den Männern davonzulaufen. Doch sie war erst einige Schritte gerannt, als fünf weitere Männer am Ende der Straße auf sie zukamen. Verunsichert und verwirrt blieb sie auf der Straße stehen. Die Männer, die nicht in Eile waren, umzingelten sie nun.
»Ich bin nicht das, was ich zu sein scheine!«, schrie sie entsetzt. »Ich bin keine Sklavin!«
Einer der Männer packte sie an den Haaren und zog ihren Kopf nach hinten. »Ihr Name ist Darlene.«
»Nein!«, schrie sie. »Ich bin Lady Tendite. Eine freie Frau aus Vonda!«
Einer der Männer zerrte nun ihre Hände auf ihren Rücken und umschloss ihre Handgelenke mit einem Sklavenarmband.
»Aber ich bin keine Sklavin!«, widersprach sie weinend.
»Darlene ist ein hervorragender Name für eine Sklavin«, sagte einer der Männer. »Ich bin schon ganz heiß auf sie.«
»Warte, bis wir im Lager sind!«, befahl der Anführer.
»Ein netter Fang«, meinte ein anderer.
Ein weiterer Mann legte ihr eine Leine an.
»Bist du ein Mädchen von der Erde?«, fragte einer von ihnen.
»Nein«, schrie sie. »Nein!«
»Trotzdem nehme ich an, dass du dich genauso gut auspeitschen lässt.«
»Aber ich bin keine Sklavin! Seht her!«, schrie sie und bewegte ihre Hüfte, um ihre Ta-Teera nach hinten werfen zu können. »Ich bin nicht gebrandmarkt!«
»Nur eine Sklavin würde ihre Hüfte einem freien Mann so präsentieren«, erklärte einer der Männer.
»Sie ist aber tatsächlich nicht gebrandmarkt«, wandte ein anderer ein.
»Technisch gesehen, kann das ein Metallarbeiter schnell beheben«, meinte ein anderer Mann grinsend.
»Warum bist du nicht gebrandmarkt, Darlene?«, fragte jemand.
»Weil ich keine Sklavin bin!«, sagte sie nachdrücklich. »Und mein Name ist auch nicht Darlene.«
»Du redest ganz schön viel, Darlene.«
»Nehmt sie mit!«, befahl der Anführer. »Wir müssen unseren Rundgang beenden.«
»Ich bin keine Sklavin!«, schrie sie wimmernd. »Mein Name ist nicht Darlene. Ich bin Lady Tendite aus Vonda!«
»Begeben sich alle Frauen aus Vonda halb nackt auf die Straße, bekleidet mit einem Sklavenfetzen und einem Halsreif?«, fragte der Anführer laut lachend.
»Nein«, erwiderte sie. »Natürlich nicht. Ich wurde gefangen genommen und musste Vergnügen schenken. Ich wurde sogar an einen Tisch gefesselt und gezwungen, die Freuden einer Sklavin zu durchleben. Außerdem wurden mir auch noch andere Dinge angetan. Ich wurde gezwungen, mich meinem Fänger zu unterwerfen, als ob ich eine Sklavin wäre und er mein Herr.«
»Ausgezeichnet«, lachte einer der Männer.
Wütend sah sie ihn an.
»Ich wette, ich könnte dich auch unterwerfen«, sagte nun einer der Männer.
»Später, im Lager«, erklärte der Anführer. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder Lady Tendite. Er verbeugte sich vor ihr und spielte ihr somit Höflichkeit vor.
»Wenn du es wünschst, Lady Tendite, lade ich dich ein, uns zu begleiten«, erklärte er. »Wir werden bald in unser Plündererlager zurückkehren, das sich östlich von Vonda befindet. Dort wirst du entdecken, dass die Frauen aus Vonda uns nicht komplett unbekannt sind. Viele von ihnen haben sich freundlicherweise schon bereit erklärt, uns ihren Oberschenkel zum Brandmarken und ihren Hals für den Halsreif zur Verfügung zu stellen. Ich vertraue darauf, dass du nicht weniger großzügig sein wirst.«
»Sie wird gut auf dem Verkaufsblock aussehen«, warf einer der Männer ein.
»Wohl wahr«, stimmte jemand anderes zu.
»Und, Lady Tendite, bis du korrekt und gesetzlich versklavt bist, wirst du unter dem Namen Darlene bekannt sein«, fügte der Anführer hinzu. »Sag ihn«, schnauzte er sie nun an.
»Darlene!«, flüsterte sie. »Mein Name ist Darlene.«
»Und«, fuhr der Anführer fort, »entsprechend deines Halsreifs und in Erwartung deiner bevorstehenden Versklavung wirst du uns wie eine Sklavin ihren Herrn ansprechen und dich auch so verhalten.«
»Ja«, antwortete sie leise.
Daraufhin wurde sie mit dem Schaft eines Speers hart auf den Hinterkopf geschlagen.
»Ja, Herr!«, schrie sie schmerzerfüllt.
Die Patrouille setzte daraufhin ihren Weg fort. Ich beobachtete Lady Tendite, die mit auf dem Rücken gefesselten Händen an einer Leine hinter den Männern hergezogen wurde. Noch einmal drehte sie sich um und sah zu mir zurück. Sie entdeckte mich, doch dann wurde sie auch schon an der Leine weitergezerrt und stolperte die Straße hinab.
5Ich fahre mit meiner Suche nach Miss Henderson fort
Der Besitzer der Taverne packte das rothaarige Tanzmädchen am Arm, sodass es aufschrie. Er stieß das Mädchen, das ein Kostüm aus zehn feingliedrigen Silberketten trug, die von seinem Halsreif herabhingen, fünf vorne und fünf hinten, von der Sandfläche. Sie fiel seitlich neben die Sandfläche, kniete sich hin, wandte sich um und sah zurück.
»Das ist Jason!«, rief der Besitzer und zeigte auf mich. »Er setzt zehn Kupfertarsks darauf, dass er jeden Mann in diesem Haus besiegen kann.«
»Das stimmt«, rief ich, trat auf die Sandfläche und zog meine Tunika aus.
»Ich setze dagegen!«, rief ein großer Mann, ein Bauer, der offenbar nördlich vom Fluss stammte.
Ein Angestellter der Taverne, die rechte Hand des Besitzers, sammelte die Münzen ein.
Wetten wurden nun in der Taverne entgegengenommen und Männer kamen zusammen. Unter ihnen befanden sich nackte, halsbereifte Pagasklavinnen mit ihren bronzenen Gefäßen an Lederriemen.
Der große Mann griff mich ohne Vorwarnung an. Ich ließ mich zwar von ihm schlagen, wich seinem Schlag jedoch soweit aus, dass er weitgehend an mir abprallte. Trotzdem reagierte ich so, als ob ich schlimm getroffen worden wäre. Der Mann schrie vor Freude auf. Keuchend und ausweichend hielt ich ihn auf Abstand.
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