Effes - Mata Hari II

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Lassen Sie sich verführen von der Erotik der Tagebücher der Mata Hari, die durch ihre schonungslose Offenheit bestechen. Erleben Sie mit ihr die Faszination indischer Tempelriten; erfahren Sie von ihren lesbischen Erlebnissen als Klosterschülerin, bis hin zu ihrer leidvollen Ehe mit einem Macho.-

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Effes

Mata Hari II

SAGA Egmont

Mata Hari II

Copyright © 1995, 2018 Effes und Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

All rights reserved

ISBN: 9788711717318

1. Ebook-Auflage, 2018

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach

Absprache mit Lindhardt og Ringhof gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.comund Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk– a part of Egmont www.egmont.com

VII. Pieter …

Diese Art, sich Geld zu verschaffen, erschien meinem Gatten recht bequem; ich mußte mich also noch einige Male dazu hergeben, seine Schulden auf derart schmähliche Weise ‚mittragen zu helfen‘, wie er sich ausdrückte.

Einmal wurde ich von ihm sogar gezwungen, eine besonders brennende Ehrenschuld ‚in natura‘ zu begleichen … Der Hauptmann entpuppte sich immer mehr als unverbesserlicher Spieler. Es gab Tage, an denen er gar nicht erst nach Hause kam, sondern vom Spieltisch aus gleich seinen Geschäften nachging, nachdem er die ganze Nacht bei den Karten durchwacht hatte. Häufiger jedoch übernachtete er bei irgendeiner galanten Dame oder gar in einem der öffentlichen Häuser der Nachbarschaft.

Bei Calisch und den anderen handelte es sich um ‚Gefälligkeiten‘, diesmal aber war es ein glatter Handel, es mußte alles eingesetzt werden.

Dieser besondere Fall, der mich veranlaßte, einen bekannten Industriellen unserer Stadt aufzusuchen, um eine Spielschuld, die mein Gatte infolge der abnormen Höhe des Betrages, es handelte sich um 3000 Gulden, in barem unmöglich begleichen konnte, mit meinem Körper zu bezahlen, hatte für mich noch eine ganz besondere, weittragende Bedeutung.

Nur die Drohung, daß ein Skandal den Ruin meines geliebten Vaters nach sich ziehen könnte, bewog mich, auch diesmal dem unmenschlichen Befehl nachzukommen, mich zu van Boom zu begeben und – „mich ihm zur Verfügung zu stellen“.

„Du gefällst ihm gut, dem wackeren Herrn van Boom, sogar sehr gut, ich glaube das reiche, geile Schwein hat mich überhaupt nur deshalb so in die Enge getrieben, um von mir etwas Besonderes – zum Beispiel meine schöne, junge Frau verlangen zu können. Na, er kann’s haben, jedenfalls leichter als seine 3000 Gulden, die er bei mir wohl nicht fände, und wenn er mich auf den Kopf stellte. Diese zynischen Worte bildeten die ‚Instruktion‘, die mich belehrte, wie die Dinge standen.

„Du darfst ihm natürlich keine Schwiergkeiten machen, denn seine Ehrenschulden muß man bezahlen. Wenn du willst, kannst du dich ja ein bißchen zieren, manchen Männern macht das Spaß, sie glauben dann hinterher, weiß Gott was für eine Eroberung gemacht zu haben.“

Ich ging zu van Boom, ich wußte es war zwecklos, auch nur eine Träne zu vergießen, auch nur eine Bitte zu verschwenden.

Pieter van Boom war ein eleganter Mann von etwa 39 Jahren und auch physisch besaß er ein angenehmes Äußeres. Wenn meine Aufgabe nicht so schrecklich gewesen wäre und ich in jenen Tagen überhaupt für irgend etwas Sinn besessen hätte, dann wäre mir dieser Umstand sicher deutlicher zum Bewußtsein gekommen.

Aber meine Stimmung war nicht dazu angetan, irgend welche Beobachtungen darüber anzustellen, ob mir ein Mann gefallen könnte, mich zu fesseln imstande wäre …

Van Boom empfing mich sehr zuvorkommend, ohne jedoch meine Verwirrung und Beschämung im geringsten zu beachten. Er tat so, als wäre ich gerne zu ihm gekommen und als wären wir alte Bekannte. Er war übrigens, das wußte ich wohl, ziemlich verwöhnt worden von den Frauen und mochte vielleicht im Geheimen hoffen, daß meine Zurückhaltung, nach einiger Anstrengung von seiner Seite, früher oder später schmelzen würde. Mein Ruf war tadellos und es wurde in unserer Stadt oft davon gesprochen, daß die Frau des Hauptmanns Mac Leod „ebenso interessant als tugendhaft sei“. Von den schrecklichen Demarchen, zu denen mich der Spieler, an den ich damals gekettet war, zu zwingen wußte, hatten natürlich nur die Eingeweihten Kenntnis und die hüteten sich, derartige Praktiken, deren Nutznießer sie ja eigentlich waren, zu verraten.

„Gnädige Frau, ich bin entzückt und ich hoffe, Sie werden sich meine Huldigungen, die mein Entzücken bestätigen sollen, gefallen lassen! Sie müssen wissen, daß ich Sie längst im Geheimen bewunderte und mir nichts mehr wünschte, als Ihnen dies beweisen zu können!“

Ich bemühte mich, unbefangen zu bleiben, aber ich konnte es mir nicht versagen, ihn sofort zu fragen, ob er wisse, warum ich zu ihm gekommen sei, ob er wisse, daß dies nur geschehen konnte, weil mein Mann es ausdrücklich gewünscht hatte. Daß mein Besuch mit der Begleichung der 3000 Gulden zusammenhinge …

„Aber, wie können Sie so sprechen, gnädige Frau! Ja, ich brannte darauf, Sie bei mir zu sehen, unter vier Augen, hier, zwischen diesen verschwiegenen Wänden, aber ich wäre untröstlich, wenn Sie meine Werbung als Respektlosigkeit auffassen würden, meinen Wunsch, Ihnen mehr zu sein als ein Fremder, als bloße Aufdringlichkeit!“

„Sie wollen doch meinem Mann die Spielschuld …“ Ich stockte. Sollte ich wieder einmal darum betteln müssen, mit meinem Leib bezahlen zu dürfen?

„Ja, gewiß, es gibt da eine Spielschuld und ich benützte sie als Vorwand, Sie bei mir sehen zu können, aber, schönste aller Frauen, glauben Sie doch, bitte nicht, daß ich diesen Umstand mißbrauchen würde, Ihnen irgendeinen Zwang aufzuerlegen! Ich begehre Sie, Ihre Schönheit, Ihre Gestalt bezauberten mich. Ihr ganzer Typ, dieses dunkle Haar, die so reizvoll exotische Eigenart Ihrer Haut, Ihre herrlichen Augen, Ihr berückender Mund, Ihre wundervollen Arme – nein, lassen Sie sie bewundern, verstecken Sie sie bitte nicht – sehen Sie, schönste Frau, alles das macht mich beinahe toll! Aber ich will Sie nicht erschrecken, Ihre Freundschaft, vielleicht Ihre Liebe, ich will sie durch meine eigene Kraft erringen, durch die Stärke meiner Hingabe, durch meine Liebe!“

So hatte noch nie ein Mann zu mir gesprochen! Ich wußte nicht, wie mir geschah. Dieser hübsche, sieggewohnte Mann, meinte er wirklich was er sagte, war es kein Trick? Waren es vielleicht gar nur Ausflüchte, um einer Regelung, die die bare Bezahlung der schrecklichen Schuld ausschloß, aus dem Wege zu gehen?

Aber als er mir eine bereits ausgefüllte Quittung über den vollen Betrag entgegenhielt und sich mit den Worten: „Gnädige Frau, ich glaube, dies ist es, was Sie gewünscht hatten …“ anschickte, mir in den Mantel zu helfen, da begriff ich, daß er die Wahrheit gesagt hatte und ein bis dahin unbekanntes Gefühl durchrann mich. Ich empfand ein leises Bedauern, gleichzeitig aber die Verpflichtung, diesem Manne so herzlich als ich nur konnte, für seine vornehme Haltung zu danken.

Ich bat ihn, noch ein wenig bleiben zu dürfen. Der Strahl, der nun aus seinen vor Glück leuchtenden Augen brach, belehrte mich, daß ich ihm mit dieser Bitte eine ungeheure Hoffnung geschenkt hatte und als ich drei Stunden später sein Haus verließ, hatte sich diese Hoffnung erfüllt und ich – ach, ich wußte nun endlich, was Liebe ist …

Ich taumelte, ich stammelte, ich weinte glückselig vor mich hin … ich war berauscht. Dieser Mann hatte mich geliebkost, geküßt und schließlich besessen und mir war, als wäre ich erst in seinen Armen eine Frau geworden. Als hätten erst seine Küsse, seine glühenden Umarmungen mich zum Weibe gemacht. Ich vergaß das Elend meiner Ehe, die Männer, deren Geifer ich erdulden mußte, weil mein Mann es mir befohlen hatte, und war zum ersten Male in meinem Leben glücklich, fröhlich, ausgelassen – ich war liebestoll. Dieser Mann hatte mich erweckt, dieser Mann hat mir gezeigt, was Liebe ist, er zeigte mir aber auch, daß Liebe ohne fleischliche Freude ein Unding bleibt.

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