»Sicher tun wir das.«
»Ich will, daß du sie triffst. Bald. Wir fahren zu ihrem Haus am Meer, es ist so schön, und sie sind wunderbar. Du mußt sie kennenlernen, erst dann wirst du verstehen, wer ich wirklich bin.«
»Ja, Desirée.«
»Ich will es. Ich glaube, du wirst sie sehr mögen. So wie ich es tue. Du wirst sie lieben, du mußt, Klara.«
»Ja. Schlaf jetzt.«
Sie schließt die Augen, preßt meine Hand, bis sie fast taub ist. Ich weiß, daß ich es ihr sagen muß.
»Maria war heute hier.«
»Wer?«
»Die Freundin von Anders.«
»Ach die.«
»Sie will, daß du ihn in Ruhe läßt.«
»Ich habe ihn nicht angerührt. Sie lügt.«
Ich schaue zur Decke hoch, das Licht der Nachttischlampe läßt unsere Profile das halbe Zimmer ausfüllen.
»Du glaubst ihr doch wohl nicht? Alle fallen über mich her. Keiner mag mich. Nur du.«
»Liebes. Nicht mit mir. Ich habe euch doch gesehen.«
Sie blickt mich bestürzt an. Dann fängt sie an zu weinen. Ich ertrage es nicht. Ihren Blick: »Auch du.«
»Desirée? Du brauchst mich nicht anzulügen. Ich laß dich nicht allein. Ich habe es versprochen.«
Sie hört nicht auf zu weinen, liegt zusammengerollt auf meiner Matratze, und wieder würde ich sie am liebsten nehmen und mit ihr diese seltsame Welt verlassen. Es ist, als hätte sie in der falschen Umgebung Wurzeln geschlagen. Wenn ich sie nur herausziehen und verpflanzen könnte, würde sie eine andere werden.
»Laß ihn in Ruhe. Mir zuliebe«, sage ich.
»Er interessiert mich nicht«, murmelt sie.
»Aber dann laß ihn doch.«
»Er entscheidet selbst, was er tun will. Er ist ein erwachsener Mann.«
»So einfach ist es nicht.«
»Aber du weißt doch, daß ich nicht interessiert bin, daß ich mit ihm nie länger zusammen sein möchte. Das muß doch selbst sie begreifen.«
»Laß es sein.«
»Willst du, daß auch ich mich verstelle? Ich soll ihn also freigeben, damit er zu dem verlassenen Aschenbrödel zurückkehren kann, das mit verheultem Blick am ehelichen Bett wartet? Du verstehst, wenn sie sich wirklich lieben würden, wenn sie sich wirklich ... Willst du das, Klara?«
»Ja.«
»Dann mache ich es. Dir zuliebe. So viel Romantik, wie du nur willst. Ich soll also verlassen werden und sie ihn zurückgewinnen?«
»Ja. Ich glaube, so muß es sein. Schlaf jetzt.«
Kurz bevor wir beide einschlafen, flüstere ich, obwohl ich eigentlich weiß, daß ich sie nicht vor Irrtümern schützen kann:
»Genießt du es, mit Männern zusammen zu sein?«
»Genießen?«
»Ja. Spürst du Wärme, Liebe.«
»Ich bin nicht so sicher, daß ich weiß, was das ist.«
Ich lerne sie besser kennen, als ich sollte. Trotzdem muß ich weiterfragen, nach Dingen, die ich am liebsten nicht wissen will.
»Schützt du dich?«
»Wovor, Klara?«
»Vor den Risiken.«
»Du verstehst wirklich nicht. Die sind es doch, auf die ich aus bin.«
»Ich begreife dich nicht«, sage ich und schließe die Augen.
»Brauchst du auch nicht. Liebe mich einfach.«
Wir halten uns bei den Händen. So endet es immer. Katastrophen – dann diese Nächte der Einsicht, der Nähe und der Versprechen.
»Das muß ein Ende haben, Desirée. Du weißt es.«
Sie flüstert, tief aus dem Schlaf heraus: »Ich ahne es. Dir zuliebe. Wir ziehen zu Saskia, nach Amsterdam, das machen wir. Wir werden wie sie, ja, Klara?«
Ich gebe keine Antwort. Was soll ich sagen? So viele Lügen.
»Sicher«, flüstere ich. »Sicher.«
Deine Schwester Klara
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