Sogar Achtstetters Achselzucken hat etwas Lauerndes, Wartendes.
»Das kann alles bedeuten und nichts. Am besten, du läßt den Artikel mal genau übersetzen. Und zu dem Plan kann ich dir überhaupt nichts sagen.«
Immerhin, er deutet die Skizze auch als Plan.
Zeit zu gehen. Der Besuch war Zeitverschwendung.
Felix steht auf.
»Tja, ich muß dann wieder. Hoffentlich habe ich Sie nicht zu sehr gestört.«
Achtstetter erhebt sich fast zeitgleich mit ihm. Er wirkt bestürzt, als bedauerte er es, daß sein Besucher schon gehen will.
»Dein Besuch hat mich gefreut. Irgendwie hat er mich an die alten Zeiten erinnert. Du siehst deinem Opa sehr ähnlich, so wie er früher war, mußt du wissen.«
Sie stehen sich gegenüber, Felix unentschlossen, weil er nicht weiß, wie er dem alten Mann vielleicht doch noch etwas entlocken kann. Auch der Alte wirkt unentschlossen, in seinem Gesicht ist jetzt Leben, als bewegten sich Ameisen unter der dünnen, trockenen Haut. Irgend etwas in seinem Inneren kämpft mit etwas anderem, kann es aber noch nicht besiegen.
Die Tür fällt hinter Felix ins Schloß, aber der Zustand der Unentschlossenheit bleibt ihm erhalten. Er steht noch fast eine Minute dort, wo er ist, grübelnd im Halbdunkel. Wie soll es weitergehen? Wie soll er den Rätseln auf die Spur kommen? Er hat keine Idee.
Aber dann, als er sich gerade resignierend zu den Stufen der Treppe umwenden will, hört er Achststetters jugendliche Stimme durch das Holz der Tür, klar und deutlich und nur ein wenig gedämpft.
»Ich bin nur noch Statist am Bühnenrand, Beobachter, und darf dir nicht bei deiner Aufgabe helfen. Aber du bist Heinrich Ringels Enkel, und vielleicht bist du aus seinem Holz und kannst den Weg zu Ende gehen, den er begonnen hat; nur darum will ich dir einen Hinweis geben. Du darfst mich danach nichts mehr fragen, und wenn du fortgegangen bist, darfst du nie wieder hierherkommen. Du hörst nur zu und merkst dir jedes Wort, und niemals darfst du jemandem erzählen, was ich dir sage. Hast du das verstanden?«
Felix wagt sich kaum zu rühren, als könnte die Bewegung die Situation auflösen, bevor der Mann gesprochen hat.
»Ja.«
In Achtstetters Rede schwingt Erleichterung, wie sie jemand erfährt, der sich gerade einer sehr schweren, fast unlösbaren Aufgabe entledigt hat. Aber unter der Erleichterung liegt wieder die Angst von vorhin und läßt die Stimme kaum wahrnehmbar vibrieren, obwohl ihr Besitzer alles tut, um das zu verhindern.
»Jellinek soll dir Salomon Mergentheimers Geschichte erzählen«.
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