mein Liebchen, was willst du mehr?
Auf deine schönen Augen
hab ich ein ganzes Heer
von ewigen Liedern gedichtet —
mein Liebchen, was willst du mehr?
Mit deinen schönen Augen
hast du mich gequält so sehr,
und hast mich zugrunde gerichtet —
mein Liebchen, was willst du mehr?
61 Wer zum ersten Male liebt,
seis auch glücklos, ist ein Gott;
aber wer zum zweiten Male
glücklos liebt, der ist ein Narr.
Ich, ein solcher Narr, ich liebe
wieder ohne Gegenliebe!
Sonne, Mond und Sterne lachen,
und ich lache mit — und sterbe.
62 Oh, mein genädiges Fräulein, erlaubt
mir kranken Sohn der Musen,
dass schlummernd ruhe mein Sängerhaupt
auf Eurem Schwanenbusen!
„Mein Herr! wie können Sie es wagen,
mir so was in Gesellschaft zu sagen?“
63 Gaben mir Rat und gute Lehren,
überschütteten mich mit Ehren,
sagten, dass ich nur warten sollt,
haben mich protegieren gewollt.
Aber bei all ihrem Protegieren
hätte ich können vor Hunger krepieren,
wär nicht gekommen ein braver Mann,
wacker nahm er sich meiner an.
Braver Mann! Er schafft mir zu essen!
Will es ihm nie und nimmer vergessen!
Schade, dass ich ihn nicht küssen kann!
Denn ich bin selbst dieser brave Mann.
64 Diesen liebenswürdgen Jüngling
kann man nicht genug verehren;
oft traktiert er mich mit Austern
und mit Rheinwein und Likören.
Zierlich sitzt ihm Rock und Höschen,
doch noch zierlicher die Binde,
und so kommt er jeden Morgen,
fragt, ob ich mich wohl befinde;
Spricht von meinem weiten Ruhme,
meiner Anmut, meinen Witzen;
eifrig und geschäftig ist er,
mir zu dienen, mir zu nützen.
Und des Abends, in Gesellschaft,
mit begeistertem Gesichte,
deklamiert er vor den Damen
meine göttlichen Gedichte.
Oh, wie ist es hoch erfreulich,
solchen Jüngling noch zu finden,
jetzt in unsrer Zeit, wo täglich
mehr und mehr die Bessern schwinden.
Zu der Lauheit und der Flauheit
deiner Seele passte nicht
meiner Liebe wilde Rauheit,
die sich Bahn durch Felsen bricht.
Du, du liebest die Chausseen
in der Liebe, und ich schau
dich am Arm des Gatten gehen,
eine brave, schwangre Frau.
65 Mich träumt: ich bin der liebe Gott,
und sitz im Himmel droben,
und Englein sitzen um mich her,
die meine Verse loben.
Und Kuchen ess ich und Konfekt
für manchen lieben Gulden,
und Kardinal trink ich dabei,
und habe keine Schulden.
Doch Langeweile plagt mich sehr,
ich wollt, ich wär auf Erden,
und wär ich nicht der liebe Gott,
ich könnt des Teufels werden.
Du langer Engel Gabriel,
geh, mach dich auf die Sohlen,
und meinen teuern Freund Eugen
sollst du herauf mir holen.
Such ihn nicht im Kollegium,
such ihn beim Glas Tokayer;
such ihn nicht in der Hedwigskirch,
such ihn bei Mamsell Meyer.
Da breitet aus sein Flügelpaar
und fliegt herab der Engel,
und packt ihn auf, und bringt herauf
den Freund, den lieben Bengel.
Ja, Jung, ich bin der liebe Gott,
und ich regier die Erde!
Ich habs ja immer dir gesagt,
dass ich was Rechts noch werde.
Und Wunder tu ich alle Tag,
die sollen dich entzücken,
und die zum Spasse will ich heut
die Stadt Ix—Ix beglücken.
Die Pflastersteine auf der Strass,
die sollen jetzt sich spalten,
und eine Auster, frisch und klar,
soll jeder Stein enthalten.
Ein Regen von Zitronensaft
soll tauig sie begiessen,
und in den Strassengössen soll
der beste Rheinwein fliessen.
Wie freuen die Ix—Ixer sich
sie gehen schon ans Fressen;
die Herren von dem Landgericht,
die saufen aus den Gössen.
Wie freuen die Poeten sich
bei solchem Götterfrasse!
Die Leutnants und die Fähnderichs,
die lecken ab die Strasse.
Die Leutnants und die Fähnderichs,
das sind die klügsten Leute,
sie denken: alle Tag geschieht.
kein Wunder so wie heute.
66 Von schönen Lippen fortgedrängt, getrieben
aus schönen Armen, die uns fest umschlossen!
Ich wäre gern noch einen Tag geblieben,
da kam der Schwager schon mit seinen Rossen.
Das ist das Leben, Kind! ein ewig Jammern.
Ein ewig Abschiednehmen, ewges Trennen!
Konnt denn dein Herz das mein’ge nicht umklammern?
Hat selbst dein Auge mich nicht halten können?
67 Wir fuhren allein im dunkeln
Postwagen die ganze Nacht;
wir ruhten einander am Herzen,
wir haben gescherzt und gelacht.
Doch als es Morgens tagte,
mein Kind, wie staunten wir!
Denn zwischen uns sass Amor,
der blinde Passagier.
68 Das weiss Gott, wo sich die tolle
Dirne einquartieret hat;
fluchend in dem Regenwetter,
lauf ich durch die ganze Stadt.
Bin ich doch von einem Gasthof
nach dem andern hingerannt,
und an jeden groben Kellner
hab ich mich umsonst gewandt.
Da erblick ich sie am Fenster,
und sie winkt und kichert hell.
Konnt ich wissen, du bewohntest,
Mädchen, solches Prachthotel!
69 Wie dunkle Träume stehen
die Häuser in langer Reih;
tief eingehüllt im Mantel
schreite ich schweigend vorbei.
Der Turm der Kathedrale
verkündet die zwölfte Stund;
mit ihren Reizen und Küssen
erwartet mich Liebchen jetzund.
Der Mond ist mein Begleiter,
er leuchtet mir freundlich vor;
da bin ich an ihrem Hause,
und freudig ruf ich empor:
Ich danke dir, alter Vertrauter,
dass du meinen Weg erhellt;
jetzt will ich dich entlassen,
jetzt leuchte der übrigen Welt!
Und findest du einen Verliebten,
der einsam klagt sein Leid,
so tröst ihn, wie du mich selber
getröstet in alter Zeit.
70 Haft du die Lippen mir wund geküsst,
so küsse sie wieder heil,
und wenn du bis Abend nicht fertig bist,
so hat es auch keine Eil.
Du hast ja noch die ganze Nacht,
du Herzallerliebste mein!
Man kann in solch einer ganzen Nacht
viel küssen und selig sein.
71 Und bist du erst mein ehlich Weib,
dann bist du zu beneiden,
dann lebst du in lauter Zeitvertreib,
in lauter Pläsier und Freuden.
Und wenn du schiltst und wenn du tobst,
ich werd es geduldig leiden;
doch wenn du meine Verse nicht lobst,
lass ich mich von dir scheiden.
72 Als sie mich umschlang mit zärtlichem Pressen,
da ist meine Seele gen Himmel geflogen!
Ich liess sie fliegen, und hab unterdessen
den Nektar von ihren Lippen gesogen.
In den Küssen welche Lüge!
Welche Wonne in dem Schein!
Ach, wie süss ist das Betrügen,
süsser als Betrogensein!
Liebchen, wie du dich auch wehrest,
weiss ich doch, was du erlaubst:
Glauben will ich, was du schwörest,
schwören will ich, was du glaubst.
73 Auf deinen schneeweissen Busen
hab ich mein Haupt gelehnt,
und heimlich kann ich behorchen,
was dir dein Herz bewegt.
Es blasen die blauen Husaren,
und reiten zum Tor herein,
und morgen will mich verlassen
die Herzallerliebste mein.
Und willst du mich morgen verlassen,
so bist du doch heute noch mein,
und in deinen schönen Armen
will ich doppelt selig sein.
74 Es blasen die blauen Husaren,
und reiten zum Tor hinaus;
da komm ich, Geliebte, und bringe
dir einen Rosenstrauss.
Das war eine wilde Wirtschaft!
Viel Volk und Kriegesplag!
Sogar in deinem Herzchen
viel Einquartierung lag.
75 Habe auch, in jungen Jahren,
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