Es gibt aber auch einige Trader, die die sogenannte „Martingale“-Strategie wählen, ein negatives Progressionssystem. Hierbei handelt es sich um eine extrem riskante Form des Risiko- und Money-Managements, die nur von erfahrenen Händlern angewandt werden sollte. Der Trader beginnt die Martingale-Strategie, indem er seinen Einsatz immer weiter erhöht, je länger eine Verlustserie andauert. Im Extremfall verdoppelt der Händler seine Positionsgröße, um die angefallenen Verluste wieder auszugleichen. Bei einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent ist es somit theoretisch nur eine Frage der Zeit, bis das verloren gegangene Kapital wieder zurückgewonnen wird. Das Problem bei dieser höchst riskanten Strategie ist, dass man im Extremfall riesige Summen einsetzen muss und wahrscheinlich nur einen kleinen Profit macht, nämlich den ursprünglichen Einsatz.
Gute Händler sind gute Risikomanager, denn man sollte sich immer im Klaren sein, was der Markt einem antun kann. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es wesentlich einfacher ist, erfolgreich zu handeln, wenn man einen Trading-Partner hat und nicht allein handelt. Der Trading-Partner hilft einem, rational und ehrlich zu bleiben und sich nicht selbst zu belügen. Nicht der Gewinner, sondern der beste Verlierer wird am Ende erfolgreich sein, denn die oberste Priorität ist, das Pleiterisiko zu minimieren!
5.1Extrembeispiel Immobilien- und Finanzkrise 2008/09: Ein Trading Floor wird vaporisiert
DER AKTIONÄR:Herr Stork, wie haben Sie damals die sogenannte Immobilienblase und die daraus resultierende Finanzkrise erlebt?
Stork:Wir Trader waren in der Zeit vor 2007 schon skeptisch, dass es an den weltweiten Märkten für längere Zeit ein „Goldilocks“-Szenario geben kann. Aber der Markt handelte anders, viele Marktteilnehmer hielten den amerikanischen Häusermarkt schon seit mehreren Jahren für überbewertet, dennoch wurden sämtliche Warnsignale in den Wind geschlagen. Erstmals persönlich wurde ich mit dem Thema im August 2007 konfrontiert, als ein Anteil an einem sogenannten Subprime-Fonds massiv unter die Räder kam. Man muss sich das so vorstellen: Die amerikanischen Banken vergaben gegen immer weniger Sicherheiten Immobilienkredite, bündelten diese Kredite dann mit einem Triple-A-Rating versehen und verkauften sie wieder an andere Marktteilnehmer. Im Sommer 2007 kam es nun verstärkt zu Zahlungsausfällen der Kreditnehmer, wodurch eine Neubewertung dieser Portfolios erfolgte und die „Experten“ rasch feststellten, dass es sich hierbei um eigentlich nicht verkäufliche Ramschanleihen handelte. Es kam zu einem Vertrauensverlust der Banken untereinander, die Interbanken-Zinssätze stiegen rasant an, teilweise wurde gar kein Geld mehr verliehen. Viele Finanzinstitute hatten auch langfristige Anleihen begeben, die sie mit kurzfristigen Krediten bedienten. Durch den Anstieg der kurzfristigen Zinsen kam es zu Liquiditätsengpässen, was wiederum Verkäufe in anderen Assetklassen auslöste. Ein klassischer Teufelskreis, der etliche Banken und Finanzinstitute in den Abgrund riss. Prominenteste Beispiele sind sicherlich Bear Stearns und Lehman Brothers. Der größte Trading Floor dieser Zeit war in Stamford, Connecticut. Ich war dort noch im Dezember 2007 zu Besuch und schwer beeindruckt von der Größe des Handelssaals. Eines fiel jedoch auf: In einer der normalerweise voll besetzten Reihen waren circa acht Plätze leer und die Schirme dunkel. Auf Nachfrage sagte man uns: Das ist die „Mortgage-Trading“-Abteilung, die vor einiger Zeit nach Hause geschickt wurde. Das war eigentlich der Anfang vom Ende. Mit rasanter Geschwindigkeit wurden in den verschiedenen Banken zuerst Eigenhandelsabteilungen aufgelöst, dann kam der Kundenhandel an die Reihe, er wurde weitestgehend automatisiert. In den Monaten danach wurden auch die Sales- und Research-Abteilungen auf ein Minimum reduziert. Der Ruf nach Regulierung wurde laut, in Windeseile wurden Gesetze erlassen, die eine ganze Industrie mehr oder weniger vernichteten. Mir war damals klar: Das wird nichts mehr. Der Markt ist auf Jahre tot. Ich glaube, von unseren Arbeitskollegen gibt es heute vielleicht noch eine Handvoll, die dem Banking treu geblieben sind.
Quelle: New York Post
ABBILDUNG 5.1 | TRADING FLOOR_VORHER_NACHHER_NY POST IN STAMFORD
Links: Trading im Trading Floor Stamford im Jahr 2007, voll besetzt Rechts: Nach der Finanzkrise
5.2Die zehn häufigsten Gründe, weshalb Trader kein Geld verdienen
Der Eigenhandel an den unterschiedlichen Märkten ist nicht einfach. Viele Neulinge verlässt nach einiger Zeit aufgrund von Misserfolgen der Mut, und sie werden unsicher. Oft fehlt an diesem Punkt bereits das notwendige Kapital, um weiterzutraden und aus den Fehlern zu lernen. Grundregeln des Tradings widersprechen auch den natürlichen Verhaltensweisen des Menschen, und nicht selten steht das eigene Ego im Weg. Kurzfristig geplante Kursspekulationen werden dann zu strategischen Investments, über die sich Kinder und Enkelkinder freuen dürfen. Hier sind zehn Gründe, weshalb die meisten Händlerneulinge nie profitabel traden werden:
1.Kein Risiko- und Money-Management.
2.Um groß zu gewinnen, wird pro Trade so viel Kapital riskiert, dass die Verluste es mathematisch unmöglich machen, unter dem Strich zu gewinnen.
3.Es gibt weder einen Plan noch ein System – Meinungen und Emotionen bestimmen die Handelsentscheidungen.
4.Trade-Einstiege basieren auf Hoffnung, Trade-Ausstiege auf Angst.
5.Es werden die falschen Märkte gehandelt – Unkenntnis führt zu kostspieligen Fehlentscheidungen.
6.Das Trading-Konto ist zu klein, die Provisionen und Gebühren zu hoch.
7.Ungeduld – FOMO (Fear Of Missing Out), die Angst, etwas zu verpassen.
8.Verluste werden zu lange laufen gelassen, Gewinne zu früh mitgenommen.
9.Der Wunsch, das Hoch zu verkaufen und das Tief zu kaufen, und damit den Trend komplett zu verpassen.
10.Das eigene Ego – es besser zu wissen als der Markt.
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