David Signer - Die Ökonomie der Hexerei

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David Signer ist der Hexerei in Jahren der Feldforschung in Westafrika sehr nahegekommen; in engem Kontakt mit Heilern ist er zu der Einsicht gekommen, dass die Hexerei im sozialen, ökonomischen und politischen System eine höchst normative, konservative Funktion übernimmt. Aus Angst vor den Folgen der Zauberei verzichtet der potenzielle Aufsteiger zugunsten der Unauffälligkeit auf seine Ambitionen. Er verteilt das Erworbene unaufhörlich und bringt es so zu keinem ökonomischen Wachstum. Oder er verlässt seine Heimat und schützt sich gegen die Neider durch Feticheure und Opfer. Eine Entwicklung der Gesellschaft in Westafrika wird so effektiv verhindert.

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Ich schrieb ihm also zurück, da sich Coulibalys Prophezeiung noch nicht erfüllt und Nadjas versprochener Reichtum sich noch nicht eingestellt habe, wir stattdessen immer noch an all den Ausgaben für die afrikanischen Heiler nagten, müsse er sich noch etwas gedulden mit der Überweisung.

Zugleich war aber seine Drohung doch nicht ohne Wirkung geblieben. Das System von Hexerei und Gegenhexerei hatte mich zweifellos ein bisschen gepackt. Ich war ein wenig abhängig geworden vom Schutz meiner Gris-Gris und Opfer und reagierte nun ängstlich und mit einem schlechten Gewissen auf meine Weigerung, das Opfer darzubringen. Dann geschah etwas Eigenartiges. Ich arbeitete eines Nachmittags im Keller, als ich plötzlich feststellte, dass Coulibalys Silberring von meinem Finger verschwunden war. Das war umso irritierender, als ich sicher wusste, dass er eine Stunde vorher noch da gewesen war, weil ich ihn zum Händewaschen abgestreift und nachher wieder angezogen hatte. Und nun war er plötzlich verschwunden und auch nach langer Suche nicht mehr aufzufinden. Und das, nachdem ich nach langem Zögern an ebendiesem Morgen den Brief an Mathurin mit besagter Antwort zur Post gebracht hatte! Ich wurde die Idee einfach nicht los, Coulibaly sei rasch hier gewesen und habe den Ring erbost wieder an sich genommen.

Ich habe den Ring bis heute nicht mehr gefunden, aber ich wurde entlastet, als einige Tage später ein Brief von Coulibaly eintraf, in dem er aufgrund seiner Konsultationen folgende Opfer anordnete:

1 Liter frische Kuhmilch, 1 Gramm Gold, 1 weißes Huhn, 100 Kauris, 5 Meter weißer Perkalstoff, 100 Datteln, an einem Freitag an kleine Kinder zu verteilen, 1 lebendes Chamäleon.

Falls es uns nicht möglich sei, diese Opfer darzubringen, sollten wir ihm 50 000 CFA (80 EUR) schicken, und er würde das Opfer für uns durchführen.

Ich ging davon aus, dass der Bericht von Mathurin nicht von Coulibaly stammte und er es nur auf unser Geld abgesehen hatte. Im Nachhinein bin ich erstaunt über meine Angst und Aufregung nach dem Verlust dieses Ringes. Wie groß muss die Abhängigkeit vieler Afrikaner von den Schutzzauberern sein, wenn es schon bei mir Außenstehendem so wenig brauchte. In gewisser Weise wird nicht der „magische Text“ dem Klienten angepasst, sondern die Klienten werden nach und nach dem magischen System oder Text angepasst oder ihm eingefügt. Das System ist zirkulär: Irgendwann sind die Wahrsagungen wahr, weil sie – zumindest bei einer „Langzeitbehandlung“ – den Klienten den Erwartungen des Systems angepasst haben und er sich in diese Sprache und ihre vorgesehenen Strukturen und Positionen eingefügt hat. Der Patient verhält sich gemäß einer vom Hellseher vorformulierten Rolle.

Ich machte all die vorgeschriebenen Opfer, schrieb Coulibaly jedoch, ein Chamäleon zu opfern sei mir nicht möglich. Dem Brief legte ich 2000 CFA (3 EUR) bei.

Zwei Wochen später kam die Antwort. (Von Mathurin hörte ich nichts mehr.)

Coulibaly schrieb, dass er das Chamäleonopfer inzwischen selber vorgenommen habe. Nach seinen neusten Konsultationen war es nun nötig, einen Ziegenbock für mich zu opfern; ebenfalls brauchte er ein wenig Goldstaub, weißes Silber und noch ein Foto von mir. Er bat mich dafür abermals um 50 000 CFA. Weiter fragte er nach dem Namen von Nadjas Schwester und ihrem Mann, weil er Konsultationen über sie durchführen wolle. Das war nun allerdings interessant, weil die beiden tatsächlich gerade in der Trennung begriffen waren.

Trotzdem brach ich an diesem Punkt den Kontakt vorläufig ab ...

Verwirrung als Erkenntnismittel

„An einem gewissen Punkt angelangt, gibt es kein Zurück mehr.

Das ist der Punkt, der erreicht werden muss.“

Franz Kafka

Im vorhergehenden Kapitel habe ich ein wenig von meinen gedanklichen Assoziationen und emotionalen Reaktionen berichtet, als ich zum ersten Mal afrikanische Heiler in der Rolle des Klienten aufsuchte. Ich behauptete, dass die Introspektion in solchen ungewöhnlichen Situationen uns Aufschluss geben könne über latente Aspekte des Gegenübers, sofern es gelinge, sie (nachträglich) in einen Kontext zu stellen, der über das Persönliche hinausgeht. Ich möchte im Folgenden anhand von einigen weiteren Situationen zeigen, wie ich als Forscher zum Objekt von Übertragungen wurde, die mich dazu brachten, Dinge zu fühlen, zu denken und zu tun, die ich sonst unterlassen hätte. Anhand dieser inneren und äußeren Übertretungen, durch das Erlebnis einer eigenen Andersheit, kann man etwas erfahren über die Andersheit der Andern.

Die drei afrikanischen Begebenheiten sind alle étrange (fremd, befremdend, seltsam), und sie haben alle etwas zu tun mit Übertragungen, von mir auf andere, von anderen auf mich, die etwas anrichten im Inneren und so die Sicht und dann auch das Verhalten verändern. Und insofern führen diese Übertragungen zu Übertretungen (der eigenen Grenzen und derjenigen der andern) und manchmal dann auch zur Einsicht in die Grenzen der Übertragbarkeit.

Auch (oder gerade) als Wissenschaftler und Forscher muss man manchmal den Kopf verlieren, um weiterzukommen. Denn was für viele ethnologischen Themen gilt, gilt ganz besonders in bezug auf Heiler, Hexerei und Magie in Afrika: „Though this be madness, yet there is method in’t“ – ist’s auch Wahnsinn, so hat’s doch System. 27Man muss es bloß finden.

Man findet es jedoch nicht diesseits, sondern jenseits der madness. Oder: Der Sinn ist im „Wahnsinn“ (buchstäblich ein Teil davon), nicht außerhalb. Man muss hineingehen. 28

Übertretungen des Bischofs – Stärke

Die erste Begebenheit fand Mitte der Achtzigerjahre in Ifakara statt, einer Kleinstadt in Tansania. Ich saß mit einigen so genannten Entwicklungshelfern und einigen Einheimischen in einem Garten. Jemand zeigte zu einem großzügigen Haus jenseits der gegenüberliegenden Wiese und erklärte, das sei das Haus des Bischofs. Ich bemerkte lachend, für eine einzige Person sei das Haus aber etwas groß.

„Er ist nicht allein“, sagten die Afrikaner.

„Wie das?“

Und sie erzählten mir von der sechzehnjährigen Therese, die er vor einem Jahr als Köchin angestellt hatte und die jetzt seine Geliebte war.

Die so genannten Entwicklungshelfer und ich suchten nach Zeichen von Empörung in den Stimmen und Gesichtern der Afrikaner. Oder wenigstens moralischen Vorbehalten. Keine Spur.

Schließlich fragte einer von uns Europäern: „Und da findet niemand etwas dabei, dass der Bischof eine sechzehnjährige Freundin hat?“

Ich weiß nicht einmal, ob die anwesenden Afrikaner die Anklage, das Moment der Übertretung in dieser Frage wirklich heraushörten. Eher war es so, dass wir, weil es schließlich ein „Bischof“ war, eine Übertragung vornahmen von unseren Bischöfen auf diesen Bischof, uns durch den Gleichklang der Wörter irreführen ließen und automatisch annahmen, die Afrikaner würden alle ethischen Implikationen dieses Wortes mit uns teilen. Auf jeden Fall folgte als Antwort der Afrikaner eine längere Erklärung über power und to share the power, die man etwa folgendermaßen zusammenfassen kann:

„Der Bischof ist stark. Er verfügt über spirituelle, religiöse, in gewisser Hinsicht politische und auch finanzielle Stärke/Kraft/Energie/ Macht.“ (Das Gespräch wurde auf Englisch geführt, der Begriff power war zentral darin mit seinen Bedeutungen, die sich im Deutschen nur auf mehrere Wörter aufgefächert wiedergeben lassen). „Der Bischof ist eine öffentliche Person; er ist für die Gemeinschaft seiner Gläubigen da, er ist wie ihr Vater. Er lässt sie teilhaben an seiner Kraft. Es ist wichtig, dass er stark ist; dadurch ist auch unsere Kirche mit ihren Mitgliedern stark. Dass auch eine Frau etwas von ihm hat, ist nur normal. Sie hat erst Arbeit gefunden bei ihm, ein Einkommen, mit dem sie ihre Familie unterstützen kann, und jetzt hat sie auch teil an seinen anderen Vorteilen. Wenn jemand reich ist, dann kann er auch mehrere Frauen unterstützen, und dann soll er viele Kinder haben. Sie alle können leben durch ihn. Er hat ein großes Haus, das vielen Platz bietet. Und wenn viele da sind, ist es nur richtig, dass er sein Haus vergrößert oder ein zweites baut. Ein weites, schützendes Dach für seine Herde. Indem er verteilt, vermehrt er seine Kraft. Wer gibt, dem wird gegeben werden.“

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