David Signer - Die Ökonomie der Hexerei

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David Signer ist der Hexerei in Jahren der Feldforschung in Westafrika sehr nahegekommen; in engem Kontakt mit Heilern ist er zu der Einsicht gekommen, dass die Hexerei im sozialen, ökonomischen und politischen System eine höchst normative, konservative Funktion übernimmt. Aus Angst vor den Folgen der Zauberei verzichtet der potenzielle Aufsteiger zugunsten der Unauffälligkeit auf seine Ambitionen. Er verteilt das Erworbene unaufhörlich und bringt es so zu keinem ökonomischen Wachstum. Oder er verlässt seine Heimat und schützt sich gegen die Neider durch Feticheure und Opfer. Eine Entwicklung der Gesellschaft in Westafrika wird so effektiv verhindert.

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Wir unterhielten uns noch ein wenig. Er erzählte uns, dass seine Sehergabe von seinem Vater auf ihn übertragen worden sei; dass alle meine Gedanken, die ich im Kopf hatte, während ich in die Muscheln sprach, nachher „in den Muscheln waren“, während er sie warf; dass der Bruder von Nadja wahrscheinlich durch Hexerei gestorben war; dass er bis zum Ende der Wahlen hier bleiben werde (Frühling ’95). Dann musste er gehen, „in den Wald“, um weiter das Böse von meiner Mutter wegzuziehen und im Tuch zu fangen. Später erfuhren wir, dass er noch bis halb zehn Uhr nachts damit gerungen hatte.

Wir gingen in unser Zimmer zurück. Ich wartete auf den Sonnenuntergang, dann ging ich mit Mathurin zur Hauptstraße hinunter, wartete, bis niemand schaute, überquerte sie und ließ in der Mitte das Ei fallen. Mathurin ging voraus, damit auch er nichts sah. Ich hörte, dass das Ei nicht zerbrochen war, sondern an den Strassenrand rollte. Ich fragte Mathurin, ob ich es noch einmal fallen lassen solle. Er sagte:

„Nein, schau auf keinen Fall zurück. Geh einfach weiter. Es ist schon gut so.“

Ich fragte mich damals, ob dieses Ritual nicht eigentlich der schwarzen Magie zugerechnet werden müsse, dass mit dem Ei mein Widersacher zerbrochen werden sollte. Heute glaube ich eher, dass das Ei anstelle von mir zerbrochen wurde; es stand für meine Fragilität gegenüber den bösen Absichten meines Widersachers; seine Schädigungen sollten das Ei anstatt mich treffen.

Wie gesagt teilte mir meine Mutter nach der Rückkehr mit, sie hätte geträumt, ihr Vater sei gestorben, während Coulibaly ja ebendies – als Realität – geweissagt hatte. Insofern hat Coulibaly nicht die Realität, also die Außenwelt, sondern die Innenwelt beschrieben, die Traumwelt, oder das Unbewusste. Das würde allerdings voraussetzen, dass eine Übertragung des Unbewussten von meiner Mutter auf mich und von mir auf Coulibaly stattgefunden hätte. Coulibaly hätte dann nichts anderes getan als – psychoanalytisch ausgedrückt – in sich eine Gegenübertragung wahrgenommen, die von meiner Mutter herrührte und für die ich als Überträger oder Transmitter figurierte. Seine Fähigkeit würde dann nicht darin bestehen, Äußeres zu „sehen“, sondern „Inneres“, so wie er sagte: Alles was ich vor der Séance dachte (auch „unbewusst dachte“), als ich in die Muscheln sprach, ist jetzt dort drin und wird von ihrer Anordnung beim Wurf wieder ausgedrückt.

Bei Freud findet sich eine Überlegung, die in ebendiese Richtung weist:

„Ich habe eine ganze Reihe von solchen Prophezeiungen gesammelt und von allen den Eindruck gewonnen, dass der Wahrsager nur die Gedanken der ihn befragenden Personen und ganz besonders ihre geheimen Wünsche zum Ausdruck gebracht hatte, dass man also berechtigt war, solche Prophezeiungen zu analysieren, als wären es subjektive Produktionen, Phantasien oder Träume der Betreffenden.“ 25

Wenn man nun daran denkt, dass die Wahrsager ja selber von sich sagen, dass sich ihre Aussagen auf die unsichtbare Gegenwelt von Doubles, Hexen, Seelenfressern usw. beziehen, die sich paradigmatisch in Träumen äußert (wie die Geister, die meine Hülle und. Nadjas Träume benützen, um mit ihr zu schlafen), dann lässt sich diese „andere Realität“ wohl zwangslos mit dem in Verbindung bringen, was wir das Unbewusste nennen, dessen Wirksamkeit in Übertragung und Gegenübertragung als Spur zu lesen ist. Hexerei, die meist als unbewusster, rein psychischer, nicht vorsätzlicher Vorgang gedacht wird, wäre demnach nichts anderes als eine destruktive Übertragung.

Wir „wollen der Erwartung nachgehen“, schreibt Freud, „dass die Anwendung der Psychoanalyse einiges Licht auf andere, okkult geheißene Tatbestände werfen kann. Da ist z.B. das Phänomen der Induktion oder Gedankenübertragung, das der Telepathie sehr nahe steht. Es besagt, dass seelische Vorgänge in einer Person, Vorstellungen, Erregungszustände, Willensimpulse sich durch den freien Raum auf eine andere Person übertragen können, ohne die bekannten Wege der Mitteilung durch Worte und Zeichen zu gebrauchen.“ 26

Von dieser „Gedankenübertragung“, die ja dann in Freuds Beispielen eher eine „Emotionenübertragung“ ist, ist es nur ein kleiner Schritt zur (Gegen-)Übertragung im psychoanalytischen Sinn. Insbesondere die postulierte Übertragung von „Willensimpulsen“ würde der Hexerei im afrikanischen Sinne sehr nahe kommen, die auch auf eine gewisse Unbewusstheit auf Seiten des Opfers (und vielleicht auch des Täters) angewiesen ist, um wirken zu können. Die Tätigkeit des Analytikers, der diese Übertragungen aufdeckt (insbesondere die vergangenen in der Beziehung vom Kind zu den Eltern, die sich jetzt auf den Analytiker übertragen) wäre dann der Identifizierung von Hexen durch den afrikanischen Heiler vergleichbar.

Zur Illustration noch die folgende Episode, die Mathurin eines Abends erzählte:

„Einmal waren drei Europäer hier. Wir saßen zusammen, tranken etwas und diskutierten. Auf einmal sagte ein Afrikaner, von dem bekannt war, dass er die Sehergabe (den doppelten Blick) hatte, zur jungen Frau: ‚In diesem Moment bist du nach Belgien geflogen, hast deinen Vater angegriffen und bist wieder zurückgekommen.‘ Sie reagierte empört und aufgebracht. Am nächsten Tag kam ein Telegramm; ihr Vater hatte genau zu jener Stunde einen Herzinfarkt erlitten. Sie reiste gleich ab. Es gibt überall Hexerei, auch in Europa.“

Wieder zurück in der Schweiz öffnete ich meinen Tontopf. Das Grünzeug war inzwischen etwas angeschimmelt. Ich begoss es mit Wasser und versuchte es auf dem Feuer zum Kochen zu bringen, was seltsamerweise nicht gelang. Schließlich stellte ich den Topf in einer wassergefüllten Pfanne auf eine Herdplatte. Ich heizte und heizte, aber brachte das Gebräu nicht zum Sieden. Trotz meiner Angst, ich könnte mich vergiften, wenn ich es nicht aufkochte, begann ich mit meiner siebentägigen Kur, unter anderem auch angespornt von Nadja, die ihre Medizin täglich einnahm und mit sehr ausgeglichenen Blutzuckerwerten belohnt wurde. Der Sud schmeckte anfangs wie ein Waldboden nach einem sommerlichen Regenguss, gegen Ende der Woche, als er möglicherweise etwas zu gären begann, eher wie eine Kloake. Aber ich hielt tapfer durch und fühlte mich prima. Insbesondere musste ich aber etwas sehr Seltsames feststellen. Seit meiner Kindheit gab es einen aufwühlenden Albtraum, der mich ein-, zweimal pro Monat heimsuchte und der mit meiner Großmutter zusammenhing, eben jener Diabetikerin, von der in Coulibalys Konsultation auch die Rede war. Dieser schlechte Traum (auf den man Coulibalys erste Aussage in seiner Séance beziehen könnte) löste sich auf (was kein Psychologe zuvor in noch so vielen Sitzungen und noch so genauer Analyse der „latentesten Trauminhalte“ erreicht hatte!) Bis heute, Jahre danach, ist er nicht wiedergekommen. Wie ein Geist, der mich jetzt in Ruhe lässt.

Ich hatte Mathurin Abzüge der Fotos geschickt mit der Bitte, einen Satz Coulibaly weiterzugeben. Wenige Tage darauf kam ein Brief von Mathurin. Er ließ mir ausrichten, Coulibaly habe mithilfe meines Fotos eine Befragung gemacht und sei zu dem Schluss gekommen, ich müsse einen weißen Widder opfern samt 75 Gramm Münzen und 185 weiße Kauris. Dies alles vor Ende Dezember, denn es gehe um ein glückliches Neues Jahr. Im Falle, dass mir dies nicht möglich sei, könne ich auch die Summe von 100 000 CFA (160 EUR) auf sein, Mathurins, Konto überweisen. Der Brief endete mit dem Postscriptum: „Je te prie beaucoup fait ce sacrifice avant le 31/12/95 pour ta propre santé. Car rien ne vaut la vie de l’homme.“ („Ich bitte dich inständig, mache dieses Opfer vor dem 31. 12. 95, für deine eigene Gesundheit. Nichts kann das Leben eines Menschen aufwiegen.“)

Nun, ich wurde ziemlich wütend, vor allem über diesen drohenden Nachsatz. Kam hinzu, dass Mathurin schließlich in Helsinki afrikanische Kunst studiert hatte und sehr wohl wusste, dass ich hier keinen Widder opfern konnte. Ich muss auch noch hinzufügen, dass er am Abend vor unserer Abreise von Abengourou zu mir gekommen war mit der Bitte, ihm 6000 CFA zu geben, weil er völlig blank sei. Ich hatte sie ihm gegeben, aber es war ein schales Gefühl zurückgeblieben.

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