Anne Richter - Fremde Zeichen

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Umfangreiche Familiensaga über drei Generationen. Einfühlsam, persönlich, präzise. Anne Richters großer Deutschlandroman gibt Geschichte und Gegenwart ein menschliches Antlitz. In ihrem Romandebüt erzählt die Teilnehmerin am Bachmann-Preis 2011 davon, wie persönliche und gesellschaftliche Brüche Menschen verändern. Sie erweist sich dabei als sensible Chronistin in unruhigen Zeiten, die das feine Netz aus unausgesprochenen Gefühlen eindrucksvoll zwischen den Zeilen zu spannen weiß.-

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Anne Richter

Fremde Zeichen

Roman

Saga

Für Judith

Ein wärmeres Land

Sonja · 1992

Sonja schaute hinaus zu der Linie, die Himmel und Meer voneinander trennte. Sie hatte Afrika – den Kontinent, der dort begann, wo das Wasser auf Land traf – noch nicht bereist.

Zurückgelehnt und sich mit den Händen abstützend, saß sie auf ihrer Jacke, die sie an einer Stelle unweit des Strandes über einen der kalkfarbenen, das Ufer säumenden Steinbrocken gebreitet hatte. Einige hundert Meter hinter ihr verlief die Marseiller Küstenstraße, von der das unablässige Rauschen des Verkehrslärms zu ihr drang, während das Meer still und beinahe unbewegt mit sacht gekräuselter Oberfläche vor ihr lag.

In Deutschland war es Anfang März niemals so warm gewesen, dass sie außerhalb der Wohnung keine Jacke zu tragen brauchte. Ein Stück des vielfarbig gemusterten Stoffs hing rechts am Stein herab, und aus der Jackentasche lugte ein Streifen Papier hervor, der letzte Brief der Eltern. Ob sie, kaum zwanzigjährig, das Kind gewollt habe? Ob sie jetzt für immer dortbleiben wolle? Ob die Eltern Sonja besuchen kommen könnten?

Den Blick erneut auf die sonderbar klare Linie am Horizont gerichtet, strich Sonja mehrere Male über die Wölbung ihres Bauches.

Sie hatte den Eltern bereits geantwortet: Ja, sie habe das Kind gewollt, sie könnten sie auch gern besuchen kommen, doch ob sie für immer hierbleibe, das wisse sie nicht.

Mittlerweile war es dem Baby in der Enge des Bauches nicht mehr möglich, sich ohne Tritte oder zarte Faustschläge umzudrehen. Das Meer wurde jetzt unruhiger, ein leiser Wind trieb kleine Wellen an den Strand, als Sonja die Bewegungen des Kindes spürte. Kein Klopfen wie zu Anfang der Schwangerschaft, nein, nun kämpfte das Kind um mehr Platz.

Sonja schloss die Augen und hob den Kopf.

Sie sah die Eltern im Wohnzimmer einander gegenüberstehen, den Vater mit schwarzem Haar, die blonde Mutter, vor den bereits zugezogenen Gardinen, während draußen auf dem Armeegelände die sowjetischen Soldaten sangen, begleitet von einem Akkordeon. Die Worte der Eltern übertönten den Gesang.

Sie war acht Jahre alt gewesen und noch einmal aufgestanden, um zur Toilette zu gehen, ein dünnes Mädchen mit knabenhaft kurz geschnittenem Haar. Die Eltern schienen ihre im Türrahmen stehende Tochter nicht zu bemerken. Obwohl die Weise, in der die beiden sich anblickten, Sonja sehr erschreckte, ging sie erst hinaus, als der Vater seine Hand gegen die Mutter erhob.

Viele Abende lang hörte sie vom Kinderzimmer aus die erregten, unnachgiebigen Stimmen der Eltern und stand auf, um sie wieder und wieder einander gegenüberstehen zu sehen, sich mit Blicken unerbittlich angreifend und verteidigend.

Sonja öffnete ihre Augen. Der unbekannte Kontinent dort hinten. Hatte es nicht einmal die Suche nach dem innersten Afrika gegeben, bevor sie, so wie ihre Freunde, die ihr vertraute Stadt verlassen hatte?

Während der Vater Tag für Tag wie gelähmt die Nachrichten im Fernsehen verfolgte und die Mutter auf dem großen innerstädtischen Platz, im Gedränge Hunderter von Menschen, zu den Rufen, dass sie das Volk seien, nicht ohne Hoffnung schwieg, saßen Sonja und ihre Freunde, wenn sie nicht selbst demonstrierten, täglich nach dem Unterricht beieinander, redeten und gestikulierten, um passende Worte für Theaterstücke und Aufrufe zu finden, die sie an die Menschen ihrer Stadt richten und mit Zitaten und Vorschlägen versehen würden, wie es in den Schulen, den Büros, den Betrieben weitergehen könnte. Solange wir an unsere Zukunft glauben, brauchen wir uns vor unserer Vergangenheit nicht zu fürchten. – Was uns ersticken machen kann: aus der bewegten Zeit in eine stehende zu fallen. So nah schien ihnen plötzlich ein wärmeres Land , obwohl es auf den Winter zuging.

Später brüllten die Demonstranten auf dem Platz stakkatoartig, dass sie ein Volk seien, und die Mutter suchte schwitzend und von Übelkeit befallen einen Weg zum Rand der Menschenmenge, in der Bierflaschen geschwenkt und gepfiffen wurde, wenn einer sich am Mikrofon als Genosse zu erkennen gab. Wenn man bloß normal miteinander reden könnte!, hatte die Mutter einmal, als sie von einer Demonstration heimkehrte, gesagt, und Sonja war unsicher, ob sie dabei an die Menschen auf dem Platz oder an sich selbst und den Vater gedacht hatte.

Sie hätte auch Sonja und ihre Freunde meinen können, wenn Sonja ihrer Mutter je davon erzählt hätte, wie es ihnen plötzlich nicht mehr gelang, Sätze zu Papier zu bringen, die ihren Ideen entsprachen. Ein falsch gesetztes Komma, eine Bedeutungsnuance konnten mit einem Mal zu langen Diskussionen führen, an deren Ende sie missgelaunt auseinandergingen. Anfangs stritten sie noch miteinander, kompromisslos ein jeder, dann aber wichen ihre Auseinandersetzungen stetig einem schwunglosen Hin und Her der Meinungen. Die stehende Zeit. Die Sprechpausen wurden von Zusammenkunft zu Zusammenkunft länger, sie blickten einander seltener an, drehten ihre Weingläser mit gesenktem Kopf zwischen den Fingern, schwiegen. Bis der Tag kam, an dem einer der Freunde mit klarer Stimme in die bedrückende Stille hinein sagte, er habe vor kurzem einen Flug gebucht, weil es in Afrika, dem wirklichen Afrika, anderes zu tun gebe als lächerliche Gespräche über Wörter zu führen. Sonja hatte ihren Kopf hochgerissen und gedacht: Gar nichts gibt es für dich dort zu tun. Doch während sie in die erschrockenen Gesichter der anderen blickte, sah der Freund versonnen aus dem Fenster und murmelte: »Und die Wärme, wisst ihr.«

Kurz darauf verließ einer nach dem anderen den Kreis, und Sonja, die nicht die Letzte sein wollte, überlegte fröstelnd, wohin sie gehen werde.

Seit das Kind in ihrem Bauch wuchs, fror Sonja nicht mehr.

Trotz des Windes, der nun stärker wehte, zog sie ihre Schuhe und Strümpfe aus und schmiegte ihre nackten Fußsohlen an den lauwarmen Stein. Sie wäre gern zum Ufer hinabgeklettert, um ein paar Schritte durch das Wasser zu gehen, fürchtete jedoch, auf den glatten Steinen auszugleiten und, durch ihren Bauch weniger beweglich, sich nicht geschickt abfangen zu können.

Sie wandte ihren Blick zur Seite, den schroffen, spärlich bewachsenen Kalkfelsen zu, die keine Ähnlichkeit mit den Hügeln ihrer Geburtsstadt hatten.

Als sie vor über einem Jahr hier angekommen war, hatte die große französische Stadt zunächst ihren Abscheu erregt, weil sie staubig und lärmend von Autos und Bussen war, die auch in unmittelbarer Nähe des Meeres fuhren und sich hupend gegenseitig antrieben, weil ihre Straßen endlos schienen und die Parks, in denen man sich für eine Weile zurückziehen konnte, in unmäßigen Abständen über die Stadt verteilt lagen. Dennoch war Sonja nicht zurückgefahren.

Einige Tage vor ihrer Abreise – sie wohnte noch bei ihren Eltern – hatte sie nach einem abendlichen Kinobesuch leise die Wohnungstür aufgeschlossen und war eingetreten, ohne dass die Eltern sie bemerkten. Wie damals blieb sie im Türrahmen des Wohnzimmers stehen und beobachtete die beiden.

Der Vater hielt die Hände der Mutter zwischen seinen, den Blick schamhaft gesenkt, und sagte fast unhörbar: »Meine liebe Margret.« Er wirkte verunsichert, beinahe ängstlich, während die Mutter lächelnd und langsam ihre Hände aus seinen löste und ihm kameradschaftlich über die Schulter strich.

Vor Erstaunen und mit dem Gefühl, Zeuge einer intimen Szene zu sein, schlich Sonja rasch aus dem Zimmer und ging zu Bett, ohne einschlafen zu können.

In den letzten Jahren vor dem Umbruch waren die Streitigkeiten zwischen den Eltern einem gleichgültigen Umgang miteinander gewichen. Sie beschimpften sich zwar nicht mehr, berührten sich jedoch auch nicht. Nie hörte Sonja sie liebevoll miteinander sprechen.

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