Ich trinke auf sein Wohl. Welch ein Mann! Welch ein Lebensprogramm! Ein Leben lang zog es ihn nach oben, schwebte er in 3000 oder 12 000 Meter Höhe über der Erdoberfläche. Und zuguterletzt lockt nun die Tiefe, möchte er die Schichten freilegen und erforschen helfen, in denen die Geschichte der Menschheit in all den Jahrtausenden festgestampft und aufbewahrt wurde.
»Ihr Beruf, Herr Koop, ist ja nicht zuletzt auch ein Leben mit der Technik, für die Technik. Kann es sein, daß dies am Ende nicht mehr befriedigt?«
»Ohne Technik und Naturwissenschaften könnten wir nicht fliegen. Aber nun kommt es mir so vor, als gerate die technische Entwicklung außer Kontrolle, der Mensch kommt nicht mehr mit.«
»Und deshalb Archäologie, die ja danach fragt, woher der Mensch kommt und was er tat, bevor er ins technische Zeitalter eintrat. Aber noch einmal zurück in unsere schöne, ›brave new world‹, die Gegenwart. Manche Leute haben ja Angst beim Fliegen. Kennen Sie so ein Gefühl überhaupt?«
»Für Angst haben wir keine Zeit. Und: Wir sehen unseren Beruf recht nüchtern. Die Unfallstatistik beweist weltweit, daß der Flugverkehr die relativ sicherste Fortbewegungsart überhaupt ist. Ich weiß natürlich, daß rationale Argumente gegen Gefühle nicht viel ausrichten.«
»Besonders wenn Angstgefühle durch die Nachrichten von spektakulären Flugzeugabstürzen angeheizt werden. Es gibt ja tatsächlich gerade für den Jumbo schwarze Jahre.«
»Wir in allererster Linie sind natürlich an der Unfallanalyse interessiert. Es stellt sich immer wieder heraus, daß es kaum monokausale kritische Situationen gibt, fast immer handelt es sich um eine Kette von verhängnisvollen Faktoren.«
»Menschliches und technisches Versagen können sich addieren.«
»So ist es, und deshalb haben wir Piloten ein oberstes Gebot, es besteht aus drei englischen Wörtern: check, recheck, doublecheck.«
»Also überprüfen, gegenprüfen und doppelprüfen. Aber ist es denn vorstellbar, daß beispielsweise die Besatzung des koreanischen Jumbos, der 1985 von den Russen abgeschossen wurde, dieses oberste Gebot übertreten hat und deshalb vom Kurs abkam?«
»Wir wissen es nicht. Was wir wissen, ist allerdings, daß bei mancher Airline Wartungsnachlässigkeiten, nicht ernst genommene Materialermüdung und dergleichen eine Rolle spielten. Check, recheck, doublecheck – das ist natürlich auch am Boden oberstes Gebot.«
»Sie sagten: Materialermüdung. Und wie steht es mit der Ermüdungsgefahr beim fliegenden Personal? Es gibt ja so etwas wie den Biorhythmus des Menschen, die Tageskondition. Auch ein Pilot hat einmal Kummer oder ist unausgeschlafen.«
»Wir sind auch nur Menschen, ja. Aber wir sind dazu erzogen worden, nichts zu riskieren. Kein Tropfen Alkohol 8 Stunden vor dem Start. Aber das ist das Wenigste. Ein Pilot muß top-fit sein, wenn er sich hinter den Steuerknüppel setzt.«
»Sonst darf er es eben nicht tun, muß sich lieber krank melden.«
»Ja. Wir sind keine Übermenschen, aber wir sind alle getestet und trainiert auf hohe physische und psychische Belastbarkeit. Das muß man ganz, ganz ernst nehmen. Die Fliegerei, Herr Koch, ist das Schönste, für mich. Ich finde sie auch gar nicht so besonders schwierig. Nur eines: Sie vergibt keinen Fehler.«
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