Hardy Grüne
Jenseits der Komfortzone
11.000 Kilometer Radrennen durch Südamerika
VERLAG DIE WERKSTATT
Solange ich Illusionen und Neugier habe,
werde ich nicht aufhören zu leben.
(Mario Vargas Llosa)
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Coverfoto: Robert Salon
Fotos: Hardy Grüne, Brigit Verlaan, Robert Salon, Rob van der Geest, Wilbert Bonné
Satz und Gestaltung: Verlag Die Werkstatt
ISBN 978-3-7307-0275-8
INHALT VOR DEM START ECUADOR Atemlos durch die Stadt Auf der Allee der Vulkane Vierbeinige Fluchthelfer In fremden Gefilden Zurück im Wellenbad Zwischen Bergdörfern und Andenriesen Ärger mit dem Wettergott PERU Durch die Hölle nach Peru Strandrauschen Offroad durch die Entenschlucht Im Kampfmodus Kriechender Höhenrausch Durch das Zauberland Keine Heizung im Himmel Selbstgemalte Gastfreundschaft Ständiger Begleiter: Regen Entlang des „Leuchtenden Pfades“ Zurück in der Achterbahn Darmhölle reloaded Wo die Götter sprechen Im Abseits Unterwegs mit Johnny Cash Reise in die Vergangenheit Hinauf auf den Altiplano Auf den schwimmenden Inseln Tanzend in den Pausentag BOLIVIEN Hinein ins „Evo-Land“ On the Death Road Das Grollen der Götter Jenseits aller Landkarten Der Welt entrückt Ein schmaler Grat zwischen Wohl und Wehe Ins Land des Fußballs ARGENTINIEN Gehemmt im Windkanal Ein Tag im Glück Glutofen Nordargentinien Ein Konzert vor der Haustür Tag des Triumphes Im Paradies wird gebaut 50 Grad Celsius Über 356 Kurven nach Mendoza Vierte Liga ist langweilig? Keinesfalls! Eiskalte Abkühlung Tanz über die Serpentinen Die Bucht der Träume Auf der Straße der sieben Seen Zwischen den Welten Ausflug ins Paradies CHILE Was kommt hinter der Einsamkeit? Lustige Schlammspiele Rumpelnd durch den Garten Eden ARGENTINIEN Against the Wind Wie tief ist die Einsamkeit Zu Gast beim weißen Riesen Düstere Begegnungen im Hinterland CHILE Tiefenentspannt unter den Türmen des blauen Himmels Orkan als Dreingabe Zu Gast bei Pinguin-Freunden Ins Land des Feuers Sonne am Ende der Welt EPILOG DER AUTOR
VOR DEM START
Vorab ein Wort der Warnung: Wer hier einen adrenalingespeisten Rennbericht erwartet und von ständig neuen Rekorden hören möchte, wird enttäuscht werden. Stattdessen warten entschleunigte Landschaftsbilder und entspannte Begegnungen mit Einheimischen, jammernde Leidensreportagen aus dem Sattel und euphorische Ausflüge in das Land der totalen Glückseligkeit.
Ja, ich habe an einem der längsten und härtesten Radetappenrennen der Welt teilgenommen. Ja, meine Zeit wurde gewertet, fast jeden Tag gab es Etappensieger, und am Ende standen in Ushuaia auf Feuerland die drei Besten unter uns auf dem berühmten Treppchen und ließen sich bejubeln. Und trotzdem ist das 11.000-Kilometer-Rennen „The Andes Trail“ kein gewöhnliches Rennen. Denn alles kann, nichts muss. Die Tagesetappen sind fordernd (um die 100 Kilometer pro Tag, häufig im Hochgebirge), die Rahmenbedingungen in Bushcamps oder einfachen Unterkünften dürftig bis beschwerlich. Die Mitradler sind Konkurrenten wie Kollegen, doch ob man seinen Schwerpunkt auf das rasante Erringen von Etappensiegen oder das gemächliche Erobern des durchquerten Raumes legt, bleibt jedem selbst überlassen.
Ich habe meinen Fokus an den meisten Tagen auf das Erleben von Landschaft, Kultur und äußeren Umständen gelegt. Genoss den Respekt der Einheimischen, wenn ich nach stundenlanger Kurbelarbeit einen weiteren 4.000er bezwungen hatte und schweißgebadet auf der Passhöhe ankam. Genoss die eigentümliche Erfahrung, mich im einsamen Patagonien über hunderte von Kilometern gegen den Wind zu stemmen, um schließlich in einer einsamen Estancia anzukommen und mit den dort wohnenden Menschen über Gott und die Welt zu plaudern. Ein Abenteuer ganz im Sinne von Berufs-Globetrotter und Schriftsteller Ryszard Kapuściński, der „Reise“ einst definierte als „Versuch, alles zu erfahren – das Leben, die Welt, sich selbst“.
Das Fahrrad ist ein großartiges Fortbewegungsmittel für eine Kontinentaldurchquerung. Schnell genug, um vorwärtszukommen, langsam genug, um nichts zu verpassen. Den Elementen ebenso ausgesetzt wie dem täglichen Leben. 2011 entdeckte ich diese großartige Kombination, als ich im Rahmen der Tour d’Afrique von Kairo nach Kapstadt radelte. Damals fing ich mir jenen Virus ein, der mich nun nach Quito in Ecuador brachte. 11.000 unglaubliche Kilometer vor der Nase, gefüllt von jeder Menge Abenteuer und Erlebnissen, die mir die Kraft, die Zuversicht, die Ausdauer und nicht zuletzt die Lust schenkten, über viereinhalb Monate fast jeden Tag auf den Fahrradsattel zu klettern, um ein weiteres Stück Südamerika unter die Pneus zu nehmen.
Noch etwas blass, aber wild entschlossen: der Autor vor dem Aufbruch nach Südamerika. Das Trikot mit den Logos des Lieblingsklubs und ein paar Unterstützern sitzt schon mal gut
Bevor wir nun gemeinsam Aufstellung im Startblock beziehen, noch ein Wort des Dankes, denn eine Tour wie diese ist schwerlich möglich ohne wohlwollende Unterstützung. Die bekam ich reichhaltig über meinen Blog www.hardygruene.wordpress.com, in dem aus der Heimat immer wieder aufmunternde Worte auftauchten, die enorm halfen, mich Einsamkeit und Anstrengung zu stellen. Unterwegs haben mich Michelle und James während der gesamten 11.000 Kilometer mit Fröhlichkeit und Zuversicht häufig förmlich geflutet, waren mir Brigit, Max, Günter, Jürg, Robert, Walter, Hardy und Alfred wichtige Gesprächspartner, pedalierte ich mit Buck, Barry und J.R. so manch einsamen Kilometer durch entrückte Landschaften. Wilbert, Susana, Rob und dem gesamten Bike-Dreams-Team ein respektvolles Dankeschön für den Mut, uns diese Erfahrung machen lassen zu können. Wolf Maahn lieferte überlebenswichtige musikalische Fröhlichkeit, Jonny Cash und Peter Fox die Power, die mich antrieb.
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