Hardy Grüne - Jenseits der Komfortzone

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11.000 Kilometer, 110.000 Höhenmeter, 106 Tagesetappen, Schotterpisten, brennende Hitze, Regen, stürmische Winde, jede Menge Grenzerfahrungen: Das ist «The Andes Trail», eines der härtesten und längsten Radrennen der Welt. Von August bis Dezember 2014 hat Hardy Grüne sich mit 40 anderen Extremsportlern dieser (Tor-)Tour ausgesetzt. Sein Reisebericht zeigt Südamerika abseits der Hauptstädte und abseits der Touristenpfade. In großartigen Fotos und anschaulichen Texten schildert er atemberaubende Landschaften, abenteuerliche Pisten sowie den Alltag der Menschen, die er unterwegs traf.Angesichts der schier unglaublichen Herausforderungen, die der Rennverlauf stellte, geht es in Grünes Report auch um das Erfahren der eigenen Leidens- und Leistungsfähigkeit, um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, mit den Widrigkeiten des Wetters sowie um die Kooperation und Konkurrenz in der Gruppe der Mitradler. Hardy Grüne nimmt den Leser mit auf eine abenteuerliche Reise durch die Turbulenzen der Psyche, vor einem wahrhaft exotischen Panorama.

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Hardy Grüne

Jenseits der Komfortzone

11.000 Kilometer Radrennen durch Südamerika

VERLAG DIE WERKSTATT

Solange ich Illusionen und Neugier habe werde ich nicht aufhören zu leben - фото 1 Solange ich Illusionen und Neugier habe werde ich nicht aufhören zu leben - фото 2

Solange ich Illusionen und Neugier habe,

werde ich nicht aufhören zu leben.

(Mario Vargas Llosa)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.

Copyright © 2015 Verlag Die Werkstatt GmbH

Lotzestraße 22a, D-37083 Göttingen

www.werkstatt-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten

Coverfoto: Robert Salon

Fotos: Hardy Grüne, Brigit Verlaan, Robert Salon, Rob van der Geest, Wilbert Bonné

Satz und Gestaltung: Verlag Die Werkstatt

ISBN 978-3-7307-0275-8

INHALT VOR DEM START ECUADOR Atemlos durch die Stadt Auf der Allee der Vulkane Vierbeinige Fluchthelfer In fremden Gefilden Zurück im Wellenbad Zwischen Bergdörfern und Andenriesen Ärger mit dem Wettergott PERU Durch die Hölle nach Peru Strandrauschen Offroad durch die Entenschlucht Im Kampfmodus Kriechender Höhenrausch Durch das Zauberland Keine Heizung im Himmel Selbstgemalte Gastfreundschaft Ständiger Begleiter: Regen Entlang des „Leuchtenden Pfades“ Zurück in der Achterbahn Darmhölle reloaded Wo die Götter sprechen Im Abseits Unterwegs mit Johnny Cash Reise in die Vergangenheit Hinauf auf den Altiplano Auf den schwimmenden Inseln Tanzend in den Pausentag BOLIVIEN Hinein ins „Evo-Land“ On the Death Road Das Grollen der Götter Jenseits aller Landkarten Der Welt entrückt Ein schmaler Grat zwischen Wohl und Wehe Ins Land des Fußballs ARGENTINIEN Gehemmt im Windkanal Ein Tag im Glück Glutofen Nordargentinien Ein Konzert vor der Haustür Tag des Triumphes Im Paradies wird gebaut 50 Grad Celsius Über 356 Kurven nach Mendoza Vierte Liga ist langweilig? Keinesfalls! Eiskalte Abkühlung Tanz über die Serpentinen Die Bucht der Träume Auf der Straße der sieben Seen Zwischen den Welten Ausflug ins Paradies CHILE Was kommt hinter der Einsamkeit? Lustige Schlammspiele Rumpelnd durch den Garten Eden ARGENTINIEN Against the Wind Wie tief ist die Einsamkeit Zu Gast beim weißen Riesen Düstere Begegnungen im Hinterland CHILE Tiefenentspannt unter den Türmen des blauen Himmels Orkan als Dreingabe Zu Gast bei Pinguin-Freunden Ins Land des Feuers Sonne am Ende der Welt EPILOG DER AUTOR

VOR DEM START

Vorab ein Wort der Warnung: Wer hier einen adrenalingespeisten Rennbericht erwartet und von ständig neuen Rekorden hören möchte, wird enttäuscht werden. Stattdessen warten entschleunigte Landschaftsbilder und entspannte Begegnungen mit Einheimischen, jammernde Leidensreportagen aus dem Sattel und euphorische Ausflüge in das Land der totalen Glückseligkeit.

Ja, ich habe an einem der längsten und härtesten Radetappenrennen der Welt teilgenommen. Ja, meine Zeit wurde gewertet, fast jeden Tag gab es Etappensieger, und am Ende standen in Ushuaia auf Feuerland die drei Besten unter uns auf dem berühmten Treppchen und ließen sich bejubeln. Und trotzdem ist das 11.000-Kilometer-Rennen „The Andes Trail“ kein gewöhnliches Rennen. Denn alles kann, nichts muss. Die Tagesetappen sind fordernd (um die 100 Kilometer pro Tag, häufig im Hochgebirge), die Rahmenbedingungen in Bushcamps oder einfachen Unterkünften dürftig bis beschwerlich. Die Mitradler sind Konkurrenten wie Kollegen, doch ob man seinen Schwerpunkt auf das rasante Erringen von Etappensiegen oder das gemächliche Erobern des durchquerten Raumes legt, bleibt jedem selbst überlassen.

Ich habe meinen Fokus an den meisten Tagen auf das Erleben von Landschaft, Kultur und äußeren Umständen gelegt. Genoss den Respekt der Einheimischen, wenn ich nach stundenlanger Kurbelarbeit einen weiteren 4.000er bezwungen hatte und schweißgebadet auf der Passhöhe ankam. Genoss die eigentümliche Erfahrung, mich im einsamen Patagonien über hunderte von Kilometern gegen den Wind zu stemmen, um schließlich in einer einsamen Estancia anzukommen und mit den dort wohnenden Menschen über Gott und die Welt zu plaudern. Ein Abenteuer ganz im Sinne von Berufs-Globetrotter und Schriftsteller Ryszard Kapuściński, der „Reise“ einst definierte als „Versuch, alles zu erfahren – das Leben, die Welt, sich selbst“.

Das Fahrrad ist ein großartiges Fortbewegungsmittel für eine Kontinentaldurchquerung. Schnell genug, um vorwärtszukommen, langsam genug, um nichts zu verpassen. Den Elementen ebenso ausgesetzt wie dem täglichen Leben. 2011 entdeckte ich diese großartige Kombination, als ich im Rahmen der Tour d’Afrique von Kairo nach Kapstadt radelte. Damals fing ich mir jenen Virus ein, der mich nun nach Quito in Ecuador brachte. 11.000 unglaubliche Kilometer vor der Nase, gefüllt von jeder Menge Abenteuer und Erlebnissen, die mir die Kraft, die Zuversicht, die Ausdauer und nicht zuletzt die Lust schenkten, über viereinhalb Monate fast jeden Tag auf den Fahrradsattel zu klettern, um ein weiteres Stück Südamerika unter die Pneus zu nehmen.

Noch etwas blass aber wild entschlossen der Autor vor dem Aufbruch nach - фото 3

Noch etwas blass, aber wild entschlossen: der Autor vor dem Aufbruch nach Südamerika. Das Trikot mit den Logos des Lieblingsklubs und ein paar Unterstützern sitzt schon mal gut

Bevor wir nun gemeinsam Aufstellung im Startblock beziehen, noch ein Wort des Dankes, denn eine Tour wie diese ist schwerlich möglich ohne wohlwollende Unterstützung. Die bekam ich reichhaltig über meinen Blog www.hardygruene.wordpress.com, in dem aus der Heimat immer wieder aufmunternde Worte auftauchten, die enorm halfen, mich Einsamkeit und Anstrengung zu stellen. Unterwegs haben mich Michelle und James während der gesamten 11.000 Kilometer mit Fröhlichkeit und Zuversicht häufig förmlich geflutet, waren mir Brigit, Max, Günter, Jürg, Robert, Walter, Hardy und Alfred wichtige Gesprächspartner, pedalierte ich mit Buck, Barry und J.R. so manch einsamen Kilometer durch entrückte Landschaften. Wilbert, Susana, Rob und dem gesamten Bike-Dreams-Team ein respektvolles Dankeschön für den Mut, uns diese Erfahrung machen lassen zu können. Wolf Maahn lieferte überlebenswichtige musikalische Fröhlichkeit, Jonny Cash und Peter Fox die Power, die mich antrieb.

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