Julia Noah Munier - Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert

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Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert: краткое содержание, описание и аннотация

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Julia Noah Munier untersucht in ihrer Studie erstmalig die Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg in der Weimarer Republik, im NS-Staat und in der Bundesrepublik aus einer diachronen Perspektive. Dabei werden auf der einen Seite die subkulturellen Lebenswelten homosexueller Männer und auf der anderen Seite die strafrechtliche Verfolgungspraxis durch den Staat sowie die Einzelschicksale der Verfolgten dokumentiert. Die Studie stellt aufgrund ihrer systematischen und umfassenden Darstellung einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Anerkennung unrechtmäßiger staatlicher Verfolgung homosexueller Menschen dar.

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»Erinnerung ist keine gemütliche, badewasserlaue Annehmlichkeit, sondern ist eigentlich immer ein Graus, eine Zumutung und eine einzige Kränkung der Eigenständigkeit. Und zwar deshalb, weil wir ja keine Kontrolle über das, was schon passiert ist, haben, weder als Einzelne noch als Mitglieder einer Gruppe. […] Darum haben wir die Nostalgie erfunden, d. h. den Kitsch der Erinnerung, die Verklärung, mit der wir so gern Blut, Schweiß und Kotze der wirklichen Gedächtnisprodukte verpacken.« 93

Jureit und Schneider zeigen in Bezug auf den bundesrepublikanischen Kontext, dass die »Figur des gefühlten Opfers« sich für das deutsche Gedenken an die NS-Verbrechen als strukturbildend erweist. Der »[…] Wunsch der Identifizierung mit den Opfern scheint mittlerweile zur erinnerungspolitischen Norm geworden zu sein.« 94 Ein solches gerade auch von der zweiten Generation, den Nachgeborenen der Täterinnen und Täter gewähltes Gedenken verstellt den Blick auf »[…] die komplexen Geschehnisse und wirft die Frage auf, was eigentlich von wem und vor allem wie erinnert wird und was wir möglicherweise gleichzeitig auch vergessen.« 95 Eine opferidentifizierte Erinnerungskultur, die über den Identifizierungswunsch die Täter und ihre Taten, die Akteurinnen und Akteure der Verfolgungsinstitutionen anonymisiert und pauschal verurteilt, hat ein starkes Verleugnungspotential; eine verklärende, verkitschte Erinnerungskultur ebenso. Diesem gilt es eine wissenschaftliche Bearbeitung der Thematik entgegenzuhalten, die es vermag, diese mühsam gewonnenen Selbstverständlichkeiten und Zugehörigkeitskonstrukte zumindest teilweise zu irritieren.

Eine »opferzentrierte Erinnerungskultur« und eine Einschreibung in einen Opferdiskurs von Seiten der Forscher_innen bedürfen künftig »[…] einer perspektivischen Ergänzung und Neuausrichtung, um den individuellen Handlungsräumen der Verfolgten mehr Aufmerksamkeit und Beachtung zukommen zu lassen sowie die Formen der Solidarität und Unterstützung, gemeinschaftliche Netzwerke und Freundeskreise, Formen des Widerstands und der Selbstbehauptung der Verfolgten zu erkunden und sichtbar zu machen.« 96

In einer praxistheoretischen Perspektive auf Lebenswelten, die ihren Blick auf historische Akteure und ihre Praktiken richtet, kann eine von Pretzel problematisierte klassische Opferperspektive umgangen werden. In dieser Perspektive erscheinen die verfolgten homosexuellen Männer »[…] weniger als amorphe Opfergruppe in den Händen von Verfolgern […]«, sondern sie werden als handlungsfähige Subjekte wahrnehmbar. So kann ihren Möglichkeiten von Selbstbehauptung und Eigensinn unter den Verfolgungsumständen bis hin zum Widerstand – dazu zähle ich auch die Emigration – wissenschaftlich nachgespürt werden. 97 Der Publikation des Schwulst-Sonderheftes ist zugutezuhalten, dass sich der Tanz der verschiedenen Figuren vor dem Stuttgarter-Gestapo-Gebäude auch in diesem Sinne verstehen ließe.

»Die Wahrnehmung der Verfolgten als Akteure eröffnet neue Forschungsperspektiven auf die Verfolgten und ihre Lebenswirklichkeiten, ihre Fähigkeiten, z. B. in bedrohlichen Situationen Handlungsstrategien zu entwickeln, um der Repression, Bedrohung und Verfolgung aus dem Weg zu gehen bzw. ihnen zu trotzen.« 98

Andreas Pretzel betont in seiner Publikation »Verfolgung und Selbstbehauptung – homosexuelle Männer während der Zeit des Nationalsozialismus« (2014), dass es in künftigen Forschungen gilt, »[…] die herkömmlichen Blickwinkel auf Verfolgung, Denunziation und Fremdbestimmung zu erweitern und auf bislang unbeleuchtete Aspekte auszudehnen.« 99 In diesem Sinne stehen die verfolgten homosexuellen Männer in dieser Forschung nicht mehr als bloße Opfer im Fokus der Forschung, sondern als Akteure. 100 In der Methode historischer Praxeologie ist diese Perspektive gewissermaßen intrinsisch enthalten.

Mit dieser eröffnen sich Fragestellungen nach Handlungsmöglichkeiten der historischen Akteure, die auf das engste mit denen der Lebenswelten verschränkt sind. Es stellen sich Fragen nach Selbstschutz- und Reaktionsmustern in heiklen Situationen, etwa um den Verfolgern zu entkommen oder drohende Sanktionen zu mildern. Weiter wäre zu fragen nach der möglichen Entwicklung von Strategien zur Selbstverteidigung strafbedrohter Männer. Aber auch Fragen nach ihrem Umfeld rücken in den Fokus, etwa die Frage danach, wo, wie und bei wem die Männer Hilfe, Rückhalt oder Unterstützung fanden und wem sie vertrauten. Zugleich rücken Fragen nach den Auswirkungen der spezifischen Verfolgungserfahrung auf das eigene Selbst und das gemeinsame Miteinander in den Blick der Forschung: 101

»Wie haben das Wissen um die Bedrohung und die Verfolgungserfahrungen das eigene Selbst und das Miteinander geprägt und verändert? Wie haben die Männer ihre Lebensentwürfe, ihre Freundschaftsnetzwerke und Liebschaften behaupten können? Wie haben sie ihr Verhalten den sich verändernden Verfolgungssituationen im Verlauf der Radikalisierung angepasst? Wer stand ihnen noch zur Seite und bemühte sich um Hilfe und Beistand, wenn sie in Haft kamen? Wer kümmerte sich währenddessen um die Wohnung, das Vermögen oder die Habseligkeiten und wer um den Nachlass?« 102

1.3 Politisch-geografischer Kontext und Aufbau der Studie

Diese Studie untersucht Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg. Das Bundesland Baden-Württemberg entstand am 25. April 1952 auf Grundlage eines Volksentscheids als Gliedstaat der Bundesrepublik mit der Landeshauptstadt Stuttgart durch den Zusammenschluss der im Zuge der Besatzung entstandenen Länder Baden, 103 Württemberg-Baden 104 und Württemberg-Hohenzollern. 105 Vor 1945 war das heutige Baden-Württemberg in die Länder Baden, Hohenzollern (bzw. Hohenzollernsche Lande, so die amtliche Bezeichnung seit 1928) und Württemberg untergliedert (Abbildung 4).

Abb 4 Staatliche Gliederung bis Kriegsende 1945 im Gebiet des heutigen - фото 5

Abb. 4: Staatliche Gliederung bis Kriegsende 1945 im Gebiet des heutigen Baden-Württembergs.

Im Verlauf der sogenannten NS-Gleichschaltung der ehemals föderalen Verwaltungen der Gebiete des historischen Württembergs, Hohenzollerns 106 und Badens, 107 zu dem von 1940 bis 1945 auch das im Zuge des Frankreichfeldzugs von der deutschen Wehrmacht besetzte Elsass gehörte, mussten die Länder Baden und Württemberg zwar wichtige Kompetenzen an das Reich abtreten, behielten aber wesentliche institutionelle Zuständigkeiten. 108 Die »[…] praktische Umsetzung der Verwaltung, die Polizei und die Gerichte« – und damit auch die Verfolgung und Repression von homosexuellen Männern bzw. nach den §§ 175, 175 a – blieb »in großen Teilen Aufgabe der Kommunen und Länder.« 109

Trotz der politisch-geografischen Begrenzung dieser Studie auf die Region des heutigen Baden-Württemberg ist es unerlässlich, punktuell über die jeweiligen Landesgrenzen forschend hinauszublicken – etwa, wenn es um die Dokumentation der grenzüberspannenden Lebenswelten homosexueller Männer im deutschen Südwesten geht. 110 Aber auch wenn es gilt, die Verfolgungsschicksale homosexueller Männer über die Landesgrenzen hinaus zu erfassen, beispielsweise dann, wenn sie in nationalsozialistische Konzentrationslager jenseits der badischen und württembergischen Landesgrenzen, etwa in das bei München gelegene KZ Dachau, 111 in das bei Weimar gelegene KZ Buchenwald 112 oder das bei Berlin liegende KZ Sachsenhausen 113 verbracht wurden.

Die Verfolgung in der Region des Elsass wird in dieser Studie nur unter Auswahl spezifischer Aspekte berücksichtigt. Im Zuge des Frankreichfeldzugs wurde das Elsass im Jahr 1940 von deutschen Truppenverbänden besetzt und der badischen Verwaltung unterstellt. Bekannt ist, dass die NS-Regierung im Elsass eine brutale »Germanisierungspolitik« verfolgte. 114 Vielleicht weniger bekannt ist, dass die NS-Verfolgung homosexueller Männer im deutschen Südwesten mit der Besetzung des Elsass und der Einführung des deutschen Strafrechts im Januar 1942 (Strafrechtsverordnung für das Elsass) auch auf dieses Gebiet ausgeweitet wurde und hier mit der Einführung des NS-Strafrechts besonders rigide verlief. 115 Die Verfolgung homosexueller Männer im besetzten Elsass ist inzwischen relativ gut erforscht. Hingewiesen sei auf die Publikationen der Historiker Régis Schlagdenhauffen »Désirs condamnés. Punir les ›homosexuels‹ en Alsace annexée, 1940–1945« (2014), 116 Frédéric Stroh »Être homosexuel en Alsace et Moselle annexées de fait« (2017) und Jean-Luc Schwab »Die Homosexuellenverfolgung im annektierten Elsass (1940–1945)« (2018). 117

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