Julia Noah Munier - Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert

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Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert: краткое содержание, описание и аннотация

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Julia Noah Munier untersucht in ihrer Studie erstmalig die Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg in der Weimarer Republik, im NS-Staat und in der Bundesrepublik aus einer diachronen Perspektive. Dabei werden auf der einen Seite die subkulturellen Lebenswelten homosexueller Männer und auf der anderen Seite die strafrechtliche Verfolgungspraxis durch den Staat sowie die Einzelschicksale der Verfolgten dokumentiert. Die Studie stellt aufgrund ihrer systematischen und umfassenden Darstellung einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Anerkennung unrechtmäßiger staatlicher Verfolgung homosexueller Menschen dar.

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»Welche Orte konnten bspw. noch aufgesucht werden, um Geselligkeit unter Gleichen zu finden, Freunde und Liebhaber? Wo und von wem konnte man das in Erfahrung bringen? Welche Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen, um unentdeckt zu bleiben? Welche Unachtsamkeiten waren verhängnisvoll? 75 «

Neben den sozialen Praktiken der historischen Akteure gilt es ebenso die, die Lebenswelten konstituierenden »Praktiken der Bedeutungsproduktion« (Stuart Hall) in den Blick zu nehmen. 76 Der Soziologe und Kulturwissenschaftler Andreas Reckwitz betont, dass Diskurse als ein Netzwerk sprachlicher sowie visueller oder auch architektonischer semiotischer Aussagesysteme »[…] selbst nichts anderes [sind] als spezifische soziale Praktiken der Produktion von geregelten Repräsentationen; sie sind Praktiken der Repräsentation, […] die regeln, was wie darstellbar ist.« 77 In den Blick geraten damit auch Praktiken des Zu-sehen-Gebens und Zu-lesen-Gebens. 78 Visuelle und textuelle Repräsentationen gilt es in der Tradition der Cultural Studies als Modi oder Praktiken der Wirklichkeitsproduktion zu begreifen. 79 Im Sinne der Cultural Studies gilt es die Praktiken der Bedeutungsproduktion als Praktiken zu begreifen, »[…] die systematisch die Gegenstände bilden, von denen sie sprechen.« 80 Diskursive Praktiken oder »Praktiken der Bedeutungsproduktion« sind damit als performative Praktiken zu verstehen. 81 In diesem Sinne bilden Repräsentationen die Realität nicht einfach ab, sondern sie sind, wie die sozialen Praktiken der historischen Akteure, beteiligt an der performativen Herstellung von Lebenswelten. Diskursive Praktiken werden als Äußerungsmodalitäten, Handlungskontexte und Funktionsweisen von Diskursen verstanden, die sich in die Körper einschreiben. 82 Diskursive Praktiken sind damit grundlegender Bestandteil der Lebenswelten homosexueller Männer und ihrer Subjektivierung.

Für eine Erforschung der Lebenswelten homosexueller Männer im deutschen Südwesten bedeutet dies, Publikationen mit homosexuellem Inhalt, also die in der Weimarer Republik zumeist in Berlin herausgegebenen Publikationen der ersten deutschen homosexuellen Emanzipationsbewegung sowie die nach 1945 neu entstehenden Publikationsorgane auszuwerten. Zudem einbezogen wird eine fokussierte Analyse von Tageszeitungen, in der ersichtlich wird, wie bestimmte sexualpolitische Themen in der Region des heutigen Baden-Württembergs zur Sprache gebracht wurden und damit Lebenswelten homosexueller Männer prägten. 83

Eine langfristige Aufgabe gegenwärtiger Forschung besteht im Weiteren darin, »[…] die Forschungsergebnisse zur Homosexuellenverfolgung in Deutschland – vor, während und nach der NS-Zeit (vgl. Pretzel 2004) – in die Darstellungen zur Geschichte der Sexualpolitik, Sexualitäten und Geschlechterbeziehungen einzuordnen.« 84

Vermittels einer praxeologischen dispositiven Analyse von Lebenswelten und Verfolgungsschicksalen homosexueller Männer im deutschen Südwesten ist genau dies auch zu leisten.

Die Frage danach, was in welchem gesellschaftspolitisch-historischen Kontext wie zu sehen gegeben werden kann, lenkt den Blick auch auf das vielleicht »Unsägliche«, auf – um mit Alfred Douglas und Oskar Wilde zu sprechen – die Liebe, die ihren Namen nicht zu sagen wagt, 85 und dementsprechend auf die subkulturellen Praktiken und Codes, die grundlegend waren zur Konstituierung der Lebenswelten homosexueller Männer im deutschen Südwesten. 86 Erinnert sei an die Verklausulierung und Kodifizierung homosexuellen Begehrens in dem in der deutschen Romantik wurzelnden Konzept des »Freundes« bzw. der »Freundschaft«, wie sie etwa der ganz im Sprachduktus der republikweiten Homosexuellenbewegung der 1920er Jahre sich konstituierende »Freundschaftsbund Stuttgart« pflegte. 87

Codes spielen nicht nur in den auf Anerkennung zielenden Organisationen homosexueller Männer eine Rolle, sondern auch in den informellen Kontexten des »Sich-zu-Erkennen-Gebens«, in den Räumen anonymen sexuellen Zusammenkommens, meist in öffentlichen oder halböffentlichen Kontexten. Wie gaben sich die Akteure in den sozialen Praktiken des Zusammenkommens und der halböffentlichen sexuellen Interaktion als involvierte Mitspieler zu erkennen?

Teil der Lebenswelten ist überdies auch das, was in diesen konkreten Lebenswelten vielleicht nicht lebbar war – also auch die imaginierten Sehnsuchtsräume homosexueller Männer in den hier zu untersuchenden politisch-historischen Phasen. 88 Neben materiellen Artefakten gilt es daher kognitive Artefakte in die Analyse miteinzubeziehen.

Die Lebenswelten homosexueller Männer entstehen in der Verschränkung von performativen Praktiken historischer Akteure, der Verräumlichung der spezifischen Lebenswelten an spezifischen Orten oder innerhalb bestimmter städtischer Zonen sowie von medialen Praktiken der Bedeutungsproduktion. Lebenswelten werden also in »doings and sayings« (Theodore Schatzki) performativ hervorgebracht, d. h. in wiederholten und wiederholbaren kulturellen Praktiken und werden anhand qualitativ unterschiedlicher historischer Quellen in einer praxistheoretischen Perspektive beobachtbar.

Um die Lebenswelten homosexueller Männer im deutschen Südwesten zu erforschen gilt es verstreute, heterogene Quellensplitter zusammentragen, zu systematisieren und cross-medial zu analysieren.

Eine praxeologische Perspektive, wie sie in dieser Studie zur Anwendung kommt, vermag es, einem in der Forschung zur NS-Verfolgung homosexueller Männer lange tradierten Dilemma zu entgehen: In der überwiegenden Mehrheit der in den Regionalstudien veröffentlichten biografischen Schilderungen werden bisher individuelle Verfolgungsschicksale in viktimisierender Perspektive dokumentiert. 89 Mit Ulrike Jureit und Christian Schneider (2010) sei angemerkt, dass sich in Bezug auf dieses Gedenken an die verfolgten homosexuellen Männer von Seiten der Community bzw. Communities eine »opferzentrierte Erinnerungskultur« diagnostizieren lässt. Andreas Pretzel begründet die Jahrzehnte währende Einschreibung homosexueller Männer in einen Opferstatus von Seiten der Forscher_innen folgendermaßen:

»Weil den Verfolgten hierzulande nahezu ein halbes Jahrhundert der Status als NS-Opfer verweigert und abgesprochen wurde – von Staatswegen, durch andere Opferverbände und durch die etablierte akademische Historikerzunft –, wurden sie jahrzehntelang in einen Opferdiskurs eingeschrieben, um ihnen historische Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.« 90

Abb 3 Cover des Sondermagazins Schwulst 2010 Schwulst e V Weissenburg e - фото 4

Abb. 3: Cover des Sondermagazins Schwulst, 2010. Schwulst e. V.; Weissenburg e. V. 2010.

Auch heute zeigt sich diese für die Schwulenbewegung so wichtige weil identitätsbildende Figur eines »opferzentrierten Erinnerns« z. B. im Blick auf die Publikation des Stuttgarter »Szenemagazins« Schwulst vom April 2010 »Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft – Homosexuellenverfolgung in der NS-Zeit« (Schwulst-Sonderheft), einem Gemeinschaftsprojekt von Schwulst e. V. und Weissenburg e. V. (Abbildung 3). 91 Den Betrachter_innen des Magazins wird mit dem Cover insbesondere eine Figurengruppe als Identifikationsangebot zu sehen gegeben: Ein homosexuelles Freundespaar, das sich vor der Silhouette eines städtischen Hintergrundes – der sich bei genauerem Hinsehen als Stilisierung des ehemaligen Gestapo-Gebäudes in Stuttgart entpuppt – eingewickelt in einen Stacheldraht, aneinanderschmiegt. In der Bildmitte bewirbt ein rosa Winkel das Heft und die Ausstellung. Rechts dahinter wird ein lesbisches Paar zu sehen gegeben – vielleicht handelt es sich aber auch um Transvestiten, transgender Personen oder transsexuelle Frauen – deren inniger Tanz vor dem Gestapo-Gebäude durch den über das Gesäß verlaufenden Stacheldraht seltsam erotisiert erscheint. Im Feld der Visualisierung homosexueller NS-Opfer werden klassische Topoi wie der rosa Winkel und der Stacheldraht – Tobias Ebbrecht (2011) bezeichnet diese als Superzeichen 92 – mit neuen Opfer-Figuren kombiniert zu einer Melange aus »Kitsch und Tod« (Saul Friedländer), aus Opferidentifizierung, -erotisierung und Erinnerungskitsch. Letzteren analysierte die Germanistin und Auschwitz-Überlebende Ruth Klüger. Vom Kitsch der Erinnerung schreibt sie:

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