Julia Noah Munier - Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert

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Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert: краткое содержание, описание и аннотация

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Julia Noah Munier untersucht in ihrer Studie erstmalig die Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg in der Weimarer Republik, im NS-Staat und in der Bundesrepublik aus einer diachronen Perspektive. Dabei werden auf der einen Seite die subkulturellen Lebenswelten homosexueller Männer und auf der anderen Seite die strafrechtliche Verfolgungspraxis durch den Staat sowie die Einzelschicksale der Verfolgten dokumentiert. Die Studie stellt aufgrund ihrer systematischen und umfassenden Darstellung einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Anerkennung unrechtmäßiger staatlicher Verfolgung homosexueller Menschen dar.

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Einzuräumen ist, dass eine gesellschaftlich zirkulierende imaginäre Verschränkung von Homosexualität und Päderastie nicht allein auf Homophobie beruht, sondern sie gewissermaßen als historisch gewachsen zu betrachten ist: Vor dem Hintergrund eines Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts verbreiteten Bezugs zu antiken Vorbildern wurde das Konzept der Päderastie zur Rechtfertigung und Idealisierung eines sexuellen Begehrens zumeist älterer Männer an kindlich-jugendlichen Körpern (nicht selten auch an denen einer südeuropäischen Subalterne) appropriiert. 64 Diese Tendenzen, Überschneidungen von Interessensgruppen und Allianzen wie Konflike offenzulegen, scheinen für eine kritische historiografische Forschung zur Geschichte der Homosexualitäten unabdingbar.

Strafprozess-, Strafvollzugs- und Polizeiakten, die homosexuelle Männer betreffen, können trotz der geschilderten scheinbar einseitigen Auskunftsfähigkeit zu Verfolgungsschicksalen auch die Erforschung von Lebenswelten ermöglichen und zwar sowohl im Kontext staatlicher Repression wie beispielsweise des »Strafvollzugs«, aber teilweise auch von Lebenswelten jenseits des Strafvollzugs.

Um die unterschiedlichen Lebenswelten jedoch nicht zu reduzieren auf die Repressions- und Verfolgungsrealitäten und Lebenswelten facettiert zu dokumentieren, scheint es sinnvoll, den Quellenkorpus um weitere Quellen zu ergänzen. Hierzu gehören weitere private Dokumente, Publikationen der homosexuellen Emanzipationsbewegung, zeitgenössischer Film, Literatur, künstlerische Repräsentationen oder sexualpolitische Diskurse der jeweiligen Untersuchungszeit.

Vor dem Hintergrund der möglicherweise nur reduziert Auskunft über die Lebenswelten gebenden Quellen und der Ergänzung dieser durch weitere Quellenbestände scheint eine Erforschung von Lebenswelten durch die Perspektivierung einer kulturwissenschaftlich informierten Geschichtswissenschaft gewinnbringend zu sein. In dieser kann der Quellenvielfalt, die zur Untersuchung der Lebenswelten homosexueller Männer unabdingbar ist, aus einer praxeologischen Forschungsperspektive begegnet werden.

1.2 Die Analyse von Lebenswelten und Verfolgungsschicksalen in der Perspektive einer historisch-praxeologischen Forschung

Im Fokus der vorliegenden Studie steht die Erforschung von Lebenswelten und Verfolgungsschicksalen homosexueller Männer im deutschen Südwesten. Welcher methodische Zugriff ist am besten geeignet, um dem Untersuchungsgegenstand möglichst reichhaltige heuristische Erträge abzugewinnen? Die vorliegende Studie ist einem praxeologischen Zugriff verpflichtet, der bislang in der Erforschung der Geschichte der Homosexualitäten noch nicht systematisch angewandt wurde. 65

Wodurch zeichnet sich dieser Ansatz aus und worin liegt sein Vorzug? Der praxeologische Ansatz geht davon aus, dass gemeinsame Praktiken es sind, die einzelne Akteure zu Gemeinschaften verbinden. Wenn man mithin das lebensweltliche Profil einer spezifischen Gruppe verstehen möchte, bietet sich der Zugang über deren gemeinschaftsstiftenden Praktiken vor allem dann an, wenn es an Ego-Dokumenten mangelt, in denen sich die Akteure reflexiv über ihr eigenes Tun auslassen.

»Historische Praxeologie ist eine historiographische Forschungsperspektive. Sie ist eine Herangehens- und Betrachtungsweise in der Geschichtswissenschaft, die einen bestimmten Blickwinkel auf die Vergangenheit nahelegt. Sie rekonstruiert die Vergangenheit in der Analyseeinheit ›Praktik‹. Damit verbindet sich zugleich eine gewisse historiographische Grundhaltung. Historische Praxeologie versteht die Vergangenheit und deren ›Sozialwelt[en]‹ als eine Verkettung von Praktiken.« 66

Sven Reichardt, der diesen Ansatz theoretisch fundiert und in seiner großen Studie über linksalternatives Leben auch eingelöst hat, betont: Der Ansatz zielt darauf, »[…] sowohl Mikro- und Makroperspektiven zu verbinden als auch die sozialhistorische Analyse mit der kulturhistorischen Untersuchung von Denkstilen, Verhaltensmustern und Diskursen zu verknüpfen […]. Soziale Beziehungen, Diskurse, die symbolische Organisation von Wirklichkeit und situativ bedingte Handlungsformen werden nicht als voneinander getrennte, sondern als miteinander kompatible Untersuchungsebenen verstanden, die in Institutionen und soziale Netzwerke eingebettet sind. Der methodologische Relationalismus dient dazu, eine vermittelnde Position zwischen den klassischen Oppositionspaaren von Subjektivität und Objektivität, von Handeln und Struktur, von Individuum und Gesellschaft einzunehmen.« 67

Der praxistheoretische Ansatz denkt in »einem ›wechselseitig bedingenden dialektischen Verhältnis‹, in dessen Mitte Praktiken als ausführendes Organ und Sinninstanz eingesetzt werden.« 68

Der Soziologe Thomas Alkemeyer hat diesen Ansatz weiterentwickelt. Sein Verdienst ist es u. a., die mikrosoziologische Ebene der handelnden Subjekte mit der makrosoziologischen Systemebene zu verbinden und für die Geschichtswissenschaft anschlussfähig zu machen. 69 Alkemeyer konstatiert:

»Immer sind die konkreten historischen Subjekte […] durch spezifische […] Lebens- und Erfahrungsweisen bedingt und gekennzeichnet, die systematisch mit ihrer Position im sozialen Raum zusammenhängen. Das heißt, Lebenswelt […], Sozialintegration und Systemintegration, sind in der historischgesellschaftlichen Praxis nie voneinander zu trennen […].« 70

Dies bedeutet, dass der Ansatz, der die handelnden Subjekte, die historischen Akteur_innen und ihre Praktiken, ins Zentrum der Untersuchung rückt, stets die Brücke zu den sozialen und politischen Konfigurationen schlägt, in denen sich Subjekte praxeologisch entfalten und eine intersubjektive Akteursidentität konstituieren. Nimmt man mithin aus dieser Perspektive die lebensweltliche Formierung und Selbstformung homosexueller Akteure in den Blick, dann müssen zugleich die soziopolitischen Kontexte einbezogen werden, innerhalb derer sich solche Praxen entwickeln.

In einer praxeologischen Perspektive gilt es den Blick zu richten auf Lebenswelten, die im Sinne eines doing culture in und durch performative Praktiken hervorgebracht werden. Lebenswelten sind dabei nicht als sozio-kultureller »Hintergrund« von sich vor diesem »Hintergrund« ereignenden sozialen Praktiken zu begreifen, sondern (historische) Lebenswelten werden in einer praxeologischen Perspektive begriffen als in und durch (historische) soziale Praktiken hervorgebracht.

Zu diesen Praktiken zählen zunächst die performativen Praktiken historischer Akteure und ihre Interaktionen. Zu analysieren sind dementsprechend Praktiken, in denen das soziale Miteinander der historischen Akteure erkennbar und beobachtbar wird, etwa in ihren schriftlichen privaten Korrespondenzen, über die Liebesbriefe, Aufzeichnungen und Publikationen Auskunft geben. Hierzu gehören ebenso Alltagszeugnisse und Egodokumente, vermittels derer Rückschlüsse auf Lebenswelten möglich sind, etwa Rückschlüsse auf öffentliche und private Orte des Zusammenkommens und deren Nutzung. 71

In einer praxeologischen Perspektive stellt sich damit nicht nur die Frage nach den spezifischen Topografien homosexueller Lebenswelten, also nach den Räumen und Orten, an bzw. in denen homosexuelle Männer sich trafen, 72 sondern ebenso danach, wie homosexuelle Männer diese Räume gestaltet haben:

»Wie haben sich die Männer zurechtgefunden in einer ständigen Restrukturierung urbaner Räume? Es waren umkämpfte Räume, nicht nur bedrohte, sondern auch eroberte, temporär erkundete und genutzte Räume, die homosexuelle Männer an öffentlichen Orten, in [damals noch nicht so genannten, Anmerk. d. Verf.] Cruising Areas und in Lokalen für sich in Anspruch nahmen.« 73

Diese Nutzung städtischer Räume verweist auf individuelle Handlungsoptionen aber auch auf kollektive Handlungsräume, die es u. a. vermittels der von den Überwachungs- und Verfolgungsinstitutionen überlieferten Quellen zu analysieren gilt. 74 Andreas Pretzel stellt auch für diese Studie und die Analyse von Lebenswelten in Baden und Württemberg virulente Fragen:

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