Colours of Life 2
Rosengrau
Anna Lane
Inhaltsverzeichnis
Titel Colours of Life 2 Rosengrau Anna Lane
Prolog Prolog Home I came at wintertide, But my silly love had died Seeking with her latest breath Roses from the arms of Death Blue Roses So sieht die Nacht also aus. Wie all die schönen Dinge, die man liebt, obwohl sie Finsternis und Verderben bringen. Das grelle Licht der Freiheit wirkt so einladend, und doch gehen wir mit dem mysteriösen Fremden, ohne zu wissen, wohin er uns bringt und ob wir je wieder zu unserem wahren Selbst zurückkehren können. Denn niemand kann die Nacht kontrollieren. Die Nacht hat sich schon längst deiner bemächtigt. Und sie wird so lange an den losen Fäden deines Verstandes ziehen, bis du dich losreißen kannst und das letzte deiner Rosenblätter verlierst, in einem finalen Versuch, nicht ganz der Dunkelheit zu verfallen. Es ist schwer, sich nicht in den Irrgärten tief in unserer Seele zu verlaufen. Denn sie sind verworren, auf eine unvorstellbare Art. Wir stechen uns an jedem Dorn, aber wir bluten nicht. Gleich jeder Rose, die in den eigenen Erinnerungen wie Unkraut wächst, verdorrt das Gute in uns. Bis unsere Wurzeln vertrocknet sind. Unser Rückgrat brüchig. Und unsere Blüten tot. Grau wie Asche. Als wären wir nichts, als würden wir niemals etwas sein.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Epilog
Rosengrau - Playlist
Danksagung
Zitate am Anfang der Kapitel,
wenn nicht anders angegeben, von Rudyard Kipling
© 2020 Calad
Ein Imprint des Amrûn Verlag Traunstein
Covergestaltung: Christian Günther | Atelier tag-eins
Lektorat: Nadine Stritzke, Anna Lane
Endlektorat/Korrektorat: Tatjana Weichel | Wortfinesse
ISBN TB 9783958693722
Alle Rechte vorbehalten
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Prolog
Home I came at wintertide,
But my silly love had died
Seeking with her latest breath
Roses from the arms of Death
Blue Roses
So sieht die Nacht also aus.
Wie all die schönen Dinge, die man liebt, obwohl sie Finsternis und Verderben bringen. Das grelle Licht der Freiheit wirkt so einladend, und doch gehen wir mit dem mysteriösen Fremden, ohne zu wissen, wohin er uns bringt und ob wir je wieder zu unserem wahren Selbst zurückkehren können.
Denn niemand kann die Nacht kontrollieren. Die Nacht hat sich schon längst deiner bemächtigt. Und sie wird so lange an den losen Fäden deines Verstandes ziehen, bis du dich losreißen kannst und das letzte deiner Rosenblätter verlierst, in einem finalen Versuch, nicht ganz der Dunkelheit zu verfallen.
Es ist schwer, sich nicht in den Irrgärten tief in unserer Seele zu verlaufen. Denn sie sind verworren, auf eine unvorstellbare Art. Wir stechen uns an jedem Dorn, aber wir bluten nicht. Gleich jeder Rose, die in den eigenen Erinnerungen wie Unkraut wächst, verdorrt das Gute in uns. Bis unsere Wurzeln vertrocknet sind. Unser Rückgrat brüchig. Und unsere Blüten tot. Grau wie Asche. Als wären wir nichts, als würden wir niemals etwas sein.
1
For things we never mention,
For Art misunderstood --
For excellent intention
That did not turn to good;
From ancient tales‘ renewing,
From clouds we would not clear --
Beyond the Law‘s pursuing
We fled, and settled here.
The Broken Men
Crys
Unter Wasser ist es friedlich. Hier scheint jede Bewegung meines rastlosen Geistes zur Ruhe zu finden. Hier gibt es keine Welt da draußen, nur die Gewissheit, dass mir die Luft ausgehen wird, dass ich auftauchen muss. Aber das Problem ist: Ich will nicht.
Ich möchte mich vor der Realität drücken und ihr entkommen, so lange es geht. Um nicht nachdenken zu müssen. Um alles vergessen zu können.
Doch ich kann nicht vergessen.
Ich sehe hoch, das Wasser macht meine Augen trüb. Da oben ist die Helligkeit gefangen in ihrem strahlenden Kreischen, doch hier unten … hier unten herrscht Stille. Luftblasen entwischen meinen Lippen, und der Druck auf meinen Lungen wird größer und größer. Wie lange sitze ich schon am Boden des Schwimmbades? Ich weiß es nicht. Es könnte eine Minute sein oder sogar schon mein ganzes Leben.
Der Rest des kostbaren Sauerstoffs dringt durch meinen Mund und ich steige mit den runden Bläschen auf, bis mein Kopf die Wasseroberfläche durchstößt.
»Ich hatte schon Angst, dass du ertrunken bist. Ernsthaft, ich habe eben überlegt, ob ich dir nachtauchen soll.« Neptune sitzt auf der Liege neben den vielen Grünpflanzen und schüttelt den Kopf.
Ich streiche mir die nassen Haare aus dem Gesicht und schwimme zum Rand des Beckens. »Du kannst nicht schwimmen.«
»Kann ich nicht. Und trotzdem wäre ich dir nachgesprungen. Bin ich nicht herzzerreißend selbstlos?«
Ich verziehe das Gesicht, zwinge ein Lächeln auf meine Lippen und hieve mich auf den Rand des Beckens. »Wenn ich ertrunken wäre, würde mein Körper oben schwimmen.«
Neptune bleibt still und reicht mir ein Handtuch. Seine Augen sind dunkel, und die ehemals stahlblauen Haare haben ihre natürliche Farbe zurück. Noch immer habe ich mich nicht an den Anblick gewöhnt. Er sieht einfach zu normal aus, zu bodenständig. Unscheinbar.
Ich reibe mir das Gesicht trocken und wringe meine Haare aus, dann wickle ich mich in das halbfeuchte Badetuch.
»Wie lange ist er schon weg?« Neptunes Tonfall ist vorsichtig.
Meine Schultern spannen sich unwillkürlich an. Ich kann nichts dagegen tun, dass sich meine Finger plötzlich fest in das Frottee krallen. »Ein … ein paar Tage. Ich habe nicht mitgezählt.«
Neptune seufzt und folgt mir, während ich durch die Glastür und über die Stufen nach oben zu meinem Zimmer gehe. »Ich dachte, dass es eher Wochen sind. Aber er sagt nie Bescheid, wenn er weggeht.«
Als wir durch die große Flügeltür ins Stiegenhaus gehen, jagt mir die kalte Luft ein Frösteln über den gesamten Körper. Ich lasse Neptunes Bemerkung unkommentiert. Was soll ich darauf auch sagen? Dass es ohne Cam beschissen hier ist? Dass das verkommene Hotel noch glanzloser wirkt, wenn er nicht hier ist? Aber ich schweige und blicke nur auf meine nackten Füße hinab, die zu blass auf dem knallroten Teppichboden aussehen.
»Nein. Sagt er nie«, flüstere ich. Der Schmerz, der beim Aufeinanderpressen meiner Zähne durch meinen Schädel zuckt, tut beinahe so weh, wie hier eingesperrt zu sein. Allein. Während Cameron schon seit siebzehn Tagen weg ist. Er ist einfach gegangen, irgendwohin. Einen Auftrag ausführen oder was weiß ich, doch nie … nie kommt ein Wort über seine Lippen.
Carter schüttelt nur den Kopf, wenn ich ihn frage, wo Cameron sich gerade befindet.
Dieses Warten macht mich krank. Die Ungewissheit, wann er wiederkommt und wie es hier weitergehen soll. Mit uns, mit allem. Mit den anderen, mit unserer Zukunft – falls wir eine haben. Seit wir hier sind, hat sich so vieles geändert. Wir waren töricht, zu glauben, nun frei zu sein.
Wir sind für immer die Sklaven unserer Erinnerung.
Cameron ist so gut wie nie da, Ace spricht kaum mit mir und verlässt nur selten sein Zimmer. Neptune wurde verboten, irgendwie aufzufallen, und das hat ihn gekränkt. Er passt nicht in die Gewöhnlichkeit, in das normale Leben, in das wir uns hier einfinden mussten.
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