OPTIMIERUNG DES MENSCHEN
Gesellschaftspolitische Texte des
Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim
Band 2
Brigitte Kepplinger, Florian Schwanninger (Hrsg.)
Beiträge der 5. Internationalen Hartheim Konferenz
© 2020 by Studienverlag Ges.m.b.H., Erlerstraße 10, A-6020 Innsbruck
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ISBN 978-3-7065-6100-6
Lektorat: Sabine Fuchs, Clemens Gruber
Satz und Umschlag: StudienVerlag/Maria Strobl – www.gestro.at
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Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer
Geleitwort – Die vielen Seiten einer „Optimierung des Menschen“ Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer
Vorwort der Herausgeber
Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann
Der optimierte Mensch – ein Gespräch
Michael Wunder
Ist der Mensch verbesserungswürdig? Die alten und die neuen Träume der Genetiker
Benjamin Gregg
Vom Nutzen und Nachteil der Biotechnik: Zur normativen Einschätzung der Humangenmanipulation
Eva Maria Bachinger
Genetische Optimierung: Gentechnik und Fortpflanzungsmedizin – Wahlkind durch PID
† Rainer Müller
Optimierung des Selbst, Human Enhancement, Präzisionsmedizin, Big Data und Public Health
Karin Harrasser
Disability und Technik. Eine riskante Allianz
Michael Girkinger
Die Selbstoptimierung der Persönlichkeit. Warum Glück und Erfolg am Persönlichkeitsbildungsmarkt so stark nachgefragt werden – Eine ambivalente Diagnose
Tobias Eichinger
Gesund machen oder Gesundheit machen? Philosophische Anmerkungen zu einem Grundbegriff der Medizin
Dierk Spreen
Über den Menschen hinaus? Upgradekultur und Transhumanismus
Markus Jansen
Das größte Menschenexperiment aller Zeiten. Google und der Transhumanismus
Autorinnen und Autoren
Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer
Geleitwort – Die vielen Seiten einer „Optimierung des Menschen“
Der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim ist nicht nur Ort der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und an dieses dunkelste Kapitel unserer Geschichte. Er hat sich zu einer zentralen Forschungsstätte und einem Ort der Wissensvermittlung im Hinblick auf zeithistorische und ethische Fragen, insbesondere im Kontext von Beeinträchtigungen und Behinderungen entwickelt.
Ein besonderer Höhepunkt des gesellschaftspolitischen und ethisch-philosophischen Diskurses hat im November 2016 in Form der 5. Internationalen Hartheim Konferenz zum Thema „Die Optimierung des Menschen“ stattgefunden.
Die Unterlagen der verschiedenen Vorträge zu diesem inhaltsreichen Themenkomplex liegen jetzt zusammengefasst als Publikation vor. Diese bietet einen umfangreichen Überblick über die aktuelle Entwicklung, von der genetischen Optimierung, der Präimplantationsdiagnostik, Fortpflanzungsmedizin und dem „Designerbaby“, hin zum Thema Gesundheit in all seinen Facetten. Dem Thema Disability und Technik, der Frage der Verbesserung des menschlichen Körpers hin zum Cyborg, wird ebenso viel Platz gewidmet.
Die Optimierung des Menschen ist ebenso ein politisches Thema, das Auswirkungen auf unsere Gesellschaft hat. Wesentlich ist daher, diesem Diskurs Raum zu geben und ihn zu fördern, auch Bewusstsein zu schaffen, um bedenkliche Entwicklungen im Auge zu behalten und auch gegensteuern zu können.
Die Selbstoptimierung der Persönlichkeit zeigt als umfangreicher Themenkomplex ebenso Potentiale wie Ohnmachtsängste auf. Die Grenze zwischen Sonnen- und Schattenseiten liegen hier, wie in dieser Schriftenreihe dargelegt, öfter näher beieinander als man glaubt.
Diese Publikation bietet somit spannende Inhalte für alle Interessierten. Ich bedanke mich für das Engagement und die wissenschaftliche Expertise, die in ihrer Widersprüchlichkeit auch Raum für tabuisierte Themen bietet und zur intensiven Auseinandersetzung einlädt.
Von 18. bis 20. November 2016 fand im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim die fünfte Internationale Hartheim Konferenz statt, die sich dem Thema „Optimierung des Menschen“ widmete. Die Beiträge dieser Tagung werden nun in der vorliegenden Publikation der Öffentlichkeit präsentiert.
Da dies die erste Publikation von Ergebnissen der Internationalen Hartheim Konferenz ist, soll einleitend auf die Entstehungsgeschichte des Ortes wie der Tagung kurz eingegangen werden.
Das Konzept des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim baut auf dem Grundsatz auf, die Historie des Ortes nicht isoliert zu betrachten und darzustellen, sondern zu versuchen, diese in einem ideengeschichtlichen und gesellschaftspolitischen Kontext zu verorten. So besteht der 2003 eröffnete Lern- und Gedenkort aus der Gedenkstätte für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasieverbrechen im Rahmen der „Aktionen“ „T4“ und „14f13“ und aus der Dauerausstellung „Wert des Lebens“, mittels derer die angesprochene Kontextualisierung geleistet werden soll. Diese Ausstellung wird derzeit grundlegend überarbeitet und neu gestaltet; sie soll noch 2020 wieder eröffnet werden. Wie schon in der ursprünglichen Ausstellung steht der gesellschaftliche Umgang mit Menschen, die als „unbrauchbar“ definiert wurden (und werden) im Mittelpunkt. Damit verbunden behandelt die Ausstellung Fragen aus den Bereichen Ethik, Biotechnik und Biomedizin, Sozial- und Gesellschaftspolitik. Der Zeitraum erstreckt sich von der Zeit der Aufklärung bis in die Gegenwart.
Ein weiterer wichtiger Schritt dieser Kontextualisierung war die Gründung der Internationalen Hartheim Konferenz im Jahr 2007. Die Initiative ging vom damaligen Obmann des Vereins Schloss Hartheim, Georg Starhemberg, und dem damaligen Geschäftsführer der Stiftung Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim, Dr. Reinhard Dyk, aus.
Diese erste Internationale Hartheim Konferenz befasste sich mit dem Thema „Sinn und Schuldigkeit. Fragen am Lebensende“. Die Themen der folgenden Hartheim Konferenzen – 2009: Ambivalenzen der Biowissenschaften, 2012: Biologisierung des Sozialen, 2014: Demenz. Ethische und sozialpolitische Herausforderungen, und jenes von 2016: Optimierung des Menschen – stellen sich der Herausforderung, gesellschaftspolitisch relevante Fragestellungen der Gegenwart aufzugreifen und vor dem Hintergrund der Geschichte dieses Ortes zu reflektieren.
In der vorliegenden Publikation der Beiträge der fünften Internationalen Hartheim Konferenz werden die verschiedenen Dimensionen von Optimierungsstrategien diskutiert und auch grundsätzliche Fragen nach Sinn und Nutzen, nach Problemen und Folgen einschlägiger Strategien gestellt.
Am Anfang aber steht eine künstlerisch-philosophische Annäherung an das Thema: Michael Köhlmeier und Konrad Paul Liessmann sprechen über den optimierten Menschen (basierend auf ihrem Buch: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist, Adam?), und es ist ein großes intellektuelles Vergnügen, diesem Gespräch, das für den vorliegenden Band aufgezeichnet und transkribiert wurde, zu folgen. Der Dichter und der Philosoph nehmen antike Mythologie, christliche Schöpfungsgeschichte und eine christliche Heiligenlegende zum Ausgangspunkt ihrer Reflexion und stoßen dabei überraschende Einsichten an.
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