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ISBN E-Book 978-3-95779-138-2
ISBN gedruckte Version 978-3-95779-052-1
Diesem E-Book liegt die Erste Auflage 2017 der gedruckten Ausgabe zugrunde.
E-Book-Erstellung: CPI books GmbH
© 2017 Info3-Verlagsgesellschaft Brüll & Heisterkamp KG,
Frankfurt am Main
Umschlag: Frank Schubert, Frankfurt am Main
Titelabbildung
: Christus heilt einen Gelähmten. Byzantinisches Mosaik aus der Kathedrale von Monreale, Sizilien.
In diesem Buch übt Volker Fintelmann leidenschaftliche Kritik an dem heutigen, durchgehend ökonomisierten Gesundheitssystem. Weil diesem eine ethische Grundlage fehlt, will Fintelmann der Medizin aus seinem Verständnis des Christentums heraus Impulse für eine neue Moral der Verantwortlichkeit und Liebe geben.
Im Mittelpunkt stehen dabei die Heilungsgeschichten der Evangelien, die Fintelmann in einem neuen Licht interpretiert. Das von ihm in Anknüpfung an Rudolf Steiner entwickelte Verständnis christlichen Heilens wird darüber hinaus auf überraschende Weise konkret, wenn etwa Zirkulationsvorgänge im Organismus mit der Christus-Kraft in Verbindung gebracht werden. Imposante Patientengeschichten aus der eigenen lebenslangen Praxis-Erfahrung runden dieses Plädoyer für ein vertieftes Verständnis des Heilens ab.
Ein Leitsatz Volker Fintelmanns lautet: „Eine Krankheit heilen heißt, ihren Sinn zu erfüllen.“
Dr. med. Volker Fintelmann
geboren 1935, war nach seinem Studium unter anderem Ärztlicher Direktor am Hamburger Klinikum Rissen und baute dort eine anthroposophisch ergänzte Medizin auf. Über 20 Jahre leitete er die von ihm gegründete Carl Gustav Carus Akademie. Er ist Autor zahlreicher Bücher.
1. Was ist mit „christlicher Medizin“ gemeint?
2. Der Arzt als Leibsorger
Menschenverständnis
Menschenliebe
Beispiele für eine ethikunabhängige Medizin
Änderungen tun not
3. Vom Heilen
Zweierlei Kranksein
Die Realität des Bösen
Was ist Gesundheit?
Techniken des Heilens
Tätige Nächstenliebe
Heilmut
Therapiegemeinschaft
Die Heilungen in den vier Evangelien
Die Auferweckung des Lazarus
Der Aussätzige
Die verdorrte Hand
Die Gelähmten
Die Blinden, Stummen und Tauben
Heilung der Besessenen
Konsequenzen für eine zukünftige Medizin
4. Glaube und Wissen
5. Die Menschenkunde des Johannes-Evangeliums
Die sieben ICH-BIN Worte
Die Weltenkraft der Liebe
6. Vom Schweigen
7. Die heilende Arznei
8. Raphael, der christliche Merkur
9. Das Lukasevangelium als innere Anweisung für den Heilwillen
Das exoterische Studium von Natur und Mensch
Die esoterische Vertiefung
Die Ausbildung moralischer Fähigkeiten
Herzdenken und Heilwille
10. Medizin als Schule zur Selbstlosigkeit
Schenken und Danken
11. Christi Wirken in unserem Leib
Die leiblichen Wirkungsstätten Christi
Der physische Leib
Der Lebensleib
Der Empfindungsleib
Der Ich-Leib (Ich-Organisation)
12. Rudolf Steiner und die Medizin
13. Ausklang
Zur Person des Autors
Anhang: Die Heilungsgeschichten in den Evangelien im Überblick
Anmerkungen
„Das grund-christliche Motiv ist die Nächstenliebe, und aus ihr kann ich eine neue Medizin entwickeln.“
Volker Fintelmann
Ich werde gehen den WEG,
der die Elemente in Geschehen löst.
Und mich führt nach unten zum VATER,
der die Krankheit schickt zum Ausgleich des Karma.
Und mich führt nach oben zum GEISTE,
der die Seele in Irrtum zum Erwerb der Freiheit leitet.
CHRISTUS
Führt nach unten und nach oben,
harmonisch Geistesmensch in Erdenmenschen zeugend.
(Rudolf Steiner im Pastoralmedizinischen Kurs)
1.
Was ist mit „christlicher Medizin“ gemeint?
Das für dieses Buch gewählte Motto ist ein Meditationstext aus dem Kurs zur Pastoralmedizin 1, den Rudolf Steiner im Herbst 1924 in Dornach für Ärzte und Priester der noch jungen Bewegung zur Erneuerung einer christlich-sakramen talen Religion, der „Christengemeinschaft“ hielt. Die Ärzte wiederum waren Mitglieder der auch gerade erst begründeten Medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach. Die Texte der neun Vorträge wurden lange Jahre nur auf Anfrage persönlich übergeben, ehe sie im Rahmen der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA) der Öffentlichkeit zugänglich wurden. Dieser Pastoralmedizinische Kurs (GA 318), wie er in Kurzform genannt wird, war Steiners Grundlegung für eine zukünftige Medizin, deren Grundkomponenten er mit den Begriffen „spiritualisiert“ und „durchchristet“ bezeichnete. Trotz Anerkennung einer zu dieser Zeit neu gefassten, ganz auf die modernen Naturwissenschaften gestützten Medizin, die alles sinnlich Beobachtbare zum ausschließlichen Gegenstand ihrer Wissenschaftsmethodik machte, sah Steiner die unverzichtbare Notwendigkeit einer Ergänzung durch eine Geisteswissenschaft, die er „Anthroposophie“ nannte. Deren Hauptanliegen ist die bewusste Verbindung des Geistigen im Menschen mit dem Geistigen im Weltall. Anthroposophie kann so auch als Wissenschaft des Unsichtbaren in Ergänzung der Wissenschaften einer sinnlich-erfassbaren, „sichtbaren“ Welt bezeichnet werden, die wir gemeinhin Naturwissenschaften nennen. Dieser auch von mir erlebten gedanklichen Verbindung von dualen Erkenntniswegen bzw. -methoden, das Miteinander von Stoff und Geist oder – wie es im vorangestellten Meditationstext heißt – „Erdenmensch und Geistesmensch“ begegnete ich in einem Vortrag des schon hochbetagten Thure von Uexküll im Ärztlichen Verein der Ärztekammer Hamburg in dessen Worten: „Die Medizin hat im 20. Jahrhundert den Geist aus sich herausgetrieben. Und es wird höchste Zeit, dass sie ihn wieder hereinbittet“. 2
In dem umfangreichen Werk Rudolf Steiners bin ich einer Christologie oder auch Christosophie begegnet, die mir immer deutlicher verstehbar machte, was ich in mir als „christlich“ erlebte, das mich jedoch in große Schwierigkeiten mit den verschiedenen christlichen Konfessionen brachte. Mein zunächst kindlich-jugendlich erlebtes Christsein fand keinen Widerhall im Protestantismus, in den ich durch meine Eltern hineingeboren wurde und in dessen Rahmen ich auch in der Dahlemer Dorfkirche in Berlin christlich getauft wurde. Schon im Vorkonfirmandenunterricht rieb ich mich an der weitgehend gedanklich vermittelten Hinführung zur göttlichen Trinität, am Katechismus, an der Mittelpunktorientierung auf die Kreuzigung und das Karfreitagsgeschehen hin und an dem Mangel, Ostern und die Auferstehung als das Zentralereignis real zu erfassen. Stattdessen wurden gerade durch einige Berliner Theologen die Evangelien entmythologisiert, es wurde das Bild vom einfachen Menschen Jesus von Nazareth gezeichnet und die göttliche Einwohnung in diesem durch Christus mit der Jordantaufe wie an den Rand gedrängt.
Noch schwerer hatte ich es mit dem Katholizismus, insbesondere mit dem dort gelebten Dogmatismus, der grauenvollen Geschichte der Christianisierung heidnischer Völker und der Inquisition.
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