Tipps für den Urlaub mit der Familie
Spanier sind überwiegend sehr kinderfreundlich, die Andalusier machen da keine Ausnahme. Die lieben Kleinen dürfen fast alles und müssen anscheinend nie ins Bett, schreiende Rabauken im Restaurant quittiert der Kellner nur mit nachsichtigem Lächeln. Das Problem der relativ späten Essenszeiten lässt sich am besten mit Hilfe der Tapas-Bars lösen, in denen man immer einen Happen findet. Den üblichen „Kinderbedarf“ gibt es natürlich auch in Andalusien, im Zweifel bieten die großen Einkaufszentren „Hipermercados“ die breiteste Auswahl. Wer einen Leihwagen mieten möchte, sollte schon vor Vertragsabschluss klarstellen, dass er Kindersitze benötigt. Ein Buggy mit großen, luftbereiften Rädern rollt auf Kopfsteinpflaster und unebenem Untergrund besser als ein Wagen mit kleinen Rädern.
Unterhaltsam lernen
Parque de las Ciencias: Das 70.000 Quadratmeter große Wissenschaftsmuseum in Granada vermittelt die Naturwissenschaften in spielerischer und amüsanter Weise. Für vieles gilt hier „Se puede tocar“: Anfassen erlaubt. Zugehörig sind ein großer Freibereich, ein Planetarium und vieles mehr. Einen Besuch unbedingt wert ist auch das angeschlossene, große Aqua-Terrarium „Biodomo“ mit zahlreichen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten.
Pabellón de la Navegación: Ein reizvoll konzipiertes Museum auf der Isla de la Cartuja in Sevilla, in dem sich alles rund um die Seefahrt dreht. Es gibt Schiffsmodelle, interaktive Spiele und Zeichentrickfilme, in der Nähe lockt ein Aussichtsturm mit Blick auf Fluss und Stadt.
Mole der Caravellen: In der Umgebung des Ortes Palos de la Frontera (Provinz Huelva) liegen die „Lugares Colombines“. Hier nämlich startete Christoph Kolumbus zu seinen Entdeckungsreisen, und hier heuerte er auch einen Teil seiner Mannschaft an. Das Interpretationszentrum „Muelle de las Carabellas“ erinnert an den großen Seefahrer und präsentiert Nachbauten seiner Schiffe in Originalgröße.
Schiffchen fahren
Bootssausflug in den Nationalpark Doñana: Von Sanlúcar de Barrameda (Provinz Cádiz) startet die „Real Fernando“ zu einer zweieinhalbstündigen Schiffsfahrt auf dem Guadalquivir und in den Nationalpark Doñana; auf einem Landgang besucht man auch ein typisches Dorf des Mündungsgebiets. Es gibt auch kombinierte Touren mit Allradbussen.
Kreuzfahrt in Sevilla: „Cruceros Torre del Oro“ veranstaltet rund ums Jahr etwa einstündige Flussfahrten auf dem Guadalquivir, bei denen sich Andalusiens Hauptstadt aus einer neuen Perspektive zeigt. Sympathisch: Kinder unter 12 Jahre fahren (in Begleitung der Eltern) gratis.
Auf Delfinsafari zwischen den Meeren: Eine äußerst spannende Erfahrung sind die Schiffsausflüge in der Straße von Gibraltar, die ab Tarifa (Provinz Cádiz) stattfinden. Die Chancen, dabei Delfine und sogar Wale beobachten zu können, stehen sehr gut.
Tiere gucken
Bioparc Fuengirola: Unter den vielen Themen- und Tierparks der Costa del Sol ragt der Zoo von Fuengirola auf angenehme Art heraus. Das schattige, üppig grüne Gelände ist gut gepflegt und bildet verschiedene natürliche Lebensräume nach. Auf das Wohlergehen der Tiere legt die Direktion großen Wert, keine Selbstverständlichkeit in südlichen Gefilden. Im Sommer kann man den Zoo auch nachts besuchen.
Zoo Jerez: Eine ebenfalls sehr gute Reputation genießt der Zoo von Jerez (Provinz Cádiz), der sogar vom WWF ausgezeichnet wurde und sich auch in der Pflege verletzter Wildtiere engagiert. Etwa zweihundert Tierarten sind hier zu sehen, darunter viele Schlangen. Besonders hübsch ist auch hier das Ambiente, ist der Zoo doch in einem Botanischen Garten untergebracht.
Lobo Park: Ein engagiert und liebevoll geführter „Wolfspark“ in der Nähe von Antequera (Provinz Málaga), in dem verschiedene Wolfsrudel halbwild in sehr ausgedehnten Gehegen leben. Mehrsprachige, sehr informative Führungen, auf denen man viel über die Tiere und ihr Verhalten erfährt. Etwas Besonderes sind die „Howl Nights“, die an manchen Terminen nachts stattfinden.
Unterwegs in Andalusien
Provinz Almería
Wer entlang der Mittelmeerküste nach Andalusien einreist, trifft auf die trockenste Region nicht nur Spaniens, sondern gleich ganz Europas. In den wüstenhaften Sierras im Osten der Provinz Almería liegt die jährliche Niederschlagsmenge bei etwa 180 Millimetern. Zum Vergleich: Im Allgäu sind es bis zu 2600 Millimeter.
♦ Fläche 8774 Quadratkilometer, Bevölkerung etwa 710.000 Einwohner; das entspricht einer Bevölkerungsdichte von 81 Einwohnern pro Quadratkilometer. Reizvolle Landschaften: Naturpark Cabo de Gata, Sierra de los Filabres, La Alpujarra almeriense. Schöne Orte: Vélez Blanco, Mojácar zur Nebensaison. Internet-Info: www.turismoalmeria.com
Regelrechte Halbwüsten, nur vereinzelt bewachsen von widerstandsfähigen Pflanzenarten wie Agave oder Zwergpalme, sind das Ergebnis des extrem trockenen Klimas der Provinz. Der spärliche Regen hier fällt meist innerhalb nur weniger Wintertage, mit bis zu 40 Prozent der Jahresmenge an einem Tag; die jährlichen Durchschnittstemperaturen erreichen fast die 20-Grad-Grenze. Gelbe, braune, rote und graue Sand- und Erdtöne prägen die unwirtliche Landschaft ebenso wie die Ramblas, trockene Flussbetten, die sich bei den seltenen, aber heftigen Regenfällen binnen kurzer Zeit in reißende Ströme verwandeln.
Die lebensfeindlichen, für die Astronomie aber idealen Bedingungen nutzt eine große Sternwarte auf dem 2168 Meter hohen Calar Alto in der Sierra de los Filabres; bei guter Sicht sind die weißen Kugelbauten schon aus knapp 50 Kilometer Entfernung zu erkennen. Fast 3000 Sonnenstunden pro Jahr rufen zudem geradezu nach einem Solarkraftwerk: Die „Plataforma Solar“ liegt bei Tabernas.
Schon in den 60er-Jahren wurden die Sierras östlich von Almería von Sergio Leone („Spiel mir das Lied vom Tod“) und anderen Regisseuren für einen ganz anderen Zweck entdeckt. Die Canyons, Schotterhänge und Agavenfelder boten die perfekte Kulisse für zahllose „Spaghetti-Western“, die eigentlich eher „Gazpacho-Western“ heißen sollten. In der Gegend von Tabernas finden sich deshalb mehrere Westerndörfer, teils halb verfallen, teils als Publikumsattraktion bewahrt. Ein beliebter Drehort war (und ist) auch der heutige Naturpark Cabo de Gata-Níjar: In der staubtrockenen Landschaft entstanden unter anderem Teile des Historienschinkens „El Cid“, außerdem „Der letzte Mohikaner“ und sogar Sequenzen des opulenten Wüstenfilms „Lawrence von Arabien“, später drehte hier Terry Gilliam seine „Abenteuer des Barons von Münchhausen“. Michael „Bully“ Herbig setzte die Sierras von Almería für den „Schuh des Manitu“ in Szene, Hollywood-Regisseur Ridley Scott für sein Moses-Opus „Exodus“. Der Wachtturm von Mesa Roldán schließlich diente als Hintergrund für Szenen in „Game of Thrones“.
Was anschauen?
Almería: Das Glanzlicht der Provinzhauptstadt bildet die wuchtige, weit über tausend Jahre alte Maurenfestung Alcazaba, von der sich ein weiter Blick über Almería bildet. Ebenfalls sehenswert sind die festungsartige Kathedrale und die unterirdischen Luftschutzgänge Refugios de la Guerra Civil. Für Filmfans lohnt sich ein Abstecher ins Kinomuseum Casa del Cine.
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