Die Alpujarra granadina gliedert sich in die höher und zur Sierra Nevada hin gelegene Alpujarra Alta im Norden und die wesentlich tiefer liegende Alpujarra Baja im Süden, die die Hänge der Sierra de la Contraviesa besetzt. Zwischen den beiden Sierras ist das Tal des Río Guadalfeo eingeschnitten, in den zahlreiche Bergbäche münden. Durch die Bergketten geschützt und reich mit Wasser versorgt, besitzt die Alpujarra granadina ein für die Landwirtschaft außerordentlich günstiges Klima - nicht umsonst leitet sich ihr Name vom arabischen Al-Busherat („Grasland“) her. In den üppig grünen Tälern gedeihen Orangen, Zitronen und Feigen, wird exzellenter Rotwein angebaut; in höheren Lagen bestimmen Wiesen und ausgedehnte Laubwälder das Bild. Die Dörfer der reizvolleren Alpujarra Alta haben ihr schönes Ortsbild meist bewahrt, schmücken sich auch für den Tourismus. Pampaneira, Bubión und Capileira wurden sogar vom Europarat als „Beispiele volkstümlicher Architektur“ ausgezeichnet. Das Kunsthandwerk hat eine lange Tradition; mancherorts rattern wie in Ugíjar, Pampaneira oder Capileira noch die handbetriebenen Webstühle, deren bekanntestes Produkt die aus Textilresten hergestellten bunten Teppiche jarapas sind.
Von Grandada aus erreicht man die Alpujarra granadina am schnellsten über die A 44 Richtung Küste, dann weiter auf der A 348 Richtung Lanjarón/Órgiva. Autofahrern bietet sich eine Rundtour an, die sowohl die hohe als auch die tiefere Alpujarra granadina einschließt. Östliche „Wendepunkte“ liegen beim Dorf Cadíar (von Granada und zurück insgesamt etwa 220 Kilometer) oder erst bei Ugíjar (etwa 260 Kilometer). Zudem sind eine ganze Reihe von Kombinationen denkbar, z. B. auf der A 337 über den 2000 Meter hohen Pass Puerta de la Ragua nach Guadix oder über die A 348 weiter in die Alpujarra almeriense in der Provinz Almería, siehe auch dort.
Information Gute Vorabinfo in den Fremdenverkehrsämtern von Granada. Vor Ort gibt es nur wenige Infostellen.
Verbindungen Bus: Die Gesellschaft ALSA bedient die Strecke von Granada über Lanjarón und weiter durch die Alpujarra Alta über Pampaneira, Capileira und Trevélez bis Berchules und Alcútar. Abfahrten bis zum Endpunkt 2-mal, bis Trevélez 3-mal täglich. Häufiger (9-mal täglich) verkehren Busse zwischen Granada und Lanjarón/Órgiva.
Auto: Autofahrer sollten wissen, dass die teilweise sehr kurvigen und schmalen Sträßchen den gewohnten Kilometerschnitt deutlich senken. Wer quer durch die Alpujarras bis Almería fahren will, sollte sehr früh am Tag aufbrechen, besser noch sich auf eine Zwischenübernachtung einstellen - warum durchhetzen? Achtung: Tankstellen sind relativ rar, also etwas auf den Benzinstand achten.
Karten Editorial Penibética, Parque Nacional Sierra Nevada/La Alpujarra, 1:40.000, wohl die beste Wahl.
Editorial Alpina, Sierra Nevada/La Alpujarra, 1:40.000, ebenso wie die Konkurrenz von Penibética auch in manchen Geschäften vor Ort erhältlich, zum Beispiel in Pampaneira.
Reiseagenturen Rustic Blue vermittelt Hotels sowie ortstypische Häuser und Apartments in den Alpujarras, offeriert in seinem Katalog aber auch Reiterferien, ein- und mehrtägige Wanderexkursionen, Skitouren, Kochkurse etc. Man spricht Englisch. Im Barrio La Ermita, 18412 Bubión, rechts am Ortseingang, Tel. 958 763381, www.rusticblue.com.
Andalucía Natural vermittelt ebenfalls Häuser und andere Quartiere in den Alpujarras sowie an der Küste Granadas. Deutsche Leitung, in D: Tel. 0176 46524375 (mobil), www.andalucianatural.de.
Volkstümliche Architektur in der Alpujarra granadina
Auch in der Architektur der Alpujarra-Dörfer zeigt sich der maurische Einfluss noch heute. Die kubenförmigen, niedrigen Häuser mit ihren oft fast meterdicken Mauern entsprechen einem Baustil, dem man auch im Hohen Atlas in Marokko begegnen kann. Innen wie außen weiß verputzt, sind sie aus den Materialien der Region errichtet: Stein, Lehm und Kastanienholz, seltener wird auch Kiefer benutzt. Das gepflasterte Untergeschoss dient oft noch als Viehstall. Im Obergeschoss, das mit Rundbalken abgeteilt und mit einer Gipsauflage stabilisiert ist, sind nicht nur die Wohn- und Schlafräume und die Küche untergebracht, sondern meist auch ein Kornspeicher. Wohl das auffälligste Charakteristikum der Alpujarra-Architektur sind die Flachdächer terraos, auf denen nicht nur Wäsche aufgehängt wird, sondern auch Mais und Kartoffeln gelagert, Tomaten und Pfefferschoten getrocknet werden. Abgedichtet werden diese Dächer durch die wasserundurchlässige so genannte launa, eine schieferartige Magnesiumtonerde. Besonders kurios wirken diese Dachlandschaften dort, wo an den Berghängen die Häuser stufenförmig übereinander gebaut sind: Da jedes Haus seine eigene Feuerstelle besitzt, stehen auf dem obersten Dach oft Dutzende kleiner, geweißelter Kamine.
In die Alpujarra Alta
Ansicht von Capileira, im Hintergrund der Pico del Veleta
Landschaftlich auf jeden Fall die reizvollste Region der Alpujarra von Granada, zudem in punkto Unterkunftsmöglichkeiten und Restaurants besser auf Reisende eingestellt. Die ersten beiden vorgestellten Orte sind auch für Besucher der Alpujarra Baja interessant.
Lanjarón: Die der Fernstraße Granada-Motril am nächsten gelegene Siedlung der Alpujarra sieht auch die meisten Gäste. Der Grund dafür ist nicht nur in der leichten Erreichbarkeit Lanjaróns, sondern auch in seinem Status als Kurort zu suchen: Das langgestreckte Straßendorf, dessen Häuser sich einen Berghang entlangziehen, ist bekannt für die Qualität seines in ganz Spanien erhältlichen Mineralwassers. Die Atmosphäre von Lanjarón zeigt sich ausgesprochen beschaulich und ruhig, denn auch das Publikum entspricht dem Charakter eines Kurbads. Ein Vorteil des altertümlich-nostalgisch anmutenden Orts mag die große Auswahl an Unterkünften sein.
Information Oficina de Turismo de la Alpujarra, aus Richtung Granada kommend rechter Hand der durch den Ort führenden Hauptstraße; geöffnet Di-Sa 10-14, 16.30-20.30 Uhr (Winter 16-20 Uhr), So 10-14 Uhr. Avenida de Madrid 3, Tel. 958 770462.
Feste Fiesta de San Sebastián, am 20. Januar, das Patronatsfest von Lanjarón.
Fiesta de San Juan, vom 20. bis zum 24. Juni, das Hauptfest des Ortes. Höhepunkt ist die Nacht vom 23. auf den 24., in der sich die Einwohner ab Mitternacht gegenseitig mit dem berühmten Mineralwasser überschütten, ein Spektakel, das erst mit Sonnenaufgang endet.
Übernachten Der Ort verfügt über rund zwei Dutzend Hotels und Pensionen. Im Winter sind viele geschlossen.
** Hotel Central €, eine schlichte, aber gute und preisgünstige Adresse, auch von Lesern gelobt. Ausgesprochen geräumige Zimmer, Garage vorhanden, freundliche Leitung. Avenida de la Alpujarra 21, Tel. 958 770108, www.hotelcentral-lanjaron.es.
* Hotel España €, eine Alternative mit gleichfalls recht solider, wenn auch nicht topmoderner Ausstattung. Seit 1917 in Betrieb, auch Lorca soll bereits hier gewohnt haben. Immerhin rund 30 Zimmer, Pool. Avenida de la Alpujarra 42, Tel. 958 771386, www.hotelespanalanjaron.es.
Essen & Trinken Rest. Los Mariscos, „etwas zurückliegend von der Hauptstraße, daher fast nur einheimisches Publikum. Schmackhafte Küche, reiche Auswahl, Preise okay “, ein Lesertipp von Prof. Bernhard K. Klar, dass bei diesem Namen Meeresfrüchte die Spezialität des Hauses sind.Avenida de la Alpujarra 6-8, Edificio Boraida, Tel. 958 770877.
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