Die christlichen Herrscher zeigten sich den Mauren gegenüber anfangs vergleichsweise tolerant und gewährten ihnen Aufenthaltsrecht. Mit der Vertreibung der Morisken (zwangsgetaufte Mauren) in den Jahren 1570 und 1609 begann für Granada ein rascher Niedergang; die einst so glanzvolle Königsstadt verkam zum Provinznest. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts setzte, ausgelöst zunächst durch die Landwirtschaft, dann durch den Tourismus, ein neuer Aufschwung ein.
„Granada ist eine Stadt der Muße, eine Stadt der Betrachtung und Phantasie, eine Stadt, in welcher der Verliebte besser als in irgendeiner anderen den Namen seiner Liebe in den Sand schreibt (...) Granada ist gemacht für Traum und Träumerei.“
Federico García Lorca (aus: „Spanische Geisteswelt“, Fritz Schalk).
Sehenswertes
Klar, dass die Alhambra mit weitem Abstand an erster Stelle steht. Auch der zweite Rang ist unstrittig: Die Kathedrale mit der Capilla Mayor und den Gräbern der Katholischen Könige wäre in vielen anderen Städten die Hauptattraktion.
Unbedingt erlebenswert sind auch die prachtvollen Gärten des Generalife oberhalb der Alhambra und das malerische ehemalige Maurenviertel Albaicín. Seine einzigartigen Monumente und die fantastische Lage machen Granada zu einem der bedeutendsten Besichtigungsziele Spaniens. Das gibt Selbstbewusstsein. Auf den berühmten Spruch der Einwohner Sevillas, „Wer Sevilla nicht gesehen hat, hat keine Wunder gesehen“, kontert man in Granada ganz locker: „Quien no ha visto Granada, no ha visto nada“ - „Wer Granada nicht gesehen hat, hat gar nichts gesehen“.
Alhambra
Die Alhambra steckt voller filigraner Details
Die „Rote Festung“ Qal’at al-Hamra ist das Meisterwerk islamischer Architektur in Spanien und wurde mit gutem Grund bereits 1984 zum Weltkulturerbe der Menschheit ernannt. Von außen mag sie vergleichsweise unscheinbar wirken, das Innere jedoch ist von unerreichter Raffinesse.
Zunächst jedoch eine Bemerkung, um Enttäuschungen zu vermeiden: Die Alhambra ist wunderschön, manchmal fällt es jedoch vor lauter Menschen nicht leicht, dies auch zu würdigen. Immerhin handelt es sich um das meistbesuchte Monument Spaniens. Aufgrund des starken Andrangs und durch die Beschränkung der täglichen Besucherzahl ist es zudem gar nicht leicht, überhaupt an Eintrittskarten zu kommen - lesen Sie dazu bitte unbedingt die Abschnitte weiter unten.
Lage und Baugeschichte: Die bevorzugte Lage der Alhambra macht sich sofort hinter der Puerta de las Granadas bemerkbar. Man taucht in einen schattigen Park alter Bäume ein, in dem es gleich merklich kühler wird. Überall plätschert und gurgelt Wasser; Wasser in einem Reichtum, der den Söhnen der Wüste als großmütiges Geschenk Allahs erscheinen musste. „Je heißer es ist, desto reichlicher sprudeln die Quellen, denn sie werden vom Schnee gespeist. Diese Mischung von Wasser, Schnee und Feuer macht Granada zu einem Paradies auf Erden mit einem Klima, das in der ganzen Welt seinesgleichen nicht hat“ (Théophile Gautier).
Der langgestreckte, von den Mauren al-Sabikah (heute: La Sabica) genannte Hügelrücken bildet zwar nicht die höchste Erhebung Granadas, er ließ sich jedoch gut verteidigen und bietet den besten Blick über die Stadt und die Ebene. Deshalb bestand hier auch bereits im 9. Jh. eine Festung, die jedoch nie als Residenz diente - die Ziriden, die als erste maurische Könige Granadas
die Stadt ab dem 11. Jh. beherrschten, hatten ihre Paläste auf dem Albaicín. 1238 ließ Mohammed Al-Ahmar, der Gründer der Nasridendynastie, die inzwischen wohl weitgehend verfallene Festung wieder aufbauen und zur Palaststadt erweitern. Sein Sohn Mohammed II. und dessen Nachfolger setzten sein Werk fort. Das Glanzstück der Alhambra, der königliche Palast, entstand vor allem im 14. Jh. unter den Herrschern Yusuf I. und Mohammed V. Zu jener Zeit bestand die Alhambra nicht nur aus dem Königspalast und der eigentlichen Festung, die von einer 40.000 Mann starken Truppe gehalten wurde; an sie grenzte auch eine eigene kleine Medina (Stadt), deren Moscheen,
Verwaltungsgebäude, Bäder, Wohnhäuser, Werkstätten und Stallungen die Zeiten jedoch nicht überstanden haben. Die Katholischen Könige, die 1492 Granada eroberten, zerstörten die Alhambra wohlweislich nicht, ließen sogar Teile des Königspalasts restaurieren. Es blieb der - schon vorher auch in Córdobas Mezquita bewiesenen - Ignoranz Karl V. vorbehalten, im 16. Jh. einen ganzen Renaissance-Palast in die maurischen Mauern zu stellen. In späteren Jahrhunderten diente die Alhambra als Kaserne und verfiel dann allmählich, wurde von Dieben und anderen lichtscheuen Elementen als Unterkunft genutzt. 1812 wäre sie um ein Haar von den Truppen Napoleons in die Luft gesprengt worden. Erst durch die enthusiastischen Beschreibungen von Reiseschriftstellern wie Washington Irving, der 1829 für eine Weile in der heruntergekommenen Anlage wohnte und hier seine „Erzählungen von der Alhambra“ verfasste, rückte die immense Bedeutung des Gebäudes wieder ins Bewusstsein. 1870 schließlich wurde die Alhambra in die Liste der spanischen Nationalmonumente aufgenommen und in der Folge gründlich restauriert, 1984 von der UNESCO zum „Kulturerbe der Menschheit“ ernannt.
Zugang zum Salón de Comares
Aufbau: Der mauerumgürtete Komplex erstreckt sich über eine Länge von 720 Metern und eine Breite von 220 Metern. Er lässt sich, etwas vereinfacht, in folgende Bereiche gliedern: die Verteidigungsanlage Alcazaba im Westen, der wundervolle Nasridenpalast Palacios Nazaríes (auch Palacio Real genannt), das eigentliche Glanzstück der Alhambra) im Osten und der Palacio Carlos V., der der arabischen Anlage durch den christlichen König Karl V. aufgezwungen wurde. Die Sommerresidenz Generalife liegt mit prachtvollen Gärten oberhalb der Alhambra und ist über einen eigenen Zugang zu erreichen.
Zugang Im Südosten des Komplexes liegt unweit des Generalife der große, gebührenpflichtige Besucherparkplatz, an den sich der Ticketschalter „Pabellón de Acceso“ und der Haupteingang anschließen. Wer bereits eine gültige Eintrittskarte besitzt, kann auch den für Fußgänger wesentlich stadtnäheren Eingang durch die Puerta de la Justicia benutzen; dies gilt leider nicht für ermäßigte Tickets (Kinder, Senioren etc.), siehe unten.
Auto: Anfahrt über die Ronda Sur der Umgehungsstraße Circunvalación, gut beschildert.
Bus: Von der Plaza Plaza Isabel la Católica (nahe Gran Vía) verkehren häufig Kleinbusse (1,40 €) der Linien C30 und C32.
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