»Ich muss los, John. Wir sehen uns heute Abend. Danke.«
»Gern geschehen, Brüderchen. Bis dann.«
Jamie steckte das Handy an seinen Gürtel und ritt schweigend weiter.
Ed schloss wieder zu ihm auf. »Wir haben alle Handys. Du solltest dir auch so ein Freisprech-Ding besorgen wie der Rest von uns.« Er zeigte auf seinen Ohrhörer. »Kannst du mit deinem Fotos machen? Falls nicht, solltest du dir eins anschaffen, das es kann, sonst dreht Bill durch.« Er lachte leise. »Bill hat sich so eins besorgt und zwingt uns auch, sie zu benutzen, damit er uns Bilder schicken kann. Er schickt von allem Fotos, von Dingen, die repariert werden müssen, von Dingen, die wir schon repariert haben. Er und Ethan drehen auf Rinderauktionen vollkommen durch und schicken sich gegenseitig Fotos von den Tieren, die zum Verkauf stehen, hin und her.« Ed schüttelte grinsend den Kopf und ritt dann zu seiner Seite der Herde zurück.
Der Rest des Ritts verlief ziemlich ereignislos. Sie trieben die Rinder zusammen, ritten dann am Zaun zurück, um nach Löchern oder Stellen zu suchen, die bald geflickt werden mussten. Auf halber Strecke wurde Hayden von Bill angerufen, der ihnen sagte, dass das Mittagessen fertig war.
Als Jamie, Ed und Hayden am Haus ankamen, stand Ethan mit einem Sandwich in der einen und einem gelben Tennisball in der anderen Hand auf dem Hof und Fred beobachtete jede seiner Bewegungen.
Jamie spürte, wie sein Herz bei Ethans Anblick wie wild pochte. Wenn ihm die offensichtliche Freude, die der Mann offensichtlich beim Spielen mit Jamies kleinem Mädchen hatte, kein wohliges Gefühl bescherte, tat es der Mann selbst auf jeden Fall. Er trug eine Baseballkappe, eine kurze Hose, ein rotes T-Shirt und weiße Turnschuhe. Verdammt, der Mann hatte tolle Beine! Jemand sollte ihm sagen, dass er seine Jeans weiter oben als auf halber Höhe der Oberschenkel abschneiden sollte.
Ethan warf den Ball und Fred jagte ihm nach. Ethan lachte über den energiegeladenen Welpen und das Geräusch drang bis in Jamies Seele vor. Er wurde allmählich hart, nur weil er Ethan dabei beobachtete, wie er mit seinem Hund spielte.
Jamie blinzelte und schüttelte sich innerlich. Er schwärmte schon für Ethan, solange er denken konnte. Dann, als er älter geworden war und die meisten Jungs in seiner Klasse den Cheerleaderinnen hinterher gesabbert hatten, hatte er sich zu Fantasien von Ethan einen runtergeholt. Trotzdem hatte er sich in all der Zeit nie erträumt, dass Ethan schwul war. Dass er es jetzt wusste, half nicht gerade gegen seine Schwärmerei. Wenn überhaupt, machte es sie nur schlimmer.
Ein leises Lachen riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah zur Seite, als Hayden zu ihm kam. »Dein Hund ist schon was Besonderes. Du hast dir da einen guten Welpen angeschafft. Ich hab gehört, was sie letzte Nacht für dich getan hat. Ich wünschte, du hättest geschrien oder so was. Jedem Mann, der versucht, einen Hund zu verletzen, weil er sein Herrchen beschützt, sollte gehörig in den Arsch getreten werden. Hör zu, wenn du noch mal solche Schwierigkeiten hast wie letzte Nacht, sagst du Bescheid.« Er hielt inne und zuckte dann mit den Schultern. »Ich kann echt nicht verstehen, warum du keine Frauen magst… was gibt es da nicht zu mögen? Aber ich glaube auch nicht, dass das ein Grund sein sollte, um jemanden zu hassen. Ein Mann sollte nicht wegen solchem Schwachsinn aus dem Bett gezerrt werden. Das Leben ist echt zu kurz für so was.«
Bevor sich Jamie bedanken konnte, zwinkerte Hayden ihm zu und ritt voraus in den Stall. Tja, Scheiße! Wie gefällt dir das? Der Kerl hatte den ganzen Vormittag über keine zwei Worte mit ihm gewechselt, also war er davon ausgegangen, dass Hayden ein Problem mit ihm hatte, aber nun sah es aus, als würde er sich mit den verbliebenen Männern auf der Tin Star gut verstehen. Das war auf jeden Fall gut zu wissen und es nahm seiner Unterhaltung mit John von eben ein wenig Gewicht. Außerdem hatte es geholfen, seinen Ständer verschwinden zu lassen, weil es seine Gedanken von Ethans Beinen abgelenkt hatte. Was für ein Bonus!
Jamie brachte Spot in den Stall, sattelte ihn ab, striegelte und fütterte ihn. Dann machte er sich auf die Suche nach etwas zu essen für sich selbst.
Ethan und Fred spielten noch immer, während die anderen am Picknicktisch saßen, auf dem Bill die Zutaten für die Sandwichs ausgebreitet hatte.
Der Vorarbeiter sah ihn an und grinste. »Entschuldige die karge Verpflegung, Kleiner. Wir haben keine Haushälterin wie ihr bei eurem Daddy. Wir versorgen uns hier so ziemlich allein.«
»Das ist in Ordnung. An Sandwichs ist nichts verkehrt.« Jamie nahm sich einen Pappteller und stellte sich sein Essen zusammen.
»Gut! Denn wir essen viel davon. Kochst du?«, fragte Ethan hoffnungsvoll, als er sich an den Tisch setzte.
Jamie blickte in diese tiefbraunen Augen und sein Magen verkrampfte sich. »Ein wenig.«
Ethan nickte und nahm den Ball entgegen, den Fred ihm brachte. »Super. Wenn du wirklich nett zu mir bist, lasse ich dich heute Abend unser Essen kochen.«
Jamie blinzelte. Bill und Hayden lachten.
Ed protestierte und die Belustigung war ihm deutlich anzuhören. »Auf keinen Fall! Wenn er kochen kann, musst du ihn mit uns teilen. Wir werden alle zum Essen ins Haus kommen. Das ist nur fair!«
Ethan schmunzelte. »Oh nein! Ihr besorgt euch gefälligst euren eigenen Koch. Er lebt in meinem Haus, also muss ich auch was davon haben.« Er grinste Jamie an, dessen Magen sich daraufhin fester zusammenzog.
Er erwiderte Ethans Lächeln, schüttelte dann jedoch den Kopf und stellte sein Sandwich fertig zusammen. Er würde Ethan eine Menge mehr als nur seine Kochkünste als Bezahlung dafür anbieten, in dem großen Haus wohnen zu dürfen. Und das mit Freuden.
»Also, machst du auch sauber?«
»Auf keinen Fall! Ethan, ich bin schwul… keine verdammte Hausfrau!«
Alle lachten.
***
Nach einem herrlichen Abendessen aus Enchiladas, Reis und Bohnen machte Ethan den Abwasch. Er hatte vorhin nur Witze gemacht, als er Jamie gesagt hatte, er solle heute kochen, aber Jamie hatte ihn beim Wort genommen. Sobald alle Feierabend gemacht hatten, hatte sich Jamie in der Küche an die Arbeit gemacht. Ethan hatte ihm gesagt, dass er nicht wirklich kochen musste, doch Jamie hatte darauf bestanden.
Mann, und wie er kochen konnte! Als Jamie die hausgemachte Salsa rausgeholt hatte, hatte Ethan auf der Stelle entschieden, dass er so gut wie alles tun würde, damit der Kleine weiter für ihn kochte. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal so gut gegessen hatte. Vielleicht würde er das Jamies Aufgabenliste hinzufügen und ihm dafür einen kleinen Bonus auszahlen. Was für ein Gedanke und er schlug kalte Platten und Abendessen aus dem Tiefkühler um Längen.
Gerade als er den letzten Teller in den Geschirrspüler stellte, hüpfte Fred mit dem Ball herein, den er heute Vormittag gefunden hatte. Er lachte leise und nahm ihn ihr ab. »Okay, Mädchen, lass uns ins Wohnzimmer gehen. Da haben wir Platz zum Spielen, ohne das ganze Haus zu verwüsten.« Das Wohnzimmer war ein großer, offener Bereich. Sobald sie dort waren, warf Ethan den Ball in Richtung Haustür.
Jamie hatte sich halb sitzend, halb liegend auf der Couch ausgebreitet und sah fern. Als Fred an ihm vorbeirannte und ihre Krallen über den Boden klackerten, rief er: »Fred! Renn nicht im Haus!«
Ethan lachte leise. »Ist schon in Ordnung, sie hat nur Spaß.«
Jamie zuckte zusammen und warf dann einen Blick über die Schulter. Offensichtlich hatte er nicht gehört, wie Ethan den Ball geworfen hatte. »Oh. Ich wusste nicht, dass du mit ihr spielst. Es stört dich nicht, wenn sie durchs Haus rennt?«
»Ach was. Hier kann sie nicht viel kaputt machen. Sie wollte spielen, also hab ich gehorcht.«
Jamie grinste. »Du weißt, dass der Weg zum Herzen eines Mannes über seinen Hund führt, richtig?«
Читать дальше