»Danke, Ethan… für alles.«
»Gern geschehen.«
Schweigend tranken sie ihren Kaffee. Ethan wollte Jamie auf seinen Schoß ziehen und ihn trösten, sich dann aber für diesen Impuls treten. Aber die Vorstellung von Jamie auf seinem Schoß verschwand nicht. Seinem Schwanz gefiel diese Idee offenbar auch. Er stöhnte und rutschte ein wenig auf seinem Stuhl herum. Das war eine der schlechtesten Ideen die er – und sein Schwanz – jemals gehabt hatten. Jamie war nicht nur gute elf Jahre jünger als er, ganz zu schweigen davon, dass er der kleine Bruder seines besten Freundes war, sondern hatte sich auch noch selbst geoutet.
»Alles in Ordnung?«
Er sah in neugierige blaue Augen auf. »Hm?«
»Du hast gestöhnt. Hast du dir bei der Prügelei was gezerrt? In deinem Alter bist du so was wahrscheinlich nicht mehr gewohnt.«
Super! Er hatte wegen dem Kleinen einen Ständer, der glaubte, er wäre zu alt, um sich zu prügeln. Er seufzte. »Nein, alles gut. Hör zu, ich gehe ins Bett. Fühl dich mit Fred wie zu Hause. Mi casa es su casa und so weiter.« Er stand auf und sah, wie Jamies Blick an seinem nackten Oberkörper hinunter zu seinem Schritt glitt und sich seine Augen weiteten. Ein verträumter Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit und er leckte sich über die Lippen. Dann blinzelte er Ethan an, wandte schnell den Blick ab, lief rot an und sah wieder zu ihm auf.
Sein Interesse half nicht, Ethan abzukühlen. Sein Schwanz zuckte und seine Hoden zogen sich angesichts dieser begeisterten Aufmerksamkeit zusammen. Er wusste, dass er hart war, aber war es wirklich so verdammt offensichtlich? Seine Jeans war nicht so eng. Ethan sah nach unten und, ja, es war so offensichtlich. Er wusste nicht, ob er mit Jamie erröten oder lachen sollte. Stattdessen überkam ihn das plötzliche Bedürfnis, dem Jungen seinen Kommentar über sein Alter heimzuzahlen.
Er grinste Jamie an und sagte: »Fang gar nicht erst an! Meine Willenskraft ist ziemlich stark, Kleiner, aber nicht so stark. Das fehlt mir gerade noch, dass du mich auch outest.«
Jamie riss die Augen so weit auf, dass Ethan fürchtete, sie würden ihm direkt aus dem Gesicht fallen. Dann ließ Jamie seine Tasse auf den Tisch fallen, sodass der Kaffee überschwappte. Hastig sprang er auf, um dem heißen Getränk auszuweichen, sodass der Stuhl klappernd umkippte.
Sein Blick huschte wieder zu Ethan. Die Röte war verschwunden, jetzt war er leichenblass. Er starrte Ethan an, als wäre ihm ein zweiter Kopf gewachsen.
Ethan konnte nur mit Mühe ein zufriedenes Grinsen unterdrücken. Er stellte seine Tasse in die Spüle. Als er durch die Küchentür hinausging, rief er über die Schulter: »Nacht, Kleiner. Mach das sauber, bevor du ins Bett gehst.«
»Ich kann nicht glauben, dass du mir das von Ethan nie erzählt hast«, flüsterte Jamie in sein Handy und achtete sorgsam darauf, dass die beiden anderen Rancharbeiter nicht mithörten.
»Ich hatte kein Recht, dieses Geheimnis auszuplaudern, Jamie, genauso wenig wie deins, wenn ich es gewusst hätte. Eigentlich bin ich überrascht, dass er es dir gesagt hat. Soweit ich weiß, sind Jules und ich die einzigen Menschen, die es wissen, und Jules weiß es nur, weil sie ihn auf einem Date gesehen hat, als wir alle noch auf dem College waren.« John seufzte. »Hör mal, du musst dir um wichtigere Dinge Gedanken machen. Ich hab gehört, was letzte Nacht passiert ist. Das war nur der Anfang, Jamie. Bist du sicher, dass du hierbleiben willst?«
»Und ob ich hierbleibe, verflucht. Das ist mein Zuhause! Ich habe nicht vor, wegen einem Haufen beschissener Fanatiker zu gehen. Warte mal kurz. Ich muss dem Kalb hinterher.«
»Was?«
Jamie ließ das Handy sinken, zog fester an Spots Zügeln und ignorierte seinen Bruder. Spot hingegen versuchte sein Bestes, um Jamies Anweisung zu ignorieren, dem Kalb zu folgen.
»Verdammt, Spot! Du wirst nicht gewinnen, also kannst du genauso gut auf mich hören, du sture Nervensäge!« Er stieß dem Pferd die Fersen in die Rippen, sodass es dem verirrten Kalb hinterherlief. Sobald Spot entschieden hatte, sich nicht mehr gegen ihn zu wehren, trieben sie das Kalb problemlos zurück zur Rinderherde. Als sie hinter den Tieren zurückfielen, hob Jamie das Handy wieder ans Ohr. »Bist du noch dran?«
»Ja, ich bin dran. Was machst du?«
»Ich helfe Hayden und Ed, die Rinder auf die Westweide zu bringen. Wann kannst du George herbringen? Gerade muss ich Spot reiten.«
»Was stimmt nicht mit Spot?«
»Abgesehen von der Tatsache, dass er ein Dieb ist und nur auf Ethan hört?«
John lachte leise. »Ein Dieb?«
»Ja! Er hat meinen Hut und meine Wasserflasche geklaut! Ich bin rausgegangen, um ihn reinzurufen, und er ist auf die Koppel geschlendert. Kam direkt auf mich zu und hat mir den Hut vom Kopf gezogen. Er hat zehn verdammte Minuten rumgetänzelt, bevor ich ihn endlich wiederbekommen habe. Und dann hat er sich doch tatsächlich die Wasserflasche geschnappt, die ich auf dem Zaunpfosten abgestellt habe, und ist noch mal zehn Minuten damit rumgerannt. Es hat praktisch eine Ewigkeit gedauert, bevor ich ihn in den Stall bringen und satteln konnte.«
Johns Lachen wurde so laut, dass Jamie das Handy vom Ohr nehmen musste.
Ed ritt neben ihn und grinste. »Warte nur, bis du mit ihm Zäune reparieren musst. Er wird dir auch dein Werkzeug klauen.«
Jamie sah zu dem blassen, sommersprossigen Cowboy hinüber und stöhnte. Ed war nur ein paar Jahre älter als er und hatte leuchtend rote Haare und einen drahtigen Körperbau. Er hatte den Ruf, ein verdammt guter Rancharbeiter und ein netter Kerl zu sein. Und wenn dieser Morgen irgendein Hinweis war, hatte er sich den Ruf wirklich verdient. Während die anderen die Pferde gesattelt hatten, hatte Ed großen Wert darauf gelegt, ihm zu sagen, dass er kein Problem mit Schwulen hatte, und ihm die Hand gereicht.
»Du machst Witze, oder?«
»Nope. Als Ethan und ich das letzte Mal neuen Stacheldraht gezogen haben, ist Spot mit der Drahtschere abgehauen. Ethan hat fünf Minuten lang geflucht und ist ihm fünfzehn Minuten lang hinterhergejagt, bis er sie wiederhatte. Der Halunke liebt es, Fangen zu spielen.« Ed grinste und ritt dann ein Stück weg, um Jamie etwas Privatsphäre für sein Telefonat zu geben.
Jamie schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen, ehe er das Handy wieder ans Ohr hielt. »Wann bringst du George zu mir?«
John seufzte erneut. »Ich bring sie dir heute Abend.«
»Gut. Bring mir auch noch mehr Klamotten und Freds Spielzeug.«
»Grr.«
»Knurr mich nicht an. Es ist ja nicht so, als könnte ich die Sachen selbst holen. Daddy erschießt mich wahrscheinlich, wenn er mich sieht.«
John schnaubte. »Ja, das würde er wahrscheinlich tun. Okay, ich sehe, was ich tun kann. Neben all den anderen Sachen, die ich heute noch erledigen muss, muss ich auch noch einen neuen Vorarbeiter einstellen.«
Jamie zuckte zusammen. Sie ersetzten ihn bereits? Das klang nicht gut… überhaupt nicht gut. »Daddy besteht darauf?«
»Himmel, ja! Du glaubst doch nicht, dass ich das will, oder?«
»Nee. Ich weiß es besser. Hab wohl nur laut gedacht.«
»Es tut mir leid, Jamie. Ich will niemand anderen einstellen, aber ich kann nicht deinen und meinen Job machen. Daddy hat sehr deutlich gemacht, dass wir einen neuen Vorarbeiter brauchen.«
»Hört sich nicht an, als würde er das hier akzeptieren, oder?«
John atmete abgehackt aus. »Ich glaube nicht, Kleiner.«
Jamie erschauderte und sah in den Himmel hinauf. Es war ein schöner Tag, beinahe heiß, aber trotzdem spürte er die Kälte in Johns Worten. Was, wenn ihm sein Dad niemals erlaubte, wieder nach Hause zu kommen?
Er sah sich auf der Weide um. Sie war wunderschön, also würde es sicher keine Qual werden, hierzubleiben, aber… es war nicht sein Zuhause. Nein, so durfte er nicht denken. Er durfte nicht daran denken, nicht wieder nach Hause zu gehen.
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