Richard Rost
Das Ketzerdorf – Der Aufstieg des Inquisitors
Historischer Roman aus der Zeit der Reformation
S. 19: Text »Freut euch des Herrn …« und S. 24: © EVERS, UTE: Das geistliche Lied der Schwenckfelder. (Tutzing, Schneider-Verlag 2007)
S. 83: Text und Übersetzung des »Sub tuum praesidium« stammen aus dem Osservatore Romano (Oktober 2018). Mit freundlicher Genehmigung des Schwabenverlags.
S. 96-97: Briefauszug und Gebet Caspar Schwenckfelds zitiert nach: Eberlein, Paul Gerhard »Caspar von Schwenckfeld, der schlesische Reformator und seine Botschaft«
(Metzingen, Ernst Franz Verlag, 1998)
Alle Angaben beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Daniel Abt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rafael_-_Retrato_de_um_Cardeal.jpg
und © Nielen de Klerk / shutterstock.com
ISBN 978-3-8392-6708-0
Piae gratias
Die Charaktere und Ereignisse dieses Romans sind fiktiv; Inquisition und »Hexen«-Verfolgung verbreiteten jedoch tatsächlich Schrecken und Leiden über Jahrhunderte, Kontinente und Weltanschauungen hinweg. Die historische Forschung zeigt, dass bislang wenige selbstkritische Stimmen bekannt sind. Bei den Dominikanern haben die Klostergemeinschaften Norddeutschlands im Jahr 2000 innerhalb ihrer Ordensprovinz klar Stellung bezogen für ihre Gegenwart und Zukunft:
»Deutsche Dominikaner waren nicht nur in die Inquisition verstrickt, sondern haben sich aktiv und umfangreich an ihr beteiligt. Historisch gesichert ist die Mitwirkung an bischöflichen Inquisitionen und an der römischen Inquisition. Unabhängig von den vielleicht manchmal nachvollziehbaren historischen Gründen für die Mitwirkung erkennen wir heute die verheerenden Folgen dieses Tuns unserer Brüder. Wir empfinden dies als ein dunkles und bedrückendes Kapitel unserer Geschichte. Dies gilt in gleicher Weise für die nachgewiesene Beteiligung des deutschen Dominikaners Heinrich Institoris an der Hexenverfolgung. Durch das Verfassen des ›Hexenhammers‹ unterstützte und förderte er die menschenverachtende Praxis der Hexenverfolgung. Folter, Verstümmelung und Tötung haben unendliches Leid über zahllose Menschen gebracht; deutsche Dominikaner haben dazu, neben anderen, die Voraussetzung geschaffen. Die Geschichte dieser Opfer – namenlos und vergessen – können wir nicht ungeschehen machen. Wiedergutmachung ist unmöglich. Uns bleibt die Verpflichtung zur Erinnerung.
Wir wissen, dass der Geist von Inquisition und Hexenverfolgung – Diskriminierung, Ausgrenzung und Vernichtung Andersdenkender – auch heute latent oder offen in Kirche und Gesellschaft, unter Christen und Nicht-Christen lebendig ist. Dem entgegenzutreten und sich für eine umfassende Respektierung der Rechte aller Menschen einzusetzen, ist unsere Verpflichtung, die wir Dominikaner den Opfern von Inquisition und Hexenverfolgung schulden. Das Provinzkapitel fordert alle Brüder unserer Provinz auf, unsere dominikanische Beteiligung an Inquisition und Hexenverfolgung zum Thema in Predigt und Verkündigung zu machen.«
*
Für alle, die trotzdem glauben
Caspar Schwenckfeld von Ossig*: Prediger, Reformator, Verfolgter
Johann Otto von Gemmingen*: Student, Kanoniker in Augsburg, Vikar
Erminio vom Berg : Dominikaner, Kardinalpriester, Inquisitor
Georg Mayer alias Agricola*: Prädikant, Streiter für Schwenckfeld
Anna Dorn*: Vollwaise, später in Leeder verheiratet
Agatha Streicher*: berühmte Ärztin in Ulm, Schwenckfelderin
Jacobus Rehlinger*: Augsburger Patrizier und Herr über Leeder
Emanuel Rehlinger*: sein Sohn, erbt das Gut
Raymund Rehlinger*: Pfaffenkind mit roten Haaren
Helena Rehlinger*: seine »Zwillingsschwester«
Karl: Kutscher der Rehlinger, weiß viel
Hieronymus Rehlinger*: Emanuels Onkel, Tuchhändler
Jakob III. Fugger, genannt Giacomo*: Student, Sohn Anton Fuggers
Oktavian Honold von Emmenhausen: Student, späterer Medicus, nie um eine Idee verlegen
Heinrich Lauber, genannt Rico: Student, Hitzkopf, Söldner mit Rachegelüsten
Ambrogio und sein Weib und Moglie : italienischer Bauer
Mona, Giovanna, Bella, Paola: Bademägde in katholischen Diensten
Francesco: Kastrat, dem das Singen vergangen ist
Don Alfonso: Oberhaupt einer fahrenden Gauklerfamilie
Ugo Boncompagni*: Professor, später Papst Gregor XIII.
Michele Ghislieri* : Dominikaner, Großinquisitor, Papst Pius V., Heiliger
Tiziana di Santa Fiora, auch Santafiora: Kurtisane, bei Geistlichen sehr beliebt
Paschalis: Kind der Kirche, hört alles und sagt nichts
Luigi Cornaro*: Kardinal, Camerlengo des Papstes, lüstern
Alessandro, genannt Ultimo: Zuhälter und Kardinalsanwärter
Dominikus Engelschalk*: Pfarrer, lebt zölibatär
Keggelbauer und sein Weib*
Huetter, Theo, Linder, Mesnerin, Hefflerin, Schmelzerin, Halblützerin: Marianische, beten viel und denken schlecht
Totengräber der Rehlinger: verkannter Philosoph, konfessionslos
Els von Ettringen*: angesehene Wahrsagerin und Kräuterkundige, keine Hexe
Gerhild Maierin: reiche Witwe, Opfer einer Intrige, hat das zweite Gesicht
Balthasar von Hornstein*: Hofrat, Hofmarschall
Christoph von Biberach*: Nachrichter, Henker, selbstkritisch
Gottl Blärsch: Wirt im »Raben« zu Kempten, skrupellos
Mit einem * gekennzeichnet sind historische Personen, deren Lebensläufe teilweise verwendet wurden. Alle anderen Personen sind frei erfunden und wurden nach bestem Wissen in den historischen Kontext eingearbeitet.
Ulm, Unterstadt, am Vorabend zu Maria Magdalena 1 1 22. Juli 2 Du bist Petrus (der Fels), und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen! 3 Zugleich gerecht und Sünder! 4 Du bist Theophilus (ein Gottliebender) und Agricola (der Feldbesteller).
1534
Tok … totok … totok, da war es wieder: das Klopfzeichen. Nino zuckte zusammen, obwohl es heute schon zum dritten Mal an die Tür pochte – er musste sich schnell in der Holztruhe verstecken, die dem Bett gegenüberstand. Als er nach dem Deckel griff, merkte er, dass er das Wichtigste für die nächste halbe Stunde vergessen hatte. Er rannte zum Bett zurück, langte unter das Kopfkissen und holte ein rotes Tuch hervor. Sofort war er wieder an der Truhe, hob den Deckel, sprang hinein und ließ ihn zufallen.
»Wenn du da drin nicht mucksmäuschenstill bist, setzt es Schläge«, hatte Mama gedroht. Nino presste sich das rote Tuch vor den Mund, um ja keinen Laut von sich zu geben. Die Truhe war gerade so lang, dass er sich hinlegen konnte.
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