Richard Rost - Das Ketzerdorf - Der Aufstieg des Inquisitors

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Anno Domini 1560. Der junge Otto von Gemmingen ist die Hoffnung seiner verarmten Familie. Ein Studium in Bologna soll der Beginn einer großen Karriere in der katholischen Kirche werden. Doch Otto erfährt durch seine neuen Freunde schon bald Dinge, die seinen Glauben auf eine harte Probe stellen. Gleichzeitig sucht die junge Anna im schwäbischen Leeder ihr Glück, wo die protestantischen Rehlinger mit dem schlesischen Prediger Caspar von Schwenckfeld sympathisieren. Noch ahnen Otto und Anna nicht, auf welch dramatische Weise das Schicksal sie verbinden wird.

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Richard Rost

Das Ketzerdorf – Der Aufstieg des Inquisitors

Historischer Roman aus der Zeit der Reformation

Impressum S 19 Text Freut euch des Herrn und S 24 EVERS UTE Das - фото 1

Impressum

S. 19: Text »Freut euch des Herrn …« und S. 24: © EVERS, UTE: Das geistliche Lied der Schwenckfelder. (Tutzing, Schneider-Verlag 2007)

S. 83: Text und Übersetzung des »Sub tuum praesidium« stammen aus dem Osservatore Romano (Oktober 2018). Mit freundlicher Genehmigung des Schwabenverlags.

S. 96-97: Briefauszug und Gebet Caspar Schwenckfelds zitiert nach: Eberlein, Paul Gerhard »Caspar von Schwenckfeld, der schlesische Reformator und seine Botschaft«

(Metzingen, Ernst Franz ­Verlag, 1998)

Alle Angaben beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

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Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Daniel Abt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rafael_-_Retrato_de_um_Cardeal.jpg

und © Nielen de Klerk / shutterstock.com

ISBN 978-3-8392-6708-0

Zitat

Piae gratias

Vorrede

Die Charaktere und Ereignisse dieses Romans sind fiktiv; Inquisition und »Hexen«-Verfolgung verbreiteten jedoch tatsächlich Schrecken und Leiden über Jahrhunderte, Kontinente und Weltanschauungen hinweg. Die historische Forschung zeigt, dass bislang wenige selbstkritische Stimmen bekannt sind. Bei den Dominikanern haben die Klostergemeinschaften Norddeutschlands im Jahr 2000 innerhalb ihrer Ordensprovinz klar Stellung bezogen für ihre Gegenwart und Zukunft:

»Deutsche Dominikaner waren nicht nur in die Inquisition verstrickt, sondern haben sich aktiv und umfangreich an ihr beteiligt. Historisch gesichert ist die Mitwirkung an bischöflichen Inquisitionen und an der römischen Inquisition. Unabhängig von den vielleicht manchmal nachvollziehbaren historischen Gründen für die Mitwirkung erkennen wir heute die verheerenden Folgen dieses Tuns unserer Brüder. Wir empfinden dies als ein dunkles und bedrückendes Kapitel unserer Geschichte. Dies gilt in gleicher Weise für die nachgewiesene Beteiligung des deutschen Dominikaners Heinrich Institoris an der Hexenverfolgung. Durch das Verfassen des ›Hexenhammers‹ unterstützte und förderte er die menschenverachtende Praxis der Hexenverfolgung. Folter, Verstümmelung und Tötung haben unendliches Leid über zahllose Menschen gebracht; deutsche Dominikaner haben dazu, neben anderen, die Voraussetzung geschaffen. Die Geschichte dieser Opfer – namenlos und vergessen – können wir nicht ungeschehen machen. Wiedergutmachung ist unmöglich. Uns bleibt die Verpflichtung zur Erinnerung.

Wir wissen, dass der Geist von Inquisition und Hexenverfolgung – Diskriminierung, Ausgrenzung und Vernichtung Andersdenkender – auch heute latent oder offen in Kirche und Gesellschaft, unter Christen und Nicht-Christen lebendig ist. Dem entgegenzutreten und sich für eine umfassende Respektierung der Rechte aller Menschen einzusetzen, ist unsere Verpflichtung, die wir Dominikaner den Opfern von Inquisition und Hexenverfolgung schulden. Das Provinzkapitel fordert alle Brüder unserer Provinz auf, unsere dominikanische Beteiligung an Inquisition und Hexenverfolgung zum Thema in Predigt und Verkündigung zu machen.«

*

Widmung

Für alle, die trotzdem glauben

Dramatis Personae

Caspar Schwenckfeld von Ossig*: Prediger, Reformator, Verfolgter

Johann Otto von Gemmingen*: Student, Kanoniker in Augsburg, Vikar

Erminio vom Berg : Dominikaner, Kardinalpriester, Inquisitor

Georg Mayer alias Agricola*: Prädikant, Streiter für Schwenckfeld

Anna Dorn*: Vollwaise, später in Leeder verheiratet

Agatha Streicher*: berühmte Ärztin in Ulm, Schwenckfelderin

Jacobus Rehlinger*: Augsburger Patrizier und Herr über Leeder

Emanuel Rehlinger*: sein Sohn, erbt das Gut

Raymund Rehlinger*: Pfaffenkind mit roten Haaren

Helena Rehlinger*: seine »Zwillingsschwester«

Karl: Kutscher der Rehlinger, weiß viel

Hieronymus Rehlinger*: Emanuels Onkel, Tuchhändler

Jakob III. Fugger, genannt Giacomo*: Student, Sohn Anton Fuggers

Oktavian Honold von Emmenhausen: Student, späterer Medicus, nie um eine Idee verlegen

Heinrich Lauber, genannt Rico: Student, Hitzkopf, Söldner mit Rachegelüsten

Ambrogio und sein Weib und Moglie : italienischer Bauer

Mona, Giovanna, Bella, Paola: Bademägde in katholischen Diensten

Francesco: Kastrat, dem das Singen vergangen ist

Don Alfonso: Oberhaupt einer fahrenden Gauklerfamilie

Ugo Boncompagni*: Professor, später Papst Gregor XIII.

Michele Ghislieri* : Dominikaner, Großinquisitor, Papst Pius V., Heiliger

Tiziana di Santa Fiora, auch Santafiora: Kurtisane, bei Geistlichen sehr beliebt

Paschalis: Kind der Kirche, hört alles und sagt nichts

Luigi Cornaro*: Kardinal, Camerlengo des Papstes, lüstern

Alessandro, genannt Ultimo: Zuhälter und Kardinalsanwärter

Dominikus Engelschalk*: Pfarrer, lebt zölibatär

Keggelbauer und sein Weib*

Huetter, Theo, Linder, Mesnerin, Hefflerin, Schmelzerin, Halblützerin: Marianische, beten viel und denken schlecht

Totengräber der Rehlinger: verkannter Philosoph, konfessionslos

Els von Ettringen*: angesehene Wahrsagerin und Kräuterkundige, keine Hexe

Gerhild Maierin: reiche Witwe, Opfer einer Intrige, hat das zweite Gesicht

Balthasar von Hornstein*: Hofrat, Hofmarschall

Christoph von Biberach*: Nachrichter, Henker, selbstkritisch

Gottl Blärsch: Wirt im »Raben« zu Kempten, skrupellos

Mit einem * gekennzeichnet sind historische Personen, deren Lebensläufe teilweise verwendet wurden. Alle anderen Personen sind frei erfunden und wurden nach bestem Wissen in den historischen Kontext eingearbeitet.

Prolog

Ulm, Unterstadt, am Vorabend zu Maria Magdalena 1 1 22. Juli 2 Du bist Petrus (der Fels), und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen! 3 Zugleich gerecht und Sünder! 4 Du bist Theophilus (ein Gottliebender) und Agricola (der Feldbesteller). 1534

Tok … totok … totok, da war es wieder: das Klopfzeichen. Nino zuckte zusammen, obwohl es heute schon zum dritten Mal an die Tür pochte – er musste sich schnell in der Holztruhe verstecken, die dem Bett gegenüberstand. Als er nach dem Deckel griff, merkte er, dass er das Wichtigste für die nächste halbe Stunde vergessen hatte. Er rannte zum Bett zurück, langte unter das Kopfkissen und holte ein rotes Tuch hervor. Sofort war er wieder an der Truhe, hob den Deckel, sprang hinein und ließ ihn zufallen.

»Wenn du da drin nicht mucksmäuschenstill bist, setzt es Schläge«, hatte Mama gedroht. Nino presste sich das rote Tuch vor den Mund, um ja keinen Laut von sich zu geben. Die Truhe war gerade so lang, dass er sich hinlegen konnte.

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