»Kämpfst du mit der Sucht der Masturbation? Wende dich an mich und wir werden sie gemeinsam besiegen«, hieß es in einer Anzeige, die mit »Jesus« unterschrieben war. Daneben hatten die Betreiber der Hotline einen bärtigen Mann im weißen Gewand gemalt, der einen reuigen Sünder tröstet und ihm seinen Arm schützend auf die Schulter legt. Eine andere Anzeige derselben Hotline setzte dagegen eher auf die Macht des Verstandes, argumentierte streng logisch und erklärte: »Du kannst Gottes Hände nicht halten, wenn du masturbierst.«
Zugegeben, das klingt erstmal ziemlich schräg und scheint mit gezielter Wählerbeeinflussung nichts zu tun zu haben, tatsächlich aber haben die Russen ganz genau hingehört, als sie ihre Troll-Kampagne konzipierten, schließlich hatte der republikanische Medienberater und Wahlkampfstratege Chris Wilson Anfang 2016 in einem Fernsehinterview mit dem Nachrichtensender MSNBC bezüglich der Trump-Unterstützer erklärt: »Tatsache ist, dass die meisten von ihnen kinderlose Männer sind, die sich auf Anime-Pornos einen runterholen.«
Manche steigern sich in etwas rein, andere werden reingesteigert … Dass Donald Trump ein wahrer Meister im Reinsteigern ist, ist bekannt. Dass er auch reingesteigert werden kann, weiß man dagegen erst seit heute, denn Donald Trump ist auf einer Auktion Teil des Tierreiches geworden. Demorphus donaldtrumpi heißt die neu entdeckte Schleichenlurch-Spezies aus dem Regenwald von Panama, die ihren Namen bei einer Auktion des Rainforest Trust verliehen bekam. Ein Unternehmer hatte 25.000 Dollar dafür geboten, das bisher unbekannte Tier – eine Mischung aus Regenwurm und Schlange – benennen zu dürfen. Und siehe da, das war gut investiertes Geld, denn selten haben ein Tier und sein Name besser zusammengepasst. Der Demorphus donaldtrumpi ist nämlich nahezu blind und kann die Welt nur in schwarz/weiß wahrnehmen. Außerdem vergräbt er seinen Kopf im Sand und ignoriert die Realitäten ebenso gut wie Donald Trump beim Thema Klimaschutz. Außerdem lässt sich Demorphus donaldtrumpi regelmäßig eine zweite Hautschicht wachsen, die seine Kinder mit ihren Zähnen abziehen und auffressen, um ihr Überleben zu sichern, und auch in diesem Punkt sind die Parallelen unverkennbar: Bei den Wurmkindern fällt mit Daddys Hilfe eine extra Schicht Haut und bei den Trumpkindern ein extra hoher Posten im Weißen Haus ab.
Die USA verlassen Syrien.
Helene Fischer verlässt Florian Silbereisen.
Zwei republikanische Senatoren aus Kansas verlassen ihre Partei.
Nur die Kurden können nicht mitmachen. Die hatten noch nie einen, auf den sie sich verlassen konnten.
Knapp 40 Millionen US-Amerikaner bekommen derzeit Lebensmittelmarken. Die Zahl ist weithin bekannt. Weit weniger bekannt ist die Tatsache, dass 10 % von ihnen zur Gruppe der berufsfähigen Erwachsenen zwischen 18 und 49 gehören, die keinen pflegebedürftigen Angehörigen zu Hause haben, aber dennoch nichts oder nicht genug verdienen, um ohne Lebensmittelmarken überleben zu können. Bisher konnten diese Leute im Zeitraum von drei Jahren drei Monate lang Marken erhalten. Da das aber oft viel zu wenig war, beantragten verschiedene Bundesstaaten Ausnahmegenehmigungen für wirtschaftlich besonders schwache Städte oder Regionen, um die dort lebenden Menschen länger mit Lebensmittelmarken versorgen zu können.
Im Zuge des aktuellen amerikanischen Wirtschaftswachstums und sinkender Arbeitslosenquoten soll es den Bundesstaaten nun schwerer gemacht werden, solche Ausnahmegenehmigungen zu bekommen. Nach dem jetzt vorgelegten Entwurf des Landwirtschaftsministeriums würden drei Viertel der aktuell gültigen Ausnahmegenehmigungen in Zukunft wegfallen. Die Trump-Administration erhofft sich dadurch Einsparungen von 15 Milliarden Dollar in den nächsten zehn Jahren. Im Grunde ist es die Neuinterpretation eines alten Irrglaubens: In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs, so denkt man, können die staatlichen Zuwendungen für die sozial Schwachen zurückgefahren werden. Tatsächlich aber vergrößert jedes nationalökonomische Wachstum immer nur die Schere zwischen Arm und Reich und erhöht zugleich den Druck, funktionieren zu müssen. Die in der Mitte könnten ein Lied davon singen – wenn sie im Hamsterrad ihrer Tage nur zum Singen kämen …
Donald Trump springt auf dem Feld der internationalen Politik hin und her wie er will. Es gibt keine Struktur, keine übergeordnete Idee, keine Möglichkeit, irgendetwas zu planen. Und doch ist er – zumindest in seinen Nabelschnuraugen – erfolgreich damit. Sogar seinen eigenen Verteidigungsminister hat er inzwischen schachmattis gesetzt.
Donald Trump betreibt Mathematrick. Seine politische Resultate kennen keine Rechenwege.
Nur mal so als Zwischenstand: In seinen 700 Tagen als Präsident der Vereinigten Staaten hat Donald Trump in seinen Reden, Interviews und sonstigen Äußerungen nach Angaben der Fact-Checker-Datenbank 7.546 falsche oder irreführende Aussagen getätigt. Vielleicht wäre es besser, in Zukunft seine zutreffenden oder zumindest die nicht irreführenden Aussagen zu zählen. Das würde die Sache wahrscheinlich überschaubarer machen.
Putin stiftet in der westlichen Welt Chaos durch straffe Organisation.
Trump stiftet in der östlichen Welt eine neue Ordnung durch chaotische Amtsführung.
Dazwischen stehen wir, leben wir, hasten wir hilflos umher, und der Glaube, dass wir ohne Messias besser dran sind, geht zunehmend stiften. Merry Christ- mess .
Aktuell sind 45.000 Immigranten wegen illegalen Grenzübertritts in den USA inhaftiert. Das sind mehr als jemals zuvor. Fast 18.000 davon sitzen in privat betriebenen Gefängnissen. Die dahinter stehenden Firmen, allen voran die Geo Group, hatten 2016 große Summen für Donald Trumps Wahlkampf gespendet. Es war gut investiertes Geld, denn sie bekommen es durch Trumps Immigrationspolitik doppelt und dreifach zurück. Allein im Steuerjahr 2018, d. h. zwischen dem 1. Oktober 2017 und dem 30. September 2018, haben sie über 800 Millionen Dollar aus Steuergeldern für ihre Dienste erhalten. Kein Wunder, dass ihre Gefangenen mehr als doppelt so lange in Haft bleiben wie jene, die in den von der Immigrationsbehörde betriebenen Gefängnissen sitzen. Jeder Tag in Haft bringt schließlich bares Geld. Und wenn die Häftlinge dann noch »freiwillig« für einen Dollar pro Tag arbeiten oder – statt Geld zu bekommen – für ihre Dienste mit ein paar billigen Snacks abgespeist werden, wird klar, dass man aus der Scheiße, in der diese Leute stecken, tatsächlich Gold machen kann.
Donald Trump hat heute in der Kantine der US-Luftwaffenbasis Al Asad im Westirak eine als Truppenbesuch getarnte Wahlkampfveranstaltung abgehalten. Dabei erklärte er den anwesenden Soldaten, er persönlich habe dafür gesorgt, dass sie nach zehn Jahren erstmals wieder eine Lohnerhöhung bekommen und dass das Plus volle 10 % betragen werde. Tatsächlich haben die amerikanischen Streitkräfte seit Jahrzehnten jedes Jahr eine Lohnerhöhung erhalten, nur werden es auch 2019 nicht 10 % sein. Es gibt lediglich 2,6 % oben drauf. Der Letzte, der den Soldaten den Lohn um 10 % erhöht hat, war Ronald Reagan. Er hatte am 14. Oktober 1981 den »Uniformed Services Pay Act of 1981« unterschrieben, der Lohnsteigerungen von 10 bis 16,5 % zur Folge hatte. Aber davon kann Donald Trump natürlich nichts wissen. Er war 1981 damit beschäftigt, ein großes Wohnhaus am Central Park zu kaufen und die Mieter mit Strom- und Wasserabschaltungen rauszutreiben, weil er das Gebäude abreißen und an seiner Stelle Luxusapartments errichten wollte. Allerdings ist er damit nicht durchgekommen. Die Leute sind geblieben. Und die 2,6 % für 2019 werden es auch tun.
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