Wie es aussieht, entbehren Trumps Anschuldigungen gegen Obama jeglicher Grundlage und sind nur eine jener Nebelkerzen, die Trump gerne wirft, um von sich selbst abzulenken und die Öffentlichkeit auf die falsche Fährte zu locken. Die Amerikaner bezeichnen so ein Verhalten als »red herring«, und vielleicht ist das Sprichwort in diesem Fall näher an der Wahrheit, als man denkt. Es würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn die echten Roten was mit der Sache zu tun haben. So wie es aussieht, gab es nämlich heimliche Verbindungen zwischen Trumps Wahlkampfteam und den Russen …
Die Gays for Trump sind am Wochenende für den Präsidenten auf die Straße gegangen. Von Diskriminierung keine Rede. Es ist alles Liebe, Einheit, Vaterland, und da sind natürlich auch die rechtskonservativen Breitbart News vor Ort. Die Breitbart -Reporterin berichtet von Andre Soriano, einem homosexuellen Designer, der 2013 in einer von Rihanna moderierten Reality Show den 7. Platz erreicht hat. Soriano, so die Reporterin, »wurde beim Anblick der vielen Trump-Unterstützer von seinen Emotionen derart überwältigt, dass er anfing zu weinen.«
In zehn Tagen ist es so weit: St. Patrick’s Day. Der offizielle Trump-Shop verkauft deshalb ab sofort »Make America Great Again«-Caps in Irisch-Grün, das Stück für 50 Dollar.
Zu teuer? Ach was! Schließlich prangt auf der Rückseite der Shamrock, jenes Kleeblatt, das in Irland als Nationalsymbol gilt. Eigentlich hat der Shamrock drei Blätter – Ausdruck der himmlischen Trinität. Auf dem Trump-Cap aber hat er vier. Für die Iren ist das ein grober Fehler, für die 50-Dollar-Spender dagegen ein Symbol kommenden Glücks.
Und St. Donald? Dem ist das alles egal. Für ihn ist es einfach nur ein weiteres Zeichen, dass man immer noch eins draufsetzen muss, wann man nach oben will. Nach ganz ganz oben.
Donald Trump feiert heute Pfauentag.
Hawaii klagt gegen Trumps neues Einreiseverbot. Die Insel will weltoffen wirken. 2016 hat sie die Zahl der aufgenommenen Flüchtlinge gegenüber 2015 um 350 % gesteigert. Von zwei auf sieben.
… und es ist Freitagnachmittag, und John Browdy kommt von der Arbeit nach Hause, und Mary hat einen Kuchen gebacken und Kaffee gekocht, und so sitzen sie da, essen und trinken und reden, derweil eine Etage über ihnen ihr Sohn seine Existenz einer Spielkonsole vermacht hat und im Zimmer nebenan seine Schwester auf dem Bett liegt und mit großen Augen eine Zeitschrift durchblättert, und für einen Moment ist alles gut in Amerika und die Welt draußen vor den Wänden existiert nur noch in Erinnerungen und kommenden Fiktionen …
Tief versteckt in Jared Kushners jugendlich wirkendem Gesicht liegt bereits die Enttäuschung über sein kommendes Schicksal, das ihn ständig weiter nach oben führen und in jener zynischen Abgeklärtheit enden wird, die die Liebe anderer suchte und den eigenen Verrat fand.
Am 12. März 1989 dankte der amerikanische Schriftsteller Thomas Pynchon dem durch eine Fatwa vom Tode bedrohten Autor Salman Rushdie auf den Buchseiten der New York Times mit den Worten, dass Rushdie mit seinen Satanischen Versen all jene, die schreiben, daran erinnert habe, dass ihre Pflicht die eines Ketzers sei und dass die eingeschworenen Feinde des Schriftstellers die Macht und jene Unvernunft sind, die sich in Grundlosigkeiten ergießt und Alternativlosigkeiten gebiert. An dieser Pflicht hat sich – 28 Jahre und eine schier endlose Reihe machthungriger Herrscher später – nicht das Geringste geändert.
Scott proved it again! Scott Pruitt, Chef der US-Umweltschutzbehörde, hat erklärt, dass der CO 2-Ausstoß nicht entscheidend für die Erderwärmung sei. Folge: Tausende wütende Bürger rufen in der Umweltschutzbehörde an und legen sie mit ihren Anrufen lahm. Selbst die Praktikanten werden zum Telefondienst abbestellt. Und Pruitt? Der freut sich. Die Umweltaffen sind alle am Telefonieren und haben dadurch keine Zeit, den neuesten Bericht der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde zu lesen, demzufolge der Kohlendioxidgehalt der Luft in Rekordtempo wächst.
Das Weiße Haus hat gestern neun »Opfer von Obamacare« eingeladen, damit sie dem Präsidenten von ihrem Schicksal berichten. Zur selben Zeit präsentierte zwei Meilen entfernt das unabhängige Budgetbüro des Kongresses eine Analyse, wonach 14 Millionen Amerikaner ihre Krankenversicherung verlieren, wenn das Konzept der Republikaner umgesetzt wird.
Trump ist heute bei einer Wahlkampfveranstaltung in Nashville. Wahl gibt’s zwar keine, aber gekämpft wird hier immer. Erst kürzlich hat ein Kerl aus der Gegend einen 47-Ender erlegt. Weltrekord! Das Geweih wird demnächst in der lokalen Baptistenkirche gezeigt. Für die Besucher gibt’s Fachinformationen und ein Fleisch-Dinner aus Elch, Reh, Ente, Wildschwein, Truthahn und Eichhörnchen. Danach sagt der LifeWay-Pfarrer noch ein paar Worte und irgendein Kerl spielt auf der Trumpete.
Amerika und sein Präsident – keiner weiß mehr .
Amerika und sein Präsident – keiner weiß mehr.
In den USA erwägt Heimatschutzminister Kelly Familien zu trennen, wenn sie illegal die Grenze überqueren.
In Deutschland hat sich die Kelly Family wiedervereint und will demnächst auf große Tour durch mehrere Länder gehen.
Irgendwie ist immer alles verkehrt.
Baden-Baden hat den amerikanischen Finanzminister Steven Mnuchin empfangen. Die Stadt gibt das Beste, was sie hat – eine dicke Schicht alteuropäischer Patina für den Spieler aus der Neuen Welt. Sie wird helfen, aus dem Goldjungen einen Staatsmann zu machen.
Sie kommen aus dem Big Business.
Sie gehen in die große Politik.
Sie gründen ihr eigenes Politik-Business.
Sie gieren.
Sie agieren.
Sie re-gieren.
Am 26. August 1941 besucht der Schriftsteller Thomas Mann eine Abendgesellschaft in L. A. Es gibt gepflegte Cocktails und wilde Konversationen. Nach einer Weile ruft irgendein Typ: »America first!« Und: »We are the hope of the world!« Als die Party fast schon vorbei ist, taucht schließlich Erich Maria Remarque auf. 27.600 Tage später gibt es im Westen noch immer nichts Neues.
Ich weiß nicht, warum, aber die Vorstellung, dass Donald Trump jetzt auch das Staatsoberhaupt von Puerto Rico ist, will mir einfach nicht in den Kopf.
Ein Impeachment für das alternde Pfirsichgesicht? Es scheint, als ziele man auf den Kern, doch sind es in Wahrheit Fruchtfleischattacken. Die Haute Couture der modernen Politik: Das Abziehen der Haut im Zeitalter der Show. Pyrrhus trifft Potus, Potjomkin ruft Putin. Wo man einst ganze Häuser entkernte, werden heute nur noch die Kulissen verrückt.
Wenn Trump spricht, verwendet er oft die Worte: »… but that’s okay.« Meist stehen sie am Ende eines Satzes, in dem er erklärt, dass er irgendetwas getan hat, was andere nicht mochten oder erwartungsgemäß nicht mögen werden.
Читать дальше