wbg Paperback macht die wichtigsten Titel großer Autor*innen aus dem Programm der wbg in einer jungen und wertigen Edition für alle neugierigen Leser*innen zugänglich. Als wbg Paperback auch erhältlich:
Karin Bojs, Meine europäische Familie. Warum wir alle miteinander verwandt sind
Klaus-Jürgen Bremm, Preußen bewegt die Welt. Wie eine Großmacht entsteht
Eric H. Cline, 1777 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation
Günter Müchler, Napoleon. Revolutionär auf dem Kaiserthron
Sam Pivnik, Der letzte Überlebende. Der Junge, der 14-mal dem Tod entkam
Alle Titel und weitere Informationen zu wbg Paperback finden Sie unter www.wbg-wissenverbindet.de/paperback.
Peter Heather ist Professor für mittelalterliche Geschichte am Londoner King’s College. Zu seinen Werken zählen internationale Bestseller wie »Der Untergang des römischen Weltreichs«, »Invasion der Barbaren« und »Die Wiedergeburt Roms«.
Die englische Originalausgabe ist 2018 bei Oxford University Press, London, unter dem Titel »Rome Resurgent. War and Empire in the Age of Justinian« erschienen.
© 2018 by Oxford University Press
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
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wbg Paperback ist ein Imprint der wbg.
© der deutschen Ausgabe 2018 by wbg (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt
Neuausgabe der 2019 bei wbg Theiss erschienenen Ausgabe
Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht.
Lektorat: Melanie Kattanek, Hemmingen
Gestaltung und Satz: TypoGraphik Anette Bernbeck, Gelnhausen
Einbandabbildung und rechte Seite: Ausschnitt aus dem Mosaik in der Kirche San Vitale in Ravenna, das Justinian mit Hofstaat zeigt. akg-images / Album
Einbandgestaltung: Andreas Heilmann, Hamburg
Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier
Printed in Europe
Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de
ISBN 978-3-534-27332-4
Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:
eBook (PDF): 978-3-534-74661-3
eBook (epub): 978-3-534-74662-0
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Innentitel
Inhaltsverzeichnis
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Impressum
Justinian und der Niedergang des römischen Ostens
1
»In diesem Zeichen wirst du siegen«
Ideologie und Imperium
Die Politik des Siege(r)s
2
Geld und Männer für den Krieg
Die Soldaten des Imperiums
Der Kostenfaktor
3
Regimewechsel in Konstantinopel
Anastasios, der glücklose Kaiser
»Der purpurne Tod«
4
Der letzte verzweifelte Schachzug
Von Gottes Gnaden
Krieg im Osten
Misserfolg auch an heimischer Front
Der Nika-Aufstand
Auf nach Westen
5
Fünftausend Pferde
Vandalen und Alanen
Der Niedergang der Vandalen
6
Rom und Ravenna
Petros Patrikios
»Eine Nachbildung des einzigen Reiches«
Via Flaminia
7
Die Kultur des Siegers
Der Kampf um das Gesetz
»Salomo, ich habe dich übertroffen«
Der Friede Gottes
8
»Unser Bruder in Gott«
Der Adler ist gelandet
Das Alexandertor
Frieden in unserer Zeit
9
Totilas Aufstand
Imperator für zehn Jahre
Der Gote Totila
10
Justinians Westreich
Drei Kapitel
Geopolitik und der Balkan
Das Exarchat
Das Ende im Westen
11
Der Niedergang des Oströmischen Reiches
Islamischer Satellitenstaat
Verlust der Kerngebiete
Justinians Strategie zur Verteidigung des Reiches
Anhang
Die Quellensituation
Texte und Übersetzungen
Zeitleiste
Glossar
Anmerkungen
Bibliografie
Bildnachweis
Register
Justinian und der Niedergang des römischen Ostens
Mitte des 6. Jahrhunderts ließ das Herrscherhaus von Konstantinopel im zentralen Balkan auf einem niedrigen Plateau zwischen zwei kleinen Flüssen, der Svinjarica im Westen und der Caricina im Osten, eine neue Stadt errichten. Am nordwestlichen Ende des Plateaus thronte die Akropolis dieser Stadt, von massiven Wallanlagen umgeben. Diese Wallanlagen waren aufgrund der Beschaffenheit des Geländes ganz unregelmäßig. Fünf riesige Türme zierten sie, und es gab nur ein einziges Tor ( Abb. 1). Im Inneren befand sich ein riesiger Kirchenkomplex (aus Basilika, Baptisterium und bischöflichem Audienzsaal), gegenüber ein nicht weniger aufwendig gestalteter Palast für die weltliche Macht und dazwischen ein von Säulengängen umgebener Platz. Weiter unten umgaben große Mauern die fünf Hektar große Oberstadt. Hier gab es mehrere Kirchen, von Arkaden gesäumte Straßen und eine große Kornkammer, einige Wohnhäuser für reiche Leute und auch diverse Einrichtungen der Wasserwirtschaft, wie sie im Altertum in den trockeneren Regionen rund ums Mittelmeer üblich waren, unter anderem eine Zisterne und einen Wasserturm. Außerhalb der Mauern erstreckte sich die Unterstadt, auf drei Hektar. Dort haben Ausgrabungen die Standorte weiterer Kirchen zutage gefördert sowie eine weitere riesige Zisterne und zwei große öffentliche Bäder.
Der gewaltige architektonische Aufwand, der beim Bau dieser Stadt betrieben wurde, 1war durch keinerlei wirtschaftliche, administrative, religiöse oder strategische Zwänge gerechtfertigt: Justiniana Prima (das heutige Caričin Grad in Serbien) entstand einzig und allein zu Ehren von Justinian I., der im 6. Jahrhundert römischer Kaiser war und Anfang der 480er-Jahre in eben dieser Gegend des Balkans als Petrus Sabbatius zur Welt gekommen war.
Heute ist Justinian einer der bekannteren römischen Kaiser. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er uns eine Reihe markanter Baudenkmäler hinterlassen hat. Dabei muss man sich gar nicht für irgendwelche Ruinen auf dem Balkan interessieren (was ich durchaus tue, wie ich gestehen muss), um sich für sein architektonisches Erbe zu begeistern: Es genügt ein Blick auf die atemberaubende Hagia Sophia im heutigen Istanbul. Oder auf die wunderschönen Mosaiken in San Vitale in Ravenna – das auf der einen Seite zeigt Justinian und seine Höflinge, das auf der anderen seine Frau, die Kaiserin Theodora, und deren Hofstaat (abgebildet auf S. 217). Sie locken jährlich Tausende Besucher in die Kirche. Was das Aussehen des Kaisers betrifft, so existieren in zeitgenössischen Quellen zwei ganz hervorragende Porträt (s. Abb. 8 und 12 a), und sie sind sich in allen wichtigen Punkten einig. Wie der Chronist Malalas es ausdrückt:
Abb. 1 Justiniana Prima. Kaiser Justinian verwandelte seinen Geburtsort, einst ein kleines Dorf, in eine Metropole.
Er war klein mit breiter Brust, guter Nase, heller Haut, lockigem Haar, rundem Gesicht, gutaussehend, mit zurückweichendem Haaransatz, gerötetem Teint; Haar und Bart wurden bereits grau. 2
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