(12) Caesar wünschte sehr, mit Pompeius, ehe er abführe, eine Schlacht zu liefern, den Krieg in Italien zu beendigen und ihn deshalb in Brundisium festzuhalten; denn da die Schiffe nicht ausreichten, hatte dieser die Konsuln und andere vorausgeschickt, damit sie nicht, indem sie zurückblieben, ihm treulos würden. 2 Caesar aber, der sah, dass der Platz nicht leicht zu nehmen war, lud ihn, Frieden und Freundschaft anbietend, zu Unterhandlungen ein. Als dieser jedoch erwiderte, dass er seine Anträge den Konsuln, weil diese den Beschluss gefasst hatten, dass mit keinem bewaffneten Bürger unterhandelt werden dürfe, mitteilen wollte, griff er die Stadt an. 3 Pompeius verteidigte sich einige Tage, bis die Schiffe zurück waren. 143Inzwischen hatte er die Straßen zum Hafen verschanzt und verrammelt, um bei der Abfahrt nicht angegriffen zu werden. Nachts fuhr er auf die hohe See und setzte glücklich nach Makedonien über. Brundisium wurde genommen und zwei voll bemannte Fahrzeuge daselbst erbeutet.
(13) So verließ Pompeius sein Vaterland und Italien, indem er von dem, was er früher, da er aus Asien einlief, getan hatte, gerade das Gegenteil wählte und tat, weshalb ihn denn auch das Gegenteil des damaligen Glücks und Ruhmes seiner wartete. 2 Denn er, der früher, um die Mitbürger nicht zu beunruhigen, sogleich in Brundisium seine Heere entlassen hatte, führte jetzt aus Italien andere gegen seine eigenen Mitbürger hinaus, er, der die Reichtümer der Barbaren nach Rom gebracht hatte, führte jetzt alles, was er konnte, ins Ausland fort, 3 verzweifelte an der Heimat und gedachte mithilfe der Fremden, den vordem von ihm selbst Unterjochten, das Vaterland zu bekämpfen, setzte größere Hoffnung der Rettung und der Macht auf jene, als auf seine Landsleute, um die er sich verdient gemacht hatte. 4 Statt wie früher, da er ruhmgekrönt aus den Kriegen heimkehrte, entwich er jetzt gedemütigt und vor Caesar sich fürchtend und erntete statt des Ruhms, den er früher aus des Vaterlands Verherrlichung erworben hatte, durch dessen Preisgabe Schmach und Beschimpfung.
(14) Gleich auf der Höhe von Dyrrhachium erfuhr Pompeius, dass es nicht gut mit ihm enden würde. Bei der Landung wurden einige Soldaten vom Blitz erschlagen und die Feldzeichen von Spinnen umsponnen. Als er aus dem Schiff stieg, folgten ihm Schlangen und verwischten seine Fußstapfen. 2 Diese Vorzeichen wurden ihm zuteil, aber auch der ganzen Stadt hatten sich in diesem Jahr und kurz vor dessen Beginn andere gezeigt. Denn bei inneren Unruhen wird der Staat von beiden Seiten benachteiligt; so ließen sich denn in der Stadt selbst Wölfe und viele Nachteulen sehen 3 und wiederholte Erdbeben mit innerem Gedröhne wurden verspürt. Von Osten nach Westen fuhr am Himmel ein Feuer, ein anderes legte nebst anderen Gebäuden auch den Quirinustempel in Asche, die Sonne verfinsterte sich gänzlich, Blitze beschädigten das Zepter Iupiters, den Schild und den Helm des Mars auf dem Capitol und die Gesetzestafeln, 4 viele Missgeburten wurden von Tieren zur Welt gebracht; auch trug man sich mit einigen Orakelsprüchen als von der Sibylle herrührend. Viele weissagten, vom Geist ergriffen. Kein Stadtpräfekt wurde, wie sonst, des Latinerfestes wegen, gewählt, sondern sein Amt, nach einigen, von den Prätoren versehen; andere aber berichten, dass sie es erst im folgenden Jahr getan hätten. 5 In jenem geschah es wenigstens ebenfalls. In diesem Jahr starb auch Perperna, der mit Philippus Zensor gewesen war, der letzte von allen, die im Senat saßen und seine Zensur noch erlebt hatten. Auch dies schien Vorbedeutung. 6 Natürlich erregten diese Wunderzeichen Unruhe; da aber beide Teile glaubten und hofften, dass sie nur dem Widersacher Unheil bringen würden, wurden sie nicht gesühnt.
(15) Caesar machte vorerst gar keinen Versuch, nach Makedonien überzusetzen, da er keine Schiffe hatte und für Italien fürchtete, es könnten Pompeius’ Unterbefehlshaber aus Hispanien herüberkommen und es besetzen. Damit aber keiner der Abgesegelten nach Brundisium zurückkäme, legte er eine Besatzung dahin, ging nach Rom 2 und sprach in einer ihm von Antonius und Longinus außerhalb der Ringmauer veranstalteten Sitzung des Senats, den sie, die früher aus dem Senat Gestoßenen, jetzt versammelt hatten, Worte der Milde und Mäßigung, um ihnen für den Augenblick Wohlwollen und für die Zukunft gute Hoffnung einzuflößen. 3 Denn da er sie, über das Vorgefallene missvergnügt, seine Heeresmacht mit schrägen Augen betrachten sah, wollte er sie beruhigen und sich abregen machen, auf dass sie, während er den Krieg führte, sich ruhig verhielten. 4 Deshalb erlaubte er sich auch gegen keinen Vorwürfe oder Drohungen, brach vielmehr gegen diejenigen, welche ihre Mitbürger zu bekriegen sich unterstanden, in Verwünschungen aus und stellte schließlich den Antrag, des Friedens und der Eintracht wegen sogleich Gesandte an Pompeius abzuordnen.
(16) In gleichem Sinne sprach er sich gegen das Volk aus, das sich außerhalb der Ringmauer versammelt hatte, gab Befehl, aus den Inseln Getreide herbeizuschaffen und versprach, jedem 75 Drachmen zu schenken. Damit vermeinte er, dieselben zu ködern. Die Leute aber bedachten, dass einer, der nach einem Gute noch trachtet, anders denkt und handelt, nachdem er in den Besitz desselben gelangt ist, 2 dass er am Beginn einer Unternehmung denen, die ihm entgegenwirken konnten, alles Schöne und Gute verspreche, nach Erreichung seiner Absichten aber der Verheißungen nicht nur nicht mehr gedenke, sondern die durch sie erlangte Macht wider sie selbst gebrauche. 3 Sie erinnerten sich noch zu gut, wie Marius und Sulla, trotz der schönsten Versprechungen, von allem das Gegenteil getan hatten, und merkten, dass er ihrer bedurfte. Zudem mussten sie überall in der Stadt, und zwar in großer Anzahl, die Bewaffneten Caesars erblicken und konnten deshalb seinen Reden keinen Glauben und kein Vertrauen schenken 4 noch sich von der früher gefassten Furcht befreien, sondern beargwöhnten ihn, zumal da die Gesandten, welche den Frieden unterhandeln sollten, zwar gewählt, aber nicht abgeschickt wurden, und selbst Caesars Schwiegervater Piso, als er die Sache in Erinnerung brachte, dafür übel angesehen wurde.
(17) Weit entfernt, die versprochenen Spenden zu erhalten, mussten die Römer in der Stadt ihm alle im Schatz befindlichen Gelder zum Unterhalt der von ihnen gefürchteten Soldaten ausliefern. Sodann legten sie, als stünde alles zum Besten, das Friedenskleid an, was sie bis dahin noch nicht getan hatten. 2 Zwar erhob ein Volkstribun, Lucius Metellus, gegen den Vorschlag wegen der Gelder Einspruch und begab sich, als er nichts ausrichtete, zur Schatzkammer, wo er die Tore bewachte. Die Soldaten aber kehrten sich so wenig an seine Bewachung wie an seine Einsprache, brachen das Schloss auf (den Schlüssel hatten die Konsuln, als könnte man statt seiner sich nicht der Beile bedienen, mitgenommen) und trugen alle Gelder fort. 3 So wurde auch alles andere, wie ich schon mehrfach dargelegt habe, unter dem Schein der Rechtmäßigkeit, in Wirklichkeit aber auf dem Wege der Gewalt beschlossen und vollzogen (und zwar wurde das meiste von Antonius in Antrag gebracht). Beide Teile nämlich nannten die Parteigegner Feinde des Vaterlands und behaupteten nur für dieses zu kämpfen, während sie allein den eigenen Vorteil bedachten und beide gleichermaßen das Gemeinwesen zugrunde richteten.
(18) So verfuhr hier Caesar und nahm sodann Sardinien und Sizilien, aus denen die Statthalter entwichen waren, ohne einen Schwertstreich in Besitz; Aristobulos entließ er nach Palästina, damit er dort gegen Pompeius aufträte. 2 Den Söhnen der von Sulla Geächteten gestattete er wieder die Bewerbung um Ämter und ordnete auch alles andere in der Stadt und dem übrigen Italien, wie es ihm unter den damaligen Umständen am förderlichsten war. 3 Dies nun überließ er Antonius; er selbst aber ging nach Hispanien ab, das sich aufs Kräftigste der Sache des Pompeius annahm und befürchten ließ, dass es auch Gallien zum Abfall bewegen möchte. 4 Mittlerweile war nebst anderen Senatoren auch Cicero, der sich vor Caesar nicht hatte blicken lassen, zu Pompeius, der ihm die bessere Sache zu verfechten schien und voraussichtlich Sieger blieb, weggegangen. 5 Vor ihrer Abfahrt nämlich hatten die Konsuln und er, als Prokonsul, allen geboten, ihm nach Thessaloniki zu folgen, da Rom von den Feinden besetzt wäre, sie selbst aber auch den Senat ausmachten und überall, wohin sie kämen, den Mittelpunkt des Staates bildeten. 6 Zu ihnen traten deswegen teils sogleich, teils später, die meisten Senatoren und Ritter sowie alle Städte über, die nicht im Bereich der Waffen Caesars lagen.
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