(17) Woher sie diese Benennung haben, weiß ich nicht; sie erstreckt sich aber auch auf Ausländer, die nach denselben Gesetzen leben. Auch unter den Römern gibt es von dieser Gattung Leute, welche, obgleich oft unterdrückt, dennoch dergestalt sich angesammelt hat, dass sie die freie Ausübung ihrer Gesetze durchgesetzt hat. 2 Sie unterscheiden sich von anderen Menschen sowohl in ihrer ganzen Lebensordnung als auch darin, dass sie keinen der anderen Götter verehren und ausschließlich auf den einen all ihre Anbetung beschränken. Auch hatten sie in Jerusalem selbst kein einziges Götterbild, ihren Gott halten sie für unaussprechlich und unsichtbar und übertreffen in eifrigem Gottesdienst alle übrigen Menschen. 3 Ihm bauten sie einen sehr großen, prachtvollen Tempel; nur ist er offen und ohne Dach. 97Der Saturnustag ist ihnen heilig, an ihm haben sie außer anderen seltsamen Gebräuchen auch den, dass sie keine Arbeit verrichten dürfen. 4 Das Nähere über ihren Gott, den Ursprung seiner Verehrung, ihre Furcht vor demselben ist von vielen geschrieben und gehört nicht in diese Geschichte.
(18) Die Einteilung der Tage nach den sieben sogenannten Wandelsternen (Planeten) ist bei den Ägyptern aufgekommen und jetzt bei allen Völkern, jedoch, glaube ich, nicht vor langer Zeit angenommen worden. Die alten Hellenen wenigstens wussten, soviel mir bekannt ist, nichts davon. 2 Da dieselbe aber jetzt bei allen Völkern und selbst bei den Römern üblich und gewissermaßen heimisch geworden ist, so will ich mit wenigem darzulegen suchen, wie und auf welche Weise man diese Einrichtung getroffen hat. Mir sind zwei Berechnungen bekannt, die zwar leicht verständlich sind, sich aber auf eine gewisse Theorie stützen. 3 Wenn man die sogenannte Harmonie, diatessaron 98(welche als Hauptteil der Musik angenommen wird) auf die Sterne, auf denen die ganze Ordnung der Himmelsbewegung beruht, und zwar so, wie jeder seine Bahn beschreibt, anwendet und nun von dem äußersten Kreis, dem des Saturnus beginnt, 4 unter Übergehung der zwei folgenden den Herrn des vierten [Kreises] nimmt, von diesem dann wieder zwei Kreise überspringt, auf den siebten fortrechnet, auf die gleiche Weise auch die Übrigen durchgeht und die Tage nach den Göttern dieser Kreise der Reihe nach benennt, so findet man, dass diese alle zu der Himmelsordnung in musikalischem Verhältnis stehen.
(19) Dies ist die eine Berechnungsweise. Die zweite ist Folgende: Man zählt die Stunden des Tages und der Nacht von Eins an, gibt die erste dem Saturn, die zweite dem Iupiter, die dritte dem Mars, die vierte der Sonne, die fünfte der Venus, die sechste dem Merkur und die siebte dem Mond, 2 je nach der Ordnung der Kreise, wie sie die Ägypter rechnen, fährt so auf gleiche Weise fort, bis man alle vier Stunden durchgerechnet hat, und man wird finden, dass die erste Stunde des folgenden Tags auf die Sonne kommt. 3 Verfährt man mit den nächsten 24 Stunden wie zuvor, so trifft die erste Stunde des dritten Tags auf den Mond, und bei weiterer Durchrechnung wird jeder Tag den ihm zukommenden Gott erhalten. So gibt es die Überlieferung.
(20) Nachdem Pompeius auch diese Unternehmung beendet hatte, ging er noch einmal an den Pontos, übernahm die festen Plätze und kehrte über Kleinasien und Griechenland nach Italien zurück. 2 Viele Schlachten hatte er gewonnen, viele Fürsten und Könige mit Waffengewalt oder durch Vertrag unterworfen, acht Städte und Landschaften bevölkert, den Römern bedeutende neue Geldquellen eröffnet, die meisten den Römern unterworfenen Staaten auf dem Festland Asiens nach eigenen Gesetzen und Verfassungen aufs Beste geordnet, sodass noch jetzt seine Einrichtungen bestehen. 3 Alle diese wichtigen Leistungen aber, die vor ihm noch kein Römer vollbracht hatte, könnte man doch vielleicht zum Teil auf Rechnung des Glücks und der Mitkämpfer setzen. Was aber alleiniges Werk des Pompeius war und allgemeine Bewunderung verdient, ist, 4 dass er – an der Spitze so großer Heere zu Land und zur See, bei den bedeutenden Geldmitteln, die er aus den Gefangenen gewonnen hatte, nachdem er sich viele Fürsten und Könige zu Freunden gemacht und alle Völker, bei denen er befehligt, durch Wohltaten sich verbunden hatte, 5 während er ganz Italien bewältigen und Roms ganze Macht an sich reißen konnte, da die meisten ihn freiwillig als Oberherrn anerkannt, die anderen, welche etwa widerstanden, bald aus Ohnmacht sich ihm gefügt hatten – dieses verschmähte und, 6 sobald er nach Brundisium kam, sogleich unaufgefordert, und ohne dass der Senat oder das Volk es beschlossen hatte, all seine Heere entließ und sich ihrer nicht einmal zur Verherrlichung seines Triumphzuges bedienen wollte. Denn wohl wissend, wie sehr man das Betragen des Marius und des Sulla verabscheute, wollte er die Römer, auch nicht auf wenige Tage, der Besorgnis ähnlicher Schreckensszenen aussetzen.
(21) Auch nahm er keinen der vielen Beinamen an, zu denen er [aufgrund der eroberten Gebiete] berechtigt war. Er verstand sich aber zu dem größeren Triumph, welcher ihm, obgleich er bisher ohne Beisein der Siegesgenossen nicht gestattet war, zuerkannt worden war. 2 Er hielt ihn über alle seine Siege auf einmal. Den anderen, schön verzierten Siegeszeichen über jede, auch die geringste seiner Taten, folgte ein großes, reich geschmücktes mit der Aufschrift: »Über die Welt.« 3 Jedoch legte er sich keinen Beinamen zu und begnügte sich mit dem Magnus , den er schon vor seinen jetzigen Kriegstaten erhalten hatte. Er strebte nach keiner übermäßigen Auszeichnung, und wenn ihm eine in seiner Abwesenheit zuerkannt worden war, machte er nie mehr als einmal Gebrauch davon. 4 So sollte ihm z.B. bei allen Festlichkeiten den Lorbeerkranz und Feldherrnmantel, bei Ritterkämpfen aber das Triumphkleid zu tragen gestattet sein. Diese Ehren wurden ihm, so sehr auch Marcus Cato dagegen war, hauptsächlich auf Betreiben Caesars zuerkannt.
(22) Was dieser für ein Mann war, wie er der Menge schmeichelte, den Pompeius zwar untergrub, beim Volk aber, um seine Gunst zu gewinnen und den eigenen Einfluss zu mehren, empfahl, ist schon früher gesagt worden. Cato, aus dem Geschlecht der Porcier, nahm sich in allem seinen berühmten Vorfahren zum Vorbild, übertraf ihn aber durch seinen Eifer für griechische Bildung. 2 Immer nur auf das Wohl des Volkes bedacht, bewunderte er niemanden, liebte das Volk über alles, sah und hasste in jedem hervorstechenden Talent einen Feind der Freiheit und war allem, was das Volk berührte, aus Mitleid für dessen Schwäche eifrig zugetan. 3 Ein Volksfreund wie keiner, verfocht er das Recht sogar mit Gefahr für sich selbst, ganz freimütig. All dies tat er nicht, um Macht, Ruhm oder Ehre zu erlangen, sondern einzig, um die Freiheit im Staat vor der Willkür Einzelner zu bewahren. 4 Mit diesen Grundsätzen trat er damals zum ersten Mal auf und bekämpfte die Volksbeschlüsse, nicht aus Feindschaft gegen Pompeius, sondern weil sie gegen die Gesetze der Väter waren.
(23) Die erwähnten Rechte wurden dem abwesenden Pompeius zugesprochen. Als er kam, erhielt er nichts mehr. Doch hätte man ihm noch mehr gegeben, wenn er es begehrt hätte. Wenigstens wurde anderen, die weniger mächtig waren als er, oft viel und übertriebene Ehre zuerkannt. Dass man es aber nicht mit gutem Willen tat, ist unverkennbar. 2 Pompeius also, überzeugt, dass alles, was das Volk den Großen selbst mit dem besten Willen gibt, den Verdacht errege, es sei durch den Einfluss der Mächtigen abgerungen und dem Empfänger als eine Gabe nicht des freien Willens, sondern des Zwangs, nicht des Wohlwollens, sondern der Schmeichelei, [und insofern] wenig Ehre bringe, verbot seinen Leuten gleich zu Anfang, eine Ehrenbezeichnung für ihn vorzuschlagen. 3 Dies, so meinte er, sei immer noch besser, als das Zuerkannte nicht anzunehmen. Das eine erzeuge Hass wegen der Übermacht, die es durchgesetzt hat, und wenn man es ausschlage, da es doch als Geschenk von Männern sei, die sich, wo nicht für mehr, wenigstens für gleichberechtigt halten, so werde dies als Geringschätzung und Übermut ausgelegt, während man im anderen Fall den Namen eines anspruchslosen Bürgers nicht zum Schein, sondern durch die Tat erwerbe. 4 Er hatte fast all seine Ehrenstellen und Oberbefehle gegen die Vorschrift der bestehenden Gesetze erhalten und verzichtete gerne auf solche, die weder ihm noch anderen etwas halfen, sondern ihm den Hass und den Neid selbst der Geber zuzogen. Dies geschah jedoch erst in der späteren Zeit.
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